Bush bittet nicht mehr, er fordert Scharon auf

Hallo,

offenbar stehen die USA mit dem Rücken an der Wand. Sie haben offenbar das Risiko aus dem Vorgehen von Scharon nun erkannt. Es kann sich niemand in Israel, Scharon auch nicht, leisten, Bush als den engsten Partner nicht zu folgen und in der Welt als unfähig in der Friedenssicherung vorzuführen.

Dass Bush nun Powell entsendet und damit deutliche Massnahmen ergreift, Isreal ultimativ zum Rückzug auffordert, begründet Bush mit der dramatisch verschlechterten Lage im Nahen Osten. Die USA werden ein weiteres Taktieren von Scharon mit Sicherheit nicht mitmachen.

Sie dürften bemerkt haben, wenn Scharon mit Hilfe der USA mit seinen Methoden durchkommt, dass die USA nicht nur mit den arabischen Staaten sondern auch mit den europäischen Staaten in der Zukunft Probelme bekommen.

Da am Wochenende sich die arabischen Staaten treffen, um gemeinsame neue Linie zu finden und Ägypten bereits die Beziehungen eingefroren hat, im Libanon vom Abbruch der diplomatischen Beziehungen gesprochen wird, muss Bush handeln.

Er muss damit rechnen, wenn die USA jeden Bruch der UN-Resolutionen durch Israel erlauben, dass mit genau demselben Recht dies weltweit in der Zukunft auch andere Länder tun werden und die USA keinen moralischen Finger erheben können.

Ausserdem gefährdet Scharon die Allianz der USA - auch zu den arabischen Staaten - im Kampf gegen Terrorismus. Und nicht zu übersehen ist, dass das Volk im arabischen Raum sich derzeit wohl eher von den eigenen Politikern trennt als Arafat nicht mehr zu untertsützen.

Eine dramatische Verschlechterung der Lage ist natürlich auch, dass sich der Irak und Kuweit annähern und Iran und Irak noch nie so eng sich einig waren gegen die USA. Und der Iran hat in der Region mehr Gewicht als die Saudis.

Selbstverständlich musste er Arafat kritisieren. Damit war zu rechnen.

Gruss Günter

Hallo.

Unlängst hörte ich auch von einer anderen Theorie, die inzwischen auch so schon schwarz auf weiss in einer Tageszeitung zu lesen war:
Ein verstärktes Bemühen der USA um Frieden in Nahost sind die wichtigsten Vorraussetzungen, die Ablehnung der anderen arabischen Staaten gegen einen us-amerikanischen Angriff auf den Irak zu mildern.
Sprich: kümmer dich n bissl, dann darfste auch nach Irak…

Theorie?
Ich sehe das Verhalten der USA nicht mehr so passiv und einseitig. Vielleicht ist es aber doch nur der äussere Druck.

(Wenn das hier schon erwähnt wurde - ich war längere Zeit nicht hier…)

Gruss, tafp

Hallo tafp,

(…)

Ein verstärktes Bemühen der USA um Frieden in Nahost sind die
wichtigsten Vorraussetzungen, die Ablehnung der anderen
arabischen Staaten gegen einen us-amerikanischen Angriff auf
den Irak zu mildern.
Sprich: kümmer dich n bissl, dann darfste auch nach Irak…

(…)

spätestens seit der letzten Nahostreise von Dick Cheney habe die USA gemerkt, dass KEIN arabischer Staat (nichtmal Kuweit) einen Angriff auf den Irak gutheißen würde.
Er würde vielmehr zu einer noch größeren Destabilisierung der gemäßigten Staaten, wie Ägypten und Jordanien, führen.

Gruß, Joe

Hallo Günter,

diese doch einigermaßen überraschende Ansprache von Bush hat meines Erachtens bestimmt auch folgende Gründe:

Noch gestern (!) ist eine Sondersitzung der Vereinten Nationen nicht zustande gekommen, weil die USA sich an Formalitäten hochgezogen haben. Das hat sehr breite diplomatische Kreise gezogen. Nicht, dass den USA so etwas normalerweise etwas ausmachen würde… Nur - diesmal standen sie ganz allein an der Wand! Da gab es nichts mehr zu verschleiern, zu vertuschen.

Außerdem ist es durch die jüngsten militärischen Aktionen der USA zu einer Abhängigkeit von Europa gekommen, die auch nicht von der Hand zu weisen ist. Ich kenne jetzt nur die deutsche Intervention, und die war in den schärfsten Formulierungen. Es stünde also für die USA zu befürchten, dass sich die NATO neu berät über die Unterstützung der amerikanischen Streitkräfte im „Kampf gegen den Terror“. Ein Abzug der europäischen Truppen wäre fatal.

Die Theorie mit den arabischen Staaten erscheint mir auch plausibel…

Ansonsten vermute ich (in meinem stillen Kämmerlein), dass in Zukunft die Köpfe Scharons und Arafats rollen werden, und dann werden die Würfel wieder neu gemischt. Das jedenfalls werden die Bauernopfer der UNO sein, um nicht militärisch im Nahen Osten vorgehen zu müssen.

Viele Grüße
Jana

Hallo Günter,

diese doch einigermaßen überraschende Ansprache von Bush hat
meines Erachtens bestimmt auch folgende Gründe:

Noch gestern (!) ist eine Sondersitzung der Vereinten Nationen
nicht zustande gekommen, weil die USA sich an Formalitäten
hochgezogen haben. Das hat sehr breite diplomatische Kreise
gezogen. Nicht, dass den USA so etwas normalerweise etwas
ausmachen würde… Nur - diesmal standen sie ganz allein an
der Wand! Da gab es nichts mehr zu verschleiern, zu
vertuschen.

Außerdem ist es durch die jüngsten militärischen Aktionen der
USA zu einer Abhängigkeit von Europa gekommen, die auch nicht
von der Hand zu weisen ist.

Du meinst hier Unabhängigkeit. Richtig, die ist aber nicht nur alleine durch den Nahost-Konflikt entstanden, wurde nur noch verschärft und der Auslöser war der von den USA begonnene Handelskrieg gegen die Europäer. Wir Deutsche sind mit unserer Stahlindustrie natürlich massiv betroffen.

Ich kenne jetzt nur die deutsche

Intervention, und die war in den schärfsten Formulierungen.

Es gab hier noch die norwegische Erklärung der skandinavischen Länder, die ein Einfrieren der Handelsbeziehungen zu Israel gefordert hat. Wurde bekanntlich von der EG nicht übernommen. Es dürfte mit auch Hintergrund sein, dass Solana sich mit Arafat und Scharon treffen wollte, vorher mit Perez, und dann sich mit Perez und später Zinni traf und dann sind die Europäer verärgert abgereist.

Es

stünde also für die USA zu befürchten, dass sich die NATO neu
berät über die Unterstützung der amerikanischen Streitkräfte
im „Kampf gegen den Terror“. Ein Abzug der europäischen
Truppen wäre fatal.

Hier haben sich die Türken bereits geäussert. Sie sehen im Vorgehen in Nahost eine Gefahr für die Region und eine Gefahr für die Türkei. Die Türkei ist einer der wichtigsten Partner der NATO.

Die Theorie mit den arabischen Staaten erscheint mir auch
plausibel…

Ansonsten vermute ich (in meinem stillen Kämmerlein), dass in
Zukunft die Köpfe Scharons und Arafats rollen werden, und dann
werden die Würfel wieder neu gemischt. Das jedenfalls werden
die Bauernopfer der UNO sein, um nicht militärisch im Nahen
Osten vorgehen zu müssen.

Ist auch meine Meinung. Im Prinzip geht es auch nur ohne Scharon und Arafat.

Gruss Günter

spätestens seit der letzten Nahostreise von Dick Cheney habe
die USA gemerkt, dass KEIN arabischer Staat (nichtmal Kuweit)
einen Angriff auf den Irak gutheißen würde.

und damit ist das Thema eigentlich vom Tisch. Im letzten Golfkrieg ist die USA mit einer halben Million Mann in den Irak einmarschiert. Ohne die Unterstützung der Nachbarländer müßten die auf dem Luftweg ins Kampfgebiet gebracht werden. Damit dürfte selbst die US-Armee hoffnungslos überfordert sein.