Hallo Charlotte,
nur kurz noch etwas zum Alter, das ich- zugegebenermaßen nicht sonderlich höflich- angesprochen habe. Ja, ich gehe tatsächlich so ein bisschen davon aus, dass eine/r im fortgeschrittenen Alter einen besseren Überblick über bestimmte Themenbereiche hat- unter der Voraussetzung, dass man sich immer wieder mal mit diesem Thema beschäftigt, das ist doch klar! Das kann und will ich von einem 19 oder 20 jährigen Menschen gar nicht erwarten, freue mich natürlich, wenn ich das Gegenteil- kommt ja auch vor- erlebe.
Ich habe das mit den 19 bzw. 20 jährigen eher als Bild gemeint, genau so gut könnte es sich da um eine/n 30 jährigen handeln. Das Bild stellt einfach nur jemanden dar, der/die nur blasse Kenntnisse hat. Eine verallgemeinernde, negative Aussage über junge Menschen lag mir fern- wie gesagt: Nur ein Synonym.
Ich glaube, über die Vorteile, die eine ausgelernte Kraft mit
sich bringt, müssen wir hier nicht diskutieren.
Na ja, nicht unbedingt. Ich würde doch meinen, dass ein Mensch mit z.B. abgeschlossenem oder auch nicht ganz abgeschlossenem Philosophiestudium in einer Buchhandlung in der entsprechenden Abteilung nicht unbedingt eine Fehlbesetzung wäre, oder was meinst du?
Ich will kurz die Argumente meines Chefs und meine Meinung
dazu erklären:
Mein Chef stellt deswegen nur Abiturienten oder Studenten ein,
weil er ziemlich viel Wert auf Fremdsprachenkenntnisse legt.
Sind ja nicht unbedingt das Schlechteste. Zu Zeiten, in denen ich Abitur gemacht habe (1980), war es üblich, dass man in 2 Fremdsprachen Kenntnisse hatte- von perfekten Kenntnissen kann auch nach 9 Jahren Schulenglisch überhaupt keine Rede sein, denke ich. Und diese beiden Sprachen waren damals in der Regel natürlich englisch und als zweite Sprache eben Französisch. Ist heute offenbar etwas anders, da kann man spanisch machen, ich weiß es von den jüngeren Mitgliedern des Studios, in dem ich arbeite. Zu Zeiten, in denen meine Mutter Abitur gemacht hat, war Latein an einem „althumanistischen Gymnasium“ natürlich gang und gebe, mein Vater hatte auch altgriechisch. Wohl dem, der dann irgendwann mal Theologie studieren will! Auch diese Dinge sind dem Wandel unterworfen, und wenn es mir nach ginge, würde ich z.B. anordnen, dass jeder Schüler ein paar Jahre Latein genießen muss. Nicht, weil diese Sprache von so vielen gesprochen wird (die Zahl ist leicht zu benennen
), sondern weil man da Grammatik beigebracht bekommt und verinnerlichen muss und weil man obendrein auch in den ganzen romanischen Sprachen viel leichter einen Einstieg bekommt, schließlich entspringen sie allesamt mehr oder weniger der lateinischen Sprache. Hattest du Latein? Hilft auch ungemein bei medizinischen Ausdrücken.
Da unsere Buchhandlungen mit großen Kinder- und
Jugendbuchabteilungen (inkl. Schulbuch!) werben, sollte man
nach Englisch noch weitere Fremdsprachen beherrschen,
Tja, also meiner Meinung nach sind’s selbst bei jemandem, der heute Abi macht, genau 2 Fremdsprachen… Und- wie du schon angemerkt hast, kann man sogar auf der Realschule eine zweite Fremdsprache erlernen. Habe ich übrigens vor meinem Abitur auf einem Wirtschaftsgymnasium auch gemacht
. In den - wenn auch anstrengenden - Genuss von Latein kam ich erst auf der Uni.
…sollte man zumindest schon wissen, in weche Richtung man gehen
soll, um es zu suchen. Ich hab an ihrer Reaktion genau
gemerkt, dass sie nicht wusste, wer besagter Herr ist.
Und hier sind wir überdies an der höchst interessanten Stelle angelangt, wo man sich fragen kann, was zur guten Allgemeinbildung gehört. Ist es wirklich nur das Wissen, das man sich zulegen kann, indem man verschiedene Dinge einfach auswendig lernt oder ist es nicht doch ein wenig mehr? Das soll jetzt keine rhetorische Frage sein, ich frage es im Ernst.
Das ist jetzt ein Einzelfall, klar, aber man sollte als Sortimenter
auch Wissen, dass die ganzen Nahrungsmittel-Intoleranzen nicht
unter Allergien, sondern unter Magen/Darm stehen sollten, dass
der Pschyrembel ein Standardwerk der Medizin ist, Schulz von
Thun was mit Kommunikation zu tun hat, etc. natürlich kann man
sich das alles aneignen und lernen,
Also zu diesem Punkt habe ich mal ein Beispiel: Ich habe als 1 Euro Jobber vor ein paar Monaten die Buchabteilung unter mir gehabt. Ich hatte also die Bücher einzuräumen und natürlich musste ich auch Fragen des Kunden beantworten. Und flugs stellte sich raus: Im Grunde gab es eine bestimmte Klientel, die ganz bestimmte Bücher bevorzugen und eine andere, die andere Bücher haben wollten. Und meistens erkennt man diese Klientel auch ziemlich schnell. Ich schätze, dass es in vielen Buchhandlungen nicht viel anders ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Buchhandlung auf dem Lande jemand die allgemeine Relativitätstheorie haben möchte, ist doch eher gering, zumindest deutlich geringer als in einer Universitätsbuchhandlung. Und genau so kristallisierte sich das heraus während den 6 Monaten, in denen ich das gemacht habe. Es war klar, was eben „lief“ und was nicht. Und das bestimmt einfach der Kreis der Kundschaft und sonst nix. Und kein Einkäufer in einer Buchhandlung wird sich wohl 100 Mal die allgemeine Relativitätstheorie ins Lager legen, schätze ich, weil das im Jahr kaum verlangt wird. Folglich meine ich auch, dass verschiedene Menschen, die nicht Buchhändler gelernt haben, durchaus in der Lage wären, diesen Beruf auszuüben. Buchführung und was es sonst noch so braucht, ist in ein paar Kursen erlernbar, wenn man sich es nicht einfach auch selbst beibringen kann.
Um nochmal auf Buchabteilungen in Kaufhäusern
zurückzukommen…ich glaube dir wirklich, dass du ein guter
Buchhändler (wenn auch nicht gelernt) bist/warst, da du
ehrgeizig warst und dir alles Nötige selbst angeeignet hast,
was sicher nicht einfach war, Respekt!
Na ja, es ist jetzt zwar auf Michael bezogen, ich sag’ aber dennoch mal dazu: Es hängt eben vom Interesse ab und ein bisschen Ehrgeiz braucht es wohl auch und möglicherweise - in dem ein oder anderen Fall- ist auch maßgebend, ob man seinen Job verliert oder eben nicht.
Wenn man eine Ausbildung zum Buchhändler macht, bekommt man
halt einfach die ganzen theoretischen Sachen in der
Berufsschule mit, und da unterscheidet sich dann doch einiges
vom Einzelhändler.
Also dazu die Aussage meines derzeitigen Chefs im Fitnessstudio. Der hält nämlich z.B. die Ausbildung zum „Fitnesskaufmann“ für einen Scheiß, denn: Wer Äpfel verkaufen kann, der kann auch Fitness verkaufen, da braucht es keine eigene Ausbildung
. Der Vergleich mag einem seltsam anmuten, aber er ist eben jemand, den es stört, dass für allen Scheißdreck gleich eine extra Ausbildung her muss. Kommt eben an, wie man selbst so drauf ist.
Das weiß ich auch deswegen, weil meine
Lehrerin in der Berufsschule früher auch Einzelhändler
unterrichtet hat und uns oft auf Unterschiede aufmerksam
macht. In der betrieblichen Ausbildung ist halt einfach nicht
so viel Zeit, genauestens auf die Aspekte der Buchpreisbindung
einzugehen oder auf Kalkulation, Buchführung, etc.
Als Käufer weiß ich, dass ich 7% und nicht 19% Märchensteuer zahlen muss- muss ich sonst noch etwas wissen? Ach ja, klar, ich weiß, dass ich Bücher bei buecher.de zum gleichen Preis bekomme wie in der ortsansässigen Buchhandlung…
Gelernte Buchhändler haben eben einen „Wissensvorsprung“, der
sich dem Kunden gegenüber auch manchmal bemerkbar macht…
Jetzt wird’s interessant: Wo macht sich das genau bemerkbar? Ok, war jetzt auch an Michael gemünzt, ich fühle mich dennoch angesprochen.
In meiner Buchhandlung haben wir z.B. eine sehr große
Kinderbuchabteilung,
In meinem 1 Euro Job war das am Anfang eine Hürde, da ich keinen Schimmer von Kinderbüchern hatte. Doch im Laufe der Zeit lernt man u.a. durch die Kundschaft, was eben gefragt ist.
Und um kurz noch auf „das dumme Gewäsch von 19 oder 20
jährigen (…) die dann irgendwann nervig werden, weil sie
nicht mehr weiterwissen- und das gleich nach der ersten
Nachfrage?“ zurückzukommen:
Rate mal, wie alt ich bin? Ich bin 21, und vielleicht weil ich
Abitur, oder zumeindes sicher deswegen, weil ich eine gute
Allgemeinbildung habe, kann ich von mir behaupten (wenn ich
meiner Filialleitung glauben darf), dass ich NICHT nervig
werde,
Wie eingangs erwähnt: Das war als Synonym zu verstehen, als Synonym für all die, die nur spärliche Kenntnisse haben.
wenn ich nicht mehr weiter weiß, und nach der ersten
Nachfrage schon gleich gar nicht! Was würdes du sagen, wenn du
wüsstest, dass meine Filialleitung 24 Jahre alt ist und das
schon seit 2 Jahren macht und unsere Filiale die
zweit-erfolgreichste im Unternehmen war?
Tja, das ist ja auch schon angesprochen worden: Was heißt für eine Buchhandlung Erfolg? Ist es der Verkauf von Mainstream? Und wenn es das nicht ist, wie ist denn der andere Erfolg messbar?
Wenn du wüsstest, dass eine Kollegin von mir noch während
ihrer Ausbildung (zugegeben, zum Ende hin) stellvertretende
Filialleitung in unserer größten Filiale wurde?
Na ja, jetzt weiß ich das. So what?
Dass bei uns schon Azubis zum Ende der Lehrzeit Verantwortung
für eigene Warengruppen bekommen und selbstständig einkaufen,
selbstständig Vertretergespräche führen?
Und ich könnte dir noch mehr Beispiele in unserem Unternehmen
nennen…
Au weia, da könnte ich auch das ein oder andere sagen, aber es reicht momentan, wenn du dich in Selbstdarstellung übst
.
So viel zum Thema „Alter“!
Nö, also ich werde demnächst 50 *g*
Gruß
Hermann