Border Collie oder Australien Shepherd?

Hallo,

bereits seit 5 Monaten beschäftigen wir uns mit o. g. Frage.
Dabei möchte ich hier keine grundsätzliche Diskussion führen, ob der Hund genügend Auslauf hat und gefördert wird. Wenn dies nicht der Fall wäre, käme ein Hütehund nicht in Frage.

Es geht mir nur um Unterschiede zwischen beiden Rassen und ich möchte diejenigen, die „Erfahrungen“ mit „beiden“ Rassen haben, um Auskunft bitten. In dem jeweiligen Forum wird natürlich der jeweilige Hund in den Himmel gehoben. Dort komme ich einfach nicht weiter auf der Suche nach einer Entscheidung.

Wir sind eine Familie mit Kind (11 Jahre)und einer extrem scheuen Katze. Das letzte halbe Jahr haben wir einen Mix aus beiden Rassen betreut, so dass ich ungefähr abschätzen kann, auf was ich mich da einlasse. Ich kann mich aber zwischen beiden Gruppen nicht richtig entscheiden und bitte daher um euere Hilfe.

Gruß Isolde

Hallo Isolde,

hast Du schon einmal hier geschaut?

http://www.flying-high.eu/AussieUndBorder.html

Viele Grüße

Kathleen

Danke Kathleen. Ich hatte den Artikel schon entdeckt. Wie gesagt beschäftige ich mich schon seit Monaten mit der Frage, komme aber zu keinem Ergebnis.

Gruß Isolde

Liebe Isolde,

Wie
gesagt beschäftige ich mich schon seit Monaten mit der Frage,
komme aber zu keinem Ergebnis.

da Dich beide Rassen ja faszinieren, würde ich die Frage umkehren: Was können wir als Familie bieten, um einen auf Dauer ausgeglichenen Hund (ohne die besagten Verhaltensauffälligkeiten) heranzuziehen.

Was die Auslastung angeht, stellt sich bei den beiden Rassen ja weniger die Frage.

Viel mehr:
1.) Wer wird die Hauptbezugsperson sein?
2.) Herrscht in der Familie Konsens bezüglich einer konsequenten Erziehung?
3.) Was traust Du Deinem Kind zu?
etc.

Mich (persönlich) würde der eventuell durchschlagende Schutztrieb des AS abhalten - ebenso die „konsequente Hand“ (die natürlich jeder Hund benötigt), wenn mehrere Familienmitglieder Bezugspersonen darstellen; auch wenn man so häufig liest, dass AS eher den „Famlienhund“ abgeben.

Als ich damals mit meinem BC beim „Welpentreffen“ war (die Besitzerin hatte neben dem Muttertier noch einen Bruder meines Hundes behalten), habe ich bemerkt, dass mein Hund im Alter von 5 Monaten um einiges besser gehorchte als seine Mutter/sein Bruder. Beide Hunde wirkten auch um einiges „aufgedrehter“ (der Bruder zeigte auch Aggressionen).

Ich bilde mir ein, dass es daran lag, dass mein Hund von klein auf seine Ruhephasen verordnet bekommen hat. Aber kannst Du das mit einem 11-jährigen Kind garantieren?

Als pubertierender Junghund hat mich mein Hund aber auch manches Mal zur „Weißglut“/Verzweiflung gebracht. Dem konnte man nur mit einer konsequenten Haltung begegnen. Mein Mann (damals nicht so Hunde erfahren) hat mir in der Erziehung häufig einen Strich durch die Rechnung gemacht - und das hat der Hund gnadenlos ausgenutzt. Wenn ich mir vorstellte, einen AS zu haben…

Ein AS, den wir im Urlaub an der Ostsee kennengelernt haben, empfand ich als total „überdreht“ und wuselte die ganze Zeit um seine Familie herum (seine Familie erklärte, es läge daran, dass er sich ja im Urlaub so freute, den ganzen Tag seine Bezugspersonen um sich zu haben).

Eine anderer BC dort (ca. 1 Jahr) war total auf sein Herrchen (oder besser auf seinen Ball) fixiert und hat keine „sozialen“ Kontakte zu den anderen Hunden gesucht.

Kurzum: Alles kann sein! Ich denke, die Entscheidung sollte von Euren Lebensumständen, Euren Vorstellungen über den Charakter, Eurer Erziehung(s-Erfahrung) usw. abhängen.

Wie sieht denn charakterlich Euer „Traumhund aus“?

Die Rasse muss „passen“, aber man kann Hunde auch eben (in einem passenden Umfeld) passbar machen.

Liebe Grüße
Kathleen

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Hallo Isolde,

vorab: Ganz entscheidend für das Verhalten eines Hundes ist die Zucht, aus der er kommt. Und da gibt es gerade bei den beiden von dir genannten Rassen aufgrund ihres Modehund- Images sehr viel mehr Schlechtes als Rechtes.

Dass es Hunde aus Arbeits- und aus Showlinien gibt, weißt du vermutlich bereits. Diese Trennung funktioniert aber nur bei sorgfältigen Zuchten, bei denen Verpaarungen über viele Generationen hinweg dokumentiert werden. Eine Abstammung, die maximal bis zu den Großeltern zurückzuverfolgen ist, hat hier keinerlei Aussagekraft. Ich würde immer dazu raten, bereits bei der Anfrage nach den Zuchtlinien zu fragen und sich über diese kundig zu machen, bevor man überhaupt in die Zuchtstätte fährt. Bestimmte Züchter werden da schnell einsilbig werden :smile:.

Nach meiner Erfahrung sind Hunde aus Arbeitslinien besser zu führen als die aus Showlinien - auch wenn landläufig gerne das Gegenteil behauptet wird. Der Grund: Hunde aus Arbeitslinien zeigen häufig eine deutlich bessere Unterordnungsbereitschaft, da sie auf Führigkeit selektiert werden. Hunde aus Showlinien werden bevorzugt auf ihr Aussehen hin gezüchtet. Der sprichwörtliche Arbeitswille ist bei beiden zu finden.

In meiner Arbeit als Ausbilderin hatte ich mit beiden Rassen zu tun. Ich persönlich würde aus dieser Erfahrung heraus eher zu einem Border Collie als zu einem Australian Shepherd raten. Die Borders sind - nach meiner Auffassung zu Unrecht - wegen ihrer hohen Arbeitsmotivation verrufen. Wie Kathleen aber bereits sehr treffend geschrieben hat, entstehen die Probleme weniger aus der Rasse, sondern primär aus der Erziehung und Führung. Wer einen Sportler zur Höchstleistung trainiert, muss sich nicht wundern, wenn das Ergebnis ein Hochleistungssportler ist.

Insgesamt habe ich aber deutlich weniger aggressive Border Collies als Australian Shepherds erlebt. Auch hier ist natürlich wiederum die Qualität der Zucht mitentscheidend, dennoch ist die Neigung der Shepherds zur Unsicherheit (und der häufig damit verbundenen Angstaggressivität) in meinen Augen höher. Da AS zudem auch aus ihrer Geschichte heraus über Schutztrieb verfügen, ist dieser in Kombination mit Unsicherheit oft ziemlich fatal.

Was beide Rassen brauchen, ist eine konsequente Führung. Und auch hier kann ich Kathleen nur zustimmen: Die Erziehung zur Ruhe ist ein wesentlicher Bestandteil derselben. Gerade Kinder, die gerne mit Hunden toben, müssen hier Beschränkungen in Kauf nehmen. Auf Wurfspiele jeglicher Art (egal ob Ball, Stock oder Frisbee) sollte man von Anfang an völlig verzichten. Hier neigen besonders die Borders schnell zu Stereotypien.

Insgesamt geht mein Rat dennoch in Richtung Border Collie.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Kathleen,

wie kann ich mir die Ruhepausen vorstellen? Wie oft täglich und ungefähr wie lange haben sie stattgefunden und hast du dem Hund ein Spielzeug gegeben, um sich selbst zu beschäftigen? Ich habe auch gelesen, dass Ruhepausen sehr wichtig sind und ich denke, dann wenn mein Sohn Hausaufgaben macht, hat der Hund genügend Zeit, um sich allein zu beschäftigen. Das finde ich auch sehr wichtig.

Ob das mit mir als alleinige Bezugsperson klappt, da habe ich so meine Zweifel. Mein Sohn ist sehr lebhaft und sogar unser BC-AS-Mix war so auf ihn fixiert, dass er wie ein Stein auf der Straße lag und nicht mit mir ging, wenn mein Sohn nicht auch mit spazieren ging. Wir bevorzugen einen eher „ruhigeren“ Welpen. Er sollte sich mit anderen Hunden und auch unserer Katze gut verstehen, was wohl auch Erziehungssache ist. Mit meinem Mann wird es mir ebenso gehen wie dir. Ich denke, er wird nicht kosequent genug handeln. Ich hingegen hatte bereits einen Irish Setter und bin „etwas“ erfahrener. Allerdings bin ich halbtags berufstätig und mache mir auch dahingehend so meine Sorgen.

Übrigens wurde mir abgeraten, einen Hund mit den zahlreichen anderen Hunden in unserer Nachbarschaft spielen zu lassen, weil er dann evtl. nicht mehr so gut auf die Bezugsperson hört. Kannst du das bestätigen?

Gruß Isolde

Hallo Jule,

die Züchter von BC und AS, die ich bereits teilweise auf Ausstellungen getroffen habe, betreiben seit mehr als 20 Jahren ihre Zucht. Ich kenne ebenfalls einige der vermittelten Hunde und weiß, dass die Züchter sehr gewissenhaft sind. Jedoch hätte ich tatsächlich nur die Eltern des Welpen genauer betrachtet. Dass ich den Stammbaum so weit zurück verfolgen sollte, ist mir neu. Also wieder was dazu gelernt.

Ich möchte auch dich fragen, wie ich ihn am besten zur Ruhe erziehen kann. Wie schon geschrieben, werde ich darauf achten, dass der Hund seine Ruhe bekommt. Nur wie oft und wie lange und wie kann er sich selbst beschäftigen?

Nun dass du Wurfspiele so total ablehnst, wundert mich. Auf der anderen Seite kenne ich einen BC, der nichts anderes mehr als seinen Ball im Kopf hat. Mit diesem Hund ist (zumindest draußen) nix mehr anzufangen, außer Ball werfen. Das nervt total. So sollte es nicht sein. Aber ein vernüftiges Mittelmaß zu finden, müsste doch möglich sein, oder?

Auf jeden Fall danke ich dir, für deine ausführliche und offene Antwort.

Gruß Isolde

Hallo Isolde,

wie kann ich mir die Ruhepausen vorstellen? Wie oft täglich
und ungefähr wie lange haben sie stattgefunden und hast du dem
Hund ein Spielzeug gegeben, um sich selbst zu beschäftigen?

Ruhe soll heißen: wirkich Ruhe, sprich: Der Hund soll auf seinem Platz liegen und keinem Reiz nachgehen/schlafen. Das gilt übrigens auch für die Nacht: Der Schlafplatz sollte so „reizfrei“ wie möglich sein (mein Hund schläft von der ersten Nacht an weggesperrt in einem kleinen Flur).

Wann und wie viele Ruhephasen habe ich persönlich von meinem Hund und die Aktivitätsintensität abhängig gemacht - aber vielleicht kann Jule hierzu etwas schreiben. Ich habe bei meinem Hund gemerkt, wenn er sich nicht mehr 100%ig auf die Sache/auf mich konzentriert hat, und dann hieß es eben „Schluss“. Es gab Momente, in denen ich selbst nicht so aufmerksam war, und habe dann mitbekommen, dass mein Hund sehr schnell „überdreht“ (total unkonzentriert wurde und überhaupt nicht mehr gehorchte, sondern alles Gelernte wie blöd abspulen wollte) - dann ist die Ruhe zu spät verordnet worden.

Ich habe auch gelesen, dass Ruhepausen sehr wichtig sind und
ich denke, dann wenn mein Sohn Hausaufgaben macht, hat der
Hund genügend Zeit, um sich allein zu beschäftigen. Das finde
ich auch sehr wichtig.

Ja, der Hund muss darüber hinaus lernen, dass der Mensch nicht dafür da ist, ihn 24 Stunden zu bespaßen, und sich selber zu beschäftigen, aber das sind keine wirklichen Ruhephasen.

Dein Hund wird nach Reizen „süchtig“ sein - und ein Reiz kann recht schnell auch nur ein „falsches Wort“ sein. Beispiel: Mein Hund schläft (anscheinend), aber wenn jemand (mein Mann hat das anfangs blöderweise aus purer Provokation gemacht) sagt: „Spazieren gehen?“, steht mein Hund hellwach bei Fuß.

Ob das mit mir als alleinige Bezugsperson klappt, da habe ich
so meine Zweifel. Mein Sohn ist sehr lebhaft und sogar unser
BC-AS-Mix war so auf ihn fixiert, dass er wie ein Stein auf
der Straße lag und nicht mit mir ging, wenn mein Sohn nicht
auch mit spazieren ging.

„Bezugsperson“ und „Fixierung“ sind nicht gleich bedeutend. Beispiel: Ich habe den Hund erzogen und bin auch die, die konsequent ist und (für Außenstehende) auch mal die „Böse“ darstellt (ach, lass ihn doch, er macht doch gar nichts etc). Mein Mann ist nur am Wochenende da und hat einzig und allein die „Funktion“ der Bespaßung. Das bedeutet aber auch, dass mein Hund am Wochenende immer total auf meinen Mann fixiert ist, da ja was passieren könne. Er findet auch kaum Ruhe, da er ständig denkt, etwas verpassen zu können. Ich kann nur froh sein, dass mein Mann nicht Tag täglich hier war/ist, sonst wäre mein Hund nicht mein Hund! :smile: Aber als „Autorität“ erkennt mein Hund meinen Mann nicht an!

Was ich damit sagen will: Wenn Dein Sohn so lebhaft ist, muss Dein Sohn bezüglich des Hundes „miterzogen“ werden: Er muss Ruhe ausstrahlen und den Hund auch mal in Ruhe lassen. Das ist bei einem BC besonders schwer, da er immer wieder ankommen wird und einen herzzerreißenden Blick aufsetzen wird. Außerdem zeigt ein BC viel zu spät seine Müdigkeit (s.o.). Ein BC lernt schnell - aber eben auch schnell Fehler.

Wir bevorzugen einen eher „ruhigeren“
Welpen.

Ein Welpe (gleich welcher Rasse) wird immer lebhaft sein - sicherlich gibt es in einem Wurf charakterliche Unterschiede - aber auch aus seiner Schlaftablette kann man einen nervösen Hund machen.

Er sollte sich mit anderen Hunden und auch unserer
Katze gut verstehen, was wohl auch Erziehungssache ist.

Ich habe zwei Katzen (ein Kater war schon vor dem Hund da, der andere kam später hinzu). Es gibt überhaupt keine Probleme (im Gegenteil: sie beschmusen sich, die Katzen fressen aus dem Hundenapf, was dieser auch erlaubt). Man sollte jetzt aber nicht annehmen, dass dies von vornherein der Fall war. Aber so lange die Katze genügend Rückzugsmöglichkeiten hat, die für den Hund tabu sind (bei mir ist es das 1. OG), sehe ich hier kein Problem.

Mit
meinem Mann wird es mir ebenso gehen wie dir. Ich denke, er
wird nicht kosequent genug handeln. Ich hingegen hatte bereits
einen Irish Setter und bin „etwas“ erfahrener. Allerdings bin
ich halbtags berufstätig und mache mir auch dahingehend so
meine Sorgen.

Schmunzel, dann muss Dein Mann eben auch „miterzogen“ werden (und bei mir war dies schwerer, als den Hund zu erziehen!) :smile:

Übrigens wurde mir abgeraten, einen Hund mit den zahlreichen
anderen Hunden in unserer Nachbarschaft spielen zu lassen,
weil er dann evtl. nicht mehr so gut auf die Bezugsperson
hört. Kannst du das bestätigen?

Überhaupt nicht: Mein Hund ist mit der Hündin meiner Mutter groß geworden, die ihn gehörig miterzogen hat: Von ihr hat er die richtige Hundekommunikation gelernt. Auf unseren Spaziergängen hat er immer mit Hunden aus der Nachbarschaft gespielt und in den Urlauben mit zig Hunden an der Ostsee getobt. Es war immer eine gute Trainingseinheit, ihn dann aus diesem Spiel abzurufen.
Und er hat sich noch nie mit einem anderen Hund angelegt.

Aber das sind alles nur meine Erfahrungen. Jule wird Dir sicherlich zu all Deinen Fragen noch eine professionellere Antwort geben können.

Liebe Grüße

Kathleen

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Hallo Isolde,

Ich möchte auch dich fragen, wie ich ihn am besten zur Ruhe erziehen kann.

Der Welpe muss bereits als Welpe lernen, dass es Auszeiten gibt, die ihm verordnet werden. Grundsätzlich macht das für alle Rassen Sinn, für BC ist es nach meiner Überzeugung elementar. Dabei heißt Ruhe auch Ruhe und nicht, sich irgendwie selbst beschäftigen.

Am besten funktioniert das mit einer Box. Da eine solche ohnehin fürs Autofahren die sicherste Möglichkeit der Unterbringung ist, lohnt sich die Anschaffung auf jeden Fall. Der Welpe sollte vom ersten Tag an diese Box als Ruheplatz kennenlernen. Idealerweise holt man ihn in dieser Box bereits beim Züchter ab. Dann hat er bereits auf der Heimfahrt Gelegenheit, sich daran zu gewöhnen.

Vermutlich wird er am Anfang jammern, aber das sollte man einfach ignorieren und ihn auch nicht ansprechen oder anfassen. Ein Hund braucht keine Eingewöhnungszeit, er lernt von der ersten Minute des Kontaktes, welche Spielregeln in dieser Gemeinschaft gelten. Er hört euch im Auto sprechen und hat damit Gelegenheit, eure Stimmen kennenzulernen. Gleichzeitig weiß er, dass er nicht allein ist. Und ebenso gleichzeitig macht er die Erfahrung, dass Jammern und Unruhe keinen Erfolg bringen.

Wenn er dann sein neues Zuhause ausreichend erkundet und sich ausgiebig gelöst hat, ist wieder die Box dran: Ein paar Leckerchen werden ihn freiwillig reinmarschieren lassen (wenn nicht, dürft ihr ruhig nachhelfen, indem ihr ihn einfach reinsetzt - nicht ewig locken und auf ihn einquasseln). Das Ganze wird von Anfang an mit einem (zunächst begleitenden) Kommando versehen, etwa „Geh auf die Decke“. Dann macht ihr die Tür zu und überlasst ihn für die nächsten 15 Minuten (wenn er schläft auch für länger) sich selbst. Er sollte euch sehen können, wird aber von eurer Seite nicht beachtet. Rausgelassen wird er immer dann, wenn er ganz ruhig ist, also nicht jammert oder Ausbruchsversuche macht. Das Rauslassen erfolgt ganz undramatisch, der Hund wird nicht besonders begrüßt, sonst lernt er, auf diese Zuwendung zu warten und baut Spannung auf.

Diese Pausen in der Box macht ihr 3-4 Mal am Tag. Für den Hund soll es ganz selbstverständlich werden, dass es Zeiten gibt, in denen er Ruhe hat und keine Aufmerksamkeit kriegt. Er kann auch nachts in dieser Box sein, doch sollte dann das Gitter offen sein, so dass er raus kann, um sich zu lösen und um zu trinken. Nach 3 Tagen verlasst ihr ruhig auch immer mal für kurze Zeit das Zimmer und achtet darauf, immer dann zurückzukommen, wenn der Hund nicht jammert. So lernt der Welpe ebenfalls von Anfang an, alleine zu bleiben.

Das ist für einen Welpen unglaublich schwer, denn verlassen zu werden bedeutet in freier Wildbahn den Tod. Je früher er lernen kann, dass ihr immer wiederkommt, desto schneller wird er mit dem Alleinbleiben zurechtkommen. Wichtig ist auch hier, das Zurückkommen immer als etwas Selbstverständliches zu gestalten, um nicht zusätzliche Erwartungsspannung aufzubauen.

Der Hund wird die Box als sicheren Ort kennenlernen, an dem er zur Ruhe kommen kann. Das ist auch auf Reisen unglaublich hilfreich. Gleichzeitig löst es das Problem, das viele Hunde beim Autofahren entwickeln, weil sie durch zu viele Reize permanent in Aufregung sind.

Wenn der Hund älter wird, könnt ihr dazu übergehen, ihn auf seine Decke zu schicken und die Tür offen zu lassen. Er muss trotzdem liegenbleiben. Das kann er ab etwa 4 Monaten lernen. Zunächst solltet ihr dabei im Raum bleiben, um ihn sofort korrigieren zu können, wenn er aufsteht. Nach ein paar Minuten löst ihr das Kommando - z.B. mit einem „okay“ auf (wichtig!).

Das solltet ihr bei JEDEM anderen Kommando auch tun, damit der Hund von Anfang an lernt, dass ein Kommando immer so lange zu befolgen ist, bis die Auflösung erfolgt. Eine Menge Welpen machen prima „Sitz“, stehen aber in der nächsten Sekunde von selbst wieder auf. Es ist sinnvoller, einem Hund beizubringen, dass mit „Sitz“ Hinsetzen und Sitzenbleiben gemeint ist. Das erspart das spätere mühevolle Beibringen von „Bleib“. Anfangs muss das Auflösungskommando bereits nach Sekunden erfolgen (die Hand vor dem Gesicht des Hundes „bremst“ ihn dabei), nach und nach kann man die Zeiten verlängern. Steht der Hund vorher auf, wird er ruhig (und diesmal ohne Leckerchen!)wieder hingesetzt.

Ob ihr die Box im Haus beibehaltet oder irgendwann nur noch die Decke als Liegeplatz verwenden wollt, bleibt euch überlassen. Wenn sie auch als Autobox dient, geht euch vermutlich irgendwann die Hin- und Herschlepperei auf die Nerven :smile:.

Nur wie oft und wie lange und wie kann er sich selbst beschäftigen?

Das ist unabhängig von den Ruhepausen in der Box und ebenso wichtig. Hier ist das Wichtigste, dass ihr dafür sorgt, dass der Welpe möglichst wenig Dinge anstellen kann, die er nicht soll, indem ihr die Umgebung entsprechend gestaltet. Sonst müsst ihr nämlich dauernd hinter ihm her sein und ihm dieses und jenes verbieten, was natürlich wieder Zuwendung bedeutet. Im (möglichst heimlichen) Blick haben müsst ihr ihn aber eh, um bei Bedarf eingreifen zu können.

Am Anfang werden das nur ein paar Minuten sein, die der Welpe allein zurecht kommt. Er ist ein Rudeltier und zudem gewohnt, sein Geschwisterrudel um sich zu haben. Aber mit immer mal wieder ein paar Minuten zwischendurch kommt ihr auch voran.

Nun dass du Wurfspiele so total ablehnst, wundert mich.

Wurfspiele machen alle Hunde blöd, da sie eine stupide Wiederholung des immer selben Ablaufs sind. Zudem fördern sie das Jagdverhalten, da der Hund lernt, auf Bewegungen zu achten, denen das Hetzen folgt. Border Collies machen sie krank.

Dazu muss man wissen, dass für den Border der Reiz nicht nur im Rennen und Apportieren liegt, sondern darin, die vorausgehenden Bewegungen zu beobachten und dann möglichst schnell darauf zu reagieren. Während viele andere Hunde gerne die Beute knautschen, totschütteln oder rumtragen, beeilen sich die meisten Borders, den Ball möglichst schnell zurückzubringen, um wieder auf die Bewegung lauern zu können. Diese Eigenschaft macht den Hund zu einem hervorragenden Dog-Dancing-Partner, mit dem Vorteil, dass sich diese Bewegungen nicht im immer selben Ablauf erschöpfen.

Aber ein vernüftiges Mittelmaß zu finden, müsste doch möglich sein, oder?

Beim Border eher nicht. Und: Wurfspiele sind in erster Linie bequem für den Hundebesitzer, der Beziehungsförderung dienen sie nicht.

Es gibt Spiele, die weit sinnvoller sind. Ein paar habe ich hier aufgeschrieben: FAQ:3302

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Isolde,

wie kann ich mir die Ruhepausen vorstellen?

Dazu habe ich oben etwas geschrieben.

und sogar unser BC-AS-Mix war so auf ihn fixiert, dass er wie ein Stein auf der Straße lag und nicht mit mir ging, wenn mein Sohn nicht auch mit spazieren ging.

Das war ein Erziehungsfehler. Nicht der Hund hat zu entscheiden, mit wem er geht und mit wem nicht. Kathleen hat das Phänomen der Fixierung auf den, der action verspricht, bereits treffend beschrieben. Mit Zuneigung hat das nichts zu tun.

Wir bevorzugen einen eher „ruhigeren“ Welpen.

„Ruhiges“ Welpenverhalten ist nicht immer von Vorteil. Ihr solltet auf andere Dinge achten: Ist der Hund ein Draufgänger oder eher bedächtig? Testen kann man das, indem man den Hund von den anderen isoliert und z.B. ein unbekanntes Spieltier auf den Boden legt. Ich würde euch den Welpen empfehlen, der sich nicht gleich mit Gebrüll draufstürzt, sondern den, der sich vorsichtig aber trotzdem neugierig annähert und/oder erst mal zu euch kommt, um sich Sicherheit zu holen. Den, der sehr viel Angst zeigt, würde ich ebenfalls nicht nehmen.

Ihr könnt den Welpen in euren Schoß legen und ihn auf den Rücken drehen. Derjenige, der sich entspannt sein Bäuchlein kraulen lässt, sollte eher der eure werden als der, der sich sofort freizustrampeln versucht.

Welpen, die am Tag eures Besuchs schlafen oder sich erstmal nicht für euch interessieren, können sich auch komplett anders verhalten. Eine Momentaufnahme hat keinen Aussagewert.

Ich denke, er wird nicht kosequent genug handeln.

Das ist der Alltag in vermutlich zwei Dritteln aller Hundehaushalte :smile:. Am einfachsten ist, ihr vereinbart 3 Dinge, die wirklich von allen konsequent umgesetzt werden müssen. In allen anderen sei großzügig. Das erspart eine Menge Stress :smile:. Der Hund wird lernen, was er bei wem darf und was nicht.

Übrigens wurde mir abgeraten, einen Hund mit den zahlreichen anderen Hunden in unserer Nachbarschaft spielen zu lassen, weil er dann evtl. nicht mehr so gut auf die Bezugsperson hört.

Der Hund braucht unbedingt soziale Kontakte. Dabei eignen sich gut sozialisierte erwachsene Hunde besser als rüpelige Junghunde. Letztere würde ich meiden, solange der Hund nicht mindestens 6 Monate alt ist. Er macht unter Umständen schlechte Erfahrungen, die ihm nicht gut tun. Von erwachsenen Hunden ab und zu ordentlich zurecht gerüffelt werden, ist hingegen ungemein wichtig für ihn.

Und: Andere Hunde sollten nie wichtiger sein als die Menschen. Heißt: Nicht jede Hundebegegnung sollte auch Spiel bedeuten. Der Hund sollte lernen, dass manchmal gespielt wird und manchmal eben nicht und dass die Entscheidung der Mensch trifft. Das erspart euch einen Hund, der beim Anblick von Artgenossen außer Rand und Band gerät und nicht mehr abrufbar ist.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo Kathleen,

Dein Hund wird nach Reizen „süchtig“ sein

Das ist eine prima Formulierung, die ich mir im Zusammenhang mit Border Collies unbedingt merken werde :smile:.

Danke dafür und schöne Grüße,
Jule