Hallo,
kaum fertig mit dem Studium und im Welt der IT Dienstleistungen unterwegs schon kommen alle Unternehmen und Banken und Zeigen mir wie ich meine Zukunft verschönern kann und wollen „nur das Beste“ für mich.
Besonders viele haben mir die sogenannte Berufsunfähigkeitsversicherung vorgeschlagen. „Das brauchen Sie unbedingt, das Fach was sie abgelegt haben war sehr schwer und die Nachfrage ist sehr sehr groß… bla bla … sie verdienen ja gut Geld ABER wenn sie mal nicht mehr arbeiten können war das alles umsonst!“
- irgendwie zahlt der Staat am Ende nur noch sehr wenig Geld und es ist egal was ich studiert und gearbeitet habe ich werde ganz ganz arm sein.
Kommt ganz drauf an, was und wann da etwas passiert.
Alle wollten mir erklären das ich das so dringend brauche. Die abzocker von MLP haben sich gemeldet, meine Bank und sogar „Bekannte“ wollten mich einbeziehen.
Ich sehe die Vorteile eines BUV, keine Frage. Ich meine wenn es wirklich dazu kommt, dass man Berufsunfähig ist wird es später mit dem Geld sehr sehr eng. Der Staat zahlt irgendwann nur noch die Minimalsumme und da ist es egal was man davor gearbeitet hat, man kriegt seine ~1000 im Monat und viel spaß (kurz: unangenehme Situtation).
Ja, Hartz-IV ist einem immer sicher.
Das Problem, das diese ganzen „netten“ Berater gerne übersehen (weil die Herren nur an die Provisionen denken)
Na nicht nur. Da wird es schon Abstufungen geben, wobei die Verkäufer der Firmen, die gezielt jene Absolventen anheuern, die in ihrer Richtung keinen Job gefunden haben, wohl am ehesten diesem Kriterium entsprechen
WANN wird man eigentlich Berufsunfähig?
Nun, das ist die Frage wie bei jedem anderen Risiko. Das kann man eben nicht für das Individuum genau vorhersagen, sondern lediglich auf Wahrscheinlichkeiten schauen. Bei IT-Menschen sind es teilweise andere Gebrechen, die eine BU auslösen.
Ein Dachdecker der seine Beine nicht mehr nutzen kann, was macht er? Ja der wird sicherlich nie wieder sein Job nachgehen, da wird es sich rechnen wenn es mal dazu kommt.
Naja, dafür bezahlt der auch wesentlich höhere Beiträge, wenn er sich denn überhaupt versichern kann. Wenn er während der Arbeit die Beine einbüßt, dann gibt es immerhin noch die gesetzliche Unfallversicherung, die wesentlich besser zahlt als die gesetzliche Rentenversicherung.
Aber als IT-ler? Wenn man den ganzen TAG vor einem Rechner sitzen muss?
Na dafür brauch er keine Bein,
Man braucht eine Hand mit Fingerchen und Augen die halbwegs was sehen. Punkt. Ich kann von einem Auto überfahren werden, meine Beine nie wieder benutzen und einen Arm verlieren. Ich könnte immer noch arbeiten und wäre nicht BU. Ich müsste schon halbtot für immer an einem Bett gefesselt werden wenn mich Ärzte für meinen Beruf als BU abstempeln würden - und da würde mir die Versicherung eh nichts mehr bringen, da hätte ich ganz ganz andere Probleme.
Wenn man dann eine Versicherung hat, die auch tatsächlich zahlt, hat man ein großes Problem weniger. Und es gibt sicher denkbare Krankheiten oder Unfälle, die auch einen IT-Menschen schnell BU machen würden. Die Wahrscheinlichkeiten weichen hinsichtlich der möglichen Gebrechen und derem zeitlichen Eintritt sicher von denen eines Dachdeckers ab.
Worauf ich hinaus will, ich befürchte (oh nein zum Glück) wird es fast niemals dazu kommen dass ich BU werde. Habe ich was übersehen? Wissen die tollen Berater um mich rum doch mehr als ich? Habe ich was falsch verstanden? 
Nein, im Prinzip alles richtig. Natürlich wollen die Verkäufer etwas verkaufen und werden die Vorteile stärker in den Vordergrund rücken und ein Horrorszenario aufbauen.
Letztlich ist es eine Risikoversicherung und jeder Mensch hat zum Risiko eine andere Einstellung. Die Verkäufer bevorzugen eine risikoaverse Einstellung ihrer Kunden. Dazu wird auch gerne mal das Risiko etwas aufgeblasen. Da werden mögliche staatliche Leistungen oder auch andere Vorsorgeprodukte, die man sich leistet, ignoriert und es soll bitteschön das Brutto abgesichert werden. Andere Vertreter sind da realistischer/ehrlicher. Man sollte auch da nicht alle über einen Kamm scheren.
Wer über einen Ehepartner und darüber über ein Einkommen und Krankenversicherung verfügt und mit 50 Jahren im bezahlten und alten-/behindertengerechten Eigentum wohnt, für den ist das die wirtschaftliche Existenz bedrohende Risiko einer BU sicher viel geringer als für Menschen in anderen Konstellationen. Und dann wird es wiederum Menschen geben, die mit einer warmen Wohnung und knapp 400€ vom Staat auch schon zufrieden sind.
Am besten Du stellst Dir das Leben als eine PLL-Schaltung vor. Da gibt es Parameter, die man optimieren kann. Dummerweise stehen sich die Parameter dabei teilweise gegenseitig im Weg. Es gibt also keine eierlegende Wollmilchsau. Du musst Deine Risikobereitschaft kennen und überlegen, was Du sonst noch/schon zur Absicherung hast bzw. machst. Das was da dann übrigbleibt, sollte versichert werden. Natürlich sollte bei aller Absicherung auch noch was vom Einkommen übrig bleiben, damit auch das gesunde Leben noch Spaß macht.
PS: Ahja das schönste an einem BUV ist das WENN man mal BU wird, die Unternehmen alles machen damit man erst spät oder gar nicht an seinem Geld kommt (zum Beispiel eigene Ärzte bezahlen die aussagen das man gar nicht BU ist usw.) - gibt echt nette Geschichten im Netz. Schon alleine deswegen müsste man überlegen die Finger von sowas zu lassen… zumindest sehe ich das so.
Das ist sicher ein Aspekt, der in die Abwägung einbezogen werden sollte. Wenn man von diesem Szenario ausgeht, dann sollte man ein anderes Versichrungsunternehmen wählen oder die Prämien anderweitig investieren oder das Leben in vollen Zügen genießen, solange es geht.
Grüße