Chef hetzt Kolleginnen gegeneinander auf, was tun?

Guten Tag,

ich habe die Vermutung, dass der Chef Kolleginnen gegeneinander aufhetzen möchte. Folgender Sachverhalt: Zu einer Kollegin hat er in einem persönlichen Gespräch gesagt, dass die übrigen Kolleginnen an der Arbeitsweise der Betroffenen einiges auszusetzen hätten. Wer von den Koll. dies gesagt hat, wollte er natürlich nicht sagen. Jetzt ist die betroffene Koll. natürlich sich im Unklaren, wer und was derjenige auszusetzen hat. Im übrigen hat der Chef angeregt, ein gemeinsames Gespräch zu führen, in dem dann alle Koll. sich äußern dürfen, wer gegen wen was auszusetzen hat. Da die betroff. Kollegin sehr enttäuscht darüber ist, dass die Koll. ihr nicht direkt gesagt haben, was sie auszusetzen haben, überlegt sie selbst die Koll. darauf anzusprechen. Was hält ihr davon?. Macht es Sinn, die Koll. direkt anzusprechen.?

Moin,

ich habe die Vermutung, dass der Chef Kolleginnen
gegeneinander aufhetzen möchte.

Gute Güte, euer Chef tut mir echt leid. Was bitte schön hätte er davon? Meinst Du wirklich, dass er irgendeinen Vorteil hat, einen Zickenkrieg (sorry) in seinem Team anzufachen?

Also:

  1. Euer Team agiert als Kindergarten nach dem Motto: „Herr Kindergärtner, die Lena ist böse zu mir.“ Für Erwachsene eher peinlich.
  2. Es gibt mehrere Möglichkeiten, warum der Chef dieses Gespräch mit Dir geführt hat.
    2.a Er ist der gleichen Meinung, hat dies Dir aber offenbar nicht klar gemacht. Es kann sein, dass er sich tatsächlich hier hinter dem Team versteckt (was sehr schwach von ihm wäre) oder aber, dass Du schlicht seine Meinung ignoriert hast.
    2.b Er hat keine eigenen Meinung, lässt sich aber von dem Team instrumentalisieren. Das wäre sehr dumm von ihm.

Für Dich ist es wichtig, diesen Punkt ganz klar herauszuarbeiten. Zunächst im Gespräch mit Deinem Chef. Wenn Dein Chef die Kritik des Teams unterstützt, dann brauchst Du Dich mit dem Team überhaupt nicht mehr abzugeben, dann hast Du mit Deinem Chef ein viel größeres Problem. Deshalb bei solchen Gesprächen immer(!) die Meinung des Chefs klarziehen.
Wenn 2.a => Mit dem Chef diskutieren und verstehen, worauf die Kritik basiert. Und dann reagieren! Es gibt für einen AN wenig riskanteres als einen Chef, der nicht zufrieden ist.
Wenn 2.b => Klärendes Gespräch suchen. Allerdings auf fairer Ebene, d.h. nicht das Gesamtteam gegen Lena, das hat eher Mobbingcharakter. Ich könnte mir hier ein 6-Augen-Gespräch (ggf. mit Chef oder(!) unbeteiligten 3ten) vorstellen. Der 3te, damit es bei aller persönlichen Betroffenheit nicht eskaliert und ggf. rechtzeitig abgebrochen und vertagt werden kann.

Zum Chef: Ich würde mich niemals von einem Teil meines Teams vor den Karren spannen lassen. Wenn mein Team in dieser Art auf mich zu käme, gäbe es exakt die zwei oben genannten Möglichkeiten. Wenn 2.a zuträfe, dann würde ich die Kritik als meine(!) Kritik im persönlichen Gespräch äußern. Wenn 2.b zuträfe, würde ich den Beschwerdeführer tatsächlich fragen, ob er wirklich erwartet, dass ich sein persönliches Problem aufgreife … Meistens reicht diese Frage im richtigen Ton aus, dass es zu einer persönlichen Klärung kommt:wink: Ich würde aber niemals in einem solchen Fall den Briefträger spielen.

Ich habe den Eindruck, dass euer Chef es irgendwie allen recht machen will und dabei ist, die Situation richtig zu versauen. Aber das ist nicht Dein Thema.

Grüße
Jürgen

Hi,
also, im Grunde hast du schon recht. Ich finde es aber vermessen gleich Absicht oder sogar ein konkretes Ziel (mobbing) dahinter zu vermuten.

Oftmals ist einer solchen „Führungskraft“ nicht bewusst welche auswirkungen solche Gespräche haben. Mit der „guten Absicht“ startet der Chef ein gespräch mit der Mitarbeiterin. Oft ist diesen gar nicht bewusst was Sie aber auf der Beziehungsebe wirklich sagen. Und das Sie unbewusst so misstrauen zwischen den angestellten sähen.

Um also das ganze noch zu ergänzen. Es gäbe noch Punkt 3. Dummheit oder Inkompetenz der Führungskraft mit dem Ziel gutes zu tun.

Leider ist ein solches Verhalten von Führungskräften nicht selten. Es ist auch nicht eine Ausnahmeerscheinung das so etwas passiert. Zum einen ist es natürlich, das der Mitarbeiter sich aussprechen möchte. Dies ist nichts verwerfliches und dafür ist der Vorgesetzte auch da. Wichtig ist jedoch das diese Führungskraft entweder über genügend erfahrung oder Menschenkenntnis verfügt um zu Wissen wie man damit umgeht.

Eine Methode ist zum Beispiel klar aufzuzeigen, das Anonym Vorgebrachte Beschwerden grundsätzlich nicht beachtet werden, bzw. sich keine Handlung daraus ableitet. Gegenüber dem Beschwerdeführer bietet man eine Vermittlerrolle im 1v1 an (falls von beiden Parteien gewünscht) Anosnten habe ich sehr gute erfahrungen damit gemacht, das ich dem Beschwerdeführer „ins Gewissen“ rede und aufzeige welche konsequenzen es haben kann, wenn dinge nicht geklärt werden solange sie noch „klein“ sind. Ich animiere Ihn so sein Problem mit dem Betroffenen Mitarbeiter auf schlicher eben im 4 Augen gespräch zu klären. Grundsätzlich darf eine Führungskraft niemals dann zeigen, das er von der Beschwerde wusste. Dies würde jeglichen Erfolg zwischen den kontrahenten zu nichte machen (vertrauensverlust)

Was deinen Fall angeht, so ist dies natürlich schwierig. Es kommt auf den Typ an. Evtl wäre es eine möglichkeit dem Vorgesetzten die Gefühle aufzuzeigen die durch seine Aussage entstanden sind. (Was jedoch nur bei dem Typ hilft, der eigentlich nur helfen wollte) Sollte er wirklich böse, geziehlte absichten haben (Was ich jedoch noch nie erlebt habe) sollten sich die Mitarbeiter untereinander Austauschen und dadurch einen gegenpol bilden. In ganz schlimmen Fällen hilft eine Abteilungsversammlung.

Gruß
Chamalla