Chow Chow glücklich ohne Spaziergänge?

Hallo, liebe Hunde-Experten!

Mein Chef plant, sich demnächst einen Chow-Chow-Welpen von einem Züchter zu kaufen. Sein letzter Chow-Chow wurde vor einem halben Jahr eingeschläfert, nachdem er sein komplettes 12-jähriges Leben bei meinem Chef und seiner Familie verbracht hat. Ich weiß daher, welche Lebensumstände den neuen Hund erwarten.

Die Ehefrau muss nicht arbeiten, ist also fast immer zu Hause. Die Kinder leben zur Zeit auch noch zu Hause, sind mit ca. 19/20 Jahren aber immer seltener anwesend. Der Hund würde in einem Einfamilienhaus mit mittelgroßem Garten leben.

Soweit, so gut, aber ich weiß, dass mit dem Vorgänger NIE spazieren gegangen wurde. Das ganze Leben (einschließlich Geschäfte) fand also in Haus und Garten statt.

Ist das in Ordnung für Chow Chows, wie mein Chef mir weismachen möchte? Mir tut der Welpe jetzt schon leid, obwohl er es ansonsten sicherlich gut hätte. Aber sind Spaziergänge für einen Hund nicht besonders wichtig bzw. unverzichtbar (Artgenossen treffen, Spuren lesen, Bewegung und was weiß ich noch)? Oder sind Chow Chows da wirklich derart anders gelagert als andere Hunderassen?

Danke im Voraus für jede Antwort!

Gruß,

Jacqueline

Hallo Jacqueline!

Ich denke, jeder Hund braucht soziale Kontakte und einen täglichen Schnupperspaziergang. Zum Chow-Chow ansich findet sich im Internet folgendes:

„Man kann ihn als dominanten, unabhängigen Einmannhund bezeichnen (es sollte dennoch angemerkt werden, dass dies nicht für jedes Exemplar zutreffen muss). Der Chow-Chow braucht einen starken Führer, der mit seinem dominanten Wesen umgehen kann. Er folgt nur jemandem, der ihn liebevoll und umsichtig behandelt und eindeutig der Rudelführer (innerhalb der Familie) ist. Obgleich er nicht lauffreudig ist und seine steile Hinterhand ihn nicht gerade für Hundesportaktivitäten prädestiniert, kann er täglich einen Spaziergang vertragen, es ist dabei zu beachten, dass man den Hund wegen seines ausgebildeten Jagdtriebes im Wildgebiet anleinen muss“

Gerade einen jungen Hund nur allein im Garten zu halten, halte ich für Quälerei. Da diese Hunde als sehr eigensinnig und relativ schwer erziehbar gelten, wäre sowieso (wie eigentlich bei allen Hunden) der Besuch einer Hundeschule angebracht.

Gruß Inge2

Hallo,

vorab: Jeder Hund braucht grundsätzlich Bewegung. Es gibt Rassen, die diese einfordern und Verhaltensprobleme entwickeln, wenn sie fehlt und es gibt Rassen, die sich recht schnell einer bewegungsarmen Haltung anpassen. Der Chow Chow gehört sicher zur zweiten Kategorie - auch wenn es natürlich immer individuelle Ausprägungen und Unterschiede gibt.

Für ausgiebige Bewegung oder gar Hundesport ist der Chow Chow nicht gerade optimal gebaut, auch wenn man Besitzer findet, die auch vor einem Agility-Parcours nicht zurückschrecken. Die beinahe gerade stehende Hinterhand, die zum Rassestandard gehört und einen „stelzenden Gang“ bedingen soll, ist aber nicht für Sprints und Sprünge gemacht. Zuchtbedingte Kurzatmigkeit, der gesamte Körperbau und der dicke Pelz mindern die Bewegungsfreude und -fähigkeit besonders bei warmen Temperaturen zusätzlich.

Auch aus anderen Hunden machen sich die meisten Chow Chows nicht viel. In meinen Welpengruppen gehörten die Chows immer zu denen, die recht schnell das Interesse am Kontakt mit Artgenossen verloren. Sie legten sich nach kurzem Sozialspiel an den Rand und schauten zu.

Schnüffelspaziergänge und mäßige, aber regelmäßige Bewegung mögen Chows durchaus. Sie haben auch einiges an Jagdtrieb, sind aber in der Umsetzung eher träge.

WENN ein Hund mit einer Haltung, wie du sie beschreibst, zurechtkommt, dann wohl tatsächlich ein Chow Chow - auch wenn ich die Haltung nicht optimal finde.

Allerdings sind wir Deutschen da auch auch eindeutig anders drauf, als Hundehalter in vielen anderen Ländern, wo Hunde oft ihr Leben innerhalb des Wohnung verbringen und nur zum Lösen nach draußen geführt werden (was nicht heißen soll, dass ich das für nachahmenswert halte).

Verhindern wirst du das Ganze ja sowieso nicht können, als tierschutzrelevant würde ich es aber auch nicht bewerten

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule!

Bitte entschuldige, dass ich jetzt erst antworte, mein PC ist nach einer Virenattacke im Müll gelandet :frowning: Daher jetzt mal eben schnell von der Arbeit.

Vielen Dank für Deine Ausführungen, sehr interessant. Der Chow Chow scheint ja echt so eine Sache für sich zu sein :wink:

Ich bin nun einerseits erleichtert, dass die Form der Hundehaltung bei meinem Chef für diese spezielle Rasse „erträglich“ ist, möchte mich aber andererseits noch nicht so ganz geschlagen geben. Das heißt, ich werde versuchen, meinen Chef irgendwie zum Gassigehen zu bewegen.

Z. B. will mein Chef abnehmen, da würde ihm ja der eine oder andere kurze Marsch mit Hund gut tun. Und als Begrüßungsgeschenk für den Welpen werde ich dann mal als Wink mit dem Zaunpfahl eine schmucke Leine kaufen.

Jetzt weiß ich auf jeden Fall, dass es nicht stimmt, dass diese Rasse so gar nicht spazieren gehen will, und ich ruhig noch ein wenig Energie investieren werde.

Danke für die Hilfe!

Gruß,

Jacqueline

Hallo Inge!

Bitte entschuldige, dass ich jetzt erst antworte, mein Privat-Rechner hat sich nette Trojaner eingefangen, deshalb antworte ich schnell von der Arbeit.

Auch Dir möchte ich danken für Deine schnelle Antwort.

Ich lese heraus, dass es sehr wohl Sinn macht, meinen Chef noch etwas zu „bequatschen“, was ich natürlich möglichst mit „Feingefühl“ angehen werde …

Da der Chow Chow, wie Du schreibst, nicht sehr lauffreudig ist, braucht mein Chef ja auch keine Langstrecken zu bewältigen, aber wenigstens 15 Minuten morgens, mittags und abends sollten doch eigentlich in einem 4-Personen-Haushalt (in dem 1 Person ganztags zu Hause ist) machbar sein, denke ich.

Drück’ mir bzw. dem Welpen mal die Daumen, dass ich Erfolg haben werden!

Danke nochmal!

Gruß,

Jacqueline