Buchwerbung Richtung Bibliotheken

Liebe/-r Experte/-in,

ich hoffe, meine Frage ist an dieser Stelle nicht gar zu vermessen.

Ich bin Medienwirt, älteren Semesters und seit längerem auch erfolgreich als Kleinverleger unterwegs. Bei KNV, Libri, Umbrit usw. bin ich längst gelistet, und wie ich in die Buchläden der Republik gelange, ist für mich inzwischen klar.

Was ich bisher völlig ausgeblendet habe, ist die Werbung in Richtung Bibliotheken.

Meine Frage: Gibt es so etwas wie einen zentralen Informations- oder Werbedienst, der sich speziell an Bibliotheken wendet? An dem man sich u.U. beteiligen könnte? Oder: Wie informieren sich Bibliotheken über Neuerscheinungen?

Viele Grüße, Oliver T.

Hallo Oliver-T.

die einzige Institution, die mir in dieser Richtung bekannt ist:
http://www.ekz.de/

zumindest früher gab es dort einen Dienst, der systematisch Neuerscheinungen durchforstete und für Bibliotheken empfahl. Ob dies immer noch so ist, ist mir leider nicht bekannt.

Ich kann zu dem gesamten Thema Erwerbung (in Bibliotheken) nur beitragen, dass zumindest die Fachreferenten in der, in der ich arbeite, in Kommunikation mit den wissenschaftlichen Bereichen Bücher zum Kauf auswählen.

Stadtbüchereien arbeiten weitestgehend für sich allein, soweit ich das mitbekomme. Du wirst wahrscheinlich jede einzeln anschreiben müssen

viele Grüße
Geli

Hallo,
warum sollte die Frage vermessen sein?
Ganz viele öffentliche und auch wissenschaftliche Bibliotheken kaufen mit Hilfe des Besprechungsdienstes der Zeitschrift BuB in Zusammenarbeit mit der Einkaufszentrale für Bibliotheken in Reutlingen. Die (Kurz-)Besprechungen werden überwiegend von Bibliothekaren aus der Praxis gemacht und auf dieser Grundlage vetreibt die EKZ auch ihre Medien. Über 10 000 Titel werden hier jedes Jahr besprochen und angekündigt. Die Auswahl treffen die Lektoren der EKZ aus Zusendungen der Verlage, die entweder von selber schicken oder die angefragt werden.
Kleinverlage haben hier kaum eine Chance, denn wenn ein Titel wirklich gut besprochen wird, muss der Verlag in der Lage sein, in kurzer Zeit eine große Anzahl von Exemplaren zu liefern, denn die Bibliotheken wollen ja neue Titel schnell bereitstellen. Die EkZ bietet auch gleich foliierte oder anders speziell aufbereitete Medien für den Bedarf der Bibliotheken an und auch die Daten für die Kataloge, heute alles in elektronischer Form. Die Bibliotheken sind heute personell gar nicht mehr in der Lage, das alles selber zu leisten, jedenfalls die hauptamtlich geführten mit großem „Umsatz“.
Natürlich sollten Bibliotheken auch Medien aus ihrer Region anbieten und einheimische Verlage bzw. aus der Region unterstützen genauso wie natürlich auch noch im heimischen Buchhandel eingekauft wird. Allerdings steht auch hier Schnelligkeit und Flexibilität im Vordergrund - und die Aussicht auf wenigstens passable Ausleihzahlen, denn daran werden Bibliotheken heutzutage von ihren Geldgebern gemessen, es sei denn, es sind Sammelbibliotheken wir die Nationalbibliothek (Frankfurt und Leipzig) und die Landesbibliotheken. Die bekommen von den Verlagen Pflichtexemplare (das ist gesetzlich geregelt), von ihrem hoffentlich auch.
Die einzige Chance für kleine Verlage sehe ich in Bibliotheken Ihres Umfeldes, für die Ihre Bücher vielleicht von Interesse sein könnten. Ein persönlicher Kontakt könnte da vielleicht nicht schaden, allerdings sollte man da nicht zu aufdringlich sein, denn Bibliotheken haben meistens nicht einmal genug Geld, um alles zu kaufen, was gute Ausleihen verspricht.
Sie sind natürlich von Ihren Büchern überzeugt, aber die Bibliothekare müssen sich halt nach dem Publikumsgeschmack richten, das mag man bedauern, aber es ist so. Vielleicht gibt es ja Rezensionen Ihrer Bücher, die könnte man auch den Bibliotheken zuschicken.
Kirchliche Bibliotheken haben eigene Besprechungsdienste (ev. u. kath.), die im Prinzip ähnlich arbeiten. Natürlich gibt es immer noch winzige Bibliotheken wie z.B. in unserer Kirchengemeinde, wo die ehrenamtlichen Mitarbeiter die Bücher nach ihrem Geschmack aussuchen in der ortsansässigen Buchhandlung oder aufgrund von Zeitungsrezensionen oder auch mal auf persönlichen Hinweis hin. Aber die kaufen vielleicht im Jahr, wenn’s hoch kommt, 100 Bücher, und sind aber auch bestrebt, gute Ausleihen zu erzielen, um ihre Existenzberechtigung zu zeigen. Allerdings spielt hier noch persönliche Vermittlung, das persönliche Gespräch, eine große Rolle.
Ich könnte mir vorstellen, dass Sie doch am ehesten durch persönliche Kontakte verkaufen können. Waren Sie schon mal auf der Minipressen-Messe in Mainz, die alle 2 Jahre stattfindet? Da gehen die Liebhaber kleiner Verlage hin.
Ich hoffe, Ihre Frage ausreichend beantwortet zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
mariam4

Es gibt zum Beispiel den ekz Bibliotheksservice. Dabei handelt es sich um ein Dienstleistungsunternehmen, das hauptsächlich öffentliche Bibliothek bedient. Es ist sehr bekannt und leistungsfähig. Zu seinen Aufgaben gehören der Vertrieb von Medien oder die Entwicklung von Bibliothekszubehör, -möbeln, -systemen… Viele öffentliche Bibliotheken erhalten von ekz z. B. Buchbesprechungen.

Hallo „mariam4“,

vielen, vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort; die mir zudem auch sehr gehaltvoll scheint. Den Hinweis mit der EKZ werde ich auf jeden Fall einmal für mich ausloten. Das liest sich gut.

Aber warum so reserviert und pessimistisch bezüglich Kleinverlagen? Als Kenner der Szene (für den ich Sie nach Ihren Ausführungen halte) sollten Sie doch wissen, dass der Büchermarkt in Deutschland ein völlig anderer wäre, wenn es die vielen Klein- und Kleinstverleger nicht geben würde. Fast 90 Prozent aller Titel kommen aus Verlagen, die zeitgleich maximal sieben Titel verfügbar haben/liefern können. Die meisten sogar deutlich weniger.

Dieser Anteil hat sich seit vielen Jahren kaum verändert, obwohl es der Einzelhandel den Kleinverlegern alles andere als leicht macht. Glücklicherweise verschiebt sich das Kaufverhalten der Leser immer mehr weg vom traditionellen Bucheinzelhandel hin zu alternativen Bezugmöglichkeiten. Mein Globusmarkt um die Ecke hat inzwischen ein besseres Buchangebot als der Traditionsbuchladen drei Straßen weiter. Na, und das Internet sowieso.

KNV, Libri und Co. haben aus dieser Entwicklung längst ihre Schlussfolgerungen gezogen. Eine ganze Reihe von Buchhändlern zwar auch. Doch der Großteil leider eben nicht. Und es ist bestimmt nicht das kaufmännerische Risiko, dass sie „davon abhält, sich zu verzetteln“ (wie sie behaupten). Es steckt auch eine ganze Menge Ignoranz und Bequemlichkeit dahinter. Die Entwicklung mag man bedauern. Stellt man aber in Rechnung, dass wieder mehr gelesen wird, kann ich dem Ganzen sogar auch etwas Positives abgewinnen.

Eine Schlussfolgerung aus der Lektüre von Bestsellerlisten, Erfolg sei nur den ganz Großen vergönnt, ist übrigens falsch. Ich kenne jedenfalls mehr als ein Dutzend Kleinverleger persönlich, die ganz passabel von diesem Geschäft leben.

Aber das muss ich zum Glück gar nicht einmal. Ich habe ein Arbeitsleben in Publizistikbereichen hinter mir (oder fast hinter mir), die nicht direkt verlegerischer Natur waren. Umso mehr Freude habe ich heute an dem, was ich diesbezüglich (gewerblich in Nebentätigkeit - und selbstverständlich unter Erfüllung der gesetzlichen Pflichtabgabeforderungen) mache.

Nochmals vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich werde mir die einzelnen Aspekte noch einmal - genüsslich - durch den Kopf gehen lassen.

Freundliche Grüße,
Oliver T.

Hallo „mariam4“,

vielen, vielen Dank für die sehr ausführliche Antwort; die mir zudem auch sehr gehaltvoll scheint. Den Hinweis mit der EKZ werde ich auf jeden Fall einmal für mich ausloten. Das liest sich gut.

Aber warum so reserviert und pessimistisch bezüglich Kleinverlagen? Als Kenner der Szene (für den ich Sie nach Ihren Ausführungen halte) sollten Sie doch wissen, dass der Büchermarkt in Deutschland ein völlig anderer wäre, wenn es die vielen Klein- und Kleinstverleger nicht geben würde. Fast 90 Prozent aller Titel kommen aus Verlagen, die zeitgleich maximal sieben Titel verfügbar haben/liefern können. Die meisten sogar deutlich weniger.

Dieser Anteil hat sich seit vielen Jahren kaum verändert, obwohl es der Einzelhandel den Kleinverlegern alles andere als leicht macht. Glücklicherweise verschiebt sich das Kaufverhalten der Leser immer mehr weg vom traditionellen Bucheinzelhandel hin zu alternativen Bezugmöglichkeiten. Mein Globusmarkt um die Ecke hat inzwischen ein besseres Buchangebot als der Traditionsbuchladen drei Straßen weiter. Na, und das Internet sowieso.

KNV, Libri und Co. haben aus dieser Entwicklung längst ihre Schlussfolgerungen gezogen. Eine ganze Reihe von Buchhändlern zwar auch. Doch der Großteil leider eben nicht. Und es ist bestimmt nicht das kaufmännerische Risiko, das sie „davon abhält, sich zu verzetteln“ (wie sie behaupten). Es steckt auch eine ganze Menge Ignoranz und Bequemlichkeit dahinter. Die Entwicklung mag man bedauern. Stellt man aber in Rechnung, dass wieder mehr gelesen wird, kann ich dem Ganzen sogar auch etwas Positives abgewinnen.

Eine Schlussfolgerung aus der Lektüre von Bestsellerlisten, Erfolg sei nur den ganz Großen vergönnt, ist übrigens falsch. Ich kenne jedenfalls mehr als ein Dutzend Kleinverleger persönlich, die ganz passabel von diesem Geschäft leben.

Aber das muss ich zum Glück gar nicht einmal. Ich habe ein Arbeitsleben in Publizistikbereichen hinter mir (oder fast hinter mir), die nicht direkt verlegerischer Natur waren. Umso mehr Freude habe ich heute an dem, was ich diesbezüglich (gewerblich in Nebentätigkeit - und selbstverständlich unter Erfüllung der gesetzlichen Pflichtabgabeforderungen) mache.

Nochmals vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich werde mir die einzelnen Aspekte noch einmal - genüsslich - durch den Kopf gehen lassen.

Freundliche Grüße,
Oliver T.

Hallo,
ich bin überhaupt nicht pessimistisch gegenüber Kleinverlagen. Ich mag diese Szene, gehe auch zur Minipressen-Messe. Ich weiß nur, dass ich mit Büchern, die nicht dem Main-Stream entsprechen bzw. nicht in Zeitungen und Fernsehen beworben wersen, in Bibliotheken keinen „Umsatz“ machen kann.
Weiterhin viel Erfolg
mariam4

Danke für die erneute Antwort.

Ich meld’ mich, falls es bei mir doch klappen sollte.

OT

Guten Tag,

die öffentlichen Bibliotheken beziehen Medien häufig über eine große Institution, die ekz in Reutlingen. Ich würde dort ein Buch hinsenden und um Rezension bitten.

Man kann auch Bibliotheken direkt anschreiben: ans Lektorat (öffentliche Bibliotheken) oder ans Fachreferat (wissenschaftliche Bibliotheken). Aber ob der Aufwand den gewünschten Nutzen bringt, weiß ich nicht so recht.

Bibliotheksmitarbeiter haben den Buchmarkt gut im Blick und verfolgen die Neuerscheinungen gründlich.

Gruß!

Unsere Bibliothek informiert sich über Neuerscheinungen hauptsächlich über Prospekte der Verlage, die ausschließlich oder hauptsächlich die Neuerscheinungen mit den für uns relevanten Themen enthalten. Bei besonders interessanten Verlagen lassen wir uns den Neuerscheinungs-Newsletter zumailen.

Liebe/r Geli,

vielen Dank für deine Antwort. Sie ist - zusammen mit den Antworten der anderen Wer-weiß-was-Freunde, die geantwortet haben, für mich sehr hilfreich. Ich habe sogleich einen Versuch bei der EKZ gestartet; und auch bei den beiden kirchlichen Dachorganisationen ihrer öffentlichen Bibliotheken. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.

Nochmals vielen Dank, und bleib bitte wer-weiss-was.de treu. Dieses Angebot ist m.E. eines der schönsten und wichtigsten im Internet.

Freundliche Grüße,
Oliver T.

Liebe Sonja 2010,

vielen Dank für deine Antwort. Sie ist - zusammen mit den Antworten der anderen Wer-weiß-was-Freunde, die geantwortet haben, für mich sehr hilfreich. Ich habe sogleich einen Versuch bei der EKZ gestartet; und auch bei den beiden kirchlichen Dachorganisationen ihrer öffentlichen Bibliotheken. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.

Nochmals vielen Dank, und bleib bitte wer-weiss-was.de treu. Dieses Angebot ist m.E. eines der schönsten und wichtigsten im Internet.

Freundliche Grüße,
Oliver T.

Liebe/r Cioran,

vielen Dank für deine Antwort. Sie ist - zusammen mit den Antworten der anderen Wer-weiß-was-Freunde, die geantwortet haben, für mich sehr hilfreich. Ich habe sogleich einen Versuch bei der EKZ gestartet; und auch bei den beiden kirchlichen Dachorganisationen ihrer öffentlichen Bibliotheken. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.

Nochmals vielen Dank, und bleib bitte wer-weiss-was.de treu. Dieses Angebot ist m.E. eines der schönsten und wichtigsten im Internet.

Freundliche Grüße,
Oliver T.

Liebe/r Bilby,

vielen Dank für deine Antwort. Sie ist - zusammen mit den Antworten der anderen Wer-weiß-was-Freunde, die geantwortet haben, für mich sehr hilfreich. Ich habe sogleich einen Versuch bei der EKZ gestartet; und auch bei den beiden kirchlichen Dachorganisationen ihrer öffentlichen Bibliotheken. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.

Nochmals vielen Dank, und bleib bitte wer-weiss-was.de treu. Dieses Angebot ist m.E. eines der schönsten und wichtigsten im Internet.

Freundliche Grüße,
Oliver T.