Hallo Ralf,
Die Übersetzung an der Stelle ist mir auch ein Rätsel, sie ist etwas seltsam.
Der Wagenbauer erklärt dem Herzog „得之於手而應於心“ (wenn/dass er seine Arbeit nicht zu weich und nicht zu ruppig macht) (liegt daran) „dass seine Hände dem Herzen/Geist folgen“.
Damit ist das gemeint, dass einem Handwerker Dinge einfach von der Hand gehen, er nicht darüber nachdenken muss, sondern es instinktiv richtig macht.
„口不能言“ „man kann es nicht mündlich weitergeben“ (im übertragenem Sinne)
有 es gibt
數 diverse/s o. vieles
存 das man behält/woran man denken muss („woran man denkt“ und „tragen müssen“ im übertragenem Sinn findet sich als Definition im 古代汉语词典 des 商务印书馆 von 2009 auf Seite 264, Sp.1, Def. 2 und 3. „woran man denkt“ kommt zeitlich am ehesten in Frage, die Definitionszitation stammt aus dem Chunqiu). Eine Bedeutung wie „trick“ habe ich nicht gefunden, im Englischen wird aber auch immer „knack“ geschrieben,
焉 in der chinesischen Antike ist dieses Zeichen identisch mit 之 (s.o. S.1805 Sp.2, Ausnahme ist Mengzi siehe Definition 3), oder kann auch „daher/deshalb/und so“ bedeuten.
於 Lokativ
其 er/sie/es usw.
間 dazwischen/dabei/kurzer Zeitabschnitt/ als nächstes/engstes, Qualität (und noch so einiges was schwer zu bestimmen wär ohne Ton…)
Eine Bedeutung wie „trick“ habe ich nicht gefunden, im Englischen wird aber auch immer „knack“ geschrieben und DA liegt auch der Ulcus Knacktus 
Wahrscheinlich wurde da fleißig abgeschrieben, knack kann im Deutschen mit „Trick“ übersetzt werden, aber eben auch mit „Gabe, Fertigkeit“.
In diesem Fall geht es eindeutig um letzteres! Das kommt davon, wenn man von Legge abschreibt…
Der Satz heißt also in Etwa:
"man kann es nicht mündlich weitergeben, es gibt so vieles, woran er (der Wagenbauer) dabei (bei der Arbeit) denken muss,
„臣不能以喻臣之子“ „daher kann euer Diener es seinem Sohn nicht beschreiben (als Metapher, Allegorie)“
„臣之子亦不能受之於臣“ „(und) des Dieners (mein) Sohn kann den Diener (mich) nicht verstehen (das Wissen erlangen)“.
Daher ist er mit 70 noch Wagenbauer und baut Räder.
Er spricht dabei von der Fertigkeit, die man erlangt, wenn man 70 Jahre lang Räder gebaut hat. Die kann er nicht weitergeben, nicht erklären, er kann es einfach, es ist seine Erfahrung.
Und auch wenn man Basiswissen lehren kann, so kann man Erfahrung/Fertigkeit auf keinen Fall lehren, der Sohn kann es nicht verstehen, er muss erst selbst 70 Jahre Räder bauen, um die Fertigkeit von jemanden zu erlangen, der 70 Jahre lang Räder gebaut hat (oder sagen wir mal 60
).
Und darum sagt uns der alte Herr:
„古之人與其不可傳也死矣,然則君之所讀者,古人之糟魄已矣“
„Die Alten Weisen können das (die Fertigkeit/Erfahrung) auch nicht weitergeben, weil sie tot sind. Daher ist das, was der Herr liest, das Verrottete, was von der Seele (po, was nach dem Tod übrig bleibt und wegfliegt) der Alten Weisen übrig geblieben ist.“
Was er damit sagen möchte ist:
Der Herrscher liest die Worte der Weisen um weise zu werden. Doch diese Menschen haben ein Leben geführt, dass sie weise machte. Der Herrscher führt dieses Leben nicht. Er macht nicht die Erfahrungen der alten Weisen. Und so wie der Radmacher sein Wissen, aber nicht die Erfahrung weitergeben kann, so können die Worte der Weisen, aber nicht ihre Weisheit weitergegeben werden.
Der Herrscher liest also umsonst, er liest nur die Überreste der Weisheit, wird aber so nie weise werden, ehe er selbst ein Alter Weiser wird.
Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.
lg
Kate