–ich hab mal gesehen, dass die Bugwellen anzeigen können wie tief
das Wasser unter einem Schiff noch ist.–
Wo hast Du das denn gesehen?
Kein Schiffsführer würde die Bugwellen als Mass für für diesen
wichtigen Wert nehmen. Am Bug ablesen, wieviel Wasser das Schiff
noch hat, würde bedeuten, es ist zu spät, wenn er zu geringen Tiefgang abliest.
Das Schiff wäre dann schon auf Grund.
Für den Tiefgang hat man elektronische Ablesegeräte. Der Tiefgang muß schon
mehrere Seemeilen vorher bekannt sein, andernfalls wäre es zum Stoppen zu spät.
–Wenn sie eng anliegend sind, dann ist genug Wasser darunter.
Geht die Bugwelle weit nach draußen und in die Breite und rollt
so mit dem Schiff, dann sollte man die Geschwindigkeit drosseln,
weil dann nicht mehr genügend Wasser unter dem Schiff ist.–
Also, im freien Wasser und flotter Fahrt, hat ein Schiff immer eine
sich ausbreitende Bugwelle.
–Ich denke mal, dass man bei geringerer Fahrt weniger Wasser
verdrängt und dann halt mehr Wasser da ist, das für den nötigen
Auftrieb sorgt.–
Die Wasserverdrängung ist wohl immer gleich. Das Schiff hebt nicht ab. Es
sei denn, es ist ein kleines Kriegsschiff oder ein Tragflächenboot.
Ein großes Schiff verändert wohl seine Lage, aber, wenn es sich vorn abhebt,
sackt es hinten weg. Die verdrängte Wassermenge ist immer gleich.
–Meine Frage ist jetzt, warum denn die Bugwellen einmal so nach
außen gehen und einmal eng anliegen. Woher kommt das Verhalten
und wie kann man sich das erklären.–
Das ist eine Behauptung von Dir und nach 35 Jahren Seefahrt habe ich so
etwas nie gehört. Niemand interessiert auf einem Schiff diese Bugwelle.
Es ist auch schwierig, sie überhaupt zu sehen.
Da Niemanden die „Tiefenmessung über die Wasserlage am Bug“ interessiert,
kann ich mir nicht vorstellen, dass es da überhaupt Untersuchungen drüber
gibt.
Die Schiffbauversuchsanstalten probieren immer wieder aus, die günstigste
Bugform zu entwickeln, um damit die Geschwindigkeit zu erhöhen und Öl zu sparen.
Vielleicht hat man das aber falsch erklärt.
Je weiter die „Nase“ aus dem Wasser steigt (also wenig Tiefgang), umso weniger
prallt diese dann gegen die Wellen und es wird immer ruhiger am Bug.
Das Wasser kann sogar, bei sehr geringem Tiefgang, die Nase unterlaufen.
Vielleicht hat man „Tiefgang“ mit „Wasser unterm Kiel“ verwechselt.
mfgConrad