China und die Sommerspiele

Hi,

ich besuche sonst die Politikbretter nicht, bin aber im Sportbrett über einen Verweis auf diesen Thread gestolpert.

Sicherlich, die aktuelle Lage in Tibet ist alles andere als schön, auch das Verhalten der chinesischen Behörden ist nicht akzeptabel. Aber schau dir mal die Geschichte an, Tibet steht seit ~1700 unter chinesischem (zeitweise auch unter Mongolischem) Protektorat, auch damals gab es schon Aufstände gegen die Chinesen.
Nach dem Ende des 2. Weltkrieges (1949) wollte Tibet durch die UN als eigenständiger Staat anerkannt werden, diess scheiterte jedoch am Widerstand Großbritanniens, der USA und Indiens.
Für mich persönlich hat es einen positiven Eindruck hinterlassen, das kürzlich unsere Bundeskanzerin den Dalai Lama im Kanzleramt empfangen hat, auch wenn das der chin. Regierung nicht wirklich gepasst hat.
Aber was ist denn in Europa? Die Spanier ‚besetzen‘ das Baskenland, Nordirland, Korsika etc.

Offizielle chinesische Stellen sprechen immerhin von 10 toten
Demonstranten.

Wahrscheinlich ist die Dunkelziffer um einiges höher.

Kann man ein Land in dem die Menschenrechte derart mit Füßen
getreten werden
wirklich ernsthaft die Olympischen Sommerspiele austragen?

Nazideutschland hatte die Spiele 1936 in Berlin und Garmisch-Patenkirchen.
Und wie schaut es hiermit aus: Atlanta 1996, Salt Lake City 2002, Sotchi 2010 etc.

Sollten sich demokratische Staaten nicht ernsthaft überlegen, wie
damals in Moskau, von der Teilnahme abzusehen?

Die olympischen Spiele der Neuzeit sollten ‚nationale Egoismen überwinden und zum Frieden und zur internationalen Verständigung beitragen. Der Grenzen überwindende Fortschritt im gesellschaftlichen Bereich sollte durch ein sportliches Rekordstreben nach dem Motto „Höher, weiter, schneller“ symbolisiert werden.‘ Wie weit sich das aktuelle Geschehen in Tibet / China allerdings mit dem olympischen Frieden vereinbaren lässt, steht auf einem anderen Blatt. 2004 wurde ernsthaft diskutiert die am Afghanistan-Krieg beteiligten Nationen auszuschließen.

Der Olympiaboykott 1980 bezog sich übrigens auf den Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan 1979, nicht auf einen schon seit Jahren andauerende Besetzung. Der Gegenboykott 1984 wurde zwar mit angeblichen Sicherheitsprobleme für Ost-Sportler begründet, wir alle wissen jedoch, was da eigentlich hinter stand. Übrigens nahm China 1984 zum allerersten Mal an Olympischen Spielen teil.

Ich bin mal gespannt, wie das IOC auf die Lage reagieren wird. Durch olympische Spiele in China kann auch der Fokus der Weltöffentlichkeit auf das Tibet-Problem gelenkt werden! Ein Boykott der ‚demokratischen‘ Nationen hat natürlich auch eine abschreckende Wirkung.

Gruss,
Julia