Hallo Nils,
in Sachen Clicker bin ich vom Saulus zum Paulus mutiert
. Ich habe Clickertraining bei Hunden jahrelang als unnützen Schnickschnack betrachtet und mich in Sachen Stimme der gleichen Argumente bedient, wie du.
Den Wandel brachte die Rettungshundearbeit. Hier arbeitet man mit unterschiedlichen Versteckpersonen („Opfern“), deren Job es ist, den Hund, der sie findet und anzeigt, zu belohnen. Und auch wenn da in der Regel hundeerfahrene Menschen hocken, fängt damit die Problematik an.
Jeder belohnt anders, sei es von seiner Stimme oder seiner Körpersprache her. Und ein Hund, der auf das hohe „Feiiiin“ seines Frauchens gepolt ist, wird durch den Bass eines lobenden Mannes nicht selten erst mal verunsichert. Da eine korrekte Anzeige nur dann gelernt wird, wenn der Hund dabei keine Unterstützung in Form von irgendwelchen Gesten etc. kriegt, es aber gleichzeitig wichtig ist, richtig getimed zu bestätigen, ist der Clicker absolut ideal.
Die Person kann mucksmäuschenstill hocken bleiben und per Click genau das bestätigen, was der Hund grade lernen soll. Wir haben auf diese Weise eine Menge klassischer Fehlerquellen ausgemerzt und viel schneller zuverlässige Anzeigen gekriegt.
Und wenn man dann die Clickerei einmal beherrscht (Mensch und Hund), nutzt man sie auch zunehmend. Das Unschlagbare am Clickern ist, dass der Ton immer absolut gleich ist. Dem Clicker ist es egal, ob ich grade außer Puste, heiser oder angespannt bin. Heißt: Ich übertrage weder Fehlinformationen noch Stimmungen auf eine Lernsituation.
Die gängigen Dinge, wie „Sitz“, „Platz“ und Co. trainiere ich nach wie vor ohne Clicker. Interessant wird der aber im Unterordnungsbereich, wenn es an die Feinheiten geht. Korrektes Vorsitzen beim „Hier“ z.B. Viele Hundeführer benutzen auf herkömmlichem Weg viel zu viel Körpersprache, indem sie z.B. die Hände vor den Bauch halten oder einen Schritt rückwärts gehen, damit der Hund dicht vorsitzt. Das wieder abzubauen ist mühsam und gelingt vielen nicht wirklich.
Mit dem Clicker kann ich dieses Vorsitzen „shapen“, indem ich den Hund selber erarbeiten lasse, sich in die korrekte Position zu begeben. Ich mach’ das seit Jahren sehr erfolgreich damit, dass der Hund im Clickertraining lernt, ein Target (ich benutze meist eine Fliegenklatsche) mit der Nase zu berühren. Beim „Hier“ stecke ich mir das Target vorne in die Hose und habe den Hund sehr schnell da, wo ich ihn haben will. Für das dicht am Bein gehen und Hochschauen beim korrekten „Fuß“ ist der Clicker ebenfalls perfekt.
Und: Clickertraining bringt den Hund zum Denken. Dadurch dass der Hund den Weg selbst finden muss, indem er Dinge ausprobiert, ist er hoch motiviert und konzentriert. Er hat gelernt, dass er die Belohnung steuern kann.
Man braucht ihn sicher nicht überall. Ich möchte ihn mittlerweile aber nicht mehr missen. Insbesondere auch nicht bei meinen alten Hunden, die trotz Bewegungseinschränkungen via Clicker begeistert Tricks lernen und damit fit und zufrieden bleiben.
Mein Tipp: Gönn’ dir mal ein Clickerseminar bei einem, der’s kann. Ich wette, deine Betrachtungsweise wird sich verändern 
Schöne Grüße,
Jule