Bußgeld trotz Unschuld ?

Hallo,
an einer über Fußgängerweg führenden Ausfahrt rast ein auf dem Bürgersteig fahrender Radfahrer (Erwachsener) in ein Auto und stürtzt infolge des Manövers.Nach Situation und Umgebung war für den PKW-fahrer die Kollision nicht zu vermeiden.Der Radfahrer scheint das genauso zu sehen. Rad ist im Eimer, sonst nichts passiert. Beide gehen ohne Personalienaustausch ihrer Wege.
Nur um sicher zu gehen, dass man ihm nichts versucht anzuhängen, macht der PKW-fahrer eine Meldung dieses Vorfalls per Online-Formular der Polizei.
Jetzt erhält der PKW-Fahrer einen Bußgeldbescheid 35,-EUR, Zeuge-Beweismittel ein POM Soundso (wohl der Beamte, der am PC saß).
Ganz offenbar liegt über den Sachverhalt nur die eigene Meldung des PKW-fahrers vor. Wie kann der Fahrer seine Unschuld klarstellen bzw. das Bußgeld abwenden ?

Gruß
rakete

Hallo,
deshalb sollte man lieber nicht die Bullerei rufen :wink:

Ich war als Halbstarker mal mit ein paar Kumpels auf einer Wiese beim Grillen. Wir bemerkten an einem Hang gegenüber einen neu entfachten Waldbrand der sich schnell ausbreitete.
Wir sind mit unseren Fahrrädern hingefahren und haben das Feuer mit unseren Jacken Heldenhaft ausgeschlagen. Dann, nachdem wir das Feuer gelöscht hatten, kam die Feuerwehr und hat Schaum draufgesprüht.
Später kam die Polizei und hat unsere Personalien aufgenommen. Wir waren stolz und haben bereitwillig alles erzählt! Die Spurensuche hat Brandstiftung ergeben, die Täter waren ein paar kleinere Kinder die gezündelt hatten und auch gleich gefasst wurden.

Wir fühlten uns wie Helden, wurden aber am nächsten Tag in der Zeitung nicht erwähnt. Da hieß es die Feuerwehr hätte den Brand gelöscht! Daheim wurden wir von unserem Eltern wegen der verdreckten Klamotten geschmimpft. 8 Wochen bekamen wir alle eine Anzeige über 70.- Mark weil wir verbotenerweise gegrillt hatten.

Keiner von meinem Kumpels damals ist danach noch freiwillig zur Polizei gegangen. Keiner glaubt an die Gerechtigkeit der Justiz.

Ist zwar keine Hilfe für Dein Problem, sorry, aber eine wahre Geschichte …
alles Gute
Kai

Leider kann ich es nicht im Detail erklären, Nachbesserungen sind hochwillkommen, doch ist es nicht so, dass man als Autofahrer bei einem Unfall mit einem „schwächeren“ Verkehrsteilnehmer grundsätzlich Teilschuld hat?
Und durch die Meldung bei der Polizei hast du den POM von dem Vorfall/Verstoss in Kenntniss gesetzt, da bleibt ihm dann auch nichts anderes übrig als das polizeilich zu behandeln. Mit dem Bussgeld bist du jedenfalls deutlich besser weggekommen als mit einer Anzeige. Die hättest du auf jeden Fall bekommen wenn der Radfahrer nicht gleich alles auf sich genommen und auf die Polizei verzichtet hätte.

Hallo!

Leider kann ich es nicht im Detail erklären, Nachbesserungen
sind hochwillkommen, doch ist es nicht so, dass man als
Autofahrer bei einem Unfall mit einem „schwächeren“
Verkehrsteilnehmer grundsätzlich Teilschuld hat?

Erstens ist es nicht so und zweitens spielt diese Frage hier überhaupt keine Rolle.

Und durch die Meldung bei der Polizei hast du den POM von dem
Vorfall/Verstoss in Kenntniss gesetzt, da bleibt ihm dann auch
nichts anderes übrig als das polizeilich zu behandeln. Mit dem
Bussgeld bist du jedenfalls deutlich besser weggekommen als
mit einer Anzeige. Die hättest du auf jeden Fall bekommen wenn
der Radfahrer nicht gleich alles auf sich genommen und auf die
Polizei verzichtet hätte.

Kühne Behauptung muss ich sagen. Solche Dinge hängen schon von einigen Umständen ab. Wir wissen hier ja nichtmal um welchen Vorwurf es geht. In der Praxis müsste sich das ein Experte genau im Detail ansehen.

Ich hab vor kurzem einen Autofahrer in einem ähnlichen Fall verteidigt und in zweiter Instanz (UVS) auch gewonnen. Da gings um einen Unfall mit einem Radfahrer, der die Fahrbahn auf einem Zebrastreifen (direkt neben einer Radfahrerüberfahrt) überquert hat. Der Autofahrer wurde von der Behörde bestraft, weil er diesen Radfahrer behindert hat (naja, der Radfahrer ist dabei über die Motorhaube geflogen, blieb aber Gott sei Dank unverletzt). Da gibts aber kein Delikt dazu, denn nach der StVO steht zwar unter Strafe, einen Radfahrer auf der Radfahrerüberfahrt zu behindern, nicht aber die Behinderung eines Radfahrers auf dem Schutzweg.

Der Teufel steckt also oft im Detail, wer daher in der Praxis mit sowas konfrontiert ist und so eine Strafe nicht hinnehmen möchte, sollte einen Anwalt konsultieren. Allgemeine Ratschläge nutzen da nicht viel.

Gruß
Tom

Blackout
Hallo,
Vorwurf sei in etwa gewesen, das der Fahrer auf „die Straße gefahren“ sei. Das sei aber gar nicht der Fall gewesen, da die Kollision auf der Ausfahrt über den Fußgängerüberweg stattfand. Da hat ein erwachsener Radfahrer genauso wenig was zu suchen, wie auf dem Zebrastreifen.
Hätte ich zumindest gedacht oder dürfen Radfahrer hier einschließlich der Benutzung falscher Fahrbahnen und der falsche Richtung in der Einbahnstraße wirklich alles ? Wie ist da der Stand der Rechtssprechung?
Der PKW-Fahrer hat zumindest den Vorwurf bei der Anhörung bestritten, weiter keine Angaben gemacht und wird vermutlich einen Blackout, vielleicht auch einen Tagtraum geltend machen. Mangels weiterer Fakten dürfte das Verfahren dann vermutlich eingestellt werden.
Gruß
rakete

Hi Tom,

vielen Dank für die Richtigstellung! Da sieht man mal wieder was passiert wenn man sich zu abseits seiner Fähigkeiten bewegt :wink:
In einem solchen Fall einen Anwalt zu konsultieren ist sicher immer ein guter Rat.

Bußgeld Verhängen Pflicht?
Kann ähnliche Geschichten beisteuern…

In einem Unfall, ich habe zumindest eine Teilschuld (Massenkarambolage, ich fuhr auf, und mir fuhr auch einer hinten rein). Ohne Angabe von Gründen musste ich 20 Euro Bußgeld blechen, weil ich wahrscheinlich derjenige war, der die Polizei gerufen hatte.

Oder andersrum: bei einem Unfall, wo mich ein LKW gerammt hatte, ich hatte dir Vorfahrt genommen und war in meiner Meinung allein Schuld, hat der LKW-Fahrer die Bullerei trotz kaum Kratzer an seiner Stoßsstange kommen lassen, und hat dann ebenfalls ein saftiges Bußgeld zahlen müssen. :smile:

Frage:
Mich würd mal interessieren, ob die Polizisten durch irgendwelche Vorschriften zu sowas gezwungen werden, oder ob sie ihren Ermessensspielraum gerne in diese Richtung ausschöpfen.

Nick

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