Servus,
ich rechne mit zehn bis zwölf Liter Most in einem Fünfzehnliterballon, das lässt sich schon machen.
Da sich die Geschwindigkeit der Vermischung mit der Raumluft auch nicht näherungsweise bestimmen lässt, und sie sicherlich sehr viel geringer ist als diejenige der Verteilung der etwa 300 L, die ein Mensch an einem Tag in die Wohnung ausatmete, wenn er sich denn durchgehend darin aufhielte, bin ich von der extremen (und in diesem Extrem sicher nicht realistischen) Annahme ausgegangen, dass in einer kleinen Wohnung mit 20 m² Grundfläche 480 L CO2 unvermischt mit der Raumluft am Boden verteilt sind. Dazu wird es im Gegensatz zur ausgeatmeten Luft auch schon deswegen leichter kommen, weil die Temperatur im Gärballon auch bei schneller Vergärung fast gleich der Raumtemperatur ist, während Menschen mit nur wenig unter Körpertemperatur (und außerdem durch eine Düse) ausatmen.
Unter dieser extremen Annahme stünde ein konzentrierter CO2-See von 480 L bei gleichmäßiger Verteilung 24 cm hoch in der Wohnung.
Und so bin ich mit einem Ansatz, der eigentlich zeigen sollte, daß eine riskante Konzentration selbst bei extrem pessimistischen Annahmen im gegebenen Fall in weiter Ferne liegt, zu dem für mich überraschenden Ergebnis gekommen, daß man eine Konzentration von 4 Vol-% CO2 auf dem Niveau eines niedrigen Bettes in einer kleinen Wohnung durchaus nicht verlässlich ausschließen kann.
Als man in den 1950er Jahren angefangen hat, die betreffend CO2-Vergiftungen extrem gefährlichen kleinen Erdsilos für Grünsilage durch Hochsilos zu ersetzen, die für die Entnahme mit seitlichen Luken im Abstand von etwa 170 cm in der Höhe versehen sind, glaubten alle, damit sei das Problem mit dem Gas gelöst. Es würde mich aber ein wenig überraschen, wenn Du oder Deine Kameraden von den Freiwilligen noch keinen halbtoten Bauern oder Knecht aus einem Hochsilo geborgen hätten: Das Zeugs bleibt einfach stur sitzen wo es sitzt und ist nur mit großer Überredungskunst zum Abfließen zu bewegen. Und das Gemeine dran ist, daß mans nicht riecht und nicht sieht (wenn ich Journalist wäre, schriebe ich jetzt: „genau wie Cäsium 137 nicht riecht und nicht sieht“, aber das wäre dann doch zu doof).
Und vom Gärfuttersilo zurück zum Gärballon: Wegen all der kleinen Unwägbarkeiten in dem gerechneten Modell denke ich, es ist besser, ein bissel zu ängstlich zu sein bei so einem Projekt. Freilich bin ich hier auch durch eine ganz andre Materie, nämlich jahrelanges Bilanzieren nach HGB verdorben, bei dem man alle nur irgendwie denkbaren Risiken berücksichtigen muß und Hoffnungen nur dann berücksichtigen darf, wenn sie hieb- und stichfest realisiert sind.
- Es wäre im gegebenen Fall natürlich auch möglich, den Käfig mit dem Kanarienvogel auf den Boden zu stellen: Wenn der Vogel von der Stange fällt, ists Zeit, ein paar Fenster aufzumachen und mit der Bettdecke zu wedeln…
Schöne Grüße
MM