informiere mich gerade zwecks eines Vortrages zum Thema City
Tunnel Leipzig. Und zwar will ich dabei auf die Perspektiven
des Tunnels eingehen. Dabei komme ich nach umfangreicher
Recherche zu folgenden Punkten:
Planungsorientierte Punkte:
- Mehrmalige Verschiebung der Baubeendigung (aktuell geplant
Dezember 2013)
- Gesamtkostenanstieg von 571,62 Mio. € auf 893 Mio €
(Schätzung 11/2009)
- Optionaler Tunnelausbau um 400m Richtung Norden
Optional ist immer gut. Man muß nur fest an die Optionen glauben.
- teilweiser Umbau des Hauptbahnhofs vom Kopfbahnhof zum
Durchgangsbahnhof
Wobei Herr Tiefensee aber mächtig Lobbyarbeit geleistet hat. Und dennoch: Die 2 Gleise (oder sind es gar 4?) die man dem benachbartem Parkhaus abgequetscht hat, machen auch nicht viel her.
- Fortführung der Elektrifizierung bis Hof (erweitert
Fernverkehr)
Politisch und vor allem wirtschaftlich Quatsch. Als ob man die Elektrifizierung einer Fernstrecke von einem kleinen örtlichen Tunnelchen abhängig machen würde!
Verkehrsandbindungserweiterung:
- durchgehende Verbindung von Norden und Süden
das hat man schon bei der Berliner S-Bahn als unsinnig aufgegeben.
- kürzere Taktfolge der Fahrten und somit schnellere
Verbindungen (5-Minuten-Takt)
Da würde ich an Ihrer Stelle erst einmal die Fahrgastberechnungen einsehen, bevor ich mich auf dieses Argument einlasse.
- zusätzliche Haltestellen erhöhen Erreichbarkeit der
Innenstadt
Was aber wiederum zu verlängerten Fahrzeiten führt. Je mehr Haltestellen, desto geringer die Durchschnittsgeschwindigkeit.
Hier müßten Sie auch erst einmal überprüfen, ob sich unter oder unter welchen Bedingungen sich eine Zugfolge von 5 Minuten überhaupt erreichen läßt.
- häufigere Nutzung des Bayerischen Bahnhofs
An dem eine Straßenbahnlinie vorbeifährt, die zum Hauptbahnhof führt. Jetzt da auch noch ein tiefes Loch zu buddeln - naja, wir haben’s ja.
Standortaufwertung Leipzig (sorgen für Umsatzsteigerung der
Stadt Leipzig):
- Tourismusbelebung durch bessere Erreichbarkeit von
Naherholungsgebieten/Messe/Flughafen
Läßt sich mit der Straßenbahn auch erreichen. Man setze sie auf einen eigenen Fahrdamm, dann sind die Dinger verblüffend schnell.
- Attraktivitätssteigerung der Innenstadt (Erreichbarkeit) für
Vermieter/Gewerbe
das ist heute schon gegeben. Nebenbei: Angenommen, ich sitze in einer Wohnung an der Thomaskirche. Wieviel Attraktivitätssteigerung habe ich dann von dem Tunnelchen?
- Minderung der Geräuschbelästigung/ Umweltverschmutzung bei
Umstieg auf PNV
- jährlich 9000t CO2 & 2t Feinstaub
- Senkung von Benzinverbrauch/Parpklatzbedarf
Das ist ein kindliches Argument. Mal abgesehen davon, daß Straßenbahnen das auch erreichen:
Unter dem Nollendorfplatz in Berlin laufen mehrere U-Bahn-Linien. Trotzdem möchte ich wegen des Straßenverkehr dort nicht leben!
Zusätzliche Perspektiven:
- Vorbildfunktion (nach Frankfurt/ München) für nachfolgende
Städte
- …
hoffentlich keine!
So als Nicht-Leipziger hätte ich aus der Planungszeit Mitte der 90iger noch folgendes beizutragen:
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Insgesamt ein Baudenkmal für Herrn Tiefensee
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Ersatzlose Stillegung des Bayrischen Bahnhofs mit seinem wunderschönen Portikus (ich weiß, man hat nicht gewagt, ihn abzureißen). Was unter der Erde passiert ist doch uninteressant.
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Von Anfang an hat die DB gesagt daß sie keine Fernzüge durch den Tunnel schicken wird.
Damit war eigentlich das ganze Bauvorhaben sinnlos geworden: Der Leipziger Kopfbahnhof bleibt erhalten und in Funktion.
Die wenigen Nahverkehrzüge machen den Kohl auch nicht fett.
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Keine Verbesserung der Verkehrinfrastruktur. Leipzig hat bereits ein dichtes Straßenbahnnetz.
Was hätte man für fast eine Milliarde in noch kürzerer Zeit Straßenbahnstrecken bauen können!