Butterfett billiger als Butter - trotz Subvention

Servus ExpertInnen,

[meine Frage gehört wahrscheinlich eher ins BWL-Brett. Weil kochende Menschen für mich aber die Ökonomen an sich sind und ich aus Erfahrung weiß, dass hier einige wirklich schlaue Menschen unterwegs sind, platziere ich sie hier.]

Vor einigen Jahren war Butterschmalz billiger als Butter. Heute ist es umgekehrt. Ich schmelze mir daher mein Butterschmalz selbst zusammen — auch, weil ich den im handelsfertigen Butterschmalz vorhandenen Zusatzstoff Stigmasterin nicht essen mag.

Nun habe ich bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Butterschmalz) gelesen, dass die Herstellung von Butterschmalz von der EU subventioniert wird, um den Butterberg abzubauen.

  • Wie passt das zusammen mit der Tatsache, dass man für 250 g Butter nur 0,75 EUR zahlt, für 250 g Butterschmalz hingegen nahezu das Doppelte?

Fragt sich
Anne
aus dem Wilden Süden

Servus Anne,

eigentlich nix gegen Wikipedia, aber warum zum Schmittchen gehen, wenn man zum Schmitt gehen kann?

Wenn Du Dich mit dem Thema beschäftigen willst, ist ein geeigneter Einstieg hier:

http://www.ble.de/index.cfm/739900F443124B2989FA9877…

und zwar in der Navi-Leiste links sowohl bei „Interventionen“, als auch bei „Beihilfen“.

Es ergibt sich u.a. folgendes:

  • Butterreinfett ist nicht das einzige Milchprodukt, welches im Rahmen von Interventionskäufen und Beihilfen subventioniert wird. Bei der eher subtilen Ausgestaltung der Marktordnungsinstrumente ists eher zufällig, welche Milcherzeugnisse im Preis punktuell auf Weltmarktniveau oder in die Nähe davon rutschen.

  • 0,75 € für 250g Butter sind extrem wenig (ich persönlich würde hier von vornherein ein Zeugs wittern, das ich nicht einmal zum Backen nehmen mag; aber das kann Aberglaube sein). Allein aus den Interventionspreisen ist dieser Ladenpreis nicht erklärbar. Ich vermute, daß da einer durch die Ausschreibung gerasselt ist und jetzt seinen Bestand lieber verramscht, als ihn (über)lagern oder weiter verarbeiten zu müssen. Denkbar sind auch die bekannten Markteinbrüche für Dänische Produkte: Bis da neue Wege gefunden sind, muß die Show erstmal weitergehen, weil man weder die Kühe zustöpseln noch die Fabriken mal eben umbauen kann. Die Werke arbeiten mit einem vergleichsweise hohen Anteil fixer Kosten (die Aggregate) an den Gesamtkosten (variabel: die paar Cents für den Erzeuger, Wasser, Strom und paar Arbeitskraftstunden): Das heißt, daß es kurzfristig relativ interessant ist, die Kiste auch ohne vollständige Kostendeckung weiter laufen zu lassen.

  • der Preisverfall bei Butter deutlich unter die Gestehungskosten bei heute noch durchschnittlichen Betriebsgrößen (die es morgen nicht mehr geben wird) ist eine Folge der Senkung der Interventionspreise auch für Butter.

  • auf das Fett bezogen würde der genannte Preis ungefähr 0,94 € (plus eingesparten Strom/Gas) für Butterreinfett ausmachen; bei normalen Ladenpreisen von ein bis eineinhalb € für 250g Butter lande ich bei 1,25 - 1,88 € für Butterreinfett, also da, wo Du es auch findest.

Soviel meine 2 Cents.

Schöne Grüße

MM