Borderline- Klinik

Liebe/-r Experte/-in,
unsere Tochter ist 14 J. alt und leidet unter einer ausgeprägten Borderlinesymptomatik. Sie möchte jetzt gerne eine stationäre Therapie machen. Die Borderlinekliniken nehmen frühestens ab 16 Jahren auf und die KJPs bieten DBT nur sehr beschränkt an. Die normale Wartezeit in Kliniken beträgt ca. 9 Monate. Unsere Krankenkasse hat einen Kostenübernahmeantrag für eine Privatklinik (EOS in Münster) abgelehnt , allerdings wird dieser im August noch einer unabhängigen Kommission vorgelegt.
Meine Fragen:
-hat jemand noch einen guten Tipp für eine Klinik?

  • unsere Anfrage für eine Kostenübernahme der Privatklinik gründete auf zeitliche Faktoren ( schnelle Aufnahme um Manifestation zu vermeiden). Damit brauchen wir jetzt nicht mehr kommen, da dieser Antrag schon vor 6 Monaten gestellt wurde…
    Jetzt brauchen wir Argumente warum tägliche Einzelgespräche in DBT…?
    Wer kann helfen?
    Bin für jeden Tipp dankbar!!!

LG Heike

Liebe Heike,

Du musst Deine Krankenkasse fragen, mit welchen Kliniken sie Verträge hat. Verzetele Dich nich nicht mit irgendwelchen Anträgen für Privatkliniken.
Wer sagt denn, dass Deine Tochter Borderliner ist?

Lass Sie erst einmal gründlich internistisch untersuchen. Schilddrüse!-Drogenscanning, Umweltgifte usw.

Dann: Es gibt 3 Säulen dieser Art.

  1. Bipolarität
  2. Borderline
  3. ADS

Die Diagnose ist sehr schwierig. Eine Klinik behandelt das, was sie abrechnen kann.

Du kannst nicht wissen, was Deine Tochter hat, so einfach.

Folgende Sachverhalte solltest Du beleuchten:

Ist ihre Ich-Repräsentanz dekonzentriert, oder unscharf umrissen?

Ist sie depressiv?

Hat sie Konzentrationsschwächen?

Stimmungsschwankungen?

Schlafstörungen?

usw.

LG

Matthias

Hallo Heike,

mit 14 ist diese Diagnose immer recht wackelig.
Da bereits mit einer stationären Einweisung gegenzusteuern halte ich persönlich für ein sehr rabiates Mittel.

Haben Sie da mal mit einer Jugendtherapeutin gesprochen? Ins besondere auch dahin gehend, was die auslösenden Faktoren und die extremen Auffälligkeiten bei Ihrer Tochter betrifft?
Immerhin befindet sie sich noch im „Reifezustand“ und Erwachsenwerden. Da sind manche Dinge einfacher Protest, Austesten von Grenzen usw.
Ich kenne Ihre Tochter ja nicht und muss daher mal vom „allgemeinen“ ausgehen.

Klinken haben relativ lange Wartezeiten. Aber sehr empfehlenswert wäre eine Klink in Bad Kissingen.
Parkklinik Heiligenfeld

Soweit ich mich erinnere ist die auch sehr für jugendliche / heranwachsende geeignet.

Viele Grüße
Oliver

Liebe Heike,
leider lebe ich in Süd-Frankreich und habe keine Ahnung um das Prozedere…
Ich wünsche Euch ganz viel Glück, hier ein paar adressen, wo ihr evtl bessere Informationen bekommt:
www.borderlinecommunite.de, dort gibt es eine Mailinglist
und bei www.spin.de gibt es einen Chatraum zu den Thema
Sonnige Grüsse,
Ariane

ich erhielt Deine Anfrage von Ariane Hügelmann, weil ich Euch vielleicht Infos geben kann.

Hier ein Link über den Borderline Dachverband, dort könnt ihr zertifizeirte Kinder und Jugendkliniken finden. http://www.dachverband-dbt.de/index.php

Ich weiß nicht in wie weit Ihr Euch mit DBT auseinander gesetzt habt, daher hier ein paar Eckpunkte:

DBT ist eine Therapie, die auf Wissensvermittlung zählt. Das bedeutet, in den Therapiestunden werden die Patienten angehalten sich selbst zu beobachten und damit Streßpunkten paroli bieten zu können.

Für die DBT Therapie gibt es IMMER eine Informationsveranstaltung, die 4 mal eine Stunde beträgt. In dieser sollen die Patienten über die Therapie informiert werden und sich damit entscheiden, ob diese Therapieform für sie leistbar ist.

Es wird ein Vertrag zwischen Patienten und Ärzten gemacht, der unbedingt einzuhalten ist. Darin steht
auch Selbstverletzende Verhalten zu unterlassen.

Ich denke in dem Fall Eurer Tochter könnte das ein schwieriges Thema sein.

Ein weiterer Punkt ist die begleitung der DBT Therapie, wenn ambulant gemacht, einen externen Therapeuten geben muss, der die Therapie begleitet. Therapeuten, die sich das zutrauen sind ziemlich rar.

Es gibt eine CD Rom-interaktiv, die im Buchhandel zu erwerben ist, diese ist für Borderlinepatienten leicht und verständlich aufgebaut. Da geht es um Achtsamkeit (also sich selbst wahrnehmen und in einer situation ganz sein ) Nach meinem Wissen sollte diese aber auch in Begleitung mit einer Therapeutin bearbeitet werden, aber Denkansätze kann vllt Euche Tochter schon dort wenigstens lesen. Auch die erklärung von Skills (also Hilfshandlungen, um den inneren Druck auf andere weisen zu begegnen, als mit Selbstverletzung)

Unter dem Link DBT Dachverband unter Skilltraining zu finden (Startseite unten links)

Tägliche Therapiegespäche werden wohl kaum bewilligt, zumal die Frage ist, welcher Therapeut kann und will das leisten.Außerdem wird dadurch Eure Tochter aus der Verantwortung für sich entlassen und das ist nicht zielorientiert. Bitte setzt Eure Tochter auf die Wartelisten der Kliniken, die ihr Euch ausgesucht habt.
Ich weiß 8 Monate sind eine lange Zeit, aber diese kann man leichter überbrücken, wenn man das Ziel der stationären Therapie im Auge hat.

Borderliner neigen dazu, die Verantwortung für ihr Handeln auf Ihnen nahestehende Personen zu übertragen (schreien nach Hilfe) das ist auf der einen Seite gut, auf der anderen Seite müssen sie lernen, dass nur sie allein diese Verhaltensweise ändern können. Das ist eine absolute Gradwanderung für die Angehörigen.

Wichtig in dem allen ist, für Eure Tochter, dass ihr ganz bewußt werden muss, A) es gibt andere Wege als das Schneiden oder den Suizid und B) sich selbst klar zu machen, dass sie das Gefühl hat, sie aber nicht dieses Gefühl ist. Das heißt übersetzt: Wenn ich eine Zeit versuche mich abzulenken, mit Skills mich wieder zu spüren, dann wird dieses Gefühl wieder vergehen. Also nicht zwingend ist die Selbstverletzung das einzige Mittel.

Ariane erwähnte schon Spin.de in der es Gruppen zu diesem Thema gibt,mit Gleichgesinnten. Eine andere Adresse wäre http://www.borderline-plattform.de/.

Dort gibt es auch die Möglichkeiten informaitonen für Angehörige zu bekommen, die meist sehr hilfreich sind.

Ihr könnt Euch glücklich schätzen, dass sich Eure Tochter anvertraute. Nutzt dieses Vertrauen um ihr durch den Hinweis zu helfen, wo sie Gleichgesinnte findet. Begleitet diese Kontakte bis zu einem gewissen Maße, ohne ihr das heft aus der Hand zu nhemen, aber schon einen Rückhalt und eine Möglichkeit des Austausches zu bieten.Aber ein völliges Einlassen der Eltern auf diese Thema, ein ungewollte Begleitung, kann Eure Tochter eher schaden. Also auch hier eine Gradwanderung.

Ich wünsche Euch ganz viel Kraft in dieser Zeit.

Gabriele Buchholz

fragt hier an, vor ort:
http://www.borderline-plattform.de/selbsthilfegruppen
http://www.trauma-informations-zentrum.de/infos/klin…

alles gute,
alex’

Hallo Heike,
leider habe ich keine konkreten Ideen für eine DBT-Klinik für Jugendliche. Vielleicht kann das ZI in Mannheim weiterhelfen? Die sind zumindest DBT- mäßig sehr weit.
Alles Gute und viel Erfolg!
Conny

Liebe Heike,
zu allererst, sei stolz auf deine Tochter und unterstütz sie soweit es geht! Denn da ich selber Borderline bin, spreche ich hier aus Erfahrung. Mich hatte niemand unterstützt und doch habe ich mich jetzt halbwegs im Griff.
Es gibt eine Klinik in Marsber, ich weiß nicht ob du von der schon gehört hast, sie haben sich auf Borderline störungen im Jugendalter spezialisiert. Diese Klinik ist wirklich top. Du brauchst allerdings von der ambulanten Therapeutin bei der deine Tochter ist eine Überweisung dorthin.
Womöglich wird sie somit schneller aufgenommen als wenn ihr euch selber drum kümmert. Eigentlich bezahlen alle Krankenkassen diese Therapie .Die DBT ist eine gute Therapieform, ich wünsch euch viel Kraft und Geduld diese schwierige Zeit durchzustehen.

Hallo Heike,
ich kann Ihnen keine Klinik empfehlen oder Argumente für die Krankenkasse liefern.
Trotzdem möchte ich Ihnen ein paar Gedanken von mir zur Verfügung stellen. In meinem Arbeitskontext habe ich viel mit (älteren) Menschen zu tun, die eine Borderline-Diagnose erhalten haben. Aus meinen Erfahrungen ist ein Teil der damit verbundenen Problematik immer in der Familie und ihrer Geschichte verankert. Dabei geht es mir nicht darum zu behaupten, die Eltern hätten etwas falsch gemacht. Auch ohne Fehler kann es in den familiären Beziehungen zu Mustern kommen, die in ihren Auswirkungen zu psychischen Problemen führen. In meiner Arbeit sind daher familientherapeutische Gespräche meist viel wirksamer als staionäre Therapien.
Ich hoffe Ihnen hiermit eineAnregung gegeben zu haben.
Für weitere Fragen bin ich offen und würde mich über einen Austausch freuen.
Thomas Kühn