Hallo Alle,
auf die ernstgemeinte Frage eines naturwissenschaftlich orientierten Atheisten:
„Wie viele Menschen wurden denn schon in Namen Jesu getötet?“
schrieb ich eben folgende Antwort, die mir recht gelungen scheint:
Deine skeptischen Fragen sind eigentlich nicht mit Gold aufzuwiegen, weil sie die Schwächen der „christlichen“ Argumentation aufzeigen. Ich denke, daß die meisten Menschen, wenn sie Christen werden, plötzlich zugleich in eine andere Sprach- und Argumentationswelt eintauchen, und die Vokabeln und „logischen“ Schlüsse übernehmen, die in der jeweiligen christlichen Gemeinschaft gelten und verstanden werden.
Und es ist leider so, daß noch in der jüngsten Vergangenheit – die Geltung jener Begriffs- und Argumentationsweise auch in christlichen Kreisen unvorstellbar rigoros durchgesetzt und auch eingeprügelt wurde. Dabei wurden kritisch und unabhängig denkende Menschen regelrecht zerstört, - wenn sie nicht das Glück hatten, einfach nur „als vom Teufel besessen“ ausgestoßen und verbannt zu werden, aus Familie, Verwandtschaft und Bekanntenkreis. Getötet, verbrannt, gefoltert wurden dabei sicher so etliche. Da hast Du recht. (Aber wohl kaum so viele, wie Gesinnungstäter während der NS-Zeit, der franz. Revolution, im Archipel Gulak, in Kambotscha oder China. Das ist aber kein Trost und keine Rechtfertigung für unsere christliche Vergangenheit.)
Vielleicht bist Du mal bereit, ein kleines Gedankenexperiment mitzumachen. Vor einigen Jahren lernte ich Leute kennen, die eine ganz andere Weltanschauung vertraten als Du und ich, nämlich die „Hohlwelttheorie“.
Hab selten so gelacht damals.
Eben habe ich mal danach gegoogelt; und die Leute gibt es tatsächlich noch.
http://www.innenweltkosmos.de/index.html
http://www.weltbildfrage.de/innenweltbunt.jpg
verlier Dich aber jetzt nicht dorthin! 
Nun stelle ich mir vor, ich selbst wäre in deren Kreisen geboren und dort auf Privatschulen erzogen worden und zwar ebenfalls mit Bibel und im christlichen Glauben.
Und Du, lieber Ungläubiger, würdest mir dort mit Deiner humanistischen Bildung begegnen und mir die gleichen kritischen Fragen stellen, wie hier so oft im Forum, die dann in meinen Kreisen alle schon beantwortet oder ungeziemt bzw. schlicht verboten wären.
Natürlich würde ich versuchen, Dich von meinem Hohlweltchristentum zu überzeugen anhand der gleichen Bibel, die dann für Dich ebenfalls nichts anderes wäre, als eins der ältesten schriftlichen Dokumente der Menschheit, - aber eben nicht mehr.
Und jetzt versuche mal nachzuvollziehen:
Du würdest dann natürlich meinen christlichen Glauben mit dem Kopernikanisch-Einsteinschen Weltbild zu widerlegen versuchen…
Nehmen wir mal an, meine Gottvorstellung wäre tatsächlich noch so, daß ich mir den Schöpfer in langen Gewändern in einer feuchten Lehmgrube denke, wie er dort mit Fingern aus Lehm die Menschenform kreiert, ihr Leben einhaucht und sich dann die Hände wäscht. Das ergäbe einen Sprach- und Argumentationskontext, in dem der christliche Glaube ganz anders klänge, als bei einem Theologen mit Abitur, der eher nach Johannes davon ausgeht, daß die Schöpfung samt Zeit und Raum allein durch das Wort Gottes entstand, also nur durch die Absicht.
Im Islam hat Gott dafür geronnenes Blut und nicht Lehm benutzt.
Ich glaube, nach diesem Gedankenexperiment müßte die Argumentationsvielfalt gegen den Atheismus etwas verständlicher werden.
Der eigentliche christliche Glaube bleibt aber in allen Argumentationswelten der Gleiche. Oder?
Ganz herzlich erst mal
Friedhelm