Co2 Entstehung bei der Gärung

Guten Abend!

Ich möchte mir Wein selber herstellen. Dazu habe ich einen 15 Liter großen Gärballon mit sonstigem Zubehör erworben. Nun möchte ich wissen, wie viel CO2 bei der Weingärung entstehen kann. Wird es unter Umständen gefährlich, wenn das Obst in einer eher kleineren Wohnung gärt? Besteht Erstickungsgefahr? Im Freien herrschen leider nicht die passenden Temperaturen.

Vielen Dank für die Mühe
teudschlerer

Servus,

beim Vergären von Wein entsteht CO2 im Volumen des etwa 40-50fachen des vergärenden Mostes, d.h. im vorliegenden Fall 480 - 600 L, in der Hauptsache verteilt über einen Zeitraum von vielleicht zehn Tagen.

Konzentrationen ab etwa 4 Vol % CO2 in der Raumluft sind gefährlich.

CO2 hat die lästige Eigenschaft, daß es sich ungern mit der Raumluft mischt und eher nach unten absinkt, daher nicht ohne weiteres über geöffnete Fenster abstreicht. Rechnerisch kann man bei einer Verkettung ungünstiger Umstände (annähernd gasdichte Wohnungstür, sehr schnelle Gärung, keine bedeutende Luftbewegung z.B. durch Heizung) eine gefährliche Konzentration von CO2 auf der Höhe eines Bettes nicht ausschließen.

Es ist daher jedenfalls nicht unsinnig, die Wohnungstür während des Vergärens öfter mal aufzumachen, damit ein Gasaustausch auch am Boden stattfinden kann, wo das CO2 rumliegt. Bei einer Wohnung im ersten Stock und höher kann es bei auf der Gegenseite zur offenen Wohnungstür geöffnetem Fester treppab aus der Wohnung fließen.

Schöne Grüße

MM

Prosit,

Dazu habe ich einen 15
Liter großen Gärballon

zum Gären sind da also maximal 7,5 liter Most drin.

wie viel CO2 bei der Weingärung entstehen
kann.

Rechnen wir mal mit 200 g Zucker pro Liter, also etwas über 80 °öchsle. Das ergäbe also rund 12 vol% Ethanol oder etwa 140 g Ethanol pro Liter, oder 60 g CO2 pro Liter, in Summe also 450 g für die 7,5 Liter Most.
44 g entsprechen einem Volumen von ca. 22 l CO2, also unter Freunden 220 Liter insgesamt.
Kleine Wohnung neme ich mal mit 50 qm und einer Raumhöhe von 2,5 m ergiebt also 125 Kubikmeter Luft oder 125.000 Liter

Selbst wenn also alles CO2 schlagartig und ohne Lüftung entstünden, ergäbe das 220/125000 = ca. 0,18 %

Da nun die Gärung eine gewisse Zeit braucht und sicher auch gelüftet wird, entstehen keine gefährliche Konzentrationen an CO2

Liege ich falsch, möge man mich bitte berichtigen.

Gandalf

Hi,

beim Vergären von Wein entsteht CO2 im Volumen des etwa
40-50fachen des vergärenden Mostes, d.h. im vorliegenden Fall
480 - 600 L,

vergärst Du mit einem randvollem Gefäß?!
Ich hoffe, Du hast einen Aufnehmer und Eimer bereitgestellt :wink:

CO2 hat die lästige Eigenschaft, daß es sich ungern mit der
Raumluft mischt und eher nach unten absinkt,

Das passiert aber nur, wenn schnell große Mengen entstehen, ohne daß Bewegung herrscht.
Da ich aber davon ausgehe, daß der Frager sich regelmäßig durch die Wohnung bewegt, Türen und Fenster bewegt, sehe ich das nicht als kritisch an.

Es ist daher jedenfalls nicht unsinnig, die Wohnungstür
während des Vergärens öfter mal aufzumachen, damit ein
Gasaustausch auch am Boden stattfinden kann, wo das CO2
rumliegt.

Kein Widerspruch.

Bei einer Wohnung im ersten Stock und höher kann es
bei auf der Gegenseite zur offenen Wohnungstür geöffnetem
Fester treppab aus der Wohnung fließen.

Und?
Was glaubst Du passiert mit den Unmengen CO2, die Du qua Atmung erzeugst?

Gandalf

2 Like

Moin Gandalf,

Rechnen wir mal mit 200 g Zucker pro Liter, also etwas über
80 °öchsle. Das ergäbe also rund 12 vol% Ethanol oder etwa 140
g Ethanol pro Liter, oder 60 g CO2 pro Liter, in Summe also
450 g für die 7,5 Liter Most.

44 g entsprechen einem Volumen von ca. 22 l CO2, also unter
Freunden 220 Liter insgesamt.

Ich kenne diese Berechnungen aus der Aquaristik. Wenn man Deine Werte hier eingibt: http://www.deters-ing.de/Berechnungen/Berechnungen.h…
kommt man auf 326 Liter CO2. Kann allerdings die Formel nicht verifizieren.

Gruß
Stefan

Hi,
ein wesentlich größeres Problem sehe ich darin, dass es stinkt wie in einer Destille und man gerade im Fasching bei jedem Polizeikontakt blasen muß :smile:)

Servus,

ich rechne mit zehn bis zwölf Liter Most in einem Fünfzehnliterballon, das lässt sich schon machen.

Da sich die Geschwindigkeit der Vermischung mit der Raumluft auch nicht näherungsweise bestimmen lässt, und sie sicherlich sehr viel geringer ist als diejenige der Verteilung der etwa 300 L, die ein Mensch an einem Tag in die Wohnung ausatmete, wenn er sich denn durchgehend darin aufhielte, bin ich von der extremen (und in diesem Extrem sicher nicht realistischen) Annahme ausgegangen, dass in einer kleinen Wohnung mit 20 m² Grundfläche 480 L CO2 unvermischt mit der Raumluft am Boden verteilt sind. Dazu wird es im Gegensatz zur ausgeatmeten Luft auch schon deswegen leichter kommen, weil die Temperatur im Gärballon auch bei schneller Vergärung fast gleich der Raumtemperatur ist, während Menschen mit nur wenig unter Körpertemperatur (und außerdem durch eine Düse) ausatmen.

Unter dieser extremen Annahme stünde ein konzentrierter CO2-See von 480 L bei gleichmäßiger Verteilung 24 cm hoch in der Wohnung.

Und so bin ich mit einem Ansatz, der eigentlich zeigen sollte, daß eine riskante Konzentration selbst bei extrem pessimistischen Annahmen im gegebenen Fall in weiter Ferne liegt, zu dem für mich überraschenden Ergebnis gekommen, daß man eine Konzentration von 4 Vol-% CO2 auf dem Niveau eines niedrigen Bettes in einer kleinen Wohnung durchaus nicht verlässlich ausschließen kann.

Als man in den 1950er Jahren angefangen hat, die betreffend CO2-Vergiftungen extrem gefährlichen kleinen Erdsilos für Grünsilage durch Hochsilos zu ersetzen, die für die Entnahme mit seitlichen Luken im Abstand von etwa 170 cm in der Höhe versehen sind, glaubten alle, damit sei das Problem mit dem Gas gelöst. Es würde mich aber ein wenig überraschen, wenn Du oder Deine Kameraden von den Freiwilligen noch keinen halbtoten Bauern oder Knecht aus einem Hochsilo geborgen hätten: Das Zeugs bleibt einfach stur sitzen wo es sitzt und ist nur mit großer Überredungskunst zum Abfließen zu bewegen. Und das Gemeine dran ist, daß mans nicht riecht und nicht sieht (wenn ich Journalist wäre, schriebe ich jetzt: „genau wie Cäsium 137 nicht riecht und nicht sieht“, aber das wäre dann doch zu doof).

Und vom Gärfuttersilo zurück zum Gärballon: Wegen all der kleinen Unwägbarkeiten in dem gerechneten Modell denke ich, es ist besser, ein bissel zu ängstlich zu sein bei so einem Projekt. Freilich bin ich hier auch durch eine ganz andre Materie, nämlich jahrelanges Bilanzieren nach HGB verdorben, bei dem man alle nur irgendwie denkbaren Risiken berücksichtigen muß und Hoffnungen nur dann berücksichtigen darf, wenn sie hieb- und stichfest realisiert sind.

  • Es wäre im gegebenen Fall natürlich auch möglich, den Käfig mit dem Kanarienvogel auf den Boden zu stellen: Wenn der Vogel von der Stange fällt, ists Zeit, ein paar Fenster aufzumachen und mit der Bettdecke zu wedeln…

Schöne Grüße

MM

?

20 m² Grundfläche
480 L CO2 unvermischt mit der Raumluft am Boden verteilt
24 cm hoch

bist Du sicher ?

2 Like

Servus,

bist Du sicher ?

nein, ich habe das Komma im Ergebnis um eine Stelle falsch gesetzt. Damit wird das ganze auch plausibler, und ich komme zu dem Ergebnis, das ich ursprünglich gerne haben wollte.

Die Folgerungen daraus sind natürlich entsprechend anzupassen.

Zum Thema Pisa: Die Entstehungsgeschichte der Legende vom Eisengehalt von Spinat, die immerhin etwa drei Generationen hielt, und zwar Generationen, in denen die Leute noch allesamt gar fürtrefflich Kopfrechnen, Kurrentschreiben, Integrieren, Stiefelschmieren, Knöpfepolieren, Marschieren und Strammstehen konnten, kennst Du vermutlich?

Schöne Grüße

MM

1 Like