Bombe oder Boom - ein Link

Hallo,
gerade wurde auf WDR5 eine Sendung wiederholt, die eine nach meinem Empfinden sehr treffende Analyse der Situation im Nahen Osten bietet. Den Text könnt ihr nachlesen unter http://www.wdr5.de/1_universal/xseite.phtml?xs=bombe…
Grüße
Eckard.

Hi Eckard,
danke für den Link, meine Auswahl an deutschem TV ist etwas begrenzt.
Ich fand die Ausführungen sehr schlüssig und sie bestätigen, was ich hier vorort beobachte.

Allerdings hat der Bericht nur die Befindlichkeiten der verschiedenen Regierungen in Betracht gezogen und dabei die jeweiligen Zivilbevölkerungen außer Acht gelassen.
Die 30% Arbeitslose machen der saudischen Regierung in der Tat Kopfzerbrechen. Deshalb gibt es ja seit einigen Jahren ein Programm, das sich “Saudisation” nennt – ein Quotensystem, das daraufabzielt, mittelfristig auf ausländische Arbeitnehmer – Gastarbeiter – verzichten zu können. Wie alle Quotenregelungen ist Saudisation nicht beliebt und treibt zuweilen seltsame Blüten (z.B. sollen in einem Jahr alle Taxifahrer nur noch Saudis sein – total illusorisch und wenn diese Maßnahme von oben eingeführt wird, totales Verkehrschaos). Auf zuvielen Jobs sitzen wenig- oder falschausgebildete Saudis – die entweder nichts tun (weil sie nicht können) oder nichts zu tun haben (weil sie von vorneherein nur aus kosmetischen Gründen eingestellt wurden.
So sind es die Arbeitslosen wie auch diejenigen, die auf Sackgassenpositionen sitzen, die ein grosses Unruhepotential darstellen. Wie in den meisten Ländern sind die Arbeitslosen eher jung und es werden immer mehr – Saudi hat die höchste Geburtenrate der Welt. Wenn die Regierung es nicht bald schafft, diese jungen Männer (Frauen dürfen in Saudi nicht arbeiten), von denen viele eine Schule absolviert haben, die ihnen wenig für’s Berufsleben mitgegeben hat, sinnvoll zu beschäftigen, sieht die Zukunft trüb aus.

Vor dem Krieg war die Angst hier groß – nicht vor dem Krieg selbst, aber vor Ausschreitungen der saudischen Zivilbevölkerung gegenüber westlichen Ausländern, besonders Amerikanern und Briten. Anfang März wurde in Riad ein britischer Staatsangehöriger auf offener Straße erschossen, was viele als Bestätigung dieser Angst sahen. Aber die saudische Regierung scheint vor solchen Taten genausoviel Angst zu haben – seither kann man auch in der Ostprovinz, wo ich lebe, kaum noch umherfahren, ohne in mindestens eine Polizeikontrolle zu kommen. Es ist auffällig, dass hauptsächlich junge Araber kontrolliert werden. Bei strengeren Kontrollen werden von Westlern meist nur die Papiere verlangt; Saudi-Araber werden zwar höflicher behandelt, aber bei ihnen wird auch der Kofferraum durchsucht.
Ansonsten ist es hier seit Kriegsbeginn fast beängstigend ruhig. Die amerikanischen und europäischen Botschaften haben ihren Bürgern geraten, sich unauffällig zu verhalten und unnötige Fahrten zu vermeiden. Es soll einzelne Ausschreitungen gegen westliche Ausländer gegeben haben, die aber nicht mehr als Pöbeleien waren. Es gab keine Demonstrationen. Die (englischsprachigen) Zeitungen schreiben zwar gegen den Krieg, aber relativ zurückhaltend. Propaganda, wie man sie öfter in Bezug auf Israel/Palästina sieht, wird nahezu ausgespart.

Tschuess, Gruesse,
Elke