Chancen Hauptschüler - Übergang Beruf

Hallo zusammen!

Nachdem ich heute zum wiederholten Male in der Tageszeitung einen Artikel gelesen habe, der statistisch gestützt erklärte, wie die Chancen der deutschen Schüler mit Hauptschulabschluss auf dem Arbeitsmarkt immer weiter sinken - frage ich mich mal wieder, warum das eigentlich so ist, bzw welche Ursachen wie zusammenspielen.
Ich würde gerne einighe provokante Fragen in die Runde schmeißen, die ich zwischenzeitlich an der FH/ auf der Arbeit/ im Freundeskreis aufschnappte:

Sind Hauptschüler tatsächlich dümmer als Schüler von anderen Schulen?
Beseitigt eine Gesamtschule wirklich alle „Benachteiligungen“?
Ist der Hauptschulabschluss eigentlich in irgendeiner Form genormt?
Liegt die Problematik vielleicht schlicht und ergreifend am Lehrplan, der an veränderte Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasst werden müsste?
Mir würden noch einige Fragen einfallen…
Ich freue mich auf Meinungen, weitere Fragen… etc. Ich halte das für ein interesantes Thema, da der Hauptschulabschluss ja ursprünglich eigentlich eine Qualifikation darstellen sollte. Was ist daraus geworden?

… fragt sich
Christine

Sind Hauptschüler tatsächlich dümmer als Schüler von anderen
Schulen?

Dümmer nicht, sie haben oftmals nicht die Fähigkeiten erworben (warum auch immer), die auf dem Arbeitsmarkt verlangt werden

Beseitigt eine Gesamtschule wirklich alle „Benachteiligungen“?

Die Gesamtschule ermöglicht eine durchlässigkeit, sie erlaubt eine weitere Qualifikation, weil eben nicht nur der Hauptschulabschluss angeboten wird.

Ist der Hauptschulabschluss eigentlich in irgendeiner Form
genormt?

Wie meinst Du die Frage???

Liegt die Problematik vielleicht schlicht und ergreifend am
Lehrplan, der an veränderte Anforderungen des Arbeitsmarktes
angepasst werden müsste?

Unter anderem!!! Der Lehrplan ist im Vergleich zu den Anforderungen am Arbeitsmarkt nicht nur in Hauptschulen überholt. Das auffälligste ist, dass heute viel weniger Handwerker-Lehrlinge gebraucht werden als noch vor 10,20 oder 30 Jahren.

Mir würden noch einige Fragen einfallen…

Die für mich wichtigste Frage ist:

Sind nicht alle Schulabgänger Opfer des heutigen überfüllten Arbeitsmarktes???
Und Hauptschüler als letzte im Glied am stärksten davon betroffen sind?

Nicolle

Sind Hauptschüler tatsächlich dümmer als Schüler von anderen
Schulen?

Dümmer nicht, sie haben oftmals nicht die Fähigkeiten erworben
(warum auch immer), die auf dem Arbeitsmarkt verlangt werden

Mit dem Begriff „dümmer“ wäre ich vorsichtig, aber ich glaube man kann schon sagen, dass die Fähigkeit des Problemlösens in typischen Schulfächern nicht in dem Maß ausgeprägt ist, wie z.B. bei Gymnasiasten. Dies liegt einfach am unterschiedlichen Anforderungsniveau im Unterricht. Mit Projekten wie „SchuB“ (Schule und Betrieb, (in Hessen)) versucht man jedoch die praktischen Kompetenzen zu fördern. Diese findest du wahrscheinlich nicht in dem Maße bei einem Gymnasiasten.

Beseitigt eine Gesamtschule wirklich alle „Benachteiligungen“?

Die Gesamtschule ermöglicht eine durchlässigkeit, sie erlaubt
eine weitere Qualifikation, weil eben nicht nur der
Hauptschulabschluss angeboten wird.

Ich habe mal von einer Sechstklässlerin (Realschülerin auf einer Gesamtschule) ein Bild gesehen, „Unser Schulsystem“. Im Endeffekt war es für alle Männchen leicht nach unten zu fallen, jedoch der Weg nach oben war schwer bis unmöglich. Wenn sogar Sechstklässler das so verstehen, dann fällt es mir schwer die GS als Stein der Weisen zu sehen.

Ist der Hauptschulabschluss eigentlich in irgendeiner Form
genormt?

Wie meinst Du die Frage???

Sowas wie Zentralabitur? keine Ahnung. Sicherlich auch Länderabhängig.

Liegt die Problematik vielleicht schlicht und ergreifend am
Lehrplan, der an veränderte Anforderungen des Arbeitsmarktes
angepasst werden müsste?

Unter anderem!!! Der Lehrplan ist im Vergleich zu den
Anforderungen am Arbeitsmarkt nicht nur in Hauptschulen
überholt. Das auffälligste ist, dass heute viel weniger
Handwerker-Lehrlinge gebraucht werden als noch vor 10,20 oder
30 Jahren.

Ist was wahres dran.

Mir würden noch einige Fragen einfallen…

Die für mich wichtigste Frage ist:

Sind nicht alle Schulabgänger Opfer des heutigen überfüllten
Arbeitsmarktes???
Und Hauptschüler als letzte im Glied am stärksten davon
betroffen sind?

Ich weiß nicht, ob man den Arbeitsmarkt als „überfüllt“ betrachten kann. „Schlecht verteilt“ passt finde ich besser. Ein Verwandter von mir arbeitet in einem Unternehmen welches Acrylteile mit Lasertischen schneidet. Sie suchen seit einem Vierteljahr nach neuen Mittarbeitern…

Schönen Tag noch
Xabbu

Hi,

der statistisch gestützt erklärte,
wie die Chancen der deutschen Schüler mit Hauptschulabschluss
auf dem Arbeitsmarkt immer weiter sinken - frage ich mich mal
wieder, warum das eigentlich so ist, bzw welche Ursachen wie
zusammenspielen.

wenn du als Arbeitgeber für 1 Stelle 100 Bewerber hast, dann guckst du dir nicht jede Bewerbung einzeln an oder lädst alle zum Vorstellungsgespräch. Du lässt sie erst mal „vorfiltern“ und das geht nunmal am besten nach Merkmalen wie (Alter, Geschlecht, Schulabschluss, Notenschnitt,…)
Soll heißen, die meisten Hauptschüler werden es wohl mit ihrer Bewerbung gar nicht bis zum Personalchef schaffen, sondern werden schon vorher aussortiert.
Wenn Mangel an entsprechenden Arbeitskräften herrscht dann werden auch wieder mehr Hauptschüler eingestellt.
Die meisten Arbeitgeber werden im Zweifelsfall lieber einen Abiturienten oder Realschüler einstellen, wenn sie schon die Auswahl haben. (D.h. nicht, dass ich das gut finde, ist aber leider gängige Praxis)

Sind Hauptschüler tatsächlich dümmer als Schüler von anderen
Schulen?

Meiner Meinung nach nein. Als ehemaliger Hauptschüler, welcher nun Physik studiert, würde ich mir jedenfalls keine mangelnde Intelligenz unterstellen. Versteh mich richtig, ich halte mich wirklich nicht für einen Überflieger aber ich bin doch der Meinung, dass ich zumindest über einen durchschnittlichen Intelligenzquotienten verfüge.

Der Eindruck der Dummheit kann natürlich dadurch entstehen, dass Hauptschüler wohl meist über eine wesentliche schlechtere Allgemeinbildung verfügen, als ihre Kollegen aus anderen Schulen. Was natürlich klar ist, da in dem Alter ein Großteil der Allgemeinbildung eben in der Schule vermittelt wird und die Lehrpläne der Hauptschulen da meist nicht viel hergeben.

Beseitigt eine Gesamtschule wirklich alle „Benachteiligungen“?

Vielleicht nicht alle aber möglicherweise viele. Meiner persönlichen Meinung nach, ist die jetzige Schulteilung aber ausgemachter Schwachsinn. Wie kann man bitte Kinder nach der Grundschule, in irgendwelche Kategorien einteilen, welche dann einen riesigen Einfluss auf den gesamten Rest ihres beruflichen Lebens haben?

Ist der Hauptschulabschluss eigentlich in irgendeiner Form
genormt?

Gute Frage, keine Ahnung.

Liegt die Problematik vielleicht schlicht und ergreifend am
Lehrplan, der an veränderte Anforderungen des Arbeitsmarktes
angepasst werden müsste?

Ich glaube nicht mal, dass der Lehrplan so schlecht auf den Arbeitsmarkt ausgerichtet ist. Ich habe nach meinen Quali eine Lehre zu Industrieelektroniker gemacht. Das ist ein Ausbildungsberuf, der bspw. schon leicht erhöhte Anforderungen an die Mathe-Kentnisse stellt (gegenüber anderen Ausbildungsberufen). Trotzdem kam ich da mit meiner Hauptschulmathematik gut über die Runden.
Meiner Meinung nach liegt die Problematik nicht an schlecht abgestimmten Lehrplänen, sondern eben daran, dass auf zuwenige Lehrstellen zuviele Bewerber vorhanden sind und dann eben bessere Schulabschlüsse bevorzugt werden.

das für ein interesantes Thema, da der Hauptschulabschluss ja
ursprünglich eigentlich eine Qualifikation darstellen sollte.
Was ist daraus geworden?

Der Hauptschulabschluss ist eine Qualifikation. Leider aber eine aus dem unteren Bereich eines vielstufigen Systems.

Ich bin ganz eindeutig für Gesamtschulen aus einer ganzen Menge von Gründen. Ich will nicht sagen, dass Gesamtschulen das Optimum darstellen aber sie sind eine wesentlich bessere Lösung als die jetzige!

Gruss
P.

Hallo zusammen!

Sind Hauptschüler tatsächlich dümmer als Schüler von anderen
Schulen?

Hm, auch ich würde hier mit dieser Meinung sehr vorsichtig sein. Aber, ich selbst bin auf ein Gymasium in einer Nachbarstadt gegangen, da bei uns noch kein Gymnasium existierte. Es fuhr morgens ein Bus zur Schule und nachmittags einer zurück. Nichts mit ich muss ja erst zur 3. Std. hin.

Ich erinnere mich, dass es manchen Schülern/Eltern einfach zu aufwendig war, diese „Belastung“ auf sich zu nehmen, naja „Realschule reicht ja“.

Heute ist das Netz an „besseren“ Schulen sehr viel besser, dadurch versuchen sehr viel mehr Jugendliche diese Chance zu nutzen und es bleiben die zurück, die keine Lust haben oder tatsächlich nicht mehr leisten können.

Dadurch sinkt das Niveau, weil auch Anregungen von anderen Schülern fehlen.
Als Real-Sch. und Gym. die Ausnahme waren, waren Superschüler in der Hauptschule, ein Handwerksmeister konnte sich darauf verlassen, dass jemand, der eine 2 im Rechnen hatte auch 3+4 sicher rechnen kann, dies scheint heute nicht mehr der Fall zu sein, da eben die Erreichbarkeit anderer Schulen sehr leicht geworden ist.

Ich hatte allerdings eine(!) Schülerin von ca. 90, die unbedingt auf die Realschule (mindestens) gehört hätte, Gespräch mit den Eltern „Och, die heiratet ja doch.“ Tja, schade, da kann man nichts machen.

Beseitigt eine Gesamtschule wirklich alle „Benachteiligungen“?

Die Realisierung von „Gesamtschule“ ist so unterschiedlich, dass ich hier keine allgem. Aussage treffen möchte, ich will kein Buch hier schreiben.

Nur soviel, ich habe GS kennengelernt, da würde ich meine Kinder nicht hinschicken, bei anderen würde ich auch eine weitere Anfahrt in Kauf nehmen.

Ist der Hauptschulabschluss eigentlich in irgendeiner Form
genormt?

Ländersache, jedes Land hat seinen Lehrplan.

Liegt die Problematik vielleicht schlicht und ergreifend am
Lehrplan, der an veränderte Anforderungen des Arbeitsmarktes
angepasst werden müsste?

Wird laufend gemacht, z.B. Informatik-Unterricht.

Was ist daraus geworden?

Eine Resteschule, Entschuldigung, ich möchte niemandem weh tun, aber dass ist meine praktische Erfahrung.
Nochmal deutlich, auch heute sind garantiert auch an der HS noch Schüler, die können und wollen, aber eben nicht mehr leisten können. Aber der Eindruck hat sich durch die Masse der „Rest-SChüler“ so dramatisch verschlechtert.

Ich hoffe ich habe alle Posts gelesen, eine Gruppe wurde vergessen.
Was machen die jungen Erwachsenen, die gar keinen Abschluß geschafft haben?

Die fallen noch tiefer.

Soweit meine spontanen Ideen zu Deiner Frage.

Ein schönes WE.

Gruß Volker

Hallo Christine,

in Ballungszentren haben Hauptschulen den Charakter von Restschulen. Welche Schüler kommen dort hin?

  • Schüler mit Migrationshintergrund, die die deutsche Sprache ungenügend beherrschen.
  • Schüler mit bildungsfernen Elternhaus
  • Problemschüler, die in Gymnasien und Realschulen raus geflogen sind.
  • … und auch leistungsschwache Schüler.

Wenn ein Schüler auf der Hauptschule gelandet ist, spricht das häufig nicht für einen Mangel an Intelligenz, aber für soziale Probleme.
Die Mischung von Migrantenabkömmlingen mit chauvinistischen Kulturhintergrund, Schülern mit schwierigen Elternhaus, sozial unangepassten Schülern und leistungsschwache Schüler sorgt dafür, dass das Klima absolut bildungsfeindlich ist. Hier lernt kein Schüler gut, selbst wenn er sich bemüht.

Ausbilder wollen nicht immer Abiturienten haben. Ein Tischler der einen Lehrling sucht, sucht einen guten Handwerker, der mit dieser Tätigkeit seinen Lebensunterhalt bestreiten will und keinen späteren Studenten, der sich zunächst in einem Handwerk selbst verwirklichen will. Auf der anderen Seite will er keinen Lehrling, der morgens nicht auftaucht, weil er die Nacht unterwegs war oder an einem schönen Sommertag lieber an den Baggersee fährt. Der Lehrling muss auch fähig und willens sein, die Berufsschule zu bestehen.
Wenn der Ausbilder den Lehrling nicht persönlich kennt, wird er bei Hauptschülern sehr sehr vorsichtig sein.

Was kann man nun gegen diese Problematik machen. Vielleicht die Abschaffung der Hauptschule.
Bedenke, dass die vehementen Verfechter der Hauptschule ihre eigenen Kinder so gut wie nie auf die Hauptschule senden (wenn man mal von Bayern absieht). Aber diese Verfechter sind froh, dass ihre Kinder nicht mit den oben genannten Schülern zusammen lernen müssen.

Gruß
Carlos

Hi,

Handwerk selbst verwirklichen will. Auf der anderen Seite will
er keinen Lehrling, der morgens nicht auftaucht, weil er die
Nacht unterwegs war oder an einem schönen Sommertag lieber an
den Baggersee fährt. Der Lehrling muss auch fähig und willens
sein, die Berufsschule zu bestehen.
Wenn der Ausbilder den Lehrling nicht persönlich kennt, wird
er bei Hauptschülern sehr sehr vorsichtig sein.

Das Argument kann ich nun wieder nicht nachvollziehen. Die schlimmsten „Schulschwänzer“, „Trinker“, „Halodries“ habe ich nicht an der Hauptschule, sondern im Gymnasium und an der Uni getroffen. :wink:

Gruss
P.

Hallo,

Beseitigt eine Gesamtschule wirklich alle „Benachteiligungen“?

Ja. Nach Besuch einer Gesamtschule haben alle gleichermaßen schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Daher ist dies im Zuge der Chancengleichheit unbedingt anzustreben.

Aber mal im Ernst: Ich finde es gibt keine dümmere Erfindung als eine „Gesamtschule“. Warum sollen sich diejenigen, die auch das Gymnasium besuchen könnten, die ganze Zeit hindurch langweilen? Ich würde ganz sicher kein Kind auf eine Gesamtschule stecken.

Liegt die Problematik vielleicht schlicht und ergreifend am
Lehrplan, der an veränderte Anforderungen des Arbeitsmarktes
angepasst werden müsste?

Ich glaube eher, dass das Problem teilweise an den mangelnden Umfangsformen der Schüler liegt. Diejenigen, mit denen ich oft in der Bahn fahre, würde ich jedenfalls ganz sicher nicht einstellen … und das ganz ohne einen Blick auf ihr Zeugnis geworfen zu haben.

Schöne Grüße

Petra

Hallo Piquer,

Das Argument kann ich nun wieder nicht nachvollziehen. Die
schlimmsten „Schulschwänzer“, „Trinker“, „Halodries“ habe ich
nicht an der Hauptschule, sondern im Gymnasium und an der Uni
getroffen. :wink:

Das mag ja sein, aber entscheidend sind die Erfahrungen und vor allem die Vorurteile von Ausbildern. Es spielt auch eine Rolle, wo du zur Hauptschule gegangen bist. Und schließlich kommt es auch auf die soziale Kompetenz an.
Was nützt es beispielsweise, wenn dein Lehrling immer morgens pünktlich da ist, aber sich ständig mit Kollegen und Kunden streitet oder Probleme hat, Anweisungen entgegen zunehmen.

Gruß
Carlos

Auch Hi,

schlimmsten „Schulschwänzer“, „Trinker“, „Halodries“ habe ich
nicht an der Hauptschule, sondern im Gymnasium und an der Uni
getroffen. :wink:

Hm, da muss ich nachfragen, gehst Du von Vorlesungen an der Uni aus?
Da kann ich nur sagen, mir hat das Lernen mit Büchern sehr viel mehr geholfen als die Vorlesungen, ab und zu muss man mal reinschauen um zu wissen was der Prof. gerade macht.

Es waren langweilige Vorlesungen.

Es gab eine Vorlesung, leider nicht in meinem Fachbereich, die wirklich gut war, da bin ich auch gerne um 8 Uhr in der Uni gewesen.

Das kann ich aus meiner Praxis nicht bestätigen.

Dass Vorlesungen nicht besucht werden, ok., das stimmt.

Aber dass in jeder Schulpause die Polizei einen Schüler zurückführt in die Schule, da wieder mal Ladendiebstahl, hab ich nur in einer Hauptschule erlebt.

LG Volker

1 Like

Hallo Petra,

Aber mal im Ernst: Ich finde es gibt keine dümmere Erfindung
als eine „Gesamtschule“. Warum sollen sich diejenigen, die
auch das Gymnasium besuchen könnten, die ganze Zeit hindurch
langweilen? Ich würde ganz sicher kein Kind auf eine
Gesamtschule stecken.

Nach meiner Kenntnis gibt es ein mehrgliedriges Schulsystem bei dem nach der Grundschule Schulen mit unterschiedlichen Leistungsstandard angeboten werden und nur in folgenden Ländern; Deutschland, Österreich, Schweiz und Irland.

Die Gesamtschule ist auf diesem Planeten der Standard.
Wenn man es anders macht, als der Rest des Planeten, sollte man gute Gründe haben, z.B. besondere Erfolge.

Btw, würdest du dein Kind guten Gewissens auf eine Hauptschule schicken? Es soll ja nicht die Ursache sein, dass sich andere Kinder langweilen. :wink:
Was ich in diesem Forum vermisse sind Antworten in denen jemand schreibt, dass er froh ist, dass er sein Kind auf eine Hauptschule schicken konnte, weil es in einer Realschule überfordert wäre.

Ich glaube eher, dass das Problem teilweise an den mangelnden
Umfangsformen der Schüler liegt.

Ja, ich denke auch, dass soziale Kompetenz eine Rolle spielt.

Gruß
Carlos

1 Like

Hi,

Das mag ja sein, aber entscheidend sind die Erfahrungen und
vor allem die Vorurteile von Ausbildern. Es spielt auch
eine Rolle, wo du zur Hauptschule gegangen bist. Und
schließlich kommt es auch auf die soziale Kompetenz an.
Was nützt es beispielsweise, wenn dein Lehrling immer morgens
pünktlich da ist, aber sich ständig mit Kollegen und Kunden
streitet oder Probleme hat, Anweisungen entgegen zunehmen.

hast du denn solche Erfahrungen mit Hauptschülern gemacht? Also ich nicht. Jedenfalls nicht überproportional häufig. Ich gebe allerdings zu, dass ich nicht in einer Großstadt zur Schule gegangen bin bzw. meine Ausbildung in einer Großstadt gemacht habe.

Ich möchte trotzdem davor warnen, alle Hauptschüler mit dem gleichzusetzen was man in der „letzten Zeit“ so in der Presse gelesen hat. Meine ehemaligen Mitschüler haben sich eigtl. ausnahmslos gut entwickelt. Jedenfalls hatte ich den Eindruck auf dem letzten Klassentreffen und auch sonst hatten wir nie ernsthafte Disziplinschwierigkeiten in der Klasse. Jedenfalls nichts was übers Normalmaß hinaus geht.

Besondere Streitlust oder Probleme Anweisungen entgegen zu nehmen habe ich auch nicht als besonderes Merkmal von Hauptschülern kennengelernt. Wie gesagt sind meine Erfahrung allerdings nicht wirklich repräsentativ.
Vielleicht könnte sich ja mal jemand zu Wort melden, der sehr viel mit jungen Abiturienten/Realschülern/Hauptschülern zu tun hat. Interessant wäre wohl auch die Unterscheidung zwischen Großstadt-ländliche Gegend. Anscheinend gibt es da doch erheblich Unterschiede.

Gruss
P.

Gruss
Marco

Hi,

Ja. Nach Besuch einer Gesamtschule haben alle gleichermaßen
schlechte Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Daher ist dies im Zuge
der Chancengleichheit unbedingt anzustreben.

Sorry aber das ist wirklich kein Argument. Es gibt eine gewisse Stellenzahl die besetzt wird und wenn es eine Gesamtschule gibt, dann müssen die Personaler eben ein wenig genauer hinschauen wen er da einstellt (welche Nebenfächer hat der Bewerber gewählt, wo liegen seine Interessen, ausserschulische Aktivitäten, wie wirkt er im Vorstellungsgespräch…) und kann nicht allein aufgrund eines wenig aussagekräftigen Schulabschlusses jemand einstellen oder ablehnen.

Aber mal im Ernst: Ich finde es gibt keine dümmere Erfindung
als eine „Gesamtschule“. Warum sollen sich diejenigen, die
auch das Gymnasium besuchen könnten, die ganze Zeit hindurch
langweilen? Ich würde ganz sicher kein Kind auf eine
Gesamtschule stecken.

Nichts für Ungut aber für sowas gibts schließlich Wahlfächer/Vertiefungsfächer/Leistungskurse…
Glaubst du denn wirklich, in einem Gymnasium gibts nicht auch in jedem Fach Leute die sich langweilen und andere denen es viel zu schnell geht. Da hilft das dreigliedrige Schulsystem nicht wirklich.
Ist also meiner Meinung nach kein Argument gegen eine Gesamtschule.

Und wie mein Vorredner schon sagte, würdest du dein Kind mit ruhigem Gewissen auf eine Hauptschule schicken, bloss weil es in ein paar Fächern leistungsschwächer ist?

Gruss
P.

Hallo Carlos,

Gesamtschulen, besonders Integrierte Gesamtschulen, sind halt pfui.

Nach meiner Kenntnis gibt es ein mehrgliedriges Schulsystem
bei dem nach der Grundschule Schulen mit unterschiedlichen
Leistungsstandard angeboten werden und nur in folgenden
Ländern; Deutschland, Österreich, Schweiz und Irland.

Du hast Luxemburg vergessen, aber als Ausgleich: es ist nur NORD-Irland
http://www.ggg-bund.de/ --> Gesamtschule --> Verbreitung (lässt sich nicht direkt verlinken)

Die Gesamtschule ist auf diesem Planeten der Standard.

Diese 5 Länder sind halt was Besonderes, gell?

Mit solidarischen Grüßen

Pit

1 Like

Hallo,

Aber mal im Ernst: Ich finde es gibt keine dümmere Erfindung
als eine „Gesamtschule“.

Und ich finde, es gibt keine dümmere Erfindung als ein gegliedertes Schulsystem in dem man Kindern (!!!) im zarten Alter von 10/11 Jahren ihren weiteren Bildungsweg vorschreibt. Ein gegliedertes Schulsystem gibt es nur noch in 5 Ländern Europas - und der Rest der Welt hat wohl dumme Bildungspolitiker.

Warum sollen sich diejenigen, die
auch das Gymnasium besuchen könnten, die ganze Zeit hindurch
langweilen?

Du kennst das Konzept der Gesamtschule anscheinend nicht wirklich.

Ich würde ganz sicher kein Kind auf eine
Gesamtschule stecken.

Zum Glück gibt es immer mehr Eltern, die anders denken. Hier am Ort gibt es die einzige Gesamtschule weit und breit, zu der auch meine Kinder gegangen sind und wo ich Lehrer war. Dort gehen jedes Schuljahr mehr als doppelt so viele Bewerbungen ein, als Plätze zu vergeben sind - Tendenz steigend.

Gruß
Pit

2 Like

Hallo,

auch meine Kinder gegangen sind und wo ich Lehrer war. Dort
gehen jedes Schuljahr mehr als doppelt so viele Bewerbungen
ein, als Plätze zu vergeben sind - Tendenz steigend.

Ja, es gibt gute Gesamtschulen, aber auch einige/wenige/ zu viele (?), dort wird auf dem untersten Niveau unterrichtet, damit die „Abschlußzahlen“ stimmen.

Dieses Bild prägt leider die Meinung über Gesamtschulen.

Auch mein Sohn ist zur Gesamtschule gegangen und hat dort sein Abi gemacht.

Damit diese Schulform wirklich gut wird, muss noch einiges an Arbeit in das Konzept gesteckt werden.

Gruß Volker

Hallo Volker,

Ja, es gibt gute Gesamtschulen, aber auch einige/wenige/ zu
viele (?), dort wird auf dem untersten Niveau unterrichtet,
damit die „Abschlußzahlen“ stimmen.

Ich glaube, das kann man von allen Schultypen sagen - es gibt solche und solche. Und die „Abschlußzahlen“ lassen sich zumindest beim (Zentral-)Abitur nicht manipulieren.
Diese leidige Stammtischdiskussion (voller Vorurteile und Nichtwissen) um die Gesamtschule hätte ein Ende, wenn dieser Schultyp endlich Regelschule würde.

Liebe Grüße
Pit

2 Like

Hallo Piquer,

hast du denn solche Erfahrungen mit Hauptschülern gemacht?

Zwei Fälle in meiner Familie. Es handelte sich um Jugendliche, die angefangen haben nur noch Mist zu bauen. Dann ging es in einem Fall von der Realschule und im anderen Fall vom Gymnasium mit kurzer Zwischenstufe Richtung Hauptschule.
Der eine hat sich später gefangen und doch noch eine Ausbildung hingekriegt. Der andere hat eine ALG2-Karriere.

Wie gesagt, eine Schule die auf der einen Seite Sammelbecken für Schulversager ist, auf der anderseits Kinder direkt mit 10/11 Jahren hingeschickt werden, weil sie scheinbar(!) nicht so leistungsfähig sind, halte ich für kein überzeugendes Konzept.

Gruß
Carlos

Hallo Pit,

solche und solche. Und die „Abschlußzahlen“ lassen sich
zumindest beim (Zentral-)Abitur nicht manipulieren.

Das ist der Vorteil des Zentralabis, aber es wird da doch sehr die Freiheit der Schulen eingeschränkt, da man sehr genau auf diese Aufga ben hin arbeiten muss.

Es wird schwerer eigene Schwerpunkte zu setzen, ok. natürlich muss der Lehrplan erfüllt werden.

LG Voker

Hallo,

Aber mal im Ernst: Ich finde es gibt keine dümmere Erfindung
als eine „Gesamtschule“. Warum sollen sich diejenigen, die
auch das Gymnasium besuchen könnten, die ganze Zeit hindurch
langweilen? Ich würde ganz sicher kein Kind auf eine
Gesamtschule stecken.

Nichts für Ungut aber für sowas gibts schließlich
Wahlfächer/Vertiefungsfächer/Leistungskurse…

grau, mein Freund, ist jede Theorie. Ich hatte das Glück, ein wirklich gutes (mathematisch-naturwissenschaftliches) Gymnasium besucht zu haben. Eine solch motivierende und leistungsfreundliche Atmosphäre hätten die Lehrer an einer Gesamtschule nicht schaffen können. Es ist nun mal fruchtbarer, wenn sich Schüler miteinander austauschen, die alle eine wissenschaftliche Karriere anstreben, als wenn sich Schüler mit absolut verschiedenen Leistungsstufen und Berufszielen in einer Klasse befinden.

Bei uns an der Schule war es gang und gäbe, dass auch in der Freizeit über mathematische Fragestellungen (Beweise) diskutiert wurde. Es war gang und gäbe, dass Schüler an Wettbewerben (Mathematik, Chemie, Bio, Jugend forscht usw.) teilnahmen. Diese Wettbewerbe sind aber von ihrem Wesen aus an - und jetzt schlagt mich ruhig für diese politisch völlig inkorrekten Worte - die intellektuelle Elite unter den Schülern gerichtet. Es können nun mal nur vier Schüler pro Jahr Deutschland bei der Internationalen Biologie-Olympiade vertreten und das werden mit ziemlicher Sicherheit Gymnasiasten sein, die ein Studium in diesem Bereich anstreben. Wenn diese Leute in einer Schule zusammengebracht werden, motivieren sie sich gegenseitig. Ich hätte wohl niemals am Jugend-forscht-Wettbewerb teilgenommen, wenn sich nicht spontan zwei weitere Leute in meinem Umkreis gefunden hätten, die an dem Projekt Interesse hatten. Und wir hätten wahrscheinlich kein so großes Interesse gehabt, wenn wir nicht von lauter Mitschülern umgeben wären, die ebenfalls an diesem Wettbewerb teilnahmen usw. Im Nachhinein muss ich sagen, haben mir die Wettbewerbe viel gebracht, auch wenn ich nicht sehr weit damit gekommen bin.

Deutschland mangelt es jetzt schon an hochqualifizierten Fachkräften. Der bloße Übergang zur Gesamtschule wird die Bildungselite nicht gerade fördern. Um die Bildungssituation für alle zu verbessern, sind Maßnahmen notwendig, die das System nach oben durchlässiger machen, die das Lernen unabhängig vom Geldbeutel der Eltern machen (z.B. kostenlose Nachhilfe nachmittags durch Lehrer), die überhaupt die Lernbedingungen verbessern (bessere Lehrerausbildung, Schulen sollten sich ihre Lehrer wie normale Arbeitgeber selbst aussuchen können, kleinere Klassen, Einstellung von Sozialarbeitern und Psychologen, praxisnaher Unterricht etc.). Diese Maßnahmen kosten viel Geld und sind bei weitem nicht so spektakulär wie die Abschaffung des dreigliedrigen Systems, deshalb sind sie bei Politikern weniger beliebt. Doch der Umkehrschluss, der häufig aus der Pisa-Studie gezogen wird, dass ein Gesamtschul-System ein Allheilmittel sei, ist schlicht und ergreifend falsch. Schwedens Schüler sind nicht deshalb so gut, weil sie alle zusammen unterrichtet werden, sondern weil dort jedes Kind, das Schulprobleme hat, individuelle Lernhilfe bekommt. Als ich mal einen ausführlichen Artikel über das dortige Schulsystem las, kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Wenn solche paradiesischen Bedingungen hier in Deutschland herrschen würden, hätten wir nicht schlechter, wenn nicht sogar besser, abgeschnitten als die Schweden. Aber für eine solche individuelle Betreuung hat der deutsche Staat kein Geld (oder will es jedenfalls nicht lockermachen).

Glaubst du denn wirklich, in einem Gymnasium gibts nicht auch
in jedem Fach Leute die sich langweilen und andere denen es
viel zu schnell geht. Da hilft das dreigliedrige Schulsystem
nicht wirklich.

Diejenigen, die sich am Gymnasium langweilen, können dort aber besser gefördert werden als auf einer Gesamtschule, denn dort finden sie eher Mitschüler, die sich auf dem gleichen Leistungsniveau befinden und mit denen sie sich austauschen können. Diejenigen, die überfordert sind, gehören dann eben auf die Realschule. Wobei ich aber der Meinung bin, dass man vielen helfen könnte, wenn an deutschen Schulen individuelle Nachhilfe durch Lehrer stattfinden würde. Denn manche Schüler brauchen nur einen Anschub, um dann so richtig aufzublühen. Nur, diesen Anschub werden sie erst recht nicht auf der Gesamtschule bekommen.

Und wie mein Vorredner schon sagte, würdest du dein Kind mit
ruhigem Gewissen auf eine Hauptschule schicken, bloss weil es
in ein paar Fächern leistungsschwächer ist?

Es müssen schon so einige Fächer sein. Ich kenne mich mit den Versetzungsbedingungen nicht so gut aus, aber wenn ich mich recht erinnere, braucht man schon so 2 Fünfen oder Sechsen auf dem Zeugnis ohne Ausgleich, um sitzenzubleiben. Wer das auf einer Realschule hinkriegt, ist entweder tatsächlich überfordert oder, was ich eher vermute, braucht individuelle Hilfe. Ich hätte nichts dagegen, wenn man in Hauptschulen wesentlich mehr Geld als derzeit investieren würde, um diese Schulen zu einer Art „Übergangslehranstalt“ nach oben hin zu machen, wo man quasi individuellen Förderunterricht bekommt, um lerntechnisch „wieder auf die Beine zu kommen“. Wenn mein Kind Noten hätte, die eine Hauptschulempfehlung rechtfertigen würden, würde ich mir ernsthaft Gedanken machen, woran das liegt, denn so schwer ist es nun auch wieder nicht, in allen Fächern in der Realschule mind. eine 4 zu kriegen.

Gruß,
Anja,
die heute lauter Postings schreibt, mit denen sie sich wohl für immer und ewig in diesem Forum unbeliebt macht :smile: