Charaktererkennung durch Schrift

Hallo, ob man wohl von der Handschrift ,Rückschlüsse auf den Charackter eines Menschen schließen kann? Wenn ja, gibt es da seriöse Anlaufstellen, wo man das machen lassen kann. Hat mich schon immer interessiert. Vielen Dank für Antworten!
Libe Grüße
Siggi

Vor 40 Jahren gabs sogar Beamte, die für Begutachtung der Schriften zuständig waren.
Ich glaube, dass es paar bei Landeskriminalämtern gibt.

Hallo Siggi,

ob man wohl von der Handschrift ,Rückschlüsse auf den
Charackter eines Menschen schließen kann?

die ‚Wissenschaft‘, die sich damit beschäftigt, nennt sich Graphologie.
Es lassen sich wohl einige Charaktereigenschaften erahnen, aber exakt geht das nicht.
Graphologen, die einigermaßen seriös sind, gebendas auch zu.
Als Bestandteil einer umfassenden Analyse kann ein graphologisches Gutachten aber wertvoll sein.

Gandalf

Hi

Bei Graphologen kann man zunächst jene unterscheiden, die eher Gutachter sind und schauen, wem welche Schrift gehört um z.B. die Echtheit eines Schriftstückes zu überprüfen. Das ist nicht nur in der Justiz wichtig sondern auch bei Historikern.

Als es noch in war, Bewerbungen von Hand zu schreiben, wurden diese Bewerbungen schonmal einen Graphologen gegeben, weil die Chefs dran glaubten, so bessere Kandidaten auszuwählen. Kommt heute nur noch selten vor.

Diese interpretative Graphologie gerät oft in Gefahr ins esoterische abzurutschen. Wie jede andere Methodik ist sie fehlbar und sollte nie als nonplusultra gesehen werden.
Es gibt einen Grundsatz an Interpretationsansätzen, mit denen gearbeitet wird. Die kann man auch nachlesen.
Ob ein Graphologe ein guter oder schlechter Interpret ist, hängt von seinem Talent, Menschenkenntnis und einer guten Portion Erfahrung ab.

Manche Dinge sind auch einfach erschließbar. So steht eine sehr grade, in gleichmäßigen Zeilen geschriebene Schrift mit gleichmäßigen Ober- und Unterlängen und Druckbuchstaben, „Beamtenschrift“, als pedantisch und verknöchert. Beamte eben.

Während eine sehr schräge, kritzelige, schiefe Schrift mit starken Unterlängen für einen unausgeglichenen, nervösen Charakter stehen kann. Was auch irgendwie logisch ist, denn nervöse Menschen nehmen sich nicht die Zeit ihre Buchstaben per Lineal abzumessen :wink:

Einen Miniexkurs findest du in Erika Sauers „Das große Buch der magischen Kräfte“, welche auch andere Dinge (Kartenlegen, Handlesen etc.) in der Praxis darstellt. Ob man dran glaubt ist eine andere Sache. Aber es ist sehr interessant zum gucken, welche Ansätze es so gibt. In der Bibliothek, kaufen solltest du es nicht, wenn du dich für den Rest nicht interessierst.

lg
Kate

Handschrift und Charakter
Hi Siggi,

die Geschichte des hypothetischen Zusammenhangs zwischen bestimmten Merkmalen einer Handschrift und Charakter hatte ihren Anfang mit der Theorie von Ludwig Klages, die er in seiner Schrift „Handschrift und Charakter“ 1917 zusammenfassend publizierte.

Zwei weitere Meilensteine waren zuerst Max Pulver, der vor allem die räumliche Charakteristik der Schrift (Schreibrichtung, Oberlängen/Unterlängen usw.) mit Persönlichkeitsmerkmalen zu korrellieren versuchte (1931). Diese Theorie war angeregt durch die Studien von Wassily Kandinsky über die „psychische“ Wichtung einer (zunächst leeren) Fläche und dann von formalen Elementen innerhalb der Fläche (1926). Pulvers Theorien arteten dann allerdings in eine nahezu unerträgliche, rein formelle Symbolik aus.

Und dann Rudolf Pophal, der versuchte, die Motorik des Schreibens hirnphysiologisch zu rekonstruieren (pallidale vs. striatale Schrift, Fadenschrift/Winkelschrift usw.).

Die erwähnte Literatur:
Ludwig Klages: Handschrift und Charakter (1917)
ISBN 978-3416003124 Buch anschauen

Max Pulver: Symbolik der Handschrift (1931)
ISBN 3463180871 Buch anschauen

Wassiliy Kandisky: Punkt und Linie zu Fläche (1926)
ISBN 978-3716501825 Buch anschauen

Rudolf Pophal: Die Handschrift als Gehirnschrift (1949)
http://www.amazon.de/Die-Handschrift-Gehirnschrift-R…

Die diagnostische Relevanz dieser Theorien konnte aber experimentell nicht nachgewiesen werden: Daher gab es seit den 60ern erhebliche Einwände. Das lag nicht zuletzt auch daran, daß der Begriff des „Charakters“ mehr und mehr fraglich wurde. Ferner wurde die → Graphologie dann mehr und mehr von esoterischen Strömungen in Besitz genommen (was vor allem Max Pulver zuzurechnen ist) und verlor dadurch erheblich an Ansehen und an wissenschaftlichem Interesse. Daher vermutlich wurde bisher auch wenig versucht, die hirnphysiologischen Grundlagen des Schreibprozesses detaillierter zu studieren.

Gruß
Metapher

Hi Siggi,

mich hat das auch mal sehr interessiert.
Mittlerweile sehe ich die Sache etwas anders. Es wird inwischen doch nur noch sehr wenig wirklich „handgeschrieben“, vieles geht durch die Tastatur auf Reisen, dadurch geht die Übung beim Schreiben verloren.

Wenn ich heute mal einen Brief handschriftlich von mir gebe, dann merke ich sehr wohl, dass das nicht mehr so locker vom Hocker aus der Feder fließt. ; )

Schon allein dadurch kann sich jede Deutung absolut im Nirwana verlieren.

Viele Grüße, Sonja