Buddhistischer Katechismus von Olcott

moin!
hab vor kurzem oben genanntes Buch erworben…hat jemand das Buch mal im Studium behandelt und kann mir sagen, welche Paragraphen besonders Grundlage späterer Akademischer oder innerreligöser (außereuropäischer) Diskussionen war ?

thx sober

Hallo Sober,
Olcotts ‚Katechismus‘ ist ein Kondensat diverser englisch- und französischsprachiger akademischer (indologischer) Quellen - sicher nicht Grundlage für akademische Darstellungen.

Immerhin ließ Olcott die Rohfassung seines ‚Katechismus‘ durch die Mönche Hikkaduwe Sri Sumangala Nayaka Thera und Mohottivatte Gunananda Thera prüfen und redigieren. Beide waren zentrale Figuren im ‚Buddhist revivalist movement‘ Sri Lankas. Das stellte sicher, dass der Katechismus den srilankischen Theravadabuddhismus korrekt darstellte - insofern war der Inhalt auch in dieser Beziehung zunächst nicht diskutabel. Olcott blieb jedoch nicht auf dieser Linie, sondern erweiterte spätere Auflagen wieder um bestimmte theosophische Zutaten, was Friedrich Zimmerman (unter dem Pseudonym Subhadra Bhikshu) veranlasste, 1888 seinen etwas anspruchsvolleren (bewusst an europäische Intellektuelle gerichteten) Katechismus zu verfassen.

Olcotts Katechismus war in erster Linie zur religiösen Unterweisung einheimischer Kinder gedacht und erfüllte auch diesen Zeck. Er war insofern ein wesentliches Element, der agressiven christlichen Missionierung in Sri Lanka entgegen zu arbeiten; er steht im Zusammenhang mit der Gründung über 100 Schulen (bis 1900) durch die von Olcott gegründete Buddhist Theosophical Society. In staatlichen Schulen war religiöse Unterweisung nicht erlaubt und ansonsten gab es nur christliche Missionsschulen.

Freundliche Grüße,
Ralf

vielen Dank,

als Grundlage natürlich nicht geeignet und natürlich nur mit Vorsicht zu lesen. (Obwohl ich festgestellt habe, dass Katechismen und Schulbücher mit das beste sind, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen :smile: )
Ne, was mich interessiert hatte, war die Rezeptionsgeschichte - den Zimmermann muß ich mir natürlich nochmal zu Gemüte führen.

Du schreibst, nur die Rohfassungen seien Authorisiert worden, bist du dir da sicher ? In den Vorworten steht etwas anderes.

Wäre eben auch interessant zu wissen, an welchen Punkten sich die Srilankaner (Srilankesen ? Ceylonier ? Ceylonesen ?) selber gerieben haben, oder ob sich dadurch nicht auch das Selbstbild ( von politischen Folgen mal ganz abgesehen) entscheidend verändert haben mag - usw usf - hätte ja sein können, dass es ein paar wirklich berüchtigte Abschnitte im Buch gibt.

Aber nochmal herzlichen Dank & viele Grüße

sober

Hallo sober,

Du schreibst, nur die Rohfassungen seien Authorisiert worden,

nein, ich habe geschrieben, die Rohfassung wurde geprüft und redigiert - das Ergebnis wurde dann als ‚autorisiert‘ veröffentlicht.

Wäre eben auch interessant zu wissen, an welchen Punkten sich
die Srilankaner (Srilankesen ? Ceylonier ? Ceylonesen ?)
selber gerieben haben, oder ob sich dadurch nicht auch das
Selbstbild ( von politischen Folgen mal ganz abgesehen)
entscheidend verändert haben mag - usw usf - hätte ja sein
können, dass es ein paar wirklich berüchtigte Abschnitte im
Buch gibt.

Das ist eher nicht der Fall. Eine bemerkenswerte Folge war auf jeden Fall, dass sich in der srilankischen Intelligenzija ein durchaus neues, ‚modernistisches‘ Verständnis von Buddhismus entwickelte (natürlich nicht nur durch den Katechismus). Weniger inhaltlich, sondern vielmehr in der Hinsicht, dass der Buddhismus auch zu einer nationale Identität stiftenden Religion wurde und damit den Widerstand gegen Kolonialismus und Imperialismus unterstützte. Da entwickelte sich ein neues Selbstbewusstsein - zumindest auf religiöser Ebene (zunächst) konnte und wollte man mit Christen auf gleicher Augenhöhe stehen. Noch heute hat der srilankische Buddhismus - ein eher unerfreulicher Aspekt - eine starke Affinität zum singhalesischen Nationalismus.

Traditionell (also vor dem Buddhist Revival Movement) beschäftigten Laien sich eigentlich nur selten mit den Aussagen der buddhistischen Lehre. Ein Katechismus, der Laien in ihrer Religion seriös unterrichtete, war für Budhisten etwas völlig Neues - wer sich für die buddhistische Lehre interessierte, wurde früher eben Mönch; Laien hatten allenfalls vage Kenntnisse. Ein wenig wie im vorreformatorischen Christentum …

Olcotts Katechismus (der freilich nur einen Ausschnitt des ‚Buddhist Revival Movement‘ darstellte) hatte insofern spürbare Auswirkungen auf sozialer und politischer Ebene - auf die buddhistische Lehre jedoch nicht.

Freundliche Grüße,
Ralf

Danke dir,
werde mal dran bleiben. Es fällt mir immer schwer zu glauben, dass
solche Texte - vor allem wenn sie als Schulbücher dienen, nicht auf die ein oder andere Art auch einen „theologischen“ impact gehabt haben sollen - zumindest im kleinen.
Schönes Wochenende
sober

Moin sober,

ich denke, dass dir folgender Vortrag die meisten Fragen beantworten wird: http://aryasangha.org/obeye-1.htm

Wenn du es noch genauer wissen willst, wirst du jemanden finden müssen, der sich speziell mit dem Buddhismus in Sri Lanka und der historischen Entwicklung Sri Lankas auskennt. Über Sri Lanka hinaus ist Olcott nämlich ziemlich unbekannt und völlig unbedeutend.

Herzlichen Gruß,
Marion

Wenn du es noch genauer wissen willst, wirst du jemanden
finden müssen, der sich speziell mit dem Buddhismus in Sri
Lanka und der historischen Entwicklung Sri Lankas auskennt.
Über Sri Lanka hinaus ist Olcott nämlich ziemlich unbekannt
und völlig unbedeutend.

Da weiß ich jemanden… bei Bedarf bitte Fragen.

Bats

thx für die obskure Seite, die schaue ich mir mal genauer an
thx für Angebot der expertenexpertenvermittlung, so wichtig isses erst mal aber nicht, geht um Bettlektüre :wink: Wenns aber mal wirklich wichtig werden sollte, würde ich vielleicht nochmal nachhaken, erstmal aber
zufrieden

also THX @ alle
sober

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Moin,

obskure Seite,

Der Vortrag dürfte ziemlich verlässlich sein. Schließlich ist Gananath Obeyesekere http://artsrilanka.org/authors/gananathobeyesekere.html ja kein Niemand und ich gehe soweit erstmal davon aus, dass der Vortrag authentisch ist, da Name, Ort, Datum etc. genannt werden.

Gruß
Marion

*g* so war das nicht gemeint :wink:

Moin,

*g* so war das nicht gemeint :wink:

Warum nicht? Dein Einwand ist ja völlig berechtigt. Es ist geradezu überwältigend wieviel Unsinn über den Buddhismus oder bestimmte buddhistische Themen im Internet verbreitet werden, und damit meine ich nicht nur auf den ersten Blick „obskure“ Internetseiten, sondern auch vieles, was mit dem Anschein von Sachlichkeit und vermeintlicher Objektivität daher kommt. Da darf und muss man ruhig kritisch sein.

Gruß
Marion

Ne, dachte du hättest das falsch verstanden und persönlich gemeint.
Bin ganz deiner Meinung
grüße