Hallo Isolde,
Ich möchte auch dich fragen, wie ich ihn am besten zur Ruhe erziehen kann.
Der Welpe muss bereits als Welpe lernen, dass es Auszeiten gibt, die ihm verordnet werden. Grundsätzlich macht das für alle Rassen Sinn, für BC ist es nach meiner Überzeugung elementar. Dabei heißt Ruhe auch Ruhe und nicht, sich irgendwie selbst beschäftigen.
Am besten funktioniert das mit einer Box. Da eine solche ohnehin fürs Autofahren die sicherste Möglichkeit der Unterbringung ist, lohnt sich die Anschaffung auf jeden Fall. Der Welpe sollte vom ersten Tag an diese Box als Ruheplatz kennenlernen. Idealerweise holt man ihn in dieser Box bereits beim Züchter ab. Dann hat er bereits auf der Heimfahrt Gelegenheit, sich daran zu gewöhnen.
Vermutlich wird er am Anfang jammern, aber das sollte man einfach ignorieren und ihn auch nicht ansprechen oder anfassen. Ein Hund braucht keine Eingewöhnungszeit, er lernt von der ersten Minute des Kontaktes, welche Spielregeln in dieser Gemeinschaft gelten. Er hört euch im Auto sprechen und hat damit Gelegenheit, eure Stimmen kennenzulernen. Gleichzeitig weiß er, dass er nicht allein ist. Und ebenso gleichzeitig macht er die Erfahrung, dass Jammern und Unruhe keinen Erfolg bringen.
Wenn er dann sein neues Zuhause ausreichend erkundet und sich ausgiebig gelöst hat, ist wieder die Box dran: Ein paar Leckerchen werden ihn freiwillig reinmarschieren lassen (wenn nicht, dürft ihr ruhig nachhelfen, indem ihr ihn einfach reinsetzt - nicht ewig locken und auf ihn einquasseln). Das Ganze wird von Anfang an mit einem (zunächst begleitenden) Kommando versehen, etwa „Geh auf die Decke“. Dann macht ihr die Tür zu und überlasst ihn für die nächsten 15 Minuten (wenn er schläft auch für länger) sich selbst. Er sollte euch sehen können, wird aber von eurer Seite nicht beachtet. Rausgelassen wird er immer dann, wenn er ganz ruhig ist, also nicht jammert oder Ausbruchsversuche macht. Das Rauslassen erfolgt ganz undramatisch, der Hund wird nicht besonders begrüßt, sonst lernt er, auf diese Zuwendung zu warten und baut Spannung auf.
Diese Pausen in der Box macht ihr 3-4 Mal am Tag. Für den Hund soll es ganz selbstverständlich werden, dass es Zeiten gibt, in denen er Ruhe hat und keine Aufmerksamkeit kriegt. Er kann auch nachts in dieser Box sein, doch sollte dann das Gitter offen sein, so dass er raus kann, um sich zu lösen und um zu trinken. Nach 3 Tagen verlasst ihr ruhig auch immer mal für kurze Zeit das Zimmer und achtet darauf, immer dann zurückzukommen, wenn der Hund nicht jammert. So lernt der Welpe ebenfalls von Anfang an, alleine zu bleiben.
Das ist für einen Welpen unglaublich schwer, denn verlassen zu werden bedeutet in freier Wildbahn den Tod. Je früher er lernen kann, dass ihr immer wiederkommt, desto schneller wird er mit dem Alleinbleiben zurechtkommen. Wichtig ist auch hier, das Zurückkommen immer als etwas Selbstverständliches zu gestalten, um nicht zusätzliche Erwartungsspannung aufzubauen.
Der Hund wird die Box als sicheren Ort kennenlernen, an dem er zur Ruhe kommen kann. Das ist auch auf Reisen unglaublich hilfreich. Gleichzeitig löst es das Problem, das viele Hunde beim Autofahren entwickeln, weil sie durch zu viele Reize permanent in Aufregung sind.
Wenn der Hund älter wird, könnt ihr dazu übergehen, ihn auf seine Decke zu schicken und die Tür offen zu lassen. Er muss trotzdem liegenbleiben. Das kann er ab etwa 4 Monaten lernen. Zunächst solltet ihr dabei im Raum bleiben, um ihn sofort korrigieren zu können, wenn er aufsteht. Nach ein paar Minuten löst ihr das Kommando - z.B. mit einem „okay“ auf (wichtig!).
Das solltet ihr bei JEDEM anderen Kommando auch tun, damit der Hund von Anfang an lernt, dass ein Kommando immer so lange zu befolgen ist, bis die Auflösung erfolgt. Eine Menge Welpen machen prima „Sitz“, stehen aber in der nächsten Sekunde von selbst wieder auf. Es ist sinnvoller, einem Hund beizubringen, dass mit „Sitz“ Hinsetzen und Sitzenbleiben gemeint ist. Das erspart das spätere mühevolle Beibringen von „Bleib“. Anfangs muss das Auflösungskommando bereits nach Sekunden erfolgen (die Hand vor dem Gesicht des Hundes „bremst“ ihn dabei), nach und nach kann man die Zeiten verlängern. Steht der Hund vorher auf, wird er ruhig (und diesmal ohne Leckerchen!)wieder hingesetzt.
Ob ihr die Box im Haus beibehaltet oder irgendwann nur noch die Decke als Liegeplatz verwenden wollt, bleibt euch überlassen. Wenn sie auch als Autobox dient, geht euch vermutlich irgendwann die Hin- und Herschlepperei auf die Nerven
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Nur wie oft und wie lange und wie kann er sich selbst beschäftigen?
Das ist unabhängig von den Ruhepausen in der Box und ebenso wichtig. Hier ist das Wichtigste, dass ihr dafür sorgt, dass der Welpe möglichst wenig Dinge anstellen kann, die er nicht soll, indem ihr die Umgebung entsprechend gestaltet. Sonst müsst ihr nämlich dauernd hinter ihm her sein und ihm dieses und jenes verbieten, was natürlich wieder Zuwendung bedeutet. Im (möglichst heimlichen) Blick haben müsst ihr ihn aber eh, um bei Bedarf eingreifen zu können.
Am Anfang werden das nur ein paar Minuten sein, die der Welpe allein zurecht kommt. Er ist ein Rudeltier und zudem gewohnt, sein Geschwisterrudel um sich zu haben. Aber mit immer mal wieder ein paar Minuten zwischendurch kommt ihr auch voran.
Nun dass du Wurfspiele so total ablehnst, wundert mich.
Wurfspiele machen alle Hunde blöd, da sie eine stupide Wiederholung des immer selben Ablaufs sind. Zudem fördern sie das Jagdverhalten, da der Hund lernt, auf Bewegungen zu achten, denen das Hetzen folgt. Border Collies machen sie krank.
Dazu muss man wissen, dass für den Border der Reiz nicht nur im Rennen und Apportieren liegt, sondern darin, die vorausgehenden Bewegungen zu beobachten und dann möglichst schnell darauf zu reagieren. Während viele andere Hunde gerne die Beute knautschen, totschütteln oder rumtragen, beeilen sich die meisten Borders, den Ball möglichst schnell zurückzubringen, um wieder auf die Bewegung lauern zu können. Diese Eigenschaft macht den Hund zu einem hervorragenden Dog-Dancing-Partner, mit dem Vorteil, dass sich diese Bewegungen nicht im immer selben Ablauf erschöpfen.
Aber ein vernüftiges Mittelmaß zu finden, müsste doch möglich sein, oder?
Beim Border eher nicht. Und: Wurfspiele sind in erster Linie bequem für den Hundebesitzer, der Beziehungsförderung dienen sie nicht.
Es gibt Spiele, die weit sinnvoller sind. Ein paar habe ich hier aufgeschrieben: FAQ:3302
Schöne Grüße,
Jule