Bundeswehr

Liebe/-r Experte/-in,

ich habe eine Frage zum Bundeswehr-Marschkompass, den ich mir ausgeliehen habe. Fabrikat: Breithaupt/Kassel:

Die Unterteilung der Kompassrose ist nicht in 360°, sondern in 64 Teilstriche.
Ich kann das natürlich umrechnen, aber es gibt sicherlich eine einfachere, für Laien verständliche Lösung oder Gebrauchsanleitung.

Können Sie mir helfen?

Ganz herzlichen Dank
und sonnige Grüße
Werner
Isla de La Palma
Canarias

die Stricheinteilung ist militärischen Ursprungs. 6400 Strich sind ein Vollkreis (nämlich ca. 2 Pi). Die Militärs waren nämlich schon immer ziemlich schlau wegen folgender Tatsache:
auf 1000m Entfernung entspricht ein Unterschied von einem Strich ziemlich genau 1m in der Seite bzw 100 Strich entprechen 100m. Besonders in der Artillerie wird dieses bei den Beobachtern ausgenutzt, denn wenn das Gelände erkundet ist (und somit die Entfernung zu bestimmten Geländepunkten bekannt ist), lässt sich bei einem eingeschlagenen und beobachteten Geschoß aus der Strichabweichung direkt die tatsächlich Seitenabweichung (in der jeweiligen Sichtlinie) ermitteln.
Beispiel: Entfernung zum Ziel ca. 3000m, Abweichung des einschlagend Geschosses 50 Strich, also: der Einschlag liegt 3 mal 50m = 150m daneben.
Ich hoffe, der kleine Exkurs in die (Militär-)Geschichte hat die Frage erklärt.

Moin Moin

Klar kann man es Umrechnen.
Formel: Kreisumfang= 2*Radius* pi

Aber zur Frage.
Das Militär nutzt die Einteilung 64 (eigentlich 6400 Strich) wäre aber zu fein die Aufteilung.
Das ganze nennt sich Marschzahl (MZ)

Also mit der MZ kann man viel leichter Entfernungen berechnen.
Als Beispiel:wenn man 10 km weit Marschiert und man möchte genau 1 km neben dem Ziel ankommen, dann muss man mit einer Abweichung von 100 Strich laufen.

MFG

Lieber Werner,
die sog. Marschkompasszahlen sind in der Tat verwirrend. Bis heute bildet die Bundeswehr gemäß den Vorgaben der Zentralen Dienstvorschrift (ZDv) 3/11, auch Dschungelbuch genannt, ihre Soldaten im Gelände mit diesen Zahlen aus. Der Hintergrund ist, dass militärische Wegbeschreibungen meist mit Angabe der entsprechenden Marschzahl verfasst sind, Ihr Kompass aus Kassel wurde nach militärischen Maßgaben entwickelt und spiegelt diese Anforderungen wieder.

Zu Ihrer Frage: die 64 entspricht, wie Sie selbst erkannt haben, den 360 Grad „normalen“ Grad, d.h. dass die Marschzahl 16 den 90, die 32 den 180 und die 48 die 270 Grad darstellen. Mir wurde damals erklärt und ich habe selber so ausgebildet, dass die geringere Gesamtzahl „soldatensicher“ sei, also zu weniger Verwirrungen führen und einfacher zu handhaben sei.
Das Vorgehen wäre z.B. dieses: im Gelände 300 Meter mit vorher abgemessener Schrittzahl nach Marschkompasszahl 30 laufen. Sodann 300 Meter nach Marschzahl 45 laufen. Hiernach Ankunft am „Release point“ bzw. Marschziel.

Es gibt meines Wissens nach keine einfache Formel, probieren Sie aber mal dieses:
Marschkompasszahl mal 5,624 gleich Gradzahl.

Ich fand dieses Vorgehen immer recht einfach, zur Orientierung selbst im dichtesten Gelände konnte der Kompass immer so eingestellt werden, dass die Kimme und das Korn des Geräts auf einen beliebigen Punkt im Gelände „gezielt“ wurde und im Kompaßspiegel dann zu ersehen war, ob die Nadel mit der Nordmarkierung übereinstimmte.
War das der Fall, lief man richtig.

Hoffe, es hilt ein bißchen!

Grüße,
Fritz