Hallo,
ich bin 20 Jahre jung und möchte hier gerne mal ein
langjähriges Problem meiner selbst schildern, bei dem Ihr mir
gerne eure Erfahrungen und Weißheiten und Anregungen mitteilen
dürft.
vielen herzlichen Dank für die Erlaubnis
Ich habe eigentlich nie wirklich gerne gelesen. Selbst wenn
mich Dinge richtig stark interessiert haben, habe ich nach
einigen Tagen mit dem Lesen aufgehört.
mit anderen Worten: Du weißt nicht, dass selbst einfache Dinge wie Lesen geübt werden müssen … und zwar gerade dann, wenn man ihrer überdrüssig wird.
Dabei, so denke ich, würde ich relativ gerne lesen.
niemand tut irgendetwas relativ gern.
Entweder Du liebst eine Tätigkeit, dann übst Du sie freiwillig aus oder Du hasst sie.
Ein guter Freund aus Paderborn hat mir dann mal den Rat
gegeben, dass ich mich selbst fragen sollte, wieso ich das
Buch lesen möchte, was es mir bringt usw. sprich, eine
Lesemotivation zu schaffen.
Du hast bisher offenbar nur Bücher in die Hand genommen, deren Inhalt Dir total egal war.
Lesemotivation gewinnt man nur, wenn man etwas liest, dessen Inhalt wichtig ist.
Und da geht es auch schon los. Ich habe keine Ahnung, wieso
ich lesen möchte. Nicht mal genau, was ich gerne lesen würde.
geh in eine Stadtbücherei/Bibliothek, schau Dich um.
… btw gibt es Milliarden Menschen auf dieser Welt, denen Bücher und Lesen total egal sind.
Kein Mensch nimmt ihnen das übel.
Demnach und sehr ernsthaft: Wenn Du dazu gehörst, akzeptiere Dich, wie Du bist.
Solltest Du aber aus beruflichen Gründen lesen müssen, ändere Deine Einstellung.
Lies nicht, weil Du glaubst „relativ gern“ zu lesen, sondern lies, weil es Deine Pflicht ist.
Man schafft es viele Dinge zu tun, weil man muss, sonst finanzielle oder gesellschaftliche Nachteile erfährt.
Vor einem guten 3/4 Jahr habe ich einen Schnelllesekurs
gesucht. Jeder durfte sich Lektüre mitnehmen, um die erlenten
Techniken in und an diesen Büchern anzuwenden. Der ein oder
andere hatte auch ein Buch dabei. Ich allerdings hatte ein
Spektrum mitgebracht, dass von Politik über Deutsch und
Japanisch, über Englisch und Romane sowie Fantasiebücher
reichte.
um schnell lesen zu können, muss man zuerst mal viel gelesen haben. Lesen ist wie Schreiben eine Fertigkeit. Ich kann 1000 Seiten in 10 Stunden lesen, wenn es pressiert. Ich kann auch so schnell tippen, dass ich eine Computertastatur oder ein Typenrad „überhole“
ABER NUR - weil ich täglich mindestens 2 Stunden lese und weil ich praktisch den gesamten Arbeitstag an der Tastatur verbringe.
Der Kurs half mir im übrigen nicht weiter, da, wie mir die
Dozentin sagte, meine Leseerfahrung nicht ausreichend wäre, um
die Techniken anzuwenden.
so ist es. Siehe das Beispiel meines Alltagslebens oben
Meine Problematik ist einfach, dass ich nicht weis, was ich
will. Das geht mir öfters so. Auch im Bezug auf mein Leben. Es
gibt da diesen Spruch: „Mach das, was dir Spaß macht, und du
wirst Erfolg haben“.
Das ist, Entschuldigung, nicht zu treffend.
Wenn ich könnte, wie ich möchte, würde ich morgens im Garten arbeiten, nachmittags malen und nachts schreiben. Dazwischen noch ein paar Stunden Lesen, etwas Nettes kochen und vielleicht ein bisschen Musik hören.
Doch wie es aussieht, stehe ich jeden Morgen 5:30 auf, schleuse mich durchs Bad, packe meine Tasche für die Arbeit und dann fahre ich zur Arbeit.
Die keineswegs mein Wunschberuf war, auch wenn sich im Lauf der Jahre gezeigt hat, dass ich
A) meinen Lebensunterhalt damit verdiene
B) von meinem Beruf zum Glück nicht derart belastet werde, dass ich all die Dinge, die ich lieber täte, nicht doch noch irgendwie in meiner Freizeit tun könnte (wenn auch reduziert)
Mit anderen Worten: Vergiss das mit dem Spaß bei der Arbeit. Such Dir etwas, mit dem Du Geld verdienst.
Dann würde ich rein theoretisch den ganzen Tag vor mich hin
Philosophieren, Menschen, die keine Hoffnung mehr haben, aus
Ihrem Unheil herauszuziehen versuchen und eine Art Psychologe
werden.
Du bist 20. Niemand hindert Dich, dieses Lebensziel ernsthaft anzugehen. Mache eine Ausbildung, studiere.
Ich weis nichtmal, was ich machen würde, wenn ich alles auf
der Welt erreichen könnte. Mir fehlen, so denke ich, einfach
die Personen, mit denen ich mich über gewisse Thematiken
austauschen kann.
Wechsle Dein Umfeld.
Auch formuliere ich sehr gerne. Das wird eventuell hier im
Text nicht deutlich, aber ich liebe es, Texte umzuformulieren,
bis sie sich so „geil“ anhören, dass sich der Text einfach
unglaublich toll liest.
Nein, das kommt hier nicht heraus. Das ist aber für Deine Fragestellung auch nicht wichtig.
Zurück zur Thematik: Hättet Ihr irgendwelche Tipps und
Ratschläge für mich? 
ich habe meine im Text verteilt.
Ich weis, ich bin 20. Aber ich will den Schritt in die
richtige Richtung machen und nicht weiter vor irgendwelchen
Spielen hocken.
Aha! Da also liegt der Hase im Pfeffer.
Wer natürlich den ganzen Tag mit Daddeln verbringt, hat nicht mehr die Zeit und die Konzentration für solche anstrengenden Dinge wie Lesen.
—> schon mal von optischer Reizüberflutung gehört?
Dann übe Dich zur Abwechslung in Askese.
Weg vom Bildschirm.
Möglichst auch nicht fernsehen.
Wenn Du erst einmal eine Woche die Wände angestarrt hast, bist Du vermutlich herzlich dankbar für eine Tageszeitung.
Damit würde ich an Deiner Stelle überhaupt anfangen.
Tageszeitungen haben den Vorteil, dass von Weltpolitik über Katastrophen, Sport und Todesanzeigen alles drin ist. Die Texte sind schön kurz und man muss auch kein schlechtes Gewissen entwickeln, wenn man sie NICHT alle liest.
viele grüße
Geli