Briefmarken: Sammelalbum für Übergangs/Stadtposten

Hallo zusammen,
ich habe gesehen, dass schon einige Briefmarken-Fragen allgemein gestellt wurden. Hier nun eine ganze konkrete: Ich habe ein „Sammelalbum für Übergangsmarken und Stadtposten 1945/46“. Dieses ist leider nicht komplett gefüllt, sondern hat nur einige Einklebungen, z.B. aus der amerikanischen und französischen Zone. Als ich im WWW nach soetwas gesucht habe, erhielt ich gleich einige „Anti-Nazi-Hinweise“. Was um Himmelwillen habe ich da - und ist es vielleicht etwas wert?

Danke Tini

Ach so: eine einzelne aufgeklebte und abgestempelte Marke „Jahre der ruhigen Sonne 1964/65“ incl. Rahmen aus der DDR ist auch noch dabei.

Es kommt darauf an, wie die Marken eingeklebt sind. Mit Uhu gepappt, sind die Marken nichts wert. Mit einem Zellophanstreifen schon noch, weil man sie problemlos aus dem Album herauslösen kann. Was die Marken wert sind, kann man nur beurteilen, wenn man sie prüft. Also Katalog auf der linken Seite, rechts die Marke und schauen, was dabei herauskommt. Dann vom Reichtum träumen!

Generell gilt, bei Marken aus der Nazi-Zeit (incl. Dienstmarken mit dem Hakenkreuz drauf), sie haben weiterhin ihren Wert und dürfen problemlos getauscht, verkauft werden. Bei Marken aus dieser Zeit kommt es auf die Gesinnung an. Wenn jemand damit rechtsradikale Ideen verbreiten will, dann ist der Typ deswegen im Visir des Staatsanwaltes und nicht weil er eine Briefmarkensammlung aus dieser Zeit hat. Nebenbei bemerkt, die meisten Marken aus dieser Zeit sind nicht viel wert!

Ergänzend noch die Anmerkung. Bei einer Briefmarke kommt es nicht unbedingt auf das Alter an, sondern auf die Anzahl, die noch existiert (von der berühmten blauen Mauritius gibt es nur wenige Exemplare) und den Erhaltungsgrad bzw. ob ein Stempel drauf ist oder nicht (allg. formuliert, Markenexperten wollen gnädig mit meiner Meinung verfahren!). Eine Marke aus dem Kaiserreich (Germania - um 1900) kann billig, aber auch extrem teuer sein (zB Fehldruck). Der „schwarze Einser“ aus Bayern ist sauteuer, die Dreier oder Sechser ist dagegen relativ billig zu haben. Die Marken stammen aus der Zeit um 1850/60 (ich kenne die genauen Daten!).

Noch ein Hinweis für Erben. Jede Marke hat bei uns eine Nummer. Diese steht im „Michel“-Katalog. Alle Sammler orientieren sich daran. Deshalb ist eine Bewertung nur dann möglich, wenn diese Nummer angegeben wird. Also Mi-Nr. 123 - BRD-Deutschland kostet ? Euro. Vorsicht, die Ziffern 123 gibt es auch für DDR, Österreich, Schweiz, USA … - für jedes Land!

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Hallo,
die von dir genannten Marken können einen ernsthaften Philatelisten keinen Schreck einjagen. Der erwähnte „Anti-Nazi-Hinweis“ ist erstens höherer Blödsinn und zweitens stammen die Marken aus der Nachkriegszeit. Es könnten unter Umständen Schätze dabei sein, andererseits aber auch „Müll“. Müll deswegen, weil sich viele Marken aus dieser Zeit im Nachhinein als Mache herausgestellt haben.
Deswegen den Rat meines Vorgängers befolgen: Katalog besorgen und Marken bestimmen, Aber nicht vom „Reichtum“ träumen:smile:

mfg Manni

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Liebe Tini,

deiner Beschreibung nach handelt es sich (vom Album her) wohl um das, was im MICHEL-Briefmarken-Katalog Deutschland (noch besser: Deutschland-Spezial Band 2) unter „Alliierte Besetzung“, zum Teil wohl auch unter „Lokalausgaben ab 1945“ geführt wird, und bei den Lokalausgaben können unter Umständen wertmäßig ganz schöne „Brummer“ dabei sein; bei den „Besetzungsausgaben“ eher weniger.

Über Qualität und Erhaltung hat Klaus Christen schon Wichtiges gesagt und auch angedeutet, daß es reine „Privatmarken“ aus dieser Zeit gibt, die schön langsam nur noch einen theoretischen Wert haben, da sie im MICHEL-Spezial nur noch als „Privatausgaben“ geführt werden und daher jetzt ziemlich schnell an Wert verlieren und wohl eines nicht allzu fernen Tages ganz aus den Katalogen getilgt werden. Und die Art der Aufbewahrung (eingeklebt oder gummierungserhaltend nur gesteckt) ist entscheidend für die Bewertung.

Aber es gibt manche, oft geradezu unscheinbare „Zettel“ als wirklich bedarfsmäßig verwendete „Not-Marken“ aus dieser Zeit, die zum Teil wirkliche Raritäten sind. Da ist es dann auch kein so großes Problem, wenn die Gummierung (zum Teil waren dise Ausgaben gar nicht mit einem "Anleck-Klebstoff versehen) nicht mehr makellos erhalten ist.

Zeig’ doch deine Marken einem Experten! Adressen erfährst du beim Gericht oder der Industrie- und Handelskammer deiner Stadt, und dort nennt man dir auch nicht „irgendjemand“, sondern die Sachverständigen, die auch in Streitfragen von diesen Institutionen befragt werden.

Aber schau vorher in einen Deutschland-Katalog von MICHEL, DNK oder PHILEX, denn es kann natürlich auch sein, daß da nur die „ganz normalen“ Bizone-, SBZ-, Franz. Zone- oder Gemeinschaftsausgaben der alliierten Besetzung enthalten sind, und die sind überwiegend nicht sehr teuer. Da kostet dann ein Gutachten mehr, als die Marken überhaupt wert sind!

Für einen schnellen Überblick tut’s auch ein älterer Katalog: Was vor 5 Jahren 20, 30 oder 50 Pfennig gekostet hat, ist auch heute aktuell ganz sicher nicht wesentlich teurer (20 oder 30 Cents = praktisch unverkäufliche Massenware). Adressen von Briefmarkenhändlern, die deine Sammlung natürlich auch (kostenlos) in Augenschein nehmen, dir aber vor allem auch einen alten Katalog zu verbilligtem Preis anbieten können, findest du unter http://www.aphv.de

Die DDR-Blocks „Jahre der ruhigen Sonne“ (lt. MICHEL: DDR Block 20-22) stehen mit einem Komplettpreis für alle drei mit 11,- EUR postfrisch (ungebraucht mit unbeschädigter Original-Gummierung ohne Fingerabdrücke) im Katalog, gestempelt mit 15,- EUR. Wiederverkaufswert in bestem Zustand: etwa 2 bis 3,- EUR (20 %).Vorsicht: Katalogpreise sind „Höchstens-Preise“, die man im Einzelhandel beim Kauf einzelner Marken allerhöchstens bezahlen muß. Die Ankaufspreise liegen in der angegebenen Höhe.
Oder man versucht es über Sammlervereine; dort werden durchschnittlich etwa 5 bis 10% mehr bewilligt: http://www.bdph.de

Erich H. Slaby
MICHEL-Redaktion

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