Hallo,
Erste: Ist es für einen Cichliden eine Qual, wenn dieser nicht
in einer „Steinwüste“ lebt? - Diese Malawie und Tanjangikasee
gefallen mir persönlich nicht so wirklich, aber ich möchte so
gerne mal einen Fisch, der ein richtiges Familienleben hat.
…es gibt ja auch noch weitaus mehr Buntbarsche, als die aus den afrikanischen Grabenseen, welche zum großen Teil hochspezialisierte Tiere sind, die nicht nur eben eine ‚Steinwüste‘ mit entsprechenden Versteckmöglichkeiten brauchen, sondern aufgrund ihrer Anpassung an kleine biologische Nischen auch sonst recht heikle Pfleglinge sind.
Am besten für den Anfänger geeignet sind IMHO eher kleine, friedliche Buntbarscharten aus dem tropischen Südamerika und teilweise auch aus Afrika. Der Tüpfelbuntbarsch, der rote Tüpfelbuntbarsch und insbesondere der afrikanische Schmetterlingsbuntbarsch (auch bekannt als ‚Thomas Prachtbarsch‘) eignen sich für kleine Becken (ab 60 Liter) und lassen auch die Bepflanzung in Ruhe. Alle 3 Arten sind recht friedlich und lassen sich, da sie Offenbrüter sind, gut bei Brutpflege und Aufzucht der Jungen beobachten.
Bei entsprechender Beckengröße (so ab 200 Liter) kann ich auch Blaupunktbuntbarsch und Orangesaumbuntbarsch als sehr interessante und robuste Pfleglinge empfehlen. Das sind auch zwei schöne Offenbrüter, die problemlos in bepflanzten Becken gehalten werden können (wobei sie gelegentlich auch schon mal eine Pflanze ausbuddeln, wenn die im Weg steht).
Wo wir auch schon bei Frage Nummer zwei sind: Welcher Cichlide
kümmert sich denn sehr um die Nachkommen?
Alle tun dies, wobei durchaus mit unterschiedlichem Engagement. Leider sind die aufopferungsvollsten Brutpfleger meist auch die ruppigsten und raubeinigsten Kameraden, die große Becken benötigen und Mitfische wie Pflanzen morden.
Also gibt es da
eine Art, die sich besonders hervorhebt?
Prinzipiell gibt es 3 unterschiedliche Entwicklungsstufen der Brutpflege: Offenbrüter (die ihre Eier offen an Steinen und Pflanzen ablegen), Höhlenbrüter (die in Verstecken laichen und erst mit den schwimmenden Jungfischen ans Tagellicht kommen) und Maulbrüter (welche die Eier ins Maul aufnehmen und den Jungfischen bis zu einer gewissen Größe dort Schutz gewähren). Zwischen Offen- und Maulbrütern gibt es noch diverse Zwischenstufen (wie Offenbrüter, die ihre Eier gleich in Kuhlen am Bodengrund legen, larvophile und oviphile Maulbrüter).
Am interessantesten finde ich persönlich echte Offenbrüter, weil man ihre Brutpflege toll beobachten kann, da sie eben nicht versteckt stattfindet. Die Eier werden offen abgelegt, bewacht und gepflegt. Die Jungfische werden gut sichtbar aus den Eihüllen befreit, bis sie schwimmen können von einem Versteck zum nächsten getragen und bewacht. Der afrikanische Schmetterlingsbuntbarsch ist ein Paradebeispiel für einen anspruchslosen, friedlichen und fürsorglichen Offenbrüter. 
Eine Art, die sich in Sachen Brutpflege besonders hervorhebt, ist IMHO der Diskusbuntbarsch. Das ist ein Offenbrüter, der seine Eier vorwiegend aufrecht an Steinen, Blättern oder den Aquarienscheiben ablegt. Die Jungfische werden von den Eltern aus den Eischalen befreit und mit kleinen Haftfäden an den Köpfchen irgendwo aufgehängt. Sobald die Jungfische frei schwimmen, werden sie von den Eltern mit einem Nährschleim gefüttert, den diese an den Körperseiten produzieren - so ähnlich wie das Säugen bei den Säugetieren. Diskus haben auch sonst so einiges mit Säugetieren gemeinsam, z.B. ein ausgeprägtes Sozialverhalten und eine erstaunlich hohe Intelligenz. Allerdings eignen sie sich nicht für Anfänger.
LG Jesse