Buchhandlung oder Internet?

Hallo Charlotte,

Was würdes du sagen, wenn du
wüsstest, dass meine Filialleitung 24 Jahre alt ist und das
schon seit 2 Jahren macht und unsere Filiale die
zweit-erfolgreichste im Unternehmen war?

In unserer (Klein)Stadt ist die Buchhandlung, die am meisten Mainstream anbietet, die „erfolgreichste“, d.h., die, die am meisten Kunden hat. Meinst du das mit „Erfolg“? Wenn ich in eine Buchhandlung gehe, möchte ich in Ruhe stöbern und Neues entdecken, diese Möglichkeit habe ich in so einer Buchhandlung aber nicht; das Sortiment ist einfach zum Gähnen langweilig. Ähnlich ist es bei den großen Ketten, da ist das Angebot zwar etwas breiter, aber überall dasselbe. Wenn ich also schon weiß, was ich will, bestelle ich in der Regel lieber im Internet, und zwar weder bei amazon noch bei buecher.de, sondern bei links-lesen.de, damit unterstütze ich wenigstens Projekte in meinem Sinn. Und zum Stöbern gehe ich mittlerweile lieber in die Landesbibliothek, da kann ich mir die Bücher auch erst mal umsonst mitnehmen, und wenn sie mir gefallen, dann auch selbst kaufen.

Ich stimme zwar dem zu, was weiter unten jemand geschrieben hat: Eine Innenstadt nur mit Kleider- und Parfümgeschäften und ohne Buchhandlungen fände ich auch zum K… Aber diese Buchhandels-Ketten und Mainstream-Buchhandlungen finde ich kaum besser. Leider machen die die wenigen kleineren, unabhängigen Buchhandlungen immer mehr kaputt. Ist ja in anderen Bereichen leider genauso.

mfG, Tanja

Hallo Charlotte,

nur kurz noch etwas zum Alter, das ich- zugegebenermaßen nicht sonderlich höflich- angesprochen habe. Ja, ich gehe tatsächlich so ein bisschen davon aus, dass eine/r im fortgeschrittenen Alter einen besseren Überblick über bestimmte Themenbereiche hat- unter der Voraussetzung, dass man sich immer wieder mal mit diesem Thema beschäftigt, das ist doch klar! Das kann und will ich von einem 19 oder 20 jährigen Menschen gar nicht erwarten, freue mich natürlich, wenn ich das Gegenteil- kommt ja auch vor- erlebe.
Ich habe das mit den 19 bzw. 20 jährigen eher als Bild gemeint, genau so gut könnte es sich da um eine/n 30 jährigen handeln. Das Bild stellt einfach nur jemanden dar, der/die nur blasse Kenntnisse hat. Eine verallgemeinernde, negative Aussage über junge Menschen lag mir fern- wie gesagt: Nur ein Synonym.

Ich glaube, über die Vorteile, die eine ausgelernte Kraft mit
sich bringt, müssen wir hier nicht diskutieren.

Na ja, nicht unbedingt. Ich würde doch meinen, dass ein Mensch mit z.B. abgeschlossenem oder auch nicht ganz abgeschlossenem Philosophiestudium in einer Buchhandlung in der entsprechenden Abteilung nicht unbedingt eine Fehlbesetzung wäre, oder was meinst du?

Ich will kurz die Argumente meines Chefs und meine Meinung
dazu erklären:
Mein Chef stellt deswegen nur Abiturienten oder Studenten ein,
weil er ziemlich viel Wert auf Fremdsprachenkenntnisse legt.

Sind ja nicht unbedingt das Schlechteste. Zu Zeiten, in denen ich Abitur gemacht habe (1980), war es üblich, dass man in 2 Fremdsprachen Kenntnisse hatte- von perfekten Kenntnissen kann auch nach 9 Jahren Schulenglisch überhaupt keine Rede sein, denke ich. Und diese beiden Sprachen waren damals in der Regel natürlich englisch und als zweite Sprache eben Französisch. Ist heute offenbar etwas anders, da kann man spanisch machen, ich weiß es von den jüngeren Mitgliedern des Studios, in dem ich arbeite. Zu Zeiten, in denen meine Mutter Abitur gemacht hat, war Latein an einem „althumanistischen Gymnasium“ natürlich gang und gebe, mein Vater hatte auch altgriechisch. Wohl dem, der dann irgendwann mal Theologie studieren will! Auch diese Dinge sind dem Wandel unterworfen, und wenn es mir nach ginge, würde ich z.B. anordnen, dass jeder Schüler ein paar Jahre Latein genießen muss. Nicht, weil diese Sprache von so vielen gesprochen wird (die Zahl ist leicht zu benennen :smile:), sondern weil man da Grammatik beigebracht bekommt und verinnerlichen muss und weil man obendrein auch in den ganzen romanischen Sprachen viel leichter einen Einstieg bekommt, schließlich entspringen sie allesamt mehr oder weniger der lateinischen Sprache. Hattest du Latein? Hilft auch ungemein bei medizinischen Ausdrücken.

Da unsere Buchhandlungen mit großen Kinder- und
Jugendbuchabteilungen (inkl. Schulbuch!) werben, sollte man
nach Englisch noch weitere Fremdsprachen beherrschen,

Tja, also meiner Meinung nach sind’s selbst bei jemandem, der heute Abi macht, genau 2 Fremdsprachen… Und- wie du schon angemerkt hast, kann man sogar auf der Realschule eine zweite Fremdsprache erlernen. Habe ich übrigens vor meinem Abitur auf einem Wirtschaftsgymnasium auch gemacht :wink:. In den - wenn auch anstrengenden - Genuss von Latein kam ich erst auf der Uni.

…sollte man zumindest schon wissen, in weche Richtung man gehen
soll, um es zu suchen. Ich hab an ihrer Reaktion genau
gemerkt, dass sie nicht wusste, wer besagter Herr ist.

Und hier sind wir überdies an der höchst interessanten Stelle angelangt, wo man sich fragen kann, was zur guten Allgemeinbildung gehört. Ist es wirklich nur das Wissen, das man sich zulegen kann, indem man verschiedene Dinge einfach auswendig lernt oder ist es nicht doch ein wenig mehr? Das soll jetzt keine rhetorische Frage sein, ich frage es im Ernst.

Das ist jetzt ein Einzelfall, klar, aber man sollte als Sortimenter
auch Wissen, dass die ganzen Nahrungsmittel-Intoleranzen nicht
unter Allergien, sondern unter Magen/Darm stehen sollten, dass
der Pschyrembel ein Standardwerk der Medizin ist, Schulz von
Thun was mit Kommunikation zu tun hat, etc. natürlich kann man
sich das alles aneignen und lernen,

Also zu diesem Punkt habe ich mal ein Beispiel: Ich habe als 1 Euro Jobber vor ein paar Monaten die Buchabteilung unter mir gehabt. Ich hatte also die Bücher einzuräumen und natürlich musste ich auch Fragen des Kunden beantworten. Und flugs stellte sich raus: Im Grunde gab es eine bestimmte Klientel, die ganz bestimmte Bücher bevorzugen und eine andere, die andere Bücher haben wollten. Und meistens erkennt man diese Klientel auch ziemlich schnell. Ich schätze, dass es in vielen Buchhandlungen nicht viel anders ist: Die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Buchhandlung auf dem Lande jemand die allgemeine Relativitätstheorie haben möchte, ist doch eher gering, zumindest deutlich geringer als in einer Universitätsbuchhandlung. Und genau so kristallisierte sich das heraus während den 6 Monaten, in denen ich das gemacht habe. Es war klar, was eben „lief“ und was nicht. Und das bestimmt einfach der Kreis der Kundschaft und sonst nix. Und kein Einkäufer in einer Buchhandlung wird sich wohl 100 Mal die allgemeine Relativitätstheorie ins Lager legen, schätze ich, weil das im Jahr kaum verlangt wird. Folglich meine ich auch, dass verschiedene Menschen, die nicht Buchhändler gelernt haben, durchaus in der Lage wären, diesen Beruf auszuüben. Buchführung und was es sonst noch so braucht, ist in ein paar Kursen erlernbar, wenn man sich es nicht einfach auch selbst beibringen kann.

Um nochmal auf Buchabteilungen in Kaufhäusern
zurückzukommen…ich glaube dir wirklich, dass du ein guter
Buchhändler (wenn auch nicht gelernt) bist/warst, da du
ehrgeizig warst und dir alles Nötige selbst angeeignet hast,
was sicher nicht einfach war, Respekt!

Na ja, es ist jetzt zwar auf Michael bezogen, ich sag’ aber dennoch mal dazu: Es hängt eben vom Interesse ab und ein bisschen Ehrgeiz braucht es wohl auch und möglicherweise - in dem ein oder anderen Fall- ist auch maßgebend, ob man seinen Job verliert oder eben nicht.

Wenn man eine Ausbildung zum Buchhändler macht, bekommt man
halt einfach die ganzen theoretischen Sachen in der
Berufsschule mit, und da unterscheidet sich dann doch einiges
vom Einzelhändler.

Also dazu die Aussage meines derzeitigen Chefs im Fitnessstudio. Der hält nämlich z.B. die Ausbildung zum „Fitnesskaufmann“ für einen Scheiß, denn: Wer Äpfel verkaufen kann, der kann auch Fitness verkaufen, da braucht es keine eigene Ausbildung :smile:. Der Vergleich mag einem seltsam anmuten, aber er ist eben jemand, den es stört, dass für allen Scheißdreck gleich eine extra Ausbildung her muss. Kommt eben an, wie man selbst so drauf ist.

Das weiß ich auch deswegen, weil meine
Lehrerin in der Berufsschule früher auch Einzelhändler
unterrichtet hat und uns oft auf Unterschiede aufmerksam
macht. In der betrieblichen Ausbildung ist halt einfach nicht
so viel Zeit, genauestens auf die Aspekte der Buchpreisbindung
einzugehen oder auf Kalkulation, Buchführung, etc.

Als Käufer weiß ich, dass ich 7% und nicht 19% Märchensteuer zahlen muss- muss ich sonst noch etwas wissen? Ach ja, klar, ich weiß, dass ich Bücher bei buecher.de zum gleichen Preis bekomme wie in der ortsansässigen Buchhandlung…

Gelernte Buchhändler haben eben einen „Wissensvorsprung“, der
sich dem Kunden gegenüber auch manchmal bemerkbar macht…

Jetzt wird’s interessant: Wo macht sich das genau bemerkbar? Ok, war jetzt auch an Michael gemünzt, ich fühle mich dennoch angesprochen.

In meiner Buchhandlung haben wir z.B. eine sehr große
Kinderbuchabteilung,

In meinem 1 Euro Job war das am Anfang eine Hürde, da ich keinen Schimmer von Kinderbüchern hatte. Doch im Laufe der Zeit lernt man u.a. durch die Kundschaft, was eben gefragt ist.

Und um kurz noch auf „das dumme Gewäsch von 19 oder 20
jährigen (…) die dann irgendwann nervig werden, weil sie
nicht mehr weiterwissen- und das gleich nach der ersten
Nachfrage?“ zurückzukommen:
Rate mal, wie alt ich bin? Ich bin 21, und vielleicht weil ich
Abitur, oder zumeindes sicher deswegen, weil ich eine gute
Allgemeinbildung habe, kann ich von mir behaupten (wenn ich
meiner Filialleitung glauben darf), dass ich NICHT nervig
werde,

Wie eingangs erwähnt: Das war als Synonym zu verstehen, als Synonym für all die, die nur spärliche Kenntnisse haben.

wenn ich nicht mehr weiter weiß, und nach der ersten
Nachfrage schon gleich gar nicht! Was würdes du sagen, wenn du
wüsstest, dass meine Filialleitung 24 Jahre alt ist und das
schon seit 2 Jahren macht und unsere Filiale die
zweit-erfolgreichste im Unternehmen war?

Tja, das ist ja auch schon angesprochen worden: Was heißt für eine Buchhandlung Erfolg? Ist es der Verkauf von Mainstream? Und wenn es das nicht ist, wie ist denn der andere Erfolg messbar?

Wenn du wüsstest, dass eine Kollegin von mir noch während
ihrer Ausbildung (zugegeben, zum Ende hin) stellvertretende
Filialleitung in unserer größten Filiale wurde?

Na ja, jetzt weiß ich das. So what?

Dass bei uns schon Azubis zum Ende der Lehrzeit Verantwortung
für eigene Warengruppen bekommen und selbstständig einkaufen,
selbstständig Vertretergespräche führen?
Und ich könnte dir noch mehr Beispiele in unserem Unternehmen
nennen…

Au weia, da könnte ich auch das ein oder andere sagen, aber es reicht momentan, wenn du dich in Selbstdarstellung übst :smile:.

So viel zum Thema „Alter“!

Nö, also ich werde demnächst 50 *g*

Gruß

Hermann

Hallo Tanja,

das „zweit-erfolgreichste“ war auf den Umsatz bezogen, und an was, wenn nicht am Umsatz (außer vll. an Kommentaren von Kunden) merkt man, ob das Sortiment, das man anbietet, beim Kunden ankommt?
Ich habe das nur deswegen geschrieben, um zu verdeutlichen, dass die 24-jährige Filialleitung trotz ihres jungen Alters das Unternehmen nicht den Bach runtergehen hat lassen… Das war der einzige Grund.

Und was würdes du jetzt sagen, wenn ich dir erzähle, dass die Buchhandlung, in der ich arbeite, keine der großen Ketten ist, sondern ein Regionalfilialist mit 20 Filialen in Bayern, in der alle Mitarbeiter (außer die „frischen“ Azubis) eigene Warengruppenverantwortung haben? D.h. selbst entscheiden dürfen, was sie einkaufen? Ohne sich an Vorgaben vom Chef halten zu müssen? In der die WGR-Leiterin der Belltristik für jeden Monat ihren eigenen (nicht vom Verlag gekauften!) Monatstipp präsentiert und pusht? Und dass dieser meist abseits vom Mainstream ist (außer es ist wirklich guter Mainstream)?

Eine jede Buchhandlung macht aber nunmal mit den Mainstream-Titeln den meisten Umsatz; verzichtet man auf sog. „Topseller“, könnte man nicht überleben…

Und es kann doch auch ein aufstrebendes expandierendes Unternehmen, mit jungen, motivierten und engagierten Mitarbeitern, das vielleicht zu den „kleinen“ Ketten zählen mag, individuell sein, oder?

LG,
Charlotte

Hallo Hermann,

Na ja, nicht unbedingt. Ich würde doch meinen, dass ein Mensch
mit z.B. abgeschlossenem oder auch nicht ganz abgeschlossenem
Philosophiestudium in einer Buchhandlung in der entsprechenden
Abteilung nicht unbedingt eine Fehlbesetzung wäre, oder was
meinst du?

Nein, glaube ich nicht, aber halt vielleicht nur „in der entsprechenden Abteilung“. da kommt es dann drauf an, wie groß die Buchhandlung ist, ob derjenige dann nur in der Abteilung ist oder auch wo anders hin muss (was eher gängige Praxis ist, man muss sich überall zumindest ein bisschan auskennen).
Und es ist erfahrungsgemäß auch so, dass solche Leute gerne in Buchhandlungen genommen werden, ganz klar, aber meistens wirklich „nur“ als Azubis, weil was nützt dir dein Philosophiestudium, wenn du von Betriebswirtschaft -im „schlimmsten“ Fall- keine Ahnung hast?
Sich in einer Warengruppe auskennen ist das Eine - Einkaufsverantwortung für diese zu tragen das Andere, und das gehört eben auch zum Buchhändler!

Nicht, weil diese Sprache von

so vielen gesprochen wird (die Zahl ist leicht zu benennen

-)), sondern weil man da Grammatik beigebracht bekommt und

verinnerlichen muss und weil man obendrein auch in den ganzen
romanischen Sprachen viel leichter einen Einstieg bekommt,
schließlich entspringen sie allesamt mehr oder weniger der
lateinischen Sprache. Hattest du Latein? Hilft auch ungemein
bei medizinischen Ausdrücken.

Ja, ich hatte Latein, ich habs gehasst aber nie bereut, aus ebendiesen Gründen, die du erläutert hast! :smile:

Tja, also meiner Meinung nach sind’s selbst bei jemandem, der
heute Abi macht, genau 2 Fremdsprachen…

Ich war am neusprachlichen Zweig und hatte ich automatisch 3, wenn man da dann noch in der 11. Klasse spätbeginnend (auch für nicht-neusprachler möglich) eine zusätzliche Fremdsprache nahm, warens 4!

Und hier sind wir überdies an der höchst interessanten Stelle
angelangt, wo man sich fragen kann, was zur guten
Allgemeinbildung gehört. Ist es wirklich nur das Wissen, das
man sich zulegen kann, indem man verschiedene Dinge einfach
auswendig lernt oder ist es nicht doch ein wenig mehr? Das
soll jetzt keine rhetorische Frage sein, ich frage es im
Ernst.

Natürlich ist es mehr, die Sachen, die ich auswendig lernen musste, weiß ich jetzt nicht mehr alle, aber man muss es jetzt mal ganz nüchtern betrachten: Am Gymnasium wird einem einfach mehr vermittelt (und da will ich das, was man sich in seiner Freizeit aneignet, jetzt mal außen vor lassen), weil

  1. man schon mal länger in die Schule geht (jetzt auf Klassen, nicht auf Jahre bezogen; 13 Schuljahre sind einfach mehr als 9 oder 10)
  2. es ja irgendwo einen Unterschied zwischen den verschiedenen Schularten geben muss, sonst könnte man diese gleich abschaffen (ich lasse jatzt mal daheingestellt sein, ob das möglicherweise gar nicht so verkehrt wäre…)
    Und das ist eben das, woran sich Unternehmens- oder Personalchefs orientieren…

kein Einkäufer in einer Buchhandlung wird sich wohl 100 Mal
die allgemeine Relativitätstheorie ins Lager legen, schätze
ich, weil das im Jahr kaum verlangt wird. Folglich meine ich
auch, dass verschiedene Menschen, die nicht Buchhändler
gelernt haben, durchaus in der Lage wären, diesen Beruf
auszuüben. Buchführung und was es sonst noch so braucht, ist
in ein paar Kursen erlernbar, wenn man sich es nicht einfach
auch selbst beibringen kann.

Ja, klar, ich finde auch, dass es bestimmt Leute gäbe, die den Beruf auch machen könnten, keine Frage, aber mit Ausbildung gehts einfach schneller, sowohl das Aneignen, als auch das Finden von solchen Personen… :wink:

Also dazu die Aussage meines derzeitigen Chefs im
Fitnessstudio. Der hält nämlich z.B. die Ausbildung zum
„Fitnesskaufmann“ für einen Scheiß, denn: Wer Äpfel verkaufen
kann, der kann auch Fitness verkaufen, da braucht es keine
eigene Ausbildung :smile:. Der Vergleich mag einem seltsam
anmuten, aber er ist eben jemand, den es stört, dass für allen
Scheißdreck gleich eine extra Ausbildung her muss. Kommt eben
an, wie man selbst so drauf ist.

Ja, aber meinst du, dass jemand, der Äpfel verkaufen kann, und jetzt sage ich mal ganz krass NUR Äpfel verkaufen kann, nehmen wir mal jemanden, der Verkäufer in nem Supermarkt gelernt hat, auch automatisch Bücher verkaufen kann? Weißt du, dass der Beruf des Buchhändlers mehr ist, als nur Verkaufen? Als Buchhändler gestaltet man das kulturelle Leben am Ort mit, versteht sich als Kulturvermittler. Man hält Vorträge in Schulen und Kindergärten über Leseförderung, organisiert Lesungen mit Autoren und gestaltet Bücherabende für seine Kunden. Wir bieten z.B. auch immer noch eine Fahrt zur Leipziger Buchmesse an, bei der man sozusagen „Reiseführer“ auch noch ist…
Man ist außerdem noch „Schauwerbegestalter“ für die Büchertische und Schaufenster im Laden und dass richtige, professionelle Präsentation verkaufsfördernd ist, das brauche ich dir ja wohl nicht zu sagen…

Als Käufer weiß ich, dass ich 7% und nicht 19% Märchensteuer
zahlen muss- muss ich sonst noch etwas wissen? Ach ja, klar,
ich weiß, dass ich Bücher bei buecher.de zum gleichen Preis
bekomme wie in der ortsansässigen Buchhandlung…

Entschuldigung, aber das ist jetzt respektlos…
Ich will dir jetzt nicht erläutern, was genau ich in der Berufsschule lerne, aber wenn ich dir meine Fächer nenne, dann wirst du feststellen, dass es noch mehr zu Lernen gibt als was wieviel Ust. hat und dass es ne Buchpreisbindung gibt!
Buchhandlsspezifische Fächer sind:
-Buchhandelbetriebslehre
-Verlagswesen
-Bibliografie
-Literaturkunde (neben Deutsch!)
-spezifisches Englisch

Gelernte Buchhändler haben eben einen „Wissensvorsprung“, der
sich dem Kunden gegenüber auch manchmal bemerkbar macht…

Jetzt wird’s interessant: Wo macht sich das genau bemerkbar?
Ok, war jetzt auch an Michael gemünzt, ich fühle mich dennoch
angesprochen.

Wo genau? Naja, z.B. wenn ein Kunde kommt und 50x das Buch der dt. Nobelpreisträgerin Herta Müller bestellt und nach einem Mengenrabatt fragt.
Natürlich kann man das recherchieren, als ausgelernter Buchhändler weiß man aber sofort, ob man Rabatt gewähren darf!
Es gibt viele Sonderfälle die einfach selten auftauchen, und da ist es dann schon von Vorteil, wenn man das weiß, weil man sich u.U. sogar strafbar machen würde, wenn man falsch handelt.

In meinem 1 Euro Job war das am Anfang eine Hürde, da ich
keinen Schimmer von Kinderbüchern hatte. Doch im Laufe der
Zeit lernt man u.a. durch die Kundschaft, was eben gefragt
ist.

Man lernt vll., was gefragt ist, aber lernt man durch die Kundschaft auch, was pädagogisch wervoll ist? Hattest du nie Mütter, die nur das Beste (eben das pädag. Wertvollste) für ihre Kinder wollten?

wenn ich nicht mehr weiter weiß, und nach der ersten
Nachfrage schon gleich gar nicht! Was würdes du sagen, wenn du
wüsstest, dass meine Filialleitung 24 Jahre alt ist und das
schon seit 2 Jahren macht und unsere Filiale die
zweit-erfolgreichste im Unternehmen war?

Tja, das ist ja auch schon angesprochen worden: Was heißt für
eine Buchhandlung Erfolg? Ist es der Verkauf von Mainstream?
Und wenn es das nicht ist, wie ist denn der andere Erfolg
messbar?

Das mit dem Erfolg war wirtschaftlich gemeint, und ich wollte damit nur erklären, dass die 24-jährige Filialleitung die Filiale nicht den Bach runter gehen hat lassen, „trotz“ ihres Alters…
Und zum Thema „Mainstream“ habe ich mich in dem Post unter deinem noch ausführlicher geäußert…

Au weia, da könnte ich auch das ein oder andere sagen, aber es
reicht momentan, wenn du dich in Selbstdarstellung übst :smile:.

Das will ich jetzt aber wissen, was du mir da sagen könntest…! :wink:
Und ich sehe das nicht als Selbstdarstellug, das war nur der Konter für den Kommentar mit den dummen 19/20-Jährigen… Und wenns stimmt, darf ich das doch erwähnen, um das Bild der 19/20-jährigen Buchhändler aufzuwerten… :wink:

Nö, also ich werde demnächst 50 *g*

Glückwunsch! :wink:

Gruß,
Charlotte

Hallo Charlotte!

Bei allem Respekt Ihnen und Ihrer Leistung gegenüber, aber:

Ja, aber meinst du, dass jemand, der Äpfel verkaufen kann, und
jetzt sage ich mal ganz krass NUR Äpfel verkaufen kann, nehmen
wir mal jemanden, der Verkäufer in nem Supermarkt gelernt hat,
auch automatisch Bücher verkaufen kann? Weißt du, dass der
Beruf des Buchhändlers mehr ist, als nur Verkaufen? Als
Buchhändler gestaltet man das kulturelle Leben am Ort mit,
versteht sich als Kulturvermittler. Man hält Vorträge in
Schulen und Kindergärten über Leseförderung, organisiert
Lesungen mit Autoren und gestaltet Bücherabende für seine
Kunden. Wir bieten z.B. auch immer noch eine Fahrt zur
Leipziger Buchmesse an, bei der man sozusagen „Reiseführer“
auch noch ist…
Man ist außerdem noch „Schauwerbegestalter“ für die
Büchertische und Schaufenster im Laden und dass richtige,
professionelle Präsentation verkaufsfördernd ist, das brauche
ich dir ja wohl nicht zu sagen…

in diesem Falle möchte ich Herrmann recht geben; tatsächlich ist eine Verkaufstechnik in allererster Linie eine Verkaufstechnik. Oder anders gesagt: Ob Sie nun ein Auto von Opel oder von VW oder von Fiat fahren, Sie müssen sich an die Regeln der Straßenverkehrsordnung halten.
Was das Fachwissen angeht (und das ist ja das, an dass Sie sich krampfhaft festhalten): Ja, natürlich hat ein ausgelernter Buchhändler grundsätzlich viel mehr Fachwissen als Ernst-Hugo, der 17 Jahre lang im Supermarkt gearbeitet hat und dort für die Abteilung Äpfel zuständig war und nun in eine Buchabteilung gesteckt wurde. Aber glauben Sie nicht, dass er nicht in der Lage wäre, das ganze zu lernen?
Ja, auch ich habe mir Wissen über Kinderbücher und deren Pädagogik angeeignet, durfte aber ebenfalls feststellen, dass nicht wenige Eltern schon einiges zum Thema wußten, sei es durch Büchereiempfehlungen, sei es durch Mundpropaganda, sei es durch recherchieren im Internet.

Es muss selbstverständlich die Bereitschaft dazu sein, sich dieses Wissen anzueignen, vielleicht ist auch ein wenig Talent für diese Sparte erforderlich, aber - bitte nicht allzuverärgert sein, weil ich Ihnen Gegenwind ins Gesicht puste - man kann auch als Buchhändler arbeiten, wenn man etwas vollkommen anderes gelernt hat, nun aber bereit ist, einen anderen Bereich zu lernen.
Und ich wage einfach mal zu behaupten, dass selbst Sie, vor deren Wissen und Intelligenz ich hohen Respekt habe, am Anfang Ihrer Ausbildung bei weitem nicht das Wissen hatten, was Sie jetzt vorweisen können.
Allerdings gibt es da noch eine Geschichte, die mir erzählt wurde: Es gab da einmal einen Kunsthandwerker, hochbegabt, geschickte Hände. Er konnte mit seinem Werkzeug zaubern und die unglaublichsten Dinge herstellen.
Dieser Mann bekam einen Job bei VW, wo er am Band handwerkliche Arbeiten ausführen und richtig Geld verdienen konnte. Das ging 3 Monate gut, danach reichte er die Kündigung ein. Grund: Es war einfach nicht seine Arbeit, er war unglücklich damit und quälte sich jeden Tag zum Job.

Um übrigens noch einmal auf das von Ihnen ebenso krampfhaft verteidigende Abitur zu kommen, erlauben Sie mir bitte eine Frage.
Bei dieser möchte ich Ihnen einen weiteren Teil von mir vorstellen: Michael Vogl, den Hobbyautoren.
Angenommen, ich würde tatsächlich einmal einen Roman von mir bei einem Verlag unterbekommen (kein DKZV/kein Bod/Lulu und Konsorten), würden Sie jedem von dem Roman abraten, weil es von jemanden kommt, der kein Abitur geschweige denn ein Studium vorweisen kann?

Ich weiß, dass ein Gymnasiast eine erweiterte und intensivere Schulbildung genießen muss/darf als es zum Beispiel ein Hauptschüler vor sich hat (ich zum Beispiel hatte nie Stochastik oder Latein, obwohl ich allen ernstes mit dem Gedanken spiele, diese Sprache freiwillig zu erlernen). Aber ich reihe mich mal in die Reihe jener Menschen ein die behaupten, dass auch ein Hauptschüler mit Mathematikbegabung Analysis oder mit Sprachbegabung Latein lernen kann (zumal es mittlerweile Lerntechniken gibt, in dem man verschiedene Gehirnareale ansprechen kann und somit so gut wie alles an Stoff vermitteln kann).
Der Mensch ist wichtig, seine soziale Kompetenz, vielleicht auch sein Fachwissen in einem Bereich. Wie ich schon schrieb: Mir ist es egal, ob ein Mann oder eine Frau Autos repariert - Hauptsache, er/sie kann es. Mir ist es egal, ob der Mensch, mit dem ich mit unterhalte, eine höhere Schulbildung vorweisen kann oder nur eine geringe Bildung vorweisen kann: Wichtig ist doch, dass er vernünftig und sachlich argumentiert und nicht seine Meinung mittels Gewalt durchdrücken will. Mir ist es egal, ob ich einen Menschen hübsch finde oder nicht mein Typ ist: Wichtig ist, dass dieser Mensch menschlich ist.

Von daher: seien Sie mehr Mensch und weniger Abiturient

(Ja, ich weiß, das gibt jetzt Minuspunkte für mich und falls ich tatsächlich mal ein Buch veröffentlichen sollte, dann weiß ich wenigstens, warum es von Charlotte abgelehnt wird…:wink: )

Hallo Charlotte,

also irgendwie weiß ich zwar nicht mehr so genau, worum es in diesem Thread so richtig geht, nennen wir’s mal: „Rund um den Buchhandel“, das trifft es vielleicht ganz gut, und niemand fühlt sich auf den Schlips getreten :smile:.

Zum Thema Abi hab’ ich noch was bzw. fällt mir gerade was ein, vielleicht nicht ganz unwesentlich. Da ich nun schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel habe als du, habe ich zu meinem Abitur aus dem Jahre 1980 ein etwas -sagen wir mal- lässigeres Verhältnis. Dieser Lappen ist mir ziemlich wurscht, und er ist auch mittlerweile ziemlich wertlos. Was weiß ich noch von dem Zeug, das ich mir seinerzeit habe in den Kopf prügeln müssen? Herr des Himmels, das wird nicht mehr viel sein! Die Interessen, die ich habe, decken sich kaum mit dem, was ich damals in der Schule gemacht habe. Wenn irgendwer mein Abizeugnis haben will: Ich komm’ auch mit der Mittleren Reife aus. Das Abitur ist nicht für MICH, es ist für ANDERE, damit man z.B. auf die Uni gehen kann. Ist für mich mittlerweile nicht relevant- aus 100 und einem Grund. Dass Du das anders siehst mit deinen bescheidenen 21, das ist nur allzu verständlich.

Das mit den „dummen 19 bis 20 jährigen“ hat dich jetzt doch verletzt, und es war auch nicht sonderlich geschickt von mir, dieses Bild zu kreieren, wahrlich nicht. Es gibt wahrscheinlich ebenso viele schlechte Profis in deutlich höherem Alter :smile:. Also bitte ich dich, dich nicht weiter dran aufzuhängen (so das jetzt die richtige Sichtweise von mir ist) und bitte Dich um Entschuldigung für diesen Lapsus (ui, Latein!). Netter Übergang!

Latein: Ich habe mal- lang, lang ist’s her- tatsächlich ein paar Semester Philosophie studiert. Ich habe das irgendwann abgebrochen, weil ich gemerkt habe, was da eigentlich auf mich zukommt, nämlich: 12 - 14 Stunden am Tag Lesen! Und so eine Leseratte bin und war ich denn auch nicht. Das Latinum- das große (in Bayern wird glaube ich nicht unterschieden)- habe ich an der Uni in zwei Semestern nachgemacht, weil ich mein Abi nur mit Englisch und Französisch gemacht habe (die damals sicher handelsüblichen Fremdsprachen, mit denen man zum Abi angetreten war). Da könnte man denken, dass ich das gehasst haben muss. Es war natürlich eine mordsmäßige Aktion, aber ich bekam endlich mal Einblick in deutsche(!) Grammatik. Und schon das war mir - im Nachhinein betrachtet- ein echter Gewinn.
Das mit den 4 Fremdsprachen bis zum Abitur habe ich bislang noch nie gehört, und ehrlich gesagt habe ich da so meine Zweifel… Ich will es aber auch nicht abstreiten, dazu fehlt mir das Wissen, wie derzeit an deutschen Gymnasien verfahren wird. Ich will’s dir also einfach glauben.

Zum Buchhandel bzw. zum Beruf des Buchhändlers / der Buchhändlerin: Natürlich bestreite ich nicht, dass der Buchhändler nach drei Jahren Ausbildung ein Wissen sich angeeignet hat- spezifisch auf Bücher bezogen- das wahrscheinlich seines Gleichen sucht. Und du hast ja in deiner Berufsdarstellung (statt Selbstdarstellung, ok?) auch dargelegt, was da alles in den Berufsschulen auf denjenigen zukommt, der/die den Beruf des Buchhändlers/der Buchhändlerin erlernen möchte.
Ich möchte dennoch zu bedenken geben, dass es ein Unterschied ist, ob ich nun da stehe und mich in die Materie „Bücher im Handel“ (ich will’s mal grob und umfassend so nennen) beschäftigt oder ob da z.B. jemand Arzt wird. Im ersteren Fall würde ich meinen- und Michael hat es ja auch dargelegt auf seine Weise- dass das eher möglich ist als im zweiten Fall. Keiner geht ein paar Monate ins Krankenhaus und hospitiert ein wenig und operiert dann irgend jemanden. Ich schätze, da sind wir uns einig.
Ich wollte- um das auch nochmal hervorzuheben- aber auch meine Tätigkeit als 1 Euro Jobber nicht mit der Tätigkeit eines Buchhändlers in einen Topf werfen. Interessant, dass ein Buchhändler auch so eine Art „Reiseleiter“ abgeben muss.

So, ich denke, ich habe sicher etwas vergessen, aber ich will’s dennoch mal ins Netz stellen. Wenn mir noch etwas einfällt, poste ich nach :smile:.

Danke für die Vorab- Glückwünsche zu meinem 50sten Geburtstag *g*. Es dauert noch ein paar Monate…

Es grüßt dich

Hermann