Cases of underspecified verbs in English

Hallo,

gerade befasse ich mich im Rahmen einer Hausarbeit mit einem nicht einem gar nicht mal so uninteressanten Thema, nämlich konstrastiver Semantik Deutsch-Englischer Verben.
In einigen Werken wird dabei auf die Beobachtung verwiesen, dass im Englischen Verben auftreten, die ein weiteres semantisches Feld abdecken als ihre deutschen Entsprechungen.
Als Beispiele werden immer folgende vier Verben genannt:

  • to put (setzen, stellen, legen)
  • to leave (lassen, verlassen, überlassen, abreisen, abfahren, gehen)
  • to stop (aufhören, halten, stehenbleiben, innehalten, anhalten, unterlassen)
  • to know (kennen, wissen, können)

Weiter geht es dann noch mit den Verben für Bekleidung, bei denen Englisch to put on im Deutschen eine ganze Reihe an Entsprechungen hat je nach Art des Kleidungsstücks und Körperposition (anziehen, aufsetzen, anlegen, umbinden, umlegen, anstecken).

Weiter heißt es an einer Stelle:

Once again, it is not being claimed that English necessarily lacks lexemes of corresponding specifity to those of German (though this will often be the case). But rather English regularly contains additional lexemes which are neutral to the semantic distinctions that must be drawn in German, and in actual language use these more general terms will commonly be preferred, so that the substitution of a more specific for a more general term will be a regular feature of translation from English to German.
(John A. Hawkins - A Comparative Typology of English and German)

Meine Fragen:

Frage 1)
Zu der fett markierten Stelle oben: Wie ist das zu verstehen? Leider werden hierzu keinerlei Beispiele genannt. Soll das heißen, dass ich diese spezifischeren Verben des Deutschen im Englischen auch ausdrücken kann, indem ich weitere Lexeme ergänze? Also ich kann beispielsweise das spezifischere Deutsche legen ausdrücken, indem ich zu to put noch mittels ergänzender Lexeme die Form des Objektes und die resultierende Position ausdrücke?

Frage 2)
Welche Beispiele gibt es denn noch neben den oben genannten? Vier Beispiele plus die Bekleiungsverben sind ja etwas wenig, um hier eine generelle Tendenz zu postulieren.

Frage 3)
Und gibt es nicht auch den umgekehrten Fall, dass das deutsche Verb unspezifischer ist als die englischen Ensprechungen? Kann nicht bspw. Deutsch ziehen im Englisch übersetzt werden etwa mit to pull, to tug, to tear, usw? Hier gibt es doch auch kein einzelnes Englisches Verb, dass dieselbe semantische Bandbreite aufweist wie das Deutsche.

Ich bin gespannt auf Eure Beiträge! :slight_smile:

Schöne Grüße vom Forumsnutzer

Hi,

mein aktives Fachvokabular ist 22 Jahre nach dem 1. Staatsexamen etwas eingerostet, aber verstanden habe ich Deine Frage inkl. Quellen sehr gut.

Englisch hat viele Lexeme, die nicht so spezifisch sind wie die entsprechenden deutschen, deren Bedeutungsumfang also allgmeiner ist als der der deutschen.
Ich habe nicht den gesamten Artikel / das gesamte Werk gelesen, und die Dir unklaren Stellen nur in Deiner Deutschen Nacherzählung, aber mir erschließt sich diese Behauptung nicht ganz. put und stellen sind beide unspezifisch und werden durch Adverbien/Präpositionen (put down, put on) näher bestimmt, genauso wie man stellen sehr oft durch Vorsilben (aufstellen, abstellen) näher bestimmt.

Um das genauer zu beantworten, müsste ich Hawkins lesen. So jetzt finde ich Deine Aussage „ein weiteres semantisches Feld abdecken als ihre deutschen Entsprechungen“ sportlich. In keinem Paar aus deutschem Wort und englischer Übersetzung hat das deutsche Wort den gleichen Bedeutungsumfang wie das englische Wort, und das gilt für jede Kombination von Sprachen. Aber um dir ein bisschen zu helfen:
to go, to get, to turn, to leave, to shut, to cover, …
Lustig sind auch cup/Tasse. Ein typischer Vogel (also die Spezies Vogel, die am besten auf den Stereotyp Vogel passt, ein besonders vogeliger Vogel), ist die Amsel. Im Englischen ist der birdiest bird das Rotkehlchen. Für uns Deutsche ist das Rotkehlchen zu klein und zu bunt, um ein typischer Vogel zu sein.

siehe Absatz weiter oben.

die Franzi

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Danke Dir für die Anregungen! :slight_smile:

Stellen ist spezifischer als to put insofern, als es (im Gegensatz zu legen und setzen) verwendet wird für Objekte, mit vorrangig vertikaler Ausrichtung, die aufrecht aufgestellt werden.
„I put the book on the shelf“ -> „Ich stelle das Buch ins Regal“ (ginge nicht mit legen/setzen)

RIchtig, aber hier ist die Behauptung, dass to put einen „semantischen Kuchen“ darstellt, aus dem sich setzen, stellen legen bloß einzelne Stücke herausschneiden, wenn man to put übersetzen möchte. Zumindest erkläre ich mir das so. to put steht also quasi semantisch in einer „Obermengenbeziehung“ zu setzen/stellen/legen.
Selbige Auswahl (put/leave/know/stop) findet sich auch bei König & Gast - Understanding English-German Contrasts), aber auch gibt es darüber hinaus hier keine weiteren Beispiele.

Für die anderen von Dir genannten Beispiele (und auch für meines: ziehen) scheint, wenn ich darüber nachdenke, wohl eher eine „Schnittmengenbeziehung“ vorzuliegen. Die deutschen Ensprechungen decken einen Teil der Semantik der englischen Entsprechung ab und umgekehrt.

Wenn ich das richtig verstanden habe, wäre es bloß interessant zu erfahren, welche weiteren englischen Verben solch eine Obermengenbeziehung stehen zu Deutschen, wenn das nun so ein herausragendes kontrastives Merkmal sein soll (das bleibt die Literatur dazu leider schuldig)…

Ich kann da ohne weitere Fachliteratur nicht mitmachen. Das Forum hier ist dafür nicht geeignet - bis auf mich und ein halbes Dutzenden Mitlesender scheitern die meisten an deiner Überschrift (die fachlich korrekt ist).

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Auf schon so manche ausgefallene Frage habe ich hier bei WWW schon erstaunlich gute Antworten erhalten, daher erschien es mir den Versuch wert. :wink:

Ich gebe Dir aber Recht, diese Fragen sind aus meiner Sicht selbst mit Kenntnis der dazugehörigen Literatur schwer zu beantworten - um so mehr also für andere ohne. :slight_smile:

Man müsste systematisch alle Verben des englischen auf die Kriterien untersuchen, und dafür zuerstmal das von dir angesprochene Werk komplett durcharbeiten. Dann hätte man eine Chance, mehr Beispiele zu finden. Vorher sollte man allerdings recherchieren, ob das nicht schon mal jemand gemacht hat - dafür sind Universitätsbibliotheken da. Falls das schon jemand gemacht hat, reicht der Stoff trotzdem für eine hauptseminararbeit, wenn nicht, reicht es mindestens für eine Magisterarbeit. Dafür wendet man sich nicht an ein forum zu allgemeinwissen: du musst noch sehr viel über Quellenarbeit lernen.

Die Franzi

Das ist gut zu wissen! Ich danke dir viemals für diese hilfreiche Erweiterung meines Wissens.
Zumal ich auf diese Idee ja noch gar nicht gekommen bin! ^^

Wenn du ach so bewandt und sattelfest in Quellenarbeit bist, und dir das alles von Vornherein so klar war, frage ich mich warum du überhaupt eine Antwort bemüht hast. Das hättest du mir ja gleich von Anfang an sagen können.

Naja, ich habe mehrere Seminararbeiten im Grund- und Hauptstudium der Anglistik und Russistik geschrieben, dazu zwei Zulassungsarbeiten, je eines zu den beiden Staatsexamina. Und jedes Jahr wieder sehe ich meine Schüler auf dem zweiten Bildungsweg bei der Quellenarbeit kämpfen. Die Schwierigkeiten der Generationen digital natives beginnt viel früher: man liest nicht alle Kommunikationskanäle derschule, sondernnur den, den man lieber hat, und auch nur, wenn man Bock hat. Das Staunen ist dann groß, wenn man Unterricht verpasst. Und dann gibt esnoch die, die gar nichts selber lesen, sondern darauf warten, dass die Mitschüler in der klassengruppe schreiben.

Meine Likes hier habe ich übrigens für meine Geduld bekommen. Ich hab halt gedacht, so krieg ich keine patzige Antwort und helfe dir denken. Aber wenn du glaubst, du bist lm Grundstudium schlauer als ein Fachbuchautor…

Die Franzi

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Eine patzige Antwort braucht wahrlich niemand von mir zu befürchten, der mir etwas erklären möchte geschweige denn mir helfen möchte - solange der Ton stimmt.

Die Literatur zu Englisch-Deutscher konstrastiver Linguistik ist relativ überschaubar, noch überschaubarer ist die Menge die Werke, die sich mit Englisch-Deutscher konstrastiver Semantik befasst. Und noch überschaubarer ist die Teilmenge der Werke, die sich überdies mit Englisch-Deutscher konstrastiver Semantik der Wortarten befasst.
Wenn ich nicht schon die Unibibliothek danach durchforstet hätte, hätte ich hier nicht gefragt.
Und hier werden ständig noch ganz andere Themen diskutiert, die aus meiner Sicht weit jenseits von „Allgemeinwissen“ liegen, sondern Spezialisten erfordern, also halte ich die Kritik daran, hier nachzufragen, für unangemessen.

Und wie kommst du zu dieser Diagnose?

Vier Beispiele plus die Bekleiungsverben sind ja etwas wenig, um hier eine generelle Tendenz zu postulieren

Und dann bei so dünner Quellenlage glauben, dass das Forum mehr weiß. Wenig Originalzitate, gleich mitten ins Thema springen, und glauben, man verstünde dich - das Forum glänzt unter anderem mit Leuten, die sich mit Naturwissenschaften auskennen, die die Gesetze kennen und dann auf Fragen anwenden, dass unsereinem nur der Kopf schwirrt. Du stellst eine Frage, die verlangt, dass man Korpusanalyse betreibt und dann hinsichtlich der schlecht zitierten Fragestellung interpretiert, und das mal ebenso im Vorbeigehen. Du hast nicht die geringste ahnung vom Umfang der Arbeit, die für die Beantwortung deiner Fragen notwendig wäre. Auf sowas kommt man im Grundtudium.

die franzi

Dem stimme ich nicht zu, da es auch hier gewissen Personen (würde ich meinen) durchaus zuzutrauen ist, dass sich darunter jemand mit einem vergleichbaren Thema schonmal befasst hat und deshalb vielleicht einen guten Einfall hat.

Zumal die anderen komplexen Themen, die hier besprochen werden, auch nur deshalb von kompetenten Personen beantwortet werden können, weil sie sich mit ähnlichen Themen bereits ausgiebig befasst haben.

Und von einer Beantwortung im Vorbeigehen war auch überhaupt nicht die Rede. Zumal auch schwierige naturwissenachftliche Fragen hier nicht „im Vorbeigehen“ beantwortet werden, sondern dadurch, dass der Beantworter sich, so nehme ich zumindest an, ein bisschen Zeit nimmt für die Antwort, darüber nachdenkt, und auf seinen umfangreichen Wissensschatz zurückgreift (was selbstverständlich aus meiner Sicht alles sehr ehrenwert ist).

Ich versteh dein Gemecker nicht. Wenn dir Frage nicht zusagt, dann beantworte sie halt nicht. Meine Frage war keineswegs makellos ausformuliert, das behaupte ich ja gar nicht, aber ich zwinge niemanden hier, zu antworten. Wer sich mit vergleichbaren Themen schonmal befasst hat, dem hätten meine Angaben hier womöglich bereits ausgereicht. Die Literaturkapitel genau diesem Thema sind auch keine Romane, sondern erstrecken sich ebenfalls über maximal eineinhalb Seiten je Werk.

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Also ich verstehe die Kritik insofern, als meine Frage durchaus etwas speziell ist.
Aber das sind andere naturwissenschaftliche/juristische Fragen hier ja auch.
Merk das gern an, wenn dir danach ist, und sag, dass du nicht antworten kannst
Das würde mir komplett genügen.
Aber mir zu erklären, dass es für soetwas Unibibliotheken gibt usw. mit Hinweis, dass ich „noch sehr viel lernen muss“ usw. - ich will deine Reaktion sehen wenn du solche Antworten erhältst.

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Du verstehst es nicht, oder?
Niemand, auch kein Muttersprachler, kennt die gesmten englischen Verben aktiv auswendig (versuch mal, aus dem Kopf alle deutschen Verben aufzuschreiben).
Man könnte das hier nehmen https://de.pons.com/shop/englisch/grammatik/pons-das-grosse-buch-der-verben-englisch-978-3-12-562143-5
und auf Deine Kriterien hin durchsuchen. Das hat noch keiner gemacht, ich auch nicht, und ich werde es für Dich nicht tun.
Das sind nur die 555 wichtigsten, aber es ist ein Anfang. Nützlich?

Nun ja… okay, also ich glaube das nachvollziehen zu können!

Meine mathematische Abschätzung vor Stellen dieser Frage hier hatte mir jedenfalls vorausgesagt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass ich hier eine Antworten erhalten könnte, keinesfalls 0% beträgt.
Beim gegebenen Aufwand fürs Fragestellen erschien mir das Unterfangen dann als ausprobierenswert.
Der Rentabilität des Fragestellens wird natürlich erheblich dadurch geschmälert, wenn man sich dann in langwierigen Diskussionen darüber verfängt, dass ich bei meiner vorausgegangenen Erfolgsabschätzung offenbar ein paar Nachkommastellen mit lauter 0ern vergessen hätte, wodurch sich - inkl. zusätzlichem Aufwand für die Diskussion - die Wirtschaftlichkeit der gesamten Aktion natürlich im Nachhinein als negativ herausstellt. :grin:

Jedenfalls werde ich von nun an für zukünftige Spezialfragen immer erstmal eine Risikoabschätzung zzgl. Kostenkalkulation, Stakeholder-Analyse etc. aufstellen. Es wäre ja wirklich untragbar, wenn hier ab und an auch mal Fragen gestellt werden, die niemand beantworten kann und die deshalb unbeantworten bleiben müssten!