Hi
Ich versuche das mal möglichst kurz zusammenzufassen:
a) Es gibt den Konfuzianismus, das ist ein Ethiksystem, dass die Gesellschaft durch Tugenden und Verpflichtungen zu ordnen versucht. Die Konfuzianer spielten für die Basis des Staatssystems eine große Rolle und stellten für den Großteil der chinesischen Geschichte den Staatsapparat.
b) im 10.-11, Jh entwickelten sich die Neo-Konfuzianer, die neuere Texte ablehnten und den Konfuzianismus durch sehr extreme Ansichten zu Glanz und Glorie zurückbringen wollten.
c) Im 19. Jh. entwickelten sich daraus dann Alt-Text-Schulen und Neu-Text-Schulen, die sich gegenseitig in den Haaren lagen darüber welche Textgrundlagen für einen Staat jetzt gut wären.
Die Neo-Konfuzianer und die ihnen anhängenden Schulen waren traditionsversessen und gegen absolut jede Neuerung.
Hinter dem Kaiserhof gab es also stänidg Machtkämpfe zwischen Traditionalisten und Reformern, wodurch viele Neuerungen blockiert wurden.
Korruption war immer ein Problem in China, aber es gab Regulationsmechanismen.
Was China das Bein brach waren die Ausländer: Zunächst waren sie recht freundlich empfangen worden im 17.-18. Jh. Es gab Austausch am Hofe. Dann jedoch versuchte man den Chinesen ihre Religion zu verbieten was voll nach Hinten losging.
Als nächste hatte man erkannt, dass die Chinesen reich waren und viel Silber besaßen.
Dieses Silber wollten die Briten haben, und in „Du verkaufst mir deinen Computer für einen Apfel oder ich hau dich!“- Manier wurde China durch die Opiumkriege der Opiumhandel aufgezwungen der bis dahin natürlich auch schon durch Schmuggler florierte.
Die Opiumsucht griff um sich wie ein Lauffeuer und legte breite Massen im Land völlig lahm.
Durch die bis dahin vielen schlechten Erfahrungen mit den Ausländern entschloss sich Kaiserinmutter Cixi eine Politik der Isolation zu betreiben.
Sie wird in der Propaganda der Briten gerne als bösartige Frau beschrieben,w as aber nicht stimmt. Vor den sozial-politischen Hintergründen ihrer Situation war diese Entscheidung vollkommen nachvollziehbar. Sie war nur leider auch furchtbar schlecht.
China hätte mehr Bildung (im westlichen Sinne) gebraucht, _regulierte_ wirtschaftliche Öffnung, Um ihre Macht zu erhalten und auch weil sie das Leben draußen gar nicht kannte übersah sie sämltliche Notwendigkeiten zur Erneuerung.
China konnte nicht mehr mithalten, es wurde von äußeren Mächten zerpflückt wie ein Hähnchen, Gebiete wurden verloren und einfach mal unter den Europäern aufgeteilt weil die sowieso meinten, die Welt zu besitzen.
Daraufhin kam es zu den Revolutionskriegen. Die Regierung wurde gestürzt, dann die Monarchie eingesetzt, dann wieder gestürzt - es gibt nen Film namens „1911“ (die chinesische Revolution) mit Jackie Chan, der ist _sehr_ gut, du solltest ihn dir ansehen wenn dich das Thema interessiert.
China wurde unglaublich geschwächt, jeder bereicherte sich und dadurch wurde der Staat arm. Es war eine Zeit voller Gewalt und ohne Perspektive denn jeder dachte, dass etwas anderes sinnvoll für die chinesische Zukunft wäre.
Dann kam Sun Yat-Sen und formulierte die Basis eines Nationalstaats. Und auch wenn die Guomindang (die Nationalisten), später von den Kommunisten besiegt wurden, nachdem der zweite Weltkrieg verheerende Auswirkungen auf China hatte, findet man die Basis von Sun Yat-Sen noch heute in der chinesischen Politik wieder.
Die Kommunisten gewannen v.a. durch ihre Organisation und die Unterstützung durch Russland, sie konnten sich durch Siege und Propaganda gegen die Japaner (die China invasierten) im Volk beliebt machten und so gründeten sie 1949 die Volksrepublik China. Die Guomindang flohen nach Taiwan, wo die Republik China (ab 1911) bis heute „weiterexistiert“.
Wie wir alle wissen kam es dann zur Kulturrevolution, währen des Großen Hungers sind schätzungsweise um die 45 Millionen Menschen gestorben. Unersetzliche Kulturorte wurden für immer zerstört, unwiderbringliches Wissen ging für immer verloren.*
Das alles lässt sich auf die Zeit im 19. Jh. zurückführen: China wurde durchgehend vom Ausland manipuliert und im inneren durch Fraktionskämpfe zersetzt, es wurde sich schlicht für die schlechteste Reaktionspolitik entschieden und das bedeutete den Untergang für eine großartige, dominierende Kultur. Dieser hatte sich allerdings schon mit Beginn der Qing-Dynastie angekündigt, welche eine Fremdherrschaft durch die Mandschuren war und mit eine der Ursachen für den reaktionären Traditionalismus in China.
Die KPC will natürlich an den alten Glanz anknüpfen, wie man deutlich an ihrer Propaganda sieht. Doch die chinesische Macht basiert heute auf Wirtschaft, nicht politischer Befähigung.
Das als Abriss. Bei Interesse empfehle ich dir „The Search for Modern China“ von Jonathan D. Spence".
lg
Kate
* Als Beispiel fällt mir da immer ein, weil ich mich heute so damit rumärgern muss: Es gab einen Gelehrten, der hatte sämtliche Toponyme (Ortsnamen) durchgearbeitet und abgeglichen, so dass er schließlich genau sagen konnte wo welcher Ort zu welcher Dynastie lag. Gott wäre das heutzutage hilfreich! Doch während der KR wurden seine Karten und Notizen verbrannt. Er hatte sich das meiste gemerkt, doch der Gelehrte musste den Rest seiner Tage (und er war bereits mitte sechzig) als Bauer auf dem Feld verbringen. Dabei vergaß er schließlich das, was sein Lebenswerk und ein bedeutendes Geschenk für die gesamte Kulturwissenschaft gewesen wäre, und starb verarmt als Feldarbeiter.