Bulimie bei Jugendlicher Anlaufstelle

Hallo Community,

ich weiß nicht recht in welchem Brett der Artikel besser aufgehoben ist. Sucht/Prävention - Medizin - Psychologie??? @Mod. evtl. verschieben!

Ich versuchs mal hier:

Meine Tochter hat sich an mich gewandt, da Ihre Mitschülerin (beide 16 Realschule 10. Klasse) wohl an Bulimie leidet.

Kurz noch: Das Mädel möchte keinesfalls, dass Ihre Eltern etwas davon erfahren, ist aber anscheinend doch an Hilfe interessiert, schafft dies aber nicht aus freien Stücken anzugehen…!

Und nun? Gibt es eine Möglichkeit dem „Kind“ zu helfen?

Soll ich mich doch an die Eltern wenden? Ich kenne diese nicht sehr gut…, denke auch das wäre ein Vertrauensbruch und Sie blockt dann ganz ab.

Nun meine Hauptfrage: Zu welcher Anlaufstelle kann Ihr meine Tochter raten? Erstmal über das Kinder-/Jugendtelefon oder über’s Internet?

Oder direkt nach einer geeigneten Instituion in der Stadt? Meine Tochter würde Sie auch begleiten, wäre also nicht auf sich allein gestellt.

Hast hier jemand schon Erfahrung mit dieser Thematik gemacht?

Über Tips und Anregungen sind wir sehr dankbar!

LG MoMi

Hallo Momi,

ob überhaupt etwas sinnvoll ist, ist davon abhängig, wie die „Betroffene“ (ein bescheuerter Begriff, aber isso…) damit umgeht, ob sie das schon selbst erkannt hat und etwas dagegen unternehmen will und vor allem: Ob deine Tochter da überhaupt die richtige Diagnose heimgebracht hat.

Erste Anlaufstelle wäre der Hausarzt, und dann erfahren die Eltern auch nicht unbedingt davon.

Gruß

autoschwein

Hallo MoMi,

Kurz noch: Das Mädel möchte keinesfalls, dass Ihre Eltern etwas davon erfahren,

Genau damit hält sie aber an Strukturen fest, die die Sucht aufrechterhalten. Essstörungen sind durch ein hohes Maß an Verleugnung und Heimlichkeiten gekennzeichnet. Typisch für „essgestörte Familien“ ist, dass sich die Mitglieder in erster Linie um die anderen kümmern und sorgen, aber nicht um sich selbst.

Wenn das Mädchen seine Eltern da raushalten will, dann nicht zuletzt deswegen, weil sie sich darum sorgt, diesen Kummer zu machen. Auch die fehlende Bereitschaft, die Essstörung offenzulegen, spielt eine Rolle. Beides ist suchterhaltend.

Soll ich mich doch an die Eltern wenden?

Vielleicht hilft dir bei der Beantwortung dieser Frage die Überlegung, ob du als Mutter es erfahren möchtest, wenn es deine Tochter beträfe? Eine Therapie wäre jedenfalls ohne Kenntnis der Eltern nicht so einfach möglich. Auch wenn Jugendliche ab 15 grundsätzlich alleine zur Therapie gehen können, sollte man immer damit rechnen, dass die Kasse mit den Eltern Kontakt aufnimmt. Bei Privatversicherten geht es ohne Wissen der Eltern gar nicht.

Nun meine Hauptfrage: Zu welcher Anlaufstelle kann Ihr meine Tochter raten?

Ich würde dazu raten, möglichst schnell mit „richtigen“ Menschen in Kontakt zu kommen. Ihr könntet die Vorarbeit leisten, eine (oder mehrere) Anlaufstellen in eurer Nähe ausfindig zu machen und euch auch über die Modalitäten von Terminvergabe, Fristen, Bedingungen… informieren, um die Schwelle möglichst niedrig zu setzen.

Und noch was: Auch wenn die Initiative von deiner Tochter ausgehen mag: Begleite sie unbedingt dabei. In diesem jungen Alter lassen Menschen vieles noch sehr nah an sich heran. Ein Scheitern des Hilfsversuchs könnte von deiner Tochter durchaus als eigenes Versagen gewertet werden - und damit lebt es sich gerade in jungen Jahren schwer.

Schöne Grüße,
Jule

Hi as :wink:

ob sie das schon selbst erkannt hat und etwas dagegen
unternehmen will

Ja, der Wille ist da. Bislang wollte Sie nicht darüber reden. Sie wisse aber nicht wie die Sache angehen soll, da Sie Angst hat es Ihren Eltern zu sagen.

Erste Anlaufstelle wäre der Hausarzt, und dann erfahren die
Eltern auch nicht unbedingt davon.

Ohh…, klar unterliegt er der Schweigepflicht…, aber wir leben hier in einem recht kleinen Nest…

Hallo Jule,

Typisch für
„essgestörte Familien“ ist, dass sich die Mitglieder in erster
Linie um die anderen kümmern und sorgen, aber nicht um sich
selbst.

Das haut hin. Ich weiß zwar nicht wie lange das Mädel schon darunter leidet (müssen wohl schon ein paar Jahre sein), aber ich kann mir vorstellen, dass es auch mit einspielt, dass Ihre Mutter vor Jahren starke psychische Probleme hatte und längere Zeit in einer psychiatrischen Klinik zur Behandlung befand. Ob das nun zeitgleich der Auslöser Ihrer Essstörung war kann ich nicht sagen, wäre doch aber durchaus denkbar!?

Vielleicht hilft dir bei der Beantwortung dieser Frage die
Überlegung, ob du als Mutter es erfahren möchtest, wenn es
deine Tochter beträfe?

Natürlich wöllte ich dies ohne umschweife von egalwem sofort erfahren. Denke aber, dass ich solch eine Störung bei meiner Tochter doch selbst erkennen müßte/könnte/sollte!?

Ich würde dazu raten, möglichst schnell mit „richtigen“
Menschen in Kontakt zu kommen. Ihr könntet die Vorarbeit
leisten, eine (oder mehrere) Anlaufstellen in eurer Nähe
ausfindig zu machen und euch auch über die Modalitäten von
Terminvergabe, Fristen, Bedingungen… informieren, um die
Schwelle möglichst niedrig zu setzen.

O.k.!!!

Und noch was: Auch wenn die Initiative von deiner Tochter
ausgehen mag: Begleite sie unbedingt dabei.

Mach ich!

ein Scheitern des Hilfsversuchs könnte von deiner Tochter durchaus
als eigenes Versagen gewertet werden - und damit lebt es sich
gerade in jungen Jahren schwer.

Ja. Zum Glück verfügt Töchterlein über ein starkes Selbstvertrauen, vielleicht besitzt Sie sogar schon ein Helfersyndrom, wobei das eine das andere nicht ausschließt.

Dankeschön einstweilen,

LG MoMi

Hallo,

Wenn das Mädchen seine Eltern da raushalten will, dann nicht
zuletzt deswegen, weil sie sich darum sorgt, diesen Kummer zu
machen.

das kann, muss aber nicht so sein.

Bei der besten Freundin meiner Tochter, welche jahrelang Mobbingopfer war und neben Essstörungen auch selbstverletzendes Verhalten gezeigt hat (in einem Maß, in dem es eigentlich ein Blinder mit einem Krückstock sehen konnte), war es schlicht und ergreifend so, dass ihr Verhältnis zu ihren Eltern wirklich sehr, sehr schlecht bzw. von Gleichgültigkeit seitens der Eltern geprägt war (imho klassischer Fall von Wohlstandsverwahrlosung). Letztere erfuhren erst dadurch davon, dass sich das Mädchen irgendwann freiwillig in eine psychiatrische Klinik begeben hat. Auch heute noch haben die Eltern alles andere als Verständnis für ihre Tochter - da sie das Familienbild stört, wird sie jetzt in ein Internat in Weitweitweg abgeschoben.

Gruß

=^…^=

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Hallo MoMi,

ich empfehle Dir, Dich an die Nummer gegen Kummer zu wenden - alldort gibt es auch ein „Elterntelefon“ und die Leutchen müssten Dir eigentlich mit Adressen etc. in Deiner Region weiterhelfen können.

Beste Grüße

=^…^=

Hallo =^…^=,

besten Dank, dann werd ich da morgen mal anrufen!

Werde Rückmeldung erstatten!

Grüße und schönes WE, MoMi

Und gerade in einem kleinen Nest sind die Angestellten einer Arztpraxis zu besonderer Umsicht angehalten.

Sollten die Eltern privatversichert sein, gibt es bestimmt Mittel und Wege, das als Magenbeschwerden mit Verdacht auf psychosomatischen Hintergrund (oder was weiß ich - bin kein Mediziner) zu deklarieren.

Hai nochmal,

Und gerade in einem kleinen Nest sind die Angestellten einer
Arztpraxis zu besonderer Umsicht angehalten.

Das erklär mal ner 16-jährigen… (zumal Sie nur 2 Häuser vom HA entfernt wohnt und deren Mutter dort auch noch immer wg. Ihrer psych. Beschwerden in Behandlung ist).

Da ist Sie anscheinend überhaupt nicht hinzubewegen. Ich werd morgen mal die Nummer gegen Kummer anrufen und versuchen dort eine Anlaufstelle zu erfahren…

Danke Dir aber… MoMi

Hi MoMi,

Ja. Zum Glück verfügt Töchterlein über ein starkes
Selbstvertrauen, vielleicht besitzt Sie sogar schon ein
Helfersyndrom, wobei das eine das andere nicht ausschließt.

Leider bedingt ein schwaches Selbstvertrauen oft die Entwicklung eines Helfersyndroms…

Gruß,
Anja

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Hallo Anja,

Ja. Zum Glück verfügt Töchterlein über ein starkes
Selbstvertrauen, vielleicht besitzt Sie sogar schon ein
Helfersyndrom, wobei das eine das andere nicht ausschließt.

Mit dem „das eine das andere nicht ausschließt“ meinte ich eigentlich, dass man „trotz“ Ihres Selbstvertrauens dies: Ein Scheitern des Hilfsversuchs könnte von deiner Tochter durchaus als eigenes Versagen gewertet werden, nicht ausschliessen kann.

Leider bedingt ein schwaches Selbstvertrauen oft die
Entwicklung eines Helfersyndroms…

Ja, kann ich mir durchaus vorstellen. „Oft“ aber sicherlich nicht immer. Zumindest - ich hoffe ich kann das objektiv beurteilen - sollte dies in Ihrem Fall nicht so sein. Aber Danke für Deinen Hinweis.

LG MoMi

Da ist Sie anscheinend überhaupt nicht hinzubewegen.

Voraussetzung für einen jeden Heilerfolg ist, dass der „Betroffene“ geheilt werden will.

Du wirst auch keinen Säufer trocken kriegen, der das nicht will, und keine andere Krankheit geht weg, wenn der Kranke nicht vom Erfolg der Behandlung überzeugt ist.

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gruß,
alex’