Character-Design /Zeichnen und Talent

Hallo. Mein absoluter Traumberuf wäre es Character-Designer für animierte Zeichentrickfilme, Video-/Computerspiele, Special Effects in Filmen, und und und zu werden. Dabei gibts allerdings eine schlechte und eine gute Nachricht. Die Schlechte ist, dass ich eigentlich nie besonders gut in Kunst in der Schule war. Praktisch so wie die meisten die dafür kein besonderes Talent zu scheinen haben und es auch nich selbst zu Hause üben und folglich auch nicht mit viel Begeisterung bei der Sache sind. Die Gute ist, dass ich mir schon bevor ich auf die Idee mit dem Character-Design gekommen bin gedacht hab, dass Zeichnen was ist was ich wirklich gerne irgendwann mal lernen würde, was ich mir gut als Hobby vorstellen könnte wenn ich mal in der Rente bin oder auch schon während des Berufslebens…
Und wenn ich eine Sache gerne mache und darin gut werden will bin ich wirklich immer ziemlich fleißig…eigentlich oft schon übereifrig weil ich fast nichts anderes mehr mache, also hoff ich, dass es dadurch möglich wäre mein fehlendes (übermäßiges) Talent auszugleichen. V.a. kommt es beim Character-Design ja auch auf Kreativität an und nicht ausschließlich aufs Zeichnen (auch wenn das natürlich extrem wichtig ist).

Jetzt hätte ich aber mal eine Frage. Ein Freund von mir der Produktdesign studiert hatte mir vor ein paar Jahren mal sowas in die Richtung gesagt, dass es sowas wie zeichnerisches Talent nicht gibt sondern, dass das Ganze praktisch reine Übungssache ist. Jetzt hab ich maln bischen gegoogled und sowas ähnliches gelesen…aber vielmehr, dass man beim Zeichnen lernen muss die falsche Gehirnhälfte auszutricksen usw. aber das Fortschritte bei der richtigen Übung schnell möglich sind…und wenn ichs mir so recht überlege glaub ich auch, dass ich da auf das Niveau, das viele der Kunst-LKler bei mir in der Kollegstufe hatten, kommen könnte, wenn ich täglich üben würde zu zeichnen (bzw. seid der Grundschule wie diese immer mal wieder was gezeichnet hätte usw.). So ist das ja bei anderen Dingen im Leben auch, also z.B. bei Sprachen lernen oder schreiben lernen…

Was mich jetzt aber mal ganz konkret interessieren würde: Stimmt es was mein Bekannter da gesagt hat, dass Zeichnen REINE Übungssache ist oder gibt es da auch eine Art „Zeichenintelligenz“ (manche Leute sind ja von NAtur aus besser in SPrachen --> sprachliche Intelligenz…manche sind von Natur aus besser in Mathematik --> mathematische Intelligenz usw.)…also sind manche Leute VON NATUR aus begabter im Zeichnen und würden nach der gleichen Übungszeit deutlich bessere Bilder als andere zeichnen oder nicht?

Danke! Gruß!

Hi Fragezeichen,
natürlich gibt es besondere Begabungen - im Fall vom Zeichnen ist es aber nicht das Zeichnen an sich, sondern die Fähigkeit, Bilder wahrnehmen zu können. Und dies und das Zeichnen kann man tatsächlich üben. Ob Du damit zu einem eigenen Stil findest, ist wiederum Sache der Begabung, denn alles gezwungen angeeignete wirkt nicht echt.

Du hast zwar nicht danach gefragt, aber ich kann Dir zu der Thematik das hier immer wieder genannte Buch http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3498016695/qid… empfehlen, die gerade dieses Hirntraining sehr genau beschreibt.

Ich halte es wenn ich üben will so, dass ich mir jeden Tag einen beliebigen Gegenstand vom Schreibtisch oder aus der Küche schnappe und ihn abzeichne - das schult ungemein.

Gruß,
Anja

Hi
ich hab hab während 11 Semestern visueller Kommunikation in der Woche ca 24 Stunden aktzeichnen gemacht. da habe Leute um mich herum gesehen die dasselbe fach studierten, aber nicht in der lage waren proportionen zu begreifen und das gesehene umzusetzen, die anfangs als talentiert! galten und zumindest gut genug waren um die Aufnahmeprüfung zu packen, aber auch andere, die sich durch Übung deutlich verbesserten. wenn du dnn nach 1, 2 Jahren die hast die erreichen das der Betrachter des Gezeichneten tatsächlich das gezeichnete erkennt, licht und proportionen stimmen gibts immer noch eine Steigerung. Der Weg dahin ist bei manchen nur mit ständiger kontrolle per messen und übertragen möglich, andere dagegen lernen ohne ständig die zeichnung mit dem Model abzugleichen zu zeichnen, dh der Blick ist nur aufs modell gerichtet und die Hand tut was das Hirn will und überträgt das gesehen ohne grössere kontrolle. Sicherlich muss auch der ab und an kontrollieren, es ist aber ein deutlicher unterschied zu zeichnern die nehr konstruieren als zeichnen. Das fing bei mir nach etwa 3 jahren wöchentlich über 2 vollen tage Aktzeichnen an :smile: wenn du soweit bist, kannst du alles zeichnen. am anfang sind alle nur mehr oder weniger „talentiert“ - das ist die Grundlage, was draus wird ist Ergebnis Arbeit und Zeitaufwand, Übung. Und ein vernünftiger Dozent der was drauf hat und es vermitteln kann hilft ungemein.
hh

Hi Fragezeichen, hi Anja!

Ich glaube zwar auch, das man durch entsprechende Übung das Zeichnen trainieren kann, aber ich frage mich gerade, inwieweit dabei eine Korrektur von außen von Nöten ist.
Für Dich Anja, die Du als Bildhauerin sicher schon ein geschultes Auge hast, ist es eine gute Übung, wenn Du Dir einen Gegenstand nimmst und ihn abzeichnest. Was aber, wenn jemand praktisch keine Zeichenerfahrung hat?
Ich hab etliche Kurse besucht und da gab es oft Leute, die zwar gesehen haben, dass ihre Zeichnungen nicht so gut sind wie andere, die jedoch nicht in der Lage waren, zu erkennen, woran es lag. Und erst wenn man sich der Fehler bewußt ist, kann man im nächsten Schritt versuchen, die Hand zu trainieren, das, was das geschulte Auge wahrnimmt, auch umzusetzen.

Betty Edwards lehrt, so weit ich weiß, quasi das Abzeichnen, einer Hülle, unabhängig von deren „Inhalt“. Man umrandet die äußere Kontur. Aber gerade beim Bildhauen und auch beim Character-Design, sollten die Figuren doch ehr von innen heraus entwickelt und konstruiert werden, oder?

Greetings,
Marla

Hi

Betty Edwards lehrt, so weit ich weiß, quasi das Abzeichnen,
einer Hülle, unabhängig von deren „Inhalt“. Man umrandet die
äußere Kontur.

aber: ohne kenntnisse der Anatomie (Muskeln und Knochengerüst) wird dieser umriss immer wie ne aufblaspuppe aussehen, wer nicht die Funktion der Gelenke etc kennt wird nie eine Hand zeichnen die NATÜRLICH wirkt. Diese Umriss und Ausmal-„Technik“ halte ich nach meiner Erfahrung für nichts was tatsächlich zu einer realistischen Darstellung von von körpern führt.
Ohne Hinweise von „wissenden“ wird man es schwer haben fehler zu erkennen… wenn man es kann ist zeichnen entspannende Fingerübung. wenn man es nicht kann wirdes eher stress und Frustration (sofern man seine Fehler erkennt…).
Ich hatte einen Kommilitonen der Nier zuvor gezeichnet hatte und mit einer Fotomappe in den FB4 der HDK reingerutscht war - da konnte man sehr schön beobachten wie jemand der zwar (foto)gestalterische Erfahrung hatte und sehen kann mit einem für ihn völlig neuen Werkzeug arbeiten lernt. er war nach 6 Semestern einer der Besten, aber am Anfang wusste sein Hirn nicht seine Hand zu steuern…
hh

Hi Helge!

aber: ohne kenntnisse der Anatomie (Muskeln und Knochengerüst)
wird dieser umriss immer wie ne aufblaspuppe aussehen,

Eben das meine ich ja. Man kann zwar etwas wiedergeben, aber es hat kein Innenleben. Ich will jetzt Betty Edwards nicht verteufeln, dafür weiß ich zu wenig über ihre Methode, aber ich habe davon gehört, dass es bei ihr so läuft und eben in dem vorgeschlagenen Buch auch so gelehrt wird. Oder bin ich da einem Gerücht aufgesessen?
Liege ich richtig, dass sie so vorgeht, dass man nur das zeichnet, was man auch wirklich sieht und versuchen sollte, das Wissen auszublenden, da es sich in die Zeichnung einmischt…?
Wenn lediglich die Kontur erfasst wird und nicht klar ist, wie diese zustande kommt, dann sind die Linien aber für gewöhnlich ausdruckslos.
Ich denke, genau das gilt es sich klar zu machen.

Ich habe ein Buch, in dem Schülerarbeiten mit gleicher Aufgabenstellung gegenübergestellt werden. Es gibt dabei sehr detailgetreue Zeichnungen, die wahrscheinlich auch genau das Gesehene wiedergeben, aber sie wurden dennoch als missglückt eingestuft. Als ich mir diese Arbeiten vor etlichen Jahren erstmals ansah, hab ich nicht verstanden, was daran schlecht sein soll, denn sie sahen doch so realistisch aus. Inzwischen habe ich selbst viel gezeichnet und sehe es mit ganz anderen Augen.
Die Frage ist natürlich, ob das nur Menschen wahrnehmen, die sich selbst mal damit befasst haben - denn wie gesagt, ich selbst fand die detailgetreuen Zeichnungen vorher sehr gut, jetzt aber nicht mehr.

Aber ganz sicher bin ich, dass jemand, der Character-Design anstrebt, Figuren mit Innenleben füllen können sollte.
Konstruieren ist wohl der falsche Begriff an dieser Stelle, denn konstruiert wirken sollen die Zeichnungen ja auch nicht, aber sie müssen schon von innen heraus entwickelt werden, sonst fehlt das wesentliche: der Charakter.
Insofern bin ich skeptisch, ob es in diesem Fall reicht, das Zeichnen auf dem Weg zu lernen, die Hirnhemisphären auszutricksen. Kommt eben drauf an, was man erreichen möchte, „nur“ eine fotorealistische Wiedergabe eines Objekts oder Modells oder eben die Entwicklung eines Charakters.

Greetings,
Marla

erstmal glaube ich nicht, dass die schulnote im fach kunst aussagen kann ob jemand gut zeichnen kann oder allgemein ein künstleriche begabung hat oder nicht, denn kunstuntericht in der schule ist, zumindest meiner erfahrung nach, totaler mist.

natürlich ist der eine begabter beim zeichnen als der andere, aber die fähigkeit gut zu zeichnen ergibt sich aus vielen fähigkeiten. allgemein kann man sagen, dass jemand der gute augen hat, vorteile hat beim zeichnen. jemand der z.B. auf einem auge (fast) blind ist, und nicht dreidimensional sehen kann, dürfte schwierigkeiten haben beim zeichnen. beobachtungsgabe und räumliches vorstellungsvermögen helfen auch viel.
das mit der falschen gehirnhälfte hab ich so erklärt bekommen: wenn man z.B. ein objekt abzeichnen soll, ergibt sich aus dem fertigen bild, dass man von diesem objekt im kopf hat, das problem dass man das tatsächliche objekt nicht so wahrnimmt wie es in wirklichkeit ist. man muss also diese vorstellung vom objekt vergessen. ganz gut klappt das mit folgender übung: rechtshänder nehmen den stift in die linke hand (linkshänder in die rechte) und schauen beim abzeichnen nur auf das objekt und nicht auf das blatt auf das gezeichnet wird. die ersten ergebnisse sind dabei natürlich ziemlicher schrott, weil nichts zusammen passt, aber es ist ja auch nur eine übung.
ich würde dir ebenfalls empfehlen einen aktzeichenkurs zu belegen, da man, wenn man gut aktzeichnen kann, auch alles andere gut zeichnen kann, und gerade fürs charakterdesign dürften kenntnisse über anatomie sehr hilfreich sein.

Was mich jetzt aber mal ganz konkret interessieren würde:
Stimmt es was mein Bekannter da gesagt hat, dass Zeichnen
REINE Übungssache ist oder gibt es da auch eine Art
„Zeichenintelligenz“ (manche Leute sind ja von NAtur aus
besser in SPrachen --> sprachliche Intelligenz…manche
sind von Natur aus besser in Mathematik --> mathematische
Intelligenz usw.)…also sind manche Leute VON NATUR aus
begabter im Zeichnen und würden nach der gleichen Übungszeit
deutlich bessere Bilder als andere zeichnen oder nicht?

Danke! Gruß!

ein extrembeispiel:
der vater von pablo piccaso war selbst maler. er malte unter anderem naturalstische landschaften und tiere. obwohl er jahrelange erfahrung hatte, lies er seinen sohn pablo (damals etwa 10 jahre alt) vögel in seine bilder malen, weil er diese viel besser und natürlicher hinbekam als er selbst.
piccasso war bekanntlich ein genie, und bei seinem abschluß an der kunstakademie war er einige jahre jünger als die meisten erstsemestler.
von daher kann man ganz klar sagen, dass es menschen gibt die zeichnersich begabter sind als andere und dass man nur durch viel übung und erfahrung nicht unbedingt ein guter zeichner wird.

Hi El Borbah,

Was mich jetzt aber mal ganz konkret interessieren würde:

piccasso war bekanntlich ein genie, und bei seinem abschluß an
der kunstakademie war er einige jahre jünger als die meisten
erstsemestler.
von daher kann man ganz klar sagen, dass es menschen gibt die
zeichnersich begabter sind als andere und dass man nur durch
viel übung und erfahrung nicht unbedingt ein guter zeichner
wird.

Man muss dann aber dennoch dazu sagen, dass auch der kleine Pablo bis zum Erbrechen „klassisches“ Zeichnen geübt hat (eine Fähigkeit übrigens, ohne die m.E. keine Abstraktion möglich ist).
Gruß,
Anja

Hi Marla,

Man kann zwar etwas wiedergeben, aber
es hat kein Innenleben.

Das habe ich ja geschrieben:
Ob Du damit zu einem eigenen Stil findest, ist wiederum Sache der Begabung, denn alles gezwungen angeeignete wirkt nicht echt.

Ich will jetzt Betty Edwards nicht
verteufeln, dafür weiß ich zu wenig über ihre Methode, aber
ich habe davon gehört, dass es bei ihr so läuft und eben in
dem vorgeschlagenen Buch auch so gelehrt wird. Oder bin ich da
einem Gerücht aufgesessen?

Im Ausgangsposting ging es um die Rechts- bzw. Linkshemisphäre und allein darauf habe ich geantwortet. Man mag über das Edwards-Buch denken was man will (ich besitze es, habe es aber nie benutzt), wenn jemand ausprobieren will, ob Zeichnen was für einen ist, kann es eine gute Hilfe sein. Ansonsten nochmal: Learning by doing - immer noch die beste Methode.
Gruß,
Anja

Hallo, Anja,
es bewahrheitet sich eben immer wieder: Genie besteht zu 10% aus Talent und zu 90% aus Fleiß.
Grüße
Eckard

hallo,

http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarticl…

mit der zeit ist es grad etwas eng.
ich schreib morgen mehr dazu…

mario

Hi

Eben das meine ich ja. Man kann zwar etwas wiedergeben, aber
es hat kein Innenleben. Ich will jetzt Betty Edwards nicht
verteufeln, dafür weiß ich zu wenig über ihre Methode, aber
ich habe davon gehört, dass es bei ihr so läuft und eben in
dem vorgeschlagenen Buch auch so gelehrt wird. Oder bin ich da
einem Gerücht aufgesessen?

nee, sie kann ja diese Methode praktizieren - ich kann damit nichts anfangen :smile: es gibt auch leute die mit Wünschelruten rumlaufen.
das erinnert mich an malen nach zahlen…

Liege ich richtig, dass sie so vorgeht, dass man nur das
zeichnet, was man auch wirklich sieht und versuchen sollte,
das Wissen auszublenden, da es sich in die Zeichnung
einmischt…?

Toll. und ohne zu wissen wie das Becken steht und wie das Hüftgelenk im Becken mündet würd aus ner Sitzenden ein Reissack. Das ist abmalen, abpausen, k.A. wie man sowas nennt. Ohne zu wissen wie der Körper gebaut ist kannst du nicht nach nem Modell zeichnen. Das nimmt NIE die selbe Haltung ein nach der PiPi oder Kippenpause. wenn du so arbeitest, hast du nach der ersten Pause ein Problem. Wenn du Siehst und zeichnest was du siehst in Kombination mit dem was du weisst
wirds ne Zeichnung der niemand an sieht das das Model 8 mal die position etwas verändert hat. nach der Methode wäre es wie durchpausen und dabei die Vorlage verdrehen… was soll da rauskommen?

Wenn lediglich die Kontur erfasst wird und nicht klar ist, wie
diese zustande kommt, dann sind die Linien aber für gewöhnlich
ausdruckslos.
Ich denke, genau das gilt es sich klar zu machen.
Ich habe ein Buch, in dem Schülerarbeiten mit gleicher
Aufgabenstellung gegenübergestellt werden. Es gibt dabei sehr
detailgetreue Zeichnungen, die wahrscheinlich auch genau das
Gesehene wiedergeben, aber sie wurden dennoch als missglückt
eingestuft. Als ich mir diese Arbeiten vor etlichen Jahren
erstmals ansah, hab ich nicht verstanden, was daran schlecht
sein soll, denn sie sahen doch so realistisch aus. Inzwischen
habe ich selbst viel gezeichnet und sehe es mit ganz anderen
Augen.

Ja. Die diskrepanz von sehr viel details in einer Missglückten Haltung sieht man eben sehr deutlich…

Die Frage ist natürlich, ob das nur Menschen wahrnehmen, die
sich selbst mal damit befasst haben - denn wie gesagt, ich
selbst fand die detailgetreuen Zeichnungen vorher sehr gut,
jetzt aber nicht mehr.

na, ich kenne Viele die sehen fehler, bemerken das eine Halung nicht real möglich ist, aber können nicht festmachen wo der Fhler sitzt.

Aber ganz sicher bin ich, dass jemand, der Character-Design
anstrebt, Figuren mit Innenleben füllen können sollte.

Da es vermutlich eher um comic/karikatur Richtung geht, es ist wichtig emotionen wie auch haltung sinnvoll und durchgängig darzustellen. Ein charakter muss wiedererkennbar sein in jeder Haltung und aus jeder Blickrichtung. Bis ein Charakter entwickelt ist, vergehen hunderte von skitzen - und selbst dann verändert er sich im lauf der Zeit… schau dir mal den UR-Donald an und dann den späten…

Konstruieren ist wohl der falsche Begriff an dieser Stelle,
denn konstruiert wirken sollen die Zeichnungen ja auch nicht,
aber sie müssen schon von innen heraus entwickelt werden,
sonst fehlt das wesentliche: der Charakter.

ich hab neben leuten gesessen die mit dem Bleistift das modell vermessen haben und ein regelrechtes gittermodell konstruierten bevor sie zu zeichnen begannen, als kontrolle benutz ich so techniken auch, aber ich denke die waren nicht sicher…

Insofern bin ich skeptisch, ob es in diesem Fall reicht, das
Zeichnen auf dem Weg zu lernen, die Hirnhemisphären
auszutricksen. Kommt eben drauf an, was man erreichen möchte,
„nur“ eine fotorealistische Wiedergabe eines Objekts oder
Modells oder eben die Entwicklung eines Charakters.

meine bemerkungen bezogen sich weniger auf das entwickel eines charakters als grundsätzlich das zeichnerische umsetzen des gesehenen.
einen charakter entwickle ich zuerst im kopf - niemand kann kontrollieren ob ich ihn „richtig“ wiedergegeben habe. Sofern er stimmig ist, interessierts auch niemanden. und Entwicklung heisst entwicklung weil ein charakter sich entwickeln muss. Das kann ich im Kopf wunderbar, die Umsetzung erfordert aber das Handwerk Zeichnen.
oder teams :smile: Asterix’ charakter wurde nicht vom zeicner entwickelt

HH

Hi Mario!

Erlernbar ist Zeichnen m.E. nach auch, aber meinst Du wirklich, dass es reicht, die Hirnhälften auszutricksen?
Kommt dabei nicht dann eine leere Hülle heraus? Lies doch mal nach, was Helge und ich dazu ausgetauscht haben.

Greetings,
Marla

Hi Anja!

Das habe ich ja geschrieben:
Ob Du damit zu einem eigenen Stil findest, ist wiederum
Sache der Begabung, denn alles gezwungen angeeignete wirkt
nicht echt.

Ich meinte allerdings, dass es eben nicht von der Begabung abhängt, sondern von der richtigen Methode. Gerade wenn man das „richtige“ Sehen nach Betty Edwards lernt und dabei eben nur die Hülle umrandet und nicht, wie Helge es auch gesagt hat, das Innenleben kennt und weiß wie der Hüftknochen verläuft, so kann dabei auch bei noch so viel Übung nichts lebendiges herauskommen. Wenn jemand unbegabt erscheint, so kann er glaube ich trotzdem ein guter Zeichner werden, wenn man ihm erklärt, worauf es ankommt.

Im Ausgangsposting ging es um die Rechts- bzw. Linkshemisphäre
und allein darauf habe ich geantwortet. Man mag über das
Edwards-Buch denken was man will (ich besitze es, habe es aber
nie benutzt), wenn jemand ausprobieren will, ob Zeichnen was
für einen ist, kann es eine gute Hilfe sein. Ansonsten
nochmal: Learning by doing - immer noch die beste Methode.

Auf jeden Fall. Vom Bücherlesen hat noch keiner Zeichnen gelernt, aber ich sehe die Gefahr, dass man mit Betty Edwards Methode verkorkst, wenn man eben nicht „abbilden“ sondern zeichnen lernen will und beim Character-Design reicht es eben nicht abzubilden.

Greetings,
Marla

Hi Helge!

Ich habe ein Buch, in dem Schülerarbeiten mit gleicher
Aufgabenstellung gegenübergestellt werden. Es gibt dabei sehr
detailgetreue Zeichnungen, die wahrscheinlich auch genau das
Gesehene wiedergeben, aber sie wurden dennoch als missglückt
eingestuft. Als ich mir diese Arbeiten vor etlichen Jahren
erstmals ansah, hab ich nicht verstanden, was daran schlecht
sein soll, denn sie sahen doch so realistisch aus. Inzwischen
habe ich selbst viel gezeichnet und sehe es mit ganz anderen
Augen.

Ja. Die diskrepanz von sehr viel details in einer Missglückten
Haltung sieht man eben sehr deutlich…

Es waren keine Aktzeichnungen, bei denen eine missglückte Haltung oder falsche Proportionen oder sonst ein greifbarer Fehler auszumachen waren… es waren Zeichnungen von einem Spitzwegerich. Und dazu passt, was Du nachfolgend geschrieben hast…

einen charakter entwickle ich zuerst im kopf - niemand kann
kontrollieren ob ich ihn „richtig“ wiedergegeben habe. Sofern
er stimmig ist, interessierts auch niemanden.

Und dem Spitzwegerich, der so schön fotorealistisch getroffen war, bei dem wahrscheinlich jeder Stengel und jedes Blatt in der Zeichnung so verliefen wie in Natura, fehlte trotz aller Detailtreue der Charakter. Da wurde abgemalt/„durchgepaust“, was gesehen wurde, ob nun unter Zuhilfenahme von Gittereinteilung oder freihändig… egal.
Bei der Zeichnung, die als wirklich gelungen eingestuft wurde, fehlten die Details, da war auch nicht jedes einzelne Blatt erfasst und die Krümmung der Blätter in der Zeichnung entsprach ganz sicher auch nicht 1:1 der Realität, aber das „Wesen“ dieser Pflanze war erfasst und wiedergeben worden. Sie war in sich stimmig.

Da es vermutlich eher um comic/karikatur Richtung geht, es ist
wichtig emotionen wie auch haltung sinnvoll und durchgängig
darzustellen. Ein charakter muss wiedererkennbar sein in jeder
Haltung und aus jeder Blickrichtung. Bis ein Charakter
entwickelt ist, vergehen hunderte von skitzen -

Genau und das Entwickeln eines Charakters kann man eben nur, indem man den Kopf mitwirken lässt, wie Du auch sagtest, und nicht etwa eine Hirnhälfte schlafen legt.

und selbst
dann verändert er sich im lauf der Zeit… schau dir mal den
UR-Donald an und dann den späten…

Jep, kenne ich, auch Mickey sah ursprünglich noch ganz anders aus.

oder teams :smile: Asterix’ charakter wurde nicht vom zeicner
entwickelt

Aber er beherrschte es, den Charkter in seine Zeichnungen einfließen zu lassen. :o)

Greetings,
Marla

Hi Marla

Und dem Spitzwegerich, der so schön fotorealistisch getroffen
war, bei dem wahrscheinlich jeder Stengel und jedes Blatt in
der Zeichnung so verliefen wie in Natura, fehlte trotz aller
Detailtreue der Charakter. Da wurde abgemalt/„durchgepaust“,
was gesehen wurde, ob nun unter Zuhilfenahme von
Gittereinteilung oder freihändig… egal.

ich glaube da liegt ein missverständnis vor - mit konstruieren meinte ich NIE eine Gittereinteilung und übertragen in eine solche. ich meine das zeichnen vom modell indem man die wichtigen (gelenk)punkte (natürlich frei) aufs platt bringt als schritt vor der zeichnung, zB um stellungen des skeletts nicht zu verpeilen, beckenwinkel, schulterlinie, verkürzungen in die tiefe etc. Du kennst vermutlich das messen von verhältnissen über den bleistift. Mich schüttelts wenn ich an Gitterübertragung denke und unser Dozent hätt uns den Wechsel zum FB Industriedesign nahegelegt, hätt er so etwas entdeckt.

Bei der Zeichnung, die als wirklich gelungen eingestuft wurde,
fehlten die Details, da war auch nicht jedes einzelne Blatt
erfasst und die Krümmung der Blätter in der Zeichnung
entsprach ganz sicher auch nicht 1:1 der Realität, aber das
„Wesen“ dieser Pflanze war erfasst und wiedergeben worden. Sie
war in sich stimmig.

wenn man es schafft mit minimalem aufwand eine maximale darstellung zu schaffen ist das sicher mehr as stunden mit der blattstruktur zuzubringen :smile:

Aber er beherrschte es, den Charkter in seine Zeichnungen
einfließen zu lassen. :o)

jo, aber als uderzo tot war und goscinny nicht mehr nur zeichnete flauten die charaktere doch ziemlich ab…

Gruss aus B
HH