Chronische Zahnbeschwerden

Seit ca. 9 Monaten leide ich unter Zahnbeschwerden im Backenzahnbereich unten rechts. Die Schmerzen konzentrieren sich hauptsächlich auf den Zwischenraum von 5 und 6, sowie auf 6. Die Beschwerden treten morgens meißtens wenig auf und steigern sich dann. Die Beschwerden sind mal mehrere Tage mal mehr und weniger stark. Eine zeitlang wurden die Beschwerden mit einem „kribbeln“ an der rechten Gesichtshälfte und dem rechten Zungenrand begleitet. Zahn 5 hat keine Füllung. Zahn 6 und 7 sind mit Gold-Teilkronen versorgt. Keiner der Zähne ist wurzelbehandelt. Die Zähne wurden vom Zahnarzt untersucht. Es wurden Röntgenbilder erstellt. Zudem holte ich eine Zweitmeinung ein, wo ebenfalls die kompletten Ober- und Unterkiefer aufgenommen wurden . Es konnte eine Ursache für die Schmerzen feststellen. Beim Reinigen des Zahnzwischenraums mit Zahnseide bzw. Munddusche reagiert das Zahnfleisch oft gereizt.
Bisheriger Behandlungsverlauf:

  1. Das Inlay von 6 wurde etwas abgenommen, um den Zahn etwas zu entlasten.
  2. Eine kleine seitliche Amalgamfüllung an 4 6 wurde durch Kunststoff ersetzt, um eventuelle elektrischen Reizungen zu verhindern (Amalgam-Gold).
  3. Anfertigen einer Aufbisschiene, die ich während der Nacht trage.
  4. Es wurde das Gold-Inlay von 4 6 durch eine provisorische Zementfüllung ersetzt. Unter dem Inlay war keine Karies.
  5. Nacken und Kieferbeich therapiert (manuelle Therapie, Krankengymnastik).
  6. Besuch beim HNO-Arzt. Diagnostiziert wurde, dass die rechte Mundhöhle gerötet ist. Es wird vermutet, dass eine Entzündung vorliegt. Es wure eine Therape mit Antibiotikum gestartet. Am Anfang trat eine Besserung ein. Nach ca. 3 Tagennach Beginn der Therapie trat jedoch wieder der alte Zustand ein.
    Eine Besserung hat sich bisher nicht eingestellt.
    Nach dem Entfernen des Inlay´s von 4 6 wurden die Beschwerden zunächst stärker, liesen sich jedoch durch Schmerzmittel lindern. Ca. 10 Tage später hatte ich für ca. 3 Wochen keine Beschwerden und glaubte endlich „Ruhe“ zu haben. Dann kamen die Schmerzen wieder. Schmerzmittel (Ibuprofen, Paracetamol) haben wenig Einfluss auf die Schmerzen. Beim Beissen empfinde ich keine zusätzlichen Schmerzen. Die Zähne sind nicht temperaturempfindlicher als die anderen Zähne. Wegen des „Kribbelns“ war ich beim Neurologen welcher nichts feststellen konnte. Mein Zahnartzt ist sich nicht sicher, ob eine Entfernung oder Wurzelbehandlung dem ganzen „Spuck“ ein Ende bereiten würden, da die Schmerzen so „undefiniert“ sind und an den Zähnen nichts festzustellen ist. Was kann man bei der Ratlosigkeit da noch tun?

Ich, als einer der ‚Experten‘ hier, habe leider keine Ahnung.

Kai

Hallo Hubert, Sie schrieben (meine Kommentare finden Sie im Text):

Seit ca. 9 Monaten leide ich unter Zahnbeschwerden im
Backenzahnbereich unten rechts. Die Schmerzen konzentrieren
sich hauptsächlich auf den Zwischenraum von 5 und 6, sowie auf
6.

— interessante Schmerzbeschreibung „Schmerz konzentriert auf Zahnzwischenraum …“

Die Beschwerden treten morgens meißtens wenig auf und

steigern sich dann. Die Beschwerden sind mal mehrere Tage mal
mehr und weniger stark. Eine zeitlang wurden die Beschwerden
mit einem „kribbeln“ an der rechten Gesichtshälfte und dem
rechten Zungenrand begleitet.

— klassische Parästhesie (=Mißempfindung) Beschreibung

Zahn 5 hat keine Füllung. Zahn 6

und 7 sind mit Gold-Teilkronen versorgt. Keiner der Zähne ist
wurzelbehandelt. Die Zähne wurden vom Zahnarzt untersucht. Es
wurden Röntgenbilder erstellt. Zudem holte ich eine
Zweitmeinung ein, wo ebenfalls die kompletten Ober- und
Unterkiefer aufgenommen wurden .

— also doppelt abgesicherte „ohne Befund“ Diagnose

Es konnte eine Ursache für

die Schmerzen feststellen.

— soll wahrscheinlich „keine“ heißen

Beim Reinigen des Zahnzwischenraums

mit Zahnseide bzw. Munddusche reagiert das Zahnfleisch oft
gereizt.
Bisheriger Behandlungsverlauf:

  1. Das Inlay von 6 wurde etwas abgenommen, um den Zahn etwas
    zu entlasten.
  2. Eine kleine seitliche Amalgamfüllung an 4 6 wurde durch
    Kunststoff ersetzt, um eventuelle elektrischen Reizungen zu
    verhindern (Amalgam-Gold).

— sowas macht nie Schmerzen.

  1. Anfertigen einer Aufbisschiene, die ich während der Nacht
    trage.
  2. Es wurde das Gold-Inlay von 4 6 durch eine provisorische
    Zementfüllung ersetzt. Unter dem Inlay war keine Karies.

— 3. Bestätigung der Diagnose „Zähne ohne Befund“

  1. Nacken und Kieferbeich therapiert (manuelle Therapie,
    Krankengymnastik).
  2. Besuch beim HNO-Arzt. Diagnostiziert wurde, dass die rechte
    Mundhöhle gerötet ist. Es wird vermutet, dass eine Entzündung
    vorliegt. Es wure eine Therape mit Antibiotikum gestartet. Am
    Anfang trat eine Besserung ein. Nach ca. 3 Tagennach Beginn
    der Therapie trat jedoch wieder der alte Zustand ein.

— also doch keine bakteriell verursachte Geschichte

Eine Besserung hat sich bisher nicht eingestellt.
Nach dem Entfernen des Inlay´s von 4 6 wurden die Beschwerden
zunächst stärker, liesen sich jedoch durch Schmerzmittel
lindern. Ca. 10 Tage später hatte ich für ca. 3 Wochen keine
Beschwerden und glaubte endlich „Ruhe“ zu haben. Dann kamen
die Schmerzen wieder. Schmerzmittel (Ibuprofen, Paracetamol)
haben wenig Einfluss auf die Schmerzen.

— klarer Hinweis auf neurologische Ursache

Beim Beissen empfinde

ich keine zusätzlichen Schmerzen. Die Zähne sind nicht
temperaturempfindlicher als die anderen Zähne. Wegen des
„Kribbelns“ war ich beim Neurologen welcher nichts feststellen
konnte.

— Neurologen haben nicht nur bei Ihnen a) keine Zeit, b) kein besonders empfindliches Messinstrument und c) vom Trigeminus häufig zuwenig Plan

Mein Zahnartzt ist sich nicht sicher, ob eine

Entfernung oder Wurzelbehandlung dem ganzen „Spuck“ ein Ende
bereiten würden, da die Schmerzen so „undefiniert“ sind und an
den Zähnen nichts festzustellen ist.

— jetzt mal ganz ernsthaft: lassen Sie um Gottes willen keine weiteren zahnärztlichen/chirurgischen Veränderungen vornehmen. Sie kommen dann nämlich vom Regen in die Traufe = es wird schlimmer.

Was kann man bei der

Ratlosigkeit da noch tun?


Einiges kann man tun. Zunächst meine Fragen:

  1. Wie stark auf der Skala 0 bis 10 ist der Schmerz wenn er am stärksten ist?
  2. Wie lange dauert eine Starkschmerzattacke an Minuten Stunden Tage?
  3. Werden Sie durch die Schmerzen in der Nacht wach oder ist Ihr Schlaf sonstwie gestört?
  4. Leiden Sie oder nahe Verwandte an Migräne, Spannungskopfschmerz oder Clusterkopfschmerz?

Viele Grüße

Joachim Wagner
Zahnarzt
www zahnfilm de

Hallo Herr Wagner,
vielen Dank für Ihre Antwort. Hier meine Antworten auf Ihre Fragen:

  1. Wie stark auf der Skala 0 bis 10 ist der Schmerz wenn er am
    stärksten ist?

-> Wenn ich davon ausgehe, dass Stufe 10 unerträgliche Schmerzen bedeuten, so stufe ich meine stärksten Schmerzen auf ca. 7-8 ein.

  1. Wie lange dauert eine Starkschmerzattacke an Minuten
    Stunden Tage?

-> Bei meinem Schmerzverlauf stelle kann ich grob feststellen, dass die Schmerzen ca. 4-5 Tage stärker sind und danach ca. 2-3 Tage schwächer. Innerhalb der „schmerzhafteren“ Tage sind meistens Nachmittags „Schmerzspitzen“ von 2-3 Minuten leicht erkennbar.

  1. Werden Sie durch die Schmerzen in der Nacht wach oder ist
    Ihr Schlaf sonstwie gestört?

-> Bisher wurde ich nur 2-3 nachts von den Schmerzen so gestört, dass ich aufgewacht bin. Das war im Mai. Danach bin ich zum Zahnarzt gegangen, um das Inlay entfernen zu lassen (18. Mai). Ansonsten konnte ich trotz der Beschwerden schlafen.

  1. Leiden Sie oder nahe Verwandte an Migräne,
    Spannungskopfschmerz oder Clusterkopfschmerz?

-> Ich leide nicht unter Migräne. Eine Nichte leidet darunter. Ich leide persönlich hin und wieder unter Spannungskopfschmerzen. Wobei ich sagen muss, dass ich seit ich die Zahnbeschwerden habe, kaum unter Kopfschmerzen leide. Erwähnen will ich noch, dass ich seit ich die beschriebenen Zahnschmerzen habe, an anderen empfindlichen Zähnen kaum Reize mehr empfinde.

Vielen Dank für Ihre Bemühungen im Voraus.

Viele Grüße
Hubert

Hallo Hubert,

Meiner Meinung nach kommt der Schmerz nicht von Zähnen, sondern vom Trigeminus und/oder nachgeschalteten Neuronen.

Begründung:

  1. Dauer. Zahnschmerzen können zwar auch über Jahre gehen. Gewöhnlich kann aber der Patient im Verlauf der Zeit eindeutige Zeichen spüren, wie ein Zahn ist nicht belastbar, ein Zahn verträgt kein Kaffee (warm) … Das haben Sie nicht.
  2. „Kribbeln“ der rechten Gesichtshälfte ist eine so klassische Beschreibung einer Trigeminus / Thalamus Fehlfunktion, besser geht es kaum.
  3. Stärke. Sie geben in der Spitze bis 7 von 10 an, können aber andererseits fast ungehindert schlafen. Das ist eine Konstellation, die mit Zähnen als Ursache nicht funktioniert. Denn bei starken Zahnschmerzen ist das Nichtschlafenkönnen der Normalfall.
  4. Normale Schmerzmitteln prallen an diesem Schmerz mehr oder weniger unnütz ab.

Ihr Neurologe in Ehren, aber der Mann ist mit dem Konzept Neuropathie offenbar noch nicht vertraut. Drucken Sie dieses Schreiben hier aus und bringen es Ihrem Hausarzt mit der Bitte um die Einleitung einer antineuropathischen Behandlung. Die funktioniert mit Antidepressiva und Antiepileptika.

Viele Grüße

Joachim Wagner
Zahnarzt
zahnfilm de

Hallo Herr Wagner,
erstmal vielen Dank für Ihre Bemühungen. Ich werde umgehend Ihren Rat befolgen.
Hier noch zwei abschließende Frage: Wäre Akkupunktur eine sinnvolle Behandlungsalternative zur medikamentösen Behandlung? Ich habe erfahren, dass diese Behandlung von Zahnärzten angeboten wird. Mein Zahnarzt setzt es allerdings nicht ein, da er keine Erfahrung damit hat.
Ist es sinnvoll, das Zement-Provisorium durch ein normales Inlay (Gold) wieder zu ersetzen? Es hat sich mittlerweile (nach fast 4 Mon.) stark abgenutzt.

Vielen Dank und Grüße!

Hubert Raab