Diesen Brief habe ich heute entdeckt, er soll tatsächlich so abgeschickt worden sein:smile: Würd mich mal interessieren, was bei rausgekommen ist!
Sehr geehrte Telekom,
es ist ja nicht so, als hätte ich nicht das Bewusstsein, für eine von Ihnen erbrachte Leistung eine Gegenleistung zu bringen.
Und es ist ja auch nicht so, als sei ich zahlungsunwillig. Ganz im Gegenteil, nichts widerstrebt mir mehr, als irgendwo ein offene Rechnung zu wissen.
ABER: Es ist auch nicht so, als würde ich neben meiner Funktion als Telefon- und Internetnutzer nicht auch noch ein anderes Leben führen. Und von daher ist es auch nicht so, als würde ich mit übertriebener Sorgfalt gründlichst meine Telefonrechnung überprüfen. Mein Fehler, seh ich ein.
Nun… zu meiner Entlastung muss ich allerdings sagen, Sie haben es mir nicht immer einfach gemacht. Bekam ich zu Anfang unseres Vertrages recht unregelmäßig meine Rechnung präsentiert, wurde sie zudem auch ohne mein Wissen in „Rechnung-Online“ umgewandelt. Lediglich einen Einzelkostennachweis hatte ich mir gewünscht, das Geschenk der Online-Rechnung wollte ich gar nicht haben. Ihre plumpe Argumentation, ich solle doch an die Umwelt denken, mag zwar löblich sein, nur wer mir ungefragt Geschenke macht, muss damit rechnen, dass ich mich nur eingeschränkt darüber freue.
So kam es also, dass sie mir Monat für Monat (insgesamt ein knappes dreiviertel Jahr) den einen Posten vorenthielten. Nämlich den Posten der Flatrate. Sicher, in jungen Jahren ein Luxus, eine Flatrate nutzen zu können. Nur der Luxus wäre für mich erschwinglich geblieben, müsste ich ihn jetzt nicht am Stück (nach)bezahlen.
Siehe oben, offene Rechnungen mag ich nicht. Was nun?
Leisten kann ich mir diese Zahlung nicht, zumindest nicht am Stück. Aber eine Ratenzahlung ist nicht drin. So sehr ich bettelte und flehte…warum?
Prostitution ist gegen mein Prinzip und kriminell werden trau ich mir nur bedingt zu. Und um ehrlich zu sein, scheint mir dieser Aufwand für eine offene Telefonrechnung nicht verhältnismäßig.
Was kann ich also tun? Warten bis der Kuckuck kommt?
Ich werde selbstverständlich meine Ausbildung abbrechen und vorläufig einen Hilfsarbeiterjob annehmen. Denn noch mal: Offene Rechnungen mag ich nicht.
Ich will ja nicht zynisch wirken, aber ich habe mir mal Ihren Geschäftsbericht vom letzten Jahr angeschaut: 57,9 Milliarden Euro Konzernumsatz. Liegt es fern, wenn ich mich frage, warum Sie auf meine Zahlung „am Stück“ angewiesen sind?
Und noch ein großes Kompliment:
Sie waren schon mal ganz kurz davor, mich in den finanziellen Ruin zu treiben, erinnern Sie sich? Ja ja…damals…als sie in einer großangelegten Werbeaktion für besagte Flatrate die Bereitstellungsgebühr erlassen wollten. Nicht schlecht, das hat gezogen. Zumindest bei mir. Allerdings: zu früh gefreut! Still und heimlich haben Sie die Gebühr dann doch auf meine Rechnung gepackt. Eine Ratenzahlung war nicht drin…So stand ich damals vor der Wahl: Strom weg oder Telefon? Ohne Strom aber kein Telefon…sie sehen, ein Teufelskreislauf! (Gott sei Dank hat mir damals meine Hausbank den Hintern gerettet.)
Auch wenn es in diesem Brief nur dezent durchscheinen mag: Ich bin gereizt.
Ich habe mir aber tolle Sachen überlegt, die ich gegen meine Gereiztheit machen kann. Denn zum Einen werde ich in liebevoller Kleinarbeit eine Interseite für sie basteln. Vielleicht www.gegen-die-Telekom.de (oh ich seh grad, die gibt es schon) oder www.du.doof.de?
Des weiteren werde ich selbstverständlich in allen mir bekannten Internet-Foren vor Verträgen mit Ihnen warnen. Und zwar eindringlich.
So, und sollte ich mich noch immer nicht beruhigt haben, werde ich jede Menge Flugblätter drucken lassen (ein Sponsor findet sich sicher) und meinen Unmut stadtweit bekannt machen.
Zu guter Letzt:
Möchte ich mich bei Ihnen als Mitarbeiterin im CallCenter bewerben. Ich sehe, Ihnen fehlt es an kompetenten Agenten.
Was ich zu bieten habe? Ich arbeite kundenorientiert, sachlich und vor allem kann ich klar formulieren. Ich verbinde nicht 24 Mal hin und zurück, und vor allem höre ich dem Kunden zu. Ja, ich höre mir an, was er zu sagen hat. Schließlich zahlt er auch in meine Tasche und dafür bekommt er von mir eine Gegenleistung. Außerdem ist mir bewusst, dass bei starker Konkurrenz ich meine Kunden HALTEN und MOTIVIEREN muss, und dass mache ich nicht mit unerotischen Telefonansagen, bevor jemand zu mir ins KundenCenter durchgestellt wird.
Habe ich Ihr Interesse geweckt?
Rufen Sie mich doch bitte an!
(Ach… ich vergaß…einen Telefonanschluss habe ich sehr wahrscheinlich bald nicht mehr, aber per Post werden Sie mich sicherlich erreichen.)
mit freundlichen Grüßen,
P.S. Ich kündige hiermit unseren Vertrag zum nächstmöglichen Termin. Zwar wollte mir eine Ihrer Mitarbeiterinnen heute eine günstigere Flatrate anbieten, aber das ich mich erneut dafür ein Jahr an Sie binden muss, hat sie mir dezent verschwiegen. Aber ich bin ja nicht auf den Kopf gefallen, ich hab sie durchschaut!