Clicker zwingend notwendig?

moninsen!

letztlich habe ich einen etwas eigenwilligen hundehalter getroffen, dessen -übrigens sehr gut erzogener- wuff zu 100% mit dem clicker ausgebildet wurde. nun ist’s mir ziemlich brause, /wie/ ein hund seine bestätigung bekommt, aber das stoische beharren des humanoiden leinenendes war, nun, besorgniserregend.

dieser herr bestand nämlich darauf, das man hund, katze, maus und alles andere _nur_ mit dem clicker erziehen könne. jeglicher versuch, dem vierbeiner die bestätigung mit so albernen mitteln wie der stimme zu geben, sei von vorhinein zum scheitern verurteilt.

nun frage ich mich einfach mal generell: wozu gibt’s clicker eigentlich? ich für meinen teil habe die erfahrung gemacht, das man die viechers mindestens genausogut, wenn nicht sogar besser mit der stimme trainieren kann.

ohne clicker zu arbeiten hat für mich zwei vorteile: seine stimme hat man immer dabei, man kann sie nicht vergessen und sie wurde bei der produktion des hundehalters mitgeliefert. ausserdem bin ich mit der zunge schneller, als mit den fingern…also…äh…ihr wisst, was ich meine.

sehe ich das jetzt flasch oder wird um den clicker viel zu viel gewese gemacht?

so[tm] verbal statt manuell,

nils

Hallo Nils,

ich bediene mich auch nur meiner Stimme und bin mit meinem „Resultat“ sehr zufrieden. Aber ich weiß von mir, dass ich mit meiner Stimme auch allgemein unter Menschen sehr viel machen kann/dass ich sie sehr gut „kontrollieren“ kann. Meine Hände hingegen werden häufig „hippelig“ - daher wäre ein Clicker in meiner Hand wohl mehr als kontraproduktiv.

Ich denke, dass es von den jeweiligen Reaktionsfähigkeiten des Menschen abhängt. Ich kenne viele Hunde-Besitzer, die keine Modulation in ihre Stimme bekommen. Da ist ein „Nein“ tonal auch ein „Fein“. Hier sind dann andere Methoden gefragt.

Clickern ist erwiesenermaßen ein sehr gutes Hilfsmittel bei der Erziehung, bedarf aber einer entsprechenden Schulung und Reaktionsfähigkeit.

Meiner Meinung nach sollte jeder Halter das einsetzen, was für Tier und Mensch zum gewünschten Erfolg führt.

Viele Grüße von

Kathleen,
deren Hund sehr wohl ein „Nein“ und „Fein“ unterscheiden kann! :smile:

Hallo Nils,

in Sachen Clicker bin ich vom Saulus zum Paulus mutiert :smile:. Ich habe Clickertraining bei Hunden jahrelang als unnützen Schnickschnack betrachtet und mich in Sachen Stimme der gleichen Argumente bedient, wie du.

Den Wandel brachte die Rettungshundearbeit. Hier arbeitet man mit unterschiedlichen Versteckpersonen („Opfern“), deren Job es ist, den Hund, der sie findet und anzeigt, zu belohnen. Und auch wenn da in der Regel hundeerfahrene Menschen hocken, fängt damit die Problematik an.

Jeder belohnt anders, sei es von seiner Stimme oder seiner Körpersprache her. Und ein Hund, der auf das hohe „Feiiiin“ seines Frauchens gepolt ist, wird durch den Bass eines lobenden Mannes nicht selten erst mal verunsichert. Da eine korrekte Anzeige nur dann gelernt wird, wenn der Hund dabei keine Unterstützung in Form von irgendwelchen Gesten etc. kriegt, es aber gleichzeitig wichtig ist, richtig getimed zu bestätigen, ist der Clicker absolut ideal.

Die Person kann mucksmäuschenstill hocken bleiben und per Click genau das bestätigen, was der Hund grade lernen soll. Wir haben auf diese Weise eine Menge klassischer Fehlerquellen ausgemerzt und viel schneller zuverlässige Anzeigen gekriegt.

Und wenn man dann die Clickerei einmal beherrscht (Mensch und Hund), nutzt man sie auch zunehmend. Das Unschlagbare am Clickern ist, dass der Ton immer absolut gleich ist. Dem Clicker ist es egal, ob ich grade außer Puste, heiser oder angespannt bin. Heißt: Ich übertrage weder Fehlinformationen noch Stimmungen auf eine Lernsituation.

Die gängigen Dinge, wie „Sitz“, „Platz“ und Co. trainiere ich nach wie vor ohne Clicker. Interessant wird der aber im Unterordnungsbereich, wenn es an die Feinheiten geht. Korrektes Vorsitzen beim „Hier“ z.B. Viele Hundeführer benutzen auf herkömmlichem Weg viel zu viel Körpersprache, indem sie z.B. die Hände vor den Bauch halten oder einen Schritt rückwärts gehen, damit der Hund dicht vorsitzt. Das wieder abzubauen ist mühsam und gelingt vielen nicht wirklich.

Mit dem Clicker kann ich dieses Vorsitzen „shapen“, indem ich den Hund selber erarbeiten lasse, sich in die korrekte Position zu begeben. Ich mach’ das seit Jahren sehr erfolgreich damit, dass der Hund im Clickertraining lernt, ein Target (ich benutze meist eine Fliegenklatsche) mit der Nase zu berühren. Beim „Hier“ stecke ich mir das Target vorne in die Hose und habe den Hund sehr schnell da, wo ich ihn haben will. Für das dicht am Bein gehen und Hochschauen beim korrekten „Fuß“ ist der Clicker ebenfalls perfekt.

Und: Clickertraining bringt den Hund zum Denken. Dadurch dass der Hund den Weg selbst finden muss, indem er Dinge ausprobiert, ist er hoch motiviert und konzentriert. Er hat gelernt, dass er die Belohnung steuern kann.

Man braucht ihn sicher nicht überall. Ich möchte ihn mittlerweile aber nicht mehr missen. Insbesondere auch nicht bei meinen alten Hunden, die trotz Bewegungseinschränkungen via Clicker begeistert Tricks lernen und damit fit und zufrieden bleiben.

Mein Tipp: Gönn’ dir mal ein Clickerseminar bei einem, der’s kann. Ich wette, deine Betrachtungsweise wird sich verändern :smile:

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

und wie sieht sowas aus, wenn sich auf einer Hundewiese viele Halter sind… und sagen wir mal nur 3 haben diesen Klicker mit?
Kann das die Hunde nicht furchtbar irritieren?

LG Margit

Hallo Margit,

nein, tut es nicht, zumindest nicht, wenn ein paar Meter zwischen den Teams liegen. Der Hund weiß schnell, dass nur der Clicker bei Frauchen für ihn bestimmt ist. Trotzdem würde ich allein aus Konzentrationsgründen neue Dinge ohne Ablenkung üben. Tut man ja sonst auch.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

meiner Meinung nach ist es hier wie bei sovielen Dingen im Leben: Es kommt darauf an. Erst mal darauf, ob es sich um „Otto-Normal“-Hund handelt der keine Spezialausbildung zum Jagd-, Schutz- oder sonstwas Hund benötigt. Dann auf den Charakter des Hundes selbst.

Denn es gibt durchaus Hunde, die nicht gut auf die Stimme des Herrn reagieren. Damit meine ich, dass sie sensibler sind und die „stimmgewaltigen“ Befehle des Hundehalters oft bis immer als Angriff auf das zarte Seelchen sehen. Vielfach wundert sich der bisher mit seiner Stimme gut ausgekommene Mensch dann, wieso es mit dem Gehorsam so gar nicht klappen will.

Hier Clicker einzusetzen, mit den Fingern zu schnippsen, durch die Zähne zu zischen oder gar lediglich Handzeichen einzusetzen hat da schon oft zur Entspannung des Teams Hund/Mensch und zu wundersamem Gehorsam geführt.

Natürlich gibt es auch andere Szenarien, andere Grundvoraussetzungen und daher würde ich den Clicker weder als zwingend notwendig noch als unsinnig bezeichnen.

Gruß
Nita

Kompliment!
„humanoides leinenende“…sehr schön. (Ernst gemeint!)
Sylvia

ach, noch was:
ich bin wegen meines energiesparendes dranges, alles klein zu schreiben, hier in diesem forum getadelt worden. Wir könnten uns zusammenrottten und eine revolution entfachen (MOD verzeih mir)

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feiiiiiiiiiiiiiiiiiiin?
hallo Kathleen,
ich habe noch nie begreifen können, wieso neuerdings „fein“ als Lob ausgesprochen wird, obwohl es dem „nein“ so ähnlich ist. Schön, es mag vielleicht die Betonung den Unterschied machen, aber wäre nicht ein „brav“ viel einfacher?
Es grauselt mich, wenn ich die hochfrequenten „feiiiin“ in den Hundeerziehungssendungen des Fernsehens höre.

Bei mir ist es immer ein „brav“ oder enthusiastischer: "wat für ne braaaaaaaave Hund, nee wat für ne braaaaaaaave…(dazu, wenn es denn richtig gut war, indiehändeklatsch, je nach meiner Tagesform).

Der Hund verformt sich vor Begeisterung zum U!

Was gibt es Schöneres in einer Beziehung? (ähm, weiterdenk…)

LG Sylvia

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Moin,

mein feiiiiiiiiiin hört sich aber anders an als mein NEIN !!!
Und glaub mir, den Unterschied kennen meine Hunde …hihihi

LG Margit

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Danke -owt-
.

SSSSSUUUUPPPPEEERRRR!’ :smile:
Hallo Sylvia,

ich wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass mein Hund allein von der Tonlage/Modulation her auch ähnliche Begriffe unterscheiden kann (wie z.B. „Geh zu Mmmaaaammmmmaaaa, geh zu Oma“ - ergo: Legato/Staccato).

Auch identische Begriffe sind von der Tonlage abhängig. Z.B. liebt mein Hund, Auto zu fahren! Wenn ich auffordernd sage: „Auto fahren!“, flippt er vor Freude aus. Wenn ich mit ihm an der Straße stehe und streng sage: „Vorsicht Auto!“, setzt er sich hin.

Ich bevorzuge als Lob aber ein „SUUUUPPPPEEERRRR!“ :smile:

Liebe Grüße

Kathleen

Hallo Sylvia,

ich habe noch nie begreifen können, wieso neuerdings „fein“ als Lob ausgesprochen wird, obwohl es dem „nein“ so ähnlich ist.

Weil es tatsächlich vollkommen egal ist, welche Wörter man benutzt. Der Hund braucht sie nicht. Ein: „Das hast du brav/ fein/ gut… gemacht“ in einem neutralen (nicht schummeln :smile:) Tonfall und neutraler Mimik, möglichst noch mit dem Rücken zum Hund ausgesprochen, wird diesen völlig kalt lassen.

Ein: „Du blöder Drecksköter“ im Belohnungstonfall wird ihn hingegen zu größtem Entzücken veranlassen.

Wörter sind nur für Menschen. Für Hunde sind sie bestenfalls als Kommandos zu gebrauchen - und auch da versagen sie oft, wenn Tonfall, Körperhaltung und Gestik fehlen oder nicht stimmen.

Schöne Grüße,
Jule

ich bin nicht kathleen, sag’ aber dropsdem was…

ich habe noch nie begreifen können, wieso neuerdings „fein“
als Lob ausgesprochen wird, obwohl es dem „nein“ so ähnlich
ist.

wenn ich draussen[tm] diese frage gestellt bekomme, spreche ich den hund mit meiner höchsten, begeisterungstriefenden, quasi neurotisch glücklichen stimme wie folgt an: „wer ist ein doofer hund? duuu bist ein doofer hund! und wer kommt gleich ins tierheim**? duuu kommst gleich ins tierheim“ und ernte _immer_ total begeisterte, fast mit dem heck abhebende (weil wie wild wedelnde) vierbeiner…und meist konsternierte zweibeiner.

im lauf der jahre konnte ich feststellen, das nicht nur /was/* man sagt wichtig ist, sondern mindestens genauso /wie/ man es sagt. erst recht, wenn einen der hund kennt. alle meine hunde, die eigenen als auch die pflegegäste, hatten schnell raus, wann ich was wie ernst meine.

und da ich jetzt schon die ersten tastaturen quietschen höre: ja, ich erwarte (meist zurecht) eine gewisse intelligenz von meinen hunden. will sagen: der hund soll erkennen, wie ich drauf bin, wie weit er heute gehen kann und was er lieber sein lassen sollte…hat bislang super geklappt. ich bevorzuge individuen, anstelle von automaten.

so[tm] fein,

nils

*: ich persönlich kenne keinen hund der probleme hatte, zwischen „nein“ und „fein“ zu unterscheiden
**:alternativ: beim asia-imbiss in den topf oder auf den autobahnrastplatz

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ja…, nee… ist schon klar
ich wollte mich nur mal abfällig über das nervige Kreisch/Quiek „feiiiiiiiiiiiiiiin“ auslassen. Ich gebe zu, das war billig von mir, hat aber Spaß gemacht.

Dass der Ton die Musik macht, ist mir bekannt.

LG an Alle, Sylvia

sternchen!

Ja, wir sagen auch feiiiiiin!

Es lässt sich so herrlich in die länge ziehen und so schön hoch flöten.

Das von Nils hab ich auch schon mal probiert… hihihi… es funktioniert. (Und es ist lustig die Blicke der andern zu sehen!)

Andererseits reicht manchmal sogar ein MM-MM (also im negativen Sinne, so ein Kopfschüttel M-M) selbstverständlich muss da auf jeden Fall die Tonlage stimmen, bei einem Blick der Unverständnis signalisiert (ich? ich hab gaaar nichts gemacht…!) kommt auch noch die entsprechende Mimik dazu.

Meist reicht aber ein MM-MM…

LG