Brauche Tipp um Term auflösen zu können

Hallo,

ich habe folgende Schwierigkeiten bei der Funktion

h(x)=(x^2)*(e^x)

Ich soll mithilfe des Differenzenquotienten die Steigung bei x=1 ausrechnen.

Ich habe so eingesetzt:

h’(x) = ((e^1+h)*(h²+2h+1)-(e^1))/h

= ( e((e^h)h²+2(e^h)h)/h ) + (e((e^h)-1)/h

= e((e^h)h+2(e^h)) + e((e^h)-1)/h

Wenn ich jetzt h gegen 0 laufen lasse, dann wird der zweite Ausdruck 0/0… und beim ersten erhalte ich 2e
Das ist falsch. Ich hab es mal abgeleitet und es müssten 3e heraus kommen.

Ich habe jetzt aber schon lange drüber gegrübelt, wie ich noch weiter etwas verändern kann am Term. Aber mir fällt nichts ein! Muss ich irgendwie den zweiten Ausdruck anders auswerten mit (h strebt nach 0)?

Kann mir jemand einen Tipp geben? Ich hab schon alles probiert was mir einfällt…

(e^1+h)

Du meinst e^(1+h)

= ( e((e^h)h²+2(e^h)h)/h )

Was soll e() jetzt sein?

Irgendwie rechnest Du mit verkehrten Regeln: http://de.wikipedia.org/wiki/Potenz_%28Mathematik%29…

(e^1+h)

Du meinst e^(1+h)

Ja genau

= ( e((e^h)h²+2(e^h)h)/h )

Was soll e() jetzt sein?

Es lässt sich hier blöd darstellen. Ich versuch es nochmal ausführlicher:

( (e^(1+h))*(h²+2h+1) - e^1)/h = (h²*(e^1)*(e^h) + 2h(e^1)*(e^h) + (e^1)*(e^h) - (e^1))/h
= (e^1)*(h²*(e^h) + 2h*(e^h) + (e^h) - 1)/h
= (e*(h²*(e^h)+ 2h*(e^h))/h) + (e*((e^h) - 1)/h)
= (e*(e^h)*(h² + 2h)/h) + (e*((e^h) - 1)/h)
= (e*(e^h)*(h + 2)) + (e*((e^h) - 1)/h)

Hallo,

Es lässt sich hier blöd darstellen. Ich versuch es nochmal
ausführlicher:

wenn Du das von wer-weiss-was unterstützte LaTeX verwendest, kannst Du es sehr schön darstellen.
http://www.wer-weiss-was.de/app/faqs/classic?entries…

f(x) = x^2 e^x

\begin{eqnarray}

\Rightarrow\quad
f’(x) &=& \lim_{h \rightarrow 0} \frac{(x+h)^2 e^{x+h} - x^2 e^x}{h}
\nonumber \
&=& \lim_{h \rightarrow 0} \frac{(x+h)^2 e^h - x^2 }{h}:e^x
\nonumber \
&=& \lim_{h \rightarrow 0} \frac{(x^2 + 2xh + h^2)(h+1) - x^2}{h}:e^x
\nonumber \
&=& …:: = \lim_{h \rightarrow 0} (x^2 + 2x + …:h):e^x
\nonumber \
&=& (x^2 + 2x):e^x
\nonumber

\end{eqnarray}

und das kommt auch mit der Produktregel heraus → OK!

\Rightarrow\quad
f’(1) = (1^2 + 2\cdot 1):e^1 = 3:e

Entscheidend bei der Rechnung ist, eh zu h + 1 zu linearisieren. Das findet oben beim Übergang von der zweiten zur dritten lim-Zeile statt.

Gruß
Martin

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Hallo, danke schon einmal für die ausführliche Antwort!

Entscheidend bei der Rechnung ist, eh zu h + 1 zu
linearisieren. Das findet oben beim Übergang von der zweiten
zur dritten lim-Zeile statt.

Hmm da wäre ich nie drauf gekommen. Kannst du kurz sagen, warum man das machen muss und wann so etwas notwendig ist?

Hallo,

Entscheidend bei der Rechnung ist, eh zu h + 1 zu
linearisieren. Das findet oben beim Übergang von der zweiten
zur dritten lim-Zeile statt.

Hmm da wäre ich nie drauf gekommen. Kannst du kurz sagen,
warum man das machen muss und wann so etwas notwendig ist?

nun, es liegen dreierlei Gegebenheiten vor:

(1) Im Zähler des Differenzenquotienten steht das eh
(2) Im Nenner des Differenzenquotienten steht genau ein h
(3) h geht gegen Null

Damit bist Du gezwungen, die Frage zu beantworten, was eh tut, wenn h gegen Null geht. Hier heißt es aufgepasst: eh geht zwar für h→0 gegen 1, aber Du darfst trotzdem nicht eh einfach durch 1 ersetzen, denn auch der Erste-Ordnung-in-h-Term von eh liefert einen Beitrag. Erst die Terme zweiter, dritter, vierter und noch höherer Ordnung liefern keinen Beitrag mehr, denn sie werden durch die Division durch das h im Nenner zu Beiträgen erster, zweiter, dritter usw. Ordnung und gehen bei h→0 gegen Null, sind also irrelevant.

Du bist also immer gefordert, das, was im Zähler eines Differenzenquotienten steht, zu linearisieren, hier eh zu 1 + h. Mehr als linearisieren brauchst Du nicht (das ist der Clou), andererseits darfst Du aber auch nicht weniger als linearisieren, d. h. „konstantisieren“.

Gruß
Martin

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Hallo Martin,

könntest du vielleicht erklären, was bei einer Linearisierung passiert? Wie macht man das (generell bzw. auch sehr gerne in diesem speziellen Beispiel)?

Wäre eine sehr große Hilfe, da ich da noch nie von gehört habe…

LG
Clair

Damit bist Du gezwungen, die Frage zu beantworten, was
eh tut, wenn h gegen Null geht. Hier heißt es
aufgepasst: eh geht zwar für h→0 gegen 1, aber Du
darfst trotzdem nicht eh einfach durch 1
ersetzen, denn auch der Erste-Ordnung-in-h-Term von
eh liefert einen Beitrag. Erst die Terme zweiter,
dritter, vierter und noch höherer Ordnung liefern keinen
Beitrag mehr, denn sie werden durch die Division durch das h
im Nenner zu Beiträgen erster, zweiter, dritter usw. Ordnung
und gehen bei h→0 gegen Null, sind also irrelevant.

Hmm ich verstehe das jetzt so, dass ich sonst Werte verschwinden lasse a la

x²+2x = 0
x² = -2x | :x
x = -2

Hier lasse ich ja Werte wegfallen… (Ich weiß das ist ein no go, sollte nur verdeutlichen wie ich das meine).

Aber woran ich das jetzt genau erkenne, weiß ich irgendwie immer noch nicht. Wenn ich jetzt im Differenzquotienten e^h sehe, dann würden bei mir die Alarmglocken läuten. Aber warum,dass weiß ich selbst nicht. Es gibt doch bestimmt auch andere Fälle, wo man diese Linearisierung beim Differenzquotienten machen muss. Wie kann man das denn allgemein sagen, wann ich diese Linearisierung zu erledigen habe?

Du bist also immer gefordert, das, was im Zähler eines
Differenzenquotienten steht, zu linearisieren, hier

aber nicht immer? Ich hab das jetzt nur bei dieser Funktion gehabt.
z.B. bei f(x) = 3x²-5x-1
brauchte ich so etwas nicht machen…

((3(1+h)²-5(1+h)-1-(3*1²-5*1-1))/h

Das kann ich wunderbar auflösen und kürzen… oder mache ich hier auch schon indirekt eine „Linearisierung“?

Hallo

wie ich die Aufgabe lese, steht da
h(x)=(x^2)*(e^x)
Ich lese nirgendwo ein e^h. Wenn ich h(x) differenziere, erhalte ich nach der Produktregel
h’(x)=2x*e^x + x^2*e^x (das mit dem Formeleditor kann ich noch nicht)
h’(x)=e^x*x(x+2)
damit hat die Funktion h(x) für x=1 die Steigung 3*e

Gruß
Günther

Jo ist richtig … aber die Aufgabe ist, das per Differenzenqutienten zu lösen.

Dafür die Formel beinhaltet, dass unter anderem f(x+h) verwendet wird.
Daher kommt das h.

Hallo,

Aber woran ich das jetzt genau erkenne, weiß ich irgendwie
immer noch nicht. Wenn ich jetzt im Differenzquotienten e^h
sehe, dann würden bei mir die Alarmglocken läuten.

Du must es nur richtig handeln, dann ist ja alles in Ordnung :smile:

Ich denke, bis zum Term

e^x \lim \frac{(x^2 + 2 x h + h^2) e^h - x^2}{h}

ist die Sache klar. Solange nun das eh da steht, kannst Du nicht weiterrechnen. Du musst es also irgendwie aufgelöst kriegen. Dazu benötigst Du ein „minimales Wissen“ über die Funktion f(t) = et (jemand der garnichts über et weiss, müsste an dieser Stelle tatsächlich kapitulieren!) Dieses Minimalwissen ist die Kenntnis der Linearisierung an der Stelle Null. Für et lautet sie 1 + t. Daran ist nichts „geheimnisvoll“, sondern es bedeutet einfach, dass man den Funktionswert und die Steigung der e-Funktion an der Stelle 0 kennt (plus Stetigkeit): Funktionswert = 1 und Steigung auch = 1. Das ist alles.

Jetzt schau mal, was passiert, wenn Du eh nicht zu 1 + h linearisierst, sondern nur auf 1 setzt:

\begin{eqnarray}
\frac{(x^2 + 2 x h + h^2) \cdot 1 - x^2}{h}
&=& \frac{2 x h + h^2}{h}
\nonumber\
&=& 2 x + h
\nonumber\
&\rightarrow& 2 x
\nonumber
\end{eqnarray}

Es wird also falsch. Zum Vergleich mit Linearisierung:

\begin{eqnarray}
\frac{(…) (1 + h) - x^2}{h}
&=& \frac{x^2 + (2 x + x^2) h + (1 + 2 x) h^2 + h^3 - x^2}{h}
\nonumber\
&=& \frac{(2 x + x^2) h + (1 + 2 x) h^2 + h^3}{h}
\nonumber\
&=& 2 x + x^2 + (1 + 2 x) h + h^2
\nonumber\
&\rightarrow& 2 x + x^2
\nonumber
\end{eqnarray}

Und siehe da, es ist richtig.

Wenn Du mehr als linearisierst, bekommst Du auch immer das richtige Ergebnis, aber die Rechnung wird unnötig kompliziert. e^t bis zum quadratischen Glied wäre 1 + t + 1/2 t2:

\frac{(x + h)^2 (1 + h + \frac{1}{2} h^2) - x^2}{h}
= …
\rightarrow 2 x + x^2

Multiplizier (x + h)2 (1 + h + 1/2 h2) mal wirklich aus, subtrahier das x2 weg, führ die Division durch h durch und schau Dir den Term an. Dann wird Dir einleuchten, warum der obige Satz über „mehr als Linearisierung…“ stimmt.

Es gibt doch bestimmt auch andere Fälle, wo man diese Linearisierung
beim Differenzquotienten machen muss. Wie kann man das denn
allgemein sagen, wann ich diese Linearisierung zu erledigen habe?

Explizit immer dann, wenn „irgendeine Funktion von h“ im Zähler des Bruchs hinter limh→0 aufgetaucht ist. Also z. B. cos(h) oder arctan(h) oder eh oder etwas in der Art.

Es funktioniert sogar in voller Allgemeinheit: Niemand kann Dir verbieten, im Ausdruck

\lim \frac{f(x + h) - f(x)}{h}

das f(x + h) als Funktion von h zu interpretieren, und wenn Du das in h linearisierst, muss es zum richtigen Ergebnis f’(x) führen. Also ausprobieren: f hat an der Stelle x den Funktionswert f(x) und die Steigung f’(x). Folglich ist f(x) + h f’(x) die Linearisierung von f(x + h) an der Stelle x. Und Du die einsetzt kommt tatsächlich f’(x) heraus:

… = \lim \frac{f(x) + h f’(x) - f(x)}{h}
= \lim \frac{h f’(x)}{h}
= \lim f’(x)
= f’(x)

z.B. bei f(x) = 3x²-5x-1
brauchte ich so etwas nicht machen…

((3(1+h)²-5(1+h)-1-(3*1²-5*1-1))/h

Das kann ich wunderbar auflösen und kürzen… oder mache ich
hier auch schon indirekt eine „Linearisierung“?

Das weiß ich nicht. 1 + h ist natürlich schon mit seiner eigenen Linearisierung identisch. Aber nicht (1 + h)2. Hast Du (1 + h)2 zu 1 + 2 h + h2 expandiert? Wenn ja, hast Du nichts linearisiert. Kein Problem. Aber was würdest Du bei (1 + h)9 tun? Auch ausmultiplizieren? Das ergäbe einen Riesenterm: 1 + 9 h + 36 h2 + 84 h3 + 126 h4 + … Was würdest Du tun?

Gruß
Martin

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moin;

ich habe von so einem Verfahren auch noch nie gehört; nach dem, was ich gelesen habe, sieht es mir nach einer Taylorapproximation aus.

Zunächst mal eine Definition (falls du die nicht kennst): Jede Funktion lässt sich über ein Polynom approximieren, dieses bildet sich folgendermaßen:

f(x)=\sum_{k=0}^{\infty}\frac{f^{(k)}(x_0)}{k!}x^i

f(k)(x0) ist der Funktionswert der k-ten Ableitung von f an der Stelle x0.

Eine Linearisierung wäre demzufolge die lineare Gleichung (d.h. also ein Polynom 1. Grades), die die jeweilige Funktion am besten approximiert. Als Beispiel: e^h an der Stelle 0.

f(h)=e^h\approx\sum_{k=0}^{1}\frac{f^{(k)}(0)}{k!}h^i

Diese Summe lässt sich einfach auseinander ziehen (sind ja nur 2 Summanden…) und sowohl f(h) als auch alle Ableitungen sind e^h.

=\frac{e^0}{0!}h^0+\frac{e^0}{1!}h=1+h

e^h lässt sich also an der Stelle h=0 offenbar am einfachsten durch 1+h „vereinfachen“, womit man nun weiterrechnen kann.

mfG

P.S.: Polynome höheren Grades wären zwar i.A. genauer, würden durch den Grenzwert h->0 aber nichts am Ergebnis verändern; deshalb kann man statt dem approximiert- sogar ein Gleichheitszeichen verwenden.

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Genial! Vielen dank!

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