Böse Gewerkschaften

Hallo Experten

Jedes Jahr das gleiche Spiel:smiley:ie „bösen“ Gewerkschaften wollen mehr Geld. Und die armen Arbeitgeber werden durch Streikforderungen unter Druck gesetzt.

Aber kann unser Wirtschaftsystem ohne diese Tariferhöhungen auf Dauer überleben ?

Also wieder großes Blendwerk,oder liege ich irgendwie falsch?

Gruß Robert

Hi!

Jedes Jahr das gleiche Spiel:smiley:ie „bösen“ Gewerkschaften wollen
mehr Geld. Und die armen Arbeitgeber werden durch
Streikforderungen unter Druck gesetzt.

Aber kann unser Wirtschaftsystem ohne diese Tariferhöhungen
auf Dauer überleben ?

Nein, es geht lediglich um die Höhe der Forderungen. Außerdem konnte man sich doch einigen.

Also wieder großes Blendwerk,oder liege ich irgendwie falsch?

Ja, denn eigentlich bräuchten wir die Gewerkschaften nicht mehr.
Betriebsräte könnten auf Firmenebene viel effektiver Verhandeln. Ein bundesweiter Tarifvertrag ist Steinzeit.

Ich würde als Arbeitgeber einfach beim nächsten Streik aussperren.
Danach würde ich Angebote an MA machen, die nicht in der Gewerkschaft sind und meinen Betriebsrat zum Verhandlungspartner machen.

So müsste sich die Macht dieser antiquierten Einrichtungen am effektivsten unterminieren lassen. :smile:)

Gruß,

Mathias

Gruß Robert

Hallo Robert

Jedes Jahr das gleiche Spiel:smiley:ie „bösen“ Gewerkschaften wollen
mehr Geld. Und die armen Arbeitgeber werden durch
Streikforderungen unter Druck gesetzt.

Ja genau, unter Druck gesetzt. Da eigentlich alle Seiten von vorne herein wissen, wie sich die Tarifabschlüsse entwickeln, würde ich es begrüssen, dass martialische Gehabe und die uferlos überzogenen (aber medienwirksamen) Forderungen sein zu lassen und von Anfang an realistische, auf Konsens ausgerichtete Gespräche zwischen AG und AN zu führen. Realistisch ist meiner Meinung nach je nach wirtschaftlicher Lage ein Wert rund um den Inflationsausgleich. Alles, was darüber hinausgeht, ist m.E. nach nur aussertariflich in Einzelverhandlungen aufgrund entsprechender Arbeitsleistung zu rechtfertigen. Ansonsten halte ich die von Mathias geäusserte Idee der Haustarifverträge für absolut gerechtfertigt, da sie der wirtschaftlichen Situation der einzelnen Unternehmen wesentlich gerechter werden können als Flächentarifverträge.

Aber kann unser Wirtschaftsystem ohne diese Tariferhöhungen
auf Dauer überleben ?

Zwangsläufig nicht, da die Binnennachfrage nur durch ein entsprechendes Lohn-/Gehaltsniveau aufrecht erhalten werden kann. Ich will auch die Gewerkschaften nicht abschaffen, da ich gerade im arbeitsrechtlichen Bereich eine Interessenvertretung der AN für erforderlich halte. Allerdings wäre es langsam an der Zeit, dass sich die Gewerkschaften der wirtschaftlichen Realität stellen.

Also wieder großes Blendwerk,oder liege ich irgendwie falsch?

Auf jedenfall ein dummes und unnötiges Schauspiel; die Drohgebärden der Gewerkschaftsbasis hätte man sich auch schenken können. Besonders interessant war für mich das Ergebnis der Urabstimmung im öffentlichen Dienst: die Gewerkschaftsführer waren gegen einen Streik, diejenigen, bei denen eine Tariferhöhung wirklich sinnvoll wäre haben sich gegen (DAG: 72,8%) bzw. nur knapp für (ÖTV: 76,02%) einen Streik ausgesprochen. Die grösste Zustimmung kam von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und von der Polizei, also von Staatsdienern und Studenten. Merkwürdig, nicht wahr?

Gruss
Peter

Hi!

Ich würde als Arbeitgeber einfach beim nächsten Streik
aussperren.
Danach würde ich Angebote an MA machen, die nicht in der
Gewerkschaft sind und meinen Betriebsrat zum
Verhandlungspartner machen.

Schon mal über die Konsequenzen nachgedacht?

  • Jeder „Streikbrecher“ hätte bei den organisierten Kollegen ziemlich verschissen (gibt ein nettes Betriebsklima in Unternehmen, wo der gewerkschaftliche Organisationsgrad bei 50 Prozent oder höher liegt )

  • Aussperrung hat Lohnausfall zur Folge. Während Gewerkschaftsmitglieder Streikgeld bekommen, schauen alle Nichtorganisierten in die Röhre. Ob ein Unternehmen, bei dem mehr als die Hälfte vor den Toren steht, mit Streikbrechern überhaupt produktiv arbeiten kann (und somit Gehaltszahlungen begründet sind), ist zu bezweifeln

  • auch Arbeitgeber sind in Verbänden organisiert, und Verbandsarbeit zwingt zum gemeinsamen Vorgehen. Folglich müßten die Unternehmen aus den jeweiligen Arbeitgeberverbänden austreten, wenn sie Haustarifverträge abschließen wollen.

Ein zweischneidiges Schwert also…

Realistisch ist meiner Meinung nach je nach wirtschaftlicher
Lage ein Wert rund um den Inflationsausgleich. Alles, was
darüber hinausgeht, ist m.E. nach nur aussertariflich in
Einzelverhandlungen aufgrund entsprechender Arbeitsleistung zu
rechtfertigen.

Irgendwie scheint da ein Missverständnis zu bestehen: jeder Arbeitgeber hat die Möglichkeit, aus dem AG-Verband auszuscheiden und Arbeitsverträge einzeln auszuhandeln. Irgendeinen Vorteil scheint es dennoch zu haben, dies nicht zu tun.

Hallo Elmar,

nach meinem Eindruck ist die Mitgliedschaft in Verbänden bzw. Gewerkschaften stark branchenabhängig. Die starken Arbeitgeberverbände sind da, wo es traditionell auch starke Gewerkschaften gibt: in der Industrie und im Handwerk. Erstaunlich ist doch aber, dass gerade junge High-Tech-Unternehmen, fast die gesamte IT-Branche nicht in irgendeiner Form tarifgebunden arbeiten. Die Mitarbeiter werden dort auch nicht wie Sklaven behandelt und können vernünftig verdienen. Ich selbst habe viele Jahre bei Unternehmen in der KFZ-Branche gearbeitet, in denen Worte wie Gewerkschaft oder Arbeitgeberverband Fremdworte waren.

Ganz prinzipiell wird aber unterstellt, die einzige Aufgabe der Verbände sei es, sich einmal jährlich mit den Gewerkschaften über Lohn- und Gehaltsaufbesserungen zu streiten. Da steckt von beiden Seiten erheblich mehr drin.

Das allein ist schon ein Grund, sich einem Verband anzuschliessen bzw. dort zu verbleiben. Weiterhin dürfte es für einen Unternehmer selbstmörderisch sein, aus seinem Verband auszusteigen, solange die Belegschaft gewerkschaftlich organisiert ist. Auch bei der Praxis der Allgemeinverbindlichkeit von Tarifverträgen würde ein Ausstieg nichts nutzen.

Nochmals: die Verbände und Gewerkschaften haben durchaus ihre Existenzberechtigung, ihre vielfältigen Aufgaben sind mit Sicherheit nützlich für ihre Mitglieder.

Zwei Themen sind es halt immer wieder, die mir sauer aufstossen:

  1. Arbeitszeit; ob Lebens- oder Wochenarbeitszeit, der vielfach propagierte mündige Bürger ist durchaus selbständig in der Lage, wieviel Arbeitszeit er investieren muss und möchte, um seine Aufgaben zu erfüllen. Die rigide Arbeitszeitverkürzung führt in vielen Betrieben zum Aufbau von Überstunden bzw. Gleitzeitguthaben. Als nächster Schritt folgt die Androhung von Zwangsmassnahmen gegen den Arbeitgeber seitens Betriebsräten/Gewerkschaften, falls diese Überstunden nicht unterbunden werden. Die AG geben diese Massnahmen gezwungener Massen an die Belegschaft weiter (keine Erfindung, sondern live aus unserem Betriebsalltag). Zu welcher Mitarbeiterzufriedenheit und Leistungsbereitschaft das führt, kannst Du dir sicher vorstellen.

  2. Lohn- und Gehaltsforderungen. Die sind wohl genug diskutiert worden.

Gruss
Peter

Hallo Robert,

ja, ich halte diese Verhandlungen für Blendwerk, für ein überholtes Zeremoniell. Es werden Feindbilder aufgebaut, wo es in Wahrheit zumindest weitgehend deckungsgleiche Interessen gibt. So kann kein Betrieb ein Interesse haben, seine Mitarbeiter miserabel zu bezahlen, sondern vielmehr nach den betrieblichen Möglichkeiten so gut es irgend geht (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel). Inlandsnachfrage, Kaufkraft und Löhne lassen sich nun einmal nicht trennen.

Das bisherige Machtgefüge mit seinen Instrumentarien wird sich über kurz oder lang in Wohlgefallen auflösen. Mitarbeitermotivation durch Erfolgsbeteiligung und leistungsgerechte Bezahlung qualifizierter Arbeit lassen den Gewerkschaftsfunktionären die Mitglieder weglaufen. Für den Malocher, der sein Geld mit Knochenarbeit verdiente, war es wichtig, sich zu organisieren, damit z. B. die Arbeitszeiten und Bedingungen menschlicher wurden. Das ist aber weitgehend Geschichte. Starre Arbeitszeiten, starres Lohngefüge, Bezahlung nach Anwesenheit u. ä. passen nicht mehr in die Zeit. Das früher übliche Klassenbewußtsein abhängig Beschäftigter, die der ausbeutende Chef mit dicker Zigarre unter der Fuchtel hatte, stirbt langsam aus. Wenn heute noch jemand ausgebeutet wird, dann sind es Selbständige, die sich und ihre Gesundheit selbst ausbeuten.

Wenn die Gewerkschaften nicht schleunigst ein neues Selbstverständnis und neue Betätigungsfelder finden, werden sie sich selbst und ihre Rituale überflüssig machen.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

Ich würde als Arbeitgeber einfach beim nächsten Streik
aussperren.
Danach würde ich Angebote an MA machen, die nicht in der
Gewerkschaft sind und meinen Betriebsrat zum
Verhandlungspartner machen.

Schon mal über die Konsequenzen nachgedacht?

Denkt irgendjemand unter den Gewerkschaftsfunktionären ernsthaft über die Konsequenzen eines Streiks nach?

Ich jedenfalls bin der Meinung, daß eine Aussperrung ganz heilsam sein könnte.

  • Jeder „Streikbrecher“ hätte bei den organisierten Kollegen
    ziemlich verschissen (gibt ein nettes Betriebsklima in
    Unternehmen, wo der gewerkschaftliche Organisationsgrad bei 50
    Prozent oder höher liegt )

Dieser Grad sinkt. Die Gewerkschaften verlieren ohnehin Macht und Mitglieder.
Ferner haben m.E. in derartigen Unternehmen wohl eher die streikenden verschissen.
Zumindest geht der Trend dorthin.

  • Aussperrung hat Lohnausfall zur Folge. Während
    Gewerkschaftsmitglieder Streikgeld bekommen, schauen alle
    Nichtorganisierten in die Röhre. Ob ein Unternehmen, bei dem
    mehr als die Hälfte vor den Toren steht, mit Streikbrechern
    überhaupt produktiv arbeiten kann (und somit Gehaltszahlungen
    begründet sind), ist zu bezweifeln

Die nicht Organisierten werden dann wohl ziemlich schnell wieder zur Arbeit gehen…

  • auch Arbeitgeber sind in Verbänden organisiert, und
    Verbandsarbeit zwingt zum gemeinsamen Vorgehen. Folglich
    müßten die Unternehmen aus den jeweiligen Arbeitgeberverbänden
    austreten, wenn sie Haustarifverträge abschließen wollen.

Kein Problem, denn weder Arbeitgeber- noch Arbeitnehmerverbände bringen den Mitgliedern noch so viele Vorteile wie vor 15 Jahren.

Individualität bei den Abschlüssen ist gefragt, sonst ist in diesem Land eine funktionierende IT- oder auch eine brachbare Dienstleistungsbranche nicht etablierbar.

Dieser Notwendigkeit stehen eben die alten Dinosaurierverbände im Weg.

Man muß sich einfach vo der Idee des bösen Unternehmers verabschieden. Ich kenne absolut niemanden, der länger als 1 Jahr bei einem Unternehmen arbeitet und noch Tarif bezahlt wird.

Gruß,

Mathias

Ein zweischneidiges Schwert also…

Hi!

  • Aussperrung hat Lohnausfall zur Folge. Während
    Gewerkschaftsmitglieder Streikgeld bekommen, schauen alle
    Nichtorganisierten in die Röhre. Ob ein Unternehmen, bei dem
    mehr als die Hälfte vor den Toren steht, mit Streikbrechern
    überhaupt produktiv arbeiten kann (und somit Gehaltszahlungen
    begründet sind), ist zu bezweifeln

Die nicht Organisierten werden dann wohl ziemlich schnell
wieder zur Arbeit gehen…

Da hast du was falsch verstanden. Auch wenn die Nichtorganisierten wieder zur Arbeit gehen, ist der Betrieb u.U. produktionsunfähig - und die Nichtorganisierten stehen an Maschinen rum, die nicht laufen. Also schickt der Arbeitgeber die Leute in unbezahlten Urlaub. *Das* war gemeint.

Ich kenne absolut niemanden, der länger als 1
Jahr bei einem Unternehmen arbeitet und noch Tarif bezahlt
wird.

Teufel auch! In welcher Branche arbeitest du?

Frag mal die Kassiererin im kleinen Laden an der Ecke beim nächsten Einkauf, ob sie Außertarif bekommt…

Oder den Handwerker aus dem 9-Mann-Betrieb, der jeden Auftrag nehmen muß, den er kriegen kann…

Oder die Lkw-Fahrer, die Tag für Tag auf der Autobahn unterwegs sind…

Oder die Bedienung im Restaurant, wo du deinen Übertarif verfutterst…

Glaubst du wirklich, die werden alle so supertoll außertarifmäßig bezahlt?

Hi!

Kurze Frage zu deinem Statement:

Mitarbeitermotivation durch Erfolgsbeteiligung und
leistungsgerechte Bezahlung qualifizierter Arbeit lassen den
Gewerkschaftsfunktionären die Mitglieder weglaufen.

Sprichst du von Motivation oder von Motivierung?
Da gibt es einen himmelweiten Unterschied (siehe moderne Theorien zu Thema Management)

Hi Siegfried!

  • Aussperrung hat Lohnausfall zur Folge. Während
    Gewerkschaftsmitglieder Streikgeld bekommen, schauen alle
    Nichtorganisierten in die Röhre. Ob ein Unternehmen, bei dem
    mehr als die Hälfte vor den Toren steht, mit Streikbrechern
    überhaupt produktiv arbeiten kann (und somit Gehaltszahlungen
    begründet sind), ist zu bezweifeln

Die nicht Organisierten werden dann wohl ziemlich schnell
wieder zur Arbeit gehen…

Da hast du was falsch verstanden. Auch wenn die
Nichtorganisierten wieder zur Arbeit gehen, ist der Betrieb
u.U. produktionsunfähig - und die Nichtorganisierten stehen an
Maschinen rum, die nicht laufen. Also schickt der Arbeitgeber
die Leute in unbezahlten Urlaub. *Das* war gemeint.

Das kann passieren. Die Lösund wäre die Auflösung der Gewerkschaften und die Überführung der Gewerkschaftsvermögen in die Rentenkasse.

Ich kenne absolut niemanden, der länger als 1
Jahr bei einem Unternehmen arbeitet und noch Tarif bezahlt
wird.

Teufel auch! In welcher Branche arbeitest du?

Investitionsgüter.

Frag mal die Kassiererin im kleinen Laden an der Ecke beim
nächsten Einkauf, ob sie Außertarif bekommt…

Die Kassiererin in meinem Supermarkt bekommt etwas mehr. Habe sie gefragt.

Oder den Handwerker aus dem 9-Mann-Betrieb, der jeden Auftrag
nehmen muß, den er kriegen kann…

Handwerk hat goldenen Boden. den Jungs geht es besser denn je!

Oder die Lkw-Fahrer, die Tag für Tag auf der Autobahn
unterwegs sind…

Arme Schweine, aber wenigstens arbeiten sie bald in einem anerkannten Lehrberuf. Das könnte die Sache noch etwas entschärfen.

Oder die Bedienung im Restaurant, wo du deinen Übertarif
verfutterst…

Das sind oft Aushilfen. Den Job habe ich lange genug gemacht. Da habe ich ein gutes Gewissen.

Glaubst du wirklich, die werden alle so supertoll
außertarifmäßig bezahlt?

Wir reiten eben beide auf Extrembeispielen herum.

realistisch gesehen ist mein Fazit jedenfalls: wir brauchen keine Gewerkschaften mehr.

Gruß,

Mathias