Broker läßt Optionsschein verfallen

Hallo,
X hat sich Optionsscheine gekauft, fällig am 17.05.2018. Diese werden an der Nasdaq gehandelt welche bis 22 Uhr mitteleuropäischer Zeit geöffnet ist.

Um 21.48 gibt X einen Verkaufsorder - weil er sich nämlich nicht sicher ist ob der Broker den Optionsschein vor Ende des Verfallstages automatisch veräußert oder ihn einfach verfallen läßt.

Tja, der Order (ohne Limit) zur Schließung der Position wurde übermittelt aber nicht akzeptiert - das ist erst einige Stunden später geschehen - als die Börse schon geschlossen hatte.

Der Optionsschein steht immer noch im Depot (auch mit dem gleichen Wert den er gestern noch hatte) und der Verkaufsorder ist noch nicht ausgeführt - und kann wahrscheinlich auch nicht mehr ausgeführt werden weil der Optionsschein eben verfallen ist.

Der Broker schreibt dass die Börse schon um 21 Uhr geschlossen war - was aber wenig Sinn ergibt da der Nasdaq bekanntlich bis 22 Uhr geöffnet ist.

Mein Vermuten ist eine Softwarepanne seitens des Brokers. Welche rechtlichen Chance hat X sein Geld vom Broker vor Gericht zu erstreiten?

Was es für einen Kleinanleger schwierig macht: Der Broker hat eine Zweigstelle in D, den Unternehmenssitz in NL und aus irgendeinem Grund gilt für das Depot die Rechtslage von GB - wobei das Unternehmen eine Tochtergesellschaft eines der größten Broker der USA ist.

Wer hat einen Tipp?

Gruß und Dank
Desperado

Hallo,
sowohl X als auch der Broker haben unrecht. Ich zitiere NASDAQ:

The expiration time is the time of day by which all exercise notices must be received on the expiration date. Technically, the expiration time is currently 11:59 am Eastern time on the expiration date, but public holders of option contracts must indicate their desire to exercise no later than 5:30 pm on the business day which precedes the expiration date.

Also war die Börse schon um 17:59 Uhr (deutscher (Sommer-)Zeit) „zu“. Bei der CBOE liest es sich ganz ähnlich.

Von diesem Umstand mal abgesehen, was hat X erwartet? Daß eine Option, die 12 Minuten später wertlos verfällt, noch quotiert wird?

Hallo,
erstmal Danke für die schnelle Antwort.

Wie kann es legal sein dass man von einem Kleinanleger erwartet genau zu wissen zu welcher Zeit Optionsscheine veräußert werden sollen? Von Brokern könnte man das erwarten - aber scheinbar hat der besagte Broker (welcher zu einem der größten Broker der Welt gehört) ein Interesse daran dass die Optionsscheine seiner Kunden verfallen.

Wieso sollte der Optionsschein nichts mehr wert gewesen sein? Es waren Call-Optionen für Facebook für einen Kurs von 179. Der Kurs war zu der Zeit 183 Dollar.

Gruß
Desperado

von Jemandem, der mit Optionsscheinen handelt sollte man erwarten können, dass er auch weiß, womit er da handelt. Alternativ sollte er die Finger von Geschäften lassen, von denen er keine Ahnung hat.

Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Weil keinerlei Zeit mehr blieb, die Dinger zu nutzen vielleicht? Oder warum sind sie wohl verfallen, hm?
Gruß
damals

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Dann muß ich nochmal NASDAQ (bzw. die OCC) zitieren. Hier stimmt was mit den Angaben nicht:

First, the Options Clearing Corporation (OCC) automatically exercises
options whose official close is one penny or more in-the-money. Those
holding long calls would buy 100 shares for each call they owned after
the close on Friday afternoon. Those with short calls might sell 100 shares for each call they were short as of the close. The short does not control the exercise.

https://www.nasdaq.com/article/automatic-exercise-afterhours-risk-and-other-options-expiration-issues-cm45720

Soll heißen, Long-ITMs hätten automatisch ausgeführt werden sollen. Da Aktienoptionen i.d.R. mit Lieferung verbunden sind (NASDAQ nennt das physical), hätten X 179 Dollar pro Long Option vom Konto abgebucht werden müssen im Tausch für eine Facebook-Aktie.

Dann gibt es nochmal etwas, daß mich an den Angaben zweifeln läßt: Aktienoptionen an der NASDAQ verfallen am 3. Freitag des Monats, sprich heute. Es gibt noch weniger liquide Weeklies, die expiren jeden Freitag, aber da paßt die Kursangabe 183 nicht dazu.

Eine sehr spannende Frage. Eine Option ist kein triviales Finanzinstrument, Fakt. Desweiteren reden wir hier über eine ausländische Börse, andere Rechte, andere Pflichten, andere Sprache. Also ich persönlich habe mir das CME Rulebook von vorne bis hinten durchgelesen, das würde ich von jedem erwarten, der keine Lust auf Überraschungen und Gerichtstermine in den USA hat.

Reden wir übrigens von InteractiveBrokers?

Für den Handel mit Optionsscheinen (hohe Risikoklasse) muss man sich explizit freischalten lassen. Im Rahmen dieser Freischaltung bestätigt man Kenntnisse von der Materie, die in diesem Fall wohl fehlen.

Den Schuh braucht sich nicht der Broker anzuziehen.

Gruß,
Steve

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Ja, es geht um Interactive Brokers (bzw. Lynx, deren Tochterunternehmen).

Ein Optionsschein ist ja eigentlich so trivial dass man ihm einem Kind erklären könnte - aber von einem Kleinanleger zu erwarten dass er sämtliche Details zur Ausübung kennen muss finde ich ein wenig übertrieben denn es scheint ja doch nicht ganz so einfach zu sein. Für mich gibt es immer noch die zwei Fragen: Wieso wurde mein Verkaufsorder nicht ausgeführt und wieso wurde die Position nicht automatisch vom Broker veräußert?

Meine Hoffnung ist die Musterfeststellungsklage - aber wann die kommt und ob dieser Fall auch berücksichtigt wird bleibt zweifelhaft. Es kann doch nicht sein dass sich Großunternehmen alles erlauben können nur weil sie genau wissen dass ein kleiner Fisch wie ich weder das Geld noch die Zeit für einen jahrelangen Prozess hat.

… naja, ich persönlich finde ihn auch trivial, aber ich bin auch Mathematiker.

Ähm, woher weißt Du, daß sie nicht ausgeführt worden ist. Gab es eine Bestätigung? Eventuell eine Order-ID? Mein Tipp ist, die ist ganz normal ins Buch gegangen, aber hat dort keine Liquidität gefunden. Die indikativen Quotierungen der Market-Maker stellen keine verbindlichen Gebote oder Angebote dar, das weißt Du?

Zur zweiten Frage, ich nehme an, IB/Lynx wollte ausüben (war ja schließlich im Geld und ist deutlich billiger als verkaufen), aber Dein Cash-Bestand hat nicht ausgereicht, um FB zu 179 mal Anzahl Optionen zu kaufen. Dementsprechend haben sie explizit Nicht Ausüben bei der OCC angefordert. Darf man ja, ist schließlich eine Option, mit der Du nur das Recht erworben hat.

Du läßt so zwischen den Zeilen anklingen, als hätte Lynx sich FB zu 179 gezogen bzw. irgendwelche Aktionen unternommen, um Dich „abzuziehen“ Das ist garantiert nicht passiert.

Was sagst Du denn zu meinem Expiry-Datumsproblem? Ging es um heute? Oder letzten Freitag? Es ist noch gar nicht 21:00, auch nicht 22:00 Uhr. Reden wir eventuell von etwas, was noch passieren wird?

Ist nicht einfach, Ferndiagnose zu machen.

In der Mail die ich heute vom Broker bekommen hab steht eindeutig dass der letzte Handelstag des Optionsscheines der 17.05.2018 war - und zwar bis 21 Uhr. Weil mein Verkaufsorder nach 21 Uhr einging konnte er laut dem Broker nicht mehr berücksichtigt werden. Die Sache ist also schon schief gelaufen und wird wohl nicht mehr von selbst korrigiert werden.

Geld kann ja nicht einfach verschwinden - es kann aber den Besitzer wechseln. Der Broker kann ja sehen wann ich mich einlogge. Ich will dies zwar nicht unterstellen aber theoretisch hätte ein Mitarbeiter dort bis kurz vor Ablauf der Verkaufsfrist warten können und wenn ich dann noch nicht eingeloggt bin hätte er die Optionsscheine einfach für sich nutzen können. Was dem Kunden am Bildschirm angezeigt wird und was die Realität ist müssen ja auch nicht immer das gleiche sein.

Noch ein ganz anderer Aspekt: Die Handelsplattform ist in einigen Bereichen so ausgelegt dass unlogische Handlungen nicht ausgeführt werden, z.B. geht es nicht dass man von einem Wert long und short CFD gleichzeitig hält (das wollte ich tun weil dies für mich durchaus Sinn ergibt denn man muss diese ja nicht beim gleichen Kursstand verkaufen). Diese Programmierung läßt aber den Schluß zu dass der Broker unlogische Handlungen seitens des Anlegers automatisch verhindert - und einen Optionsschein einfach verfallen zu lassen wäre eine mehr als unlogische Handlung. Als Kunde kann man also davon ausgehen dass so etwas gar nicht möglich ist und einer der größten Broker der Welt für eine korrekte Abhandlung sorgt.

Na also, dann mach Dir doch mal keine Sorgen. Du wirst heute Abend ausgeübt, solange der Kurs 179.01 und mehr ist. Ich denke außerdem, Ausüben ist deutlich billiger, als die Optionen zu verkaufen. Das kostet immerhin seitens der CBOE/NASDAQ schon 0.70 plus was Lynx noch haben will.

Falls da was schieflaufen sollte, meldest Du Dich einfach Montag nochmal. Ich denke aber nicht.

Daran glaube ich nicht so ganz…

Ausüben ist nicht möglich da es sich um sehr viele Optionsscheine handelt und auf dem Depot kaum mehr frei verfügbares Geld ist.

Ein guter Zeitpunkt, das britische Depot aufzulösen und einer passiven Brokerfirma den Laufpass zu geben.

Welche Geldanlage ist bei deinem Wissensstand geeignet? Allerhöchstens Aktien und ETFs. Und selbst da hab ich bei dir kein gutes Gefühl.

Du kannst den Verlust, der mindestens zu Hälfte auf dein eigenes Verhalten zurückzuführen ist, psychisch nicht verschmerzen? Dann klage halt in England. Aber der Spaß kostet dich tausende Euronen mit ungewissem Ausgang.

Tagesgeld

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tagesgeld

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Das hatten wir doch schon: wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um und wer mit Optionsscheinen zockt, ohne die genauen Bedingungen zu kennen, verliert. So einfach ist das. Und Kleinanleger ist man nicht mehr, wenn man sich in eine Risikoklasse einstufen läßt, die den Handel mit solchen Papieren ermöglicht. Vielleicht hätte man die Fragen nach den Kenntnissen doch nicht mit dem Ziel beantworten sollen, daß man mit solchen Papieren handeln kann. Irgendwann ist man halt auch mal selbst schuld, wenn die Sache schief geht.

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Es ist nun eine Woche vergangen, gibt es in diesem Fall Neuigkeiten?