Brakteaten: Warum nicht eingeschmolzen?

Hallo Wissende,

zufällig habe ich gerade etwas über Brakteaten gelesen, und zwar bei Wiki. Da steht, dass teilweise zweimal im Jahr die alten Brakteaten gegen neu umgetauscht werden mussten, wobei man für vier alte Münzen nur drei neue bekam.

Ich stelle mir in diesem Zusammenhang zwei Fragen:

  1. Was ist passiert, wenn man ein paar alte Münzen irgendwo in der Schublade vergessen und z.B. erst zwei Jahre später eingetauscht hat?
  2. Die Münzen waren damals doch aus Edelmetall. Warum hat man sie also nicht einfach eingeschmolzen, um diesem Wertverlust zu entgehen?

Mal schauen, vielleicht weiß es hier ja einer.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Petra,

  1. Was ist passiert, wenn man ein paar alte Münzen irgendwo in
    der Schublade vergessen und z.B. erst zwei Jahre später
    eingetauscht hat?

die konnte man nicht mehr eintauschen. Sie waren „verrufen“, also als Zahlungsmittel ungültig und hatten nur noch ihren Metallwert, der eben unter dem Wert geprägten Metalls (i.d.R. Silber) lag. Das Metall konnte man verkaufen (z.B. an eine Münze) - das war in aller Regel ungünstiger als rechtzeitiger Umtausch, also ein Verlustgeschäft.

  1. Die Münzen waren damals doch aus Edelmetall. Warum hat man
    sie also nicht einfach eingeschmolzen, um diesem Wertverlust
    zu entgehen?

Der Witz bei Münzen ist, dass sie geprägt sind und die Prägestelle damit für Reinheitsgrad und Gewicht garantiert. Dadurch werden sie zu einem einfachen Tauschmittel und fördern den Warenverkehr. Selbst eine sog. Kurantmünze (und das waren Brakteaten) ist mehr wert als das Metall, aus dem sie besteht. Ihr Wert setzt sich aus Metallwert, Prägekosten und sog. Schlagschatz zusammen. Prägekosten und Schlagschatz wurden bei den Brakteaten durch die Umtauschaktionen abgeschöpft.

Natürlich hätte man die Münzen auch einschmelzen können - dann hätte man ein deutlich weniger nützliches Stück Metall gehabt. Du kannst ja einmal versuchen, mit einem oder ein paar Stücken Silber im Supermarkt einzukaufen. Wenn sich der Geschäftsführer darauf einlässt, wird er zunächst einmal Gewicht und Feingehalt Deines Silbers prüfen müssen - und den Aufwand dafür natürlich in Rechnung stellen.

Ein Grund dafür, dass Brakteaten so häufig „verrufen“ wurden, war, dass sie zu ‚Schwund‘ neigten - soll heißen, sie konnten recht einfach an den Rändern beschnitten werden. Der durch den Zangsumtausch erzielte Gewinn finanzierte die Prägung neuer Brakteaten und brachte natürlich darüber hinaus noch einen Überschuss ein - gewissermaßen eine Umsatzsteuer. Das ist der oben erwähnte ‚Schlagschatz‘ - das Recht der Münzprägung war daher ein hochbegehrtes. Die Handel- und Gewerbetreibenden ließen sich darauf ein, weil die Brakteaten für den Handel äußerst nützlich waren - sehr viel nützlicher als ungeprägtes Silber von gleichem Materialwert.

Freundliche Grüße,
Ralf

Hallo, Ihr beiden,

Ein Grund dafür, dass Brakteaten so häufig „verrufen“ wurden,
war, dass sie zu ‚Schwund‘ neigten - soll heißen, sie konnten
recht einfach an den Rändern beschnitten werden.

deshalb hat Sir Isaac Newton, als er für die englische Münze tätig war (ich glaube zumindest, dass er es war), eine Rändelung der Münzen erfunden und eingeführt: So konnte jeder sehen, ob die Münzen beschnitten waren oder nicht - und ggf. die Annahme verweigern.

Grüße, Thomas