Hallo,
in den NL dürfen doch weiche Drogen in den Coffeeshops legal verkauft werden.
Nun gab es einen Bericht im Fernsehen, daß der Drogenanbau (indoor/outdoor) in den NL verboten ist - bei den vielen Gewächshäusern wäre es doch ein Supergeschäft für die Holländer!
Woher beziehen denn die Coffeeshopbesitzer die Drogen, kennt sich da jemand aus?
Gibt es eine Art „niederländische Metadonversorgung“ mit weichen Drogen, eine Grasauktion wie bei den Blumen, legale Großhändler oder was?
Hi axsimuc,
das ist eine der Widersprüchlichkeiten und Mysterien der holländischen Gesellschaft.
Ich muss dazu etwas ausholen: Es gibt in den Niederlanden das sogenannte Opportunitätsprinzip. Das heißt, die Behörden können von einer Strafverfolgung absehen, wenn dadurch ein noch größerer Schaden verhindert werden kann. Dies hat zu der schon fast sprichwörtlichen Toleranz der Niederländer gegenüber Tatbeständen, die bei uns strafbar sind, geführt. (Die Antidiskriminierungsbüros wie z.B. RADAR in Rotterdam berichten allerdings leider auch, dass das Opportunitätsprinzip manchmal auch angewandt wird, wenn es um Straftaten gegen MigrantInnen geht…)
Ich weiß nicht genau, wann man in Amsterdam auf die Idee kam, dass eine Toleranz gegenüber weichen Drogen verhindert, dass es zu Missbrauch, Verschnitt und der Übermacht harter Drogen kommt. Auf alle Fälle ist es sicher ca. 30 Jahre her, dass der Verkauf von Dope in Discos (Melkweg z.B.) toleriert wurde.
Soweit mir bekannt dürfen die Coffeeshops nicht mehr als 500 g im Laden haben. Deshalb werden Kuriere von Zeit zu Zeit losgeschickt, um die Bestände nachzufüllen. Der einzelne Käufer darf maximal 5 g (oder waren es 10 g?) im Coffeeshop kaufen.
Weiterhin meine ich, dass auch der Verkauf in den Coffeeshops nicht unbedingt legal ist, sondern geduldet wird. Man hat, gerade in Amsterdam, die Erfahrung gemacht, dass man so eine Beruhigung der Szene erreicht und das ständige Angequatsche auf der Straße (das ich von früher noch allzugut kenne) unterbunden kriegt.
Die Frage, die Du Dir stellst, habe ich mir auch schon des öfteren vorgelegt. Wer gegen die illegale Einfuhr oder den Anbau vorgehen wollte, könnte dies doch sehr einfach durch Verfolgung der Kuriere tun. Daran scheint jedoch kein Interesse zu bestehen.
Allerdings gibt es wohl unter der konservativen Regierung Balkenende Bestrebungen, den Cannabissektor klein zu halten oder klein zu kriegen. Zumindest schreibt das Hanfblatt in seiner letzten Ausgabe, dass die großen Samenbanken ihre „Versuchsfelder“ für neue Züchtungen sehr stark einschränken mussten und dass in neuer Zeit wohl keine nennenswerten Neuzüchtungen auf den Markt kommen werden. Was neu auf den Markt kommt sind hauptsächlich Umetikettierungen alter Züchtungen.
Die Zahl der Coffeeshops in den Niederlanden ist wohl zurückgegangen, dies aber wohl auch, weil der Markt nicht alle versorgen kann. Einem Angriff auf die Coffeeshops sehen deren Betreiber wohl relativ gelassen entgegen.
Wenn Du willst, kopiere ich Dir den entsprechenden Artikel aus dem Hanfblatt gerne und schicke ihn Dir zu. Oder Du kaufst Dir die Zeitschrift mal. (Fürs Kopieren müsstest Du mir einfach mal eine Mail schreiben)
Liebe Grüße
Burkhard
Hallo Axsimuc,
vielleicht hilft Dir auch die offizielle Broschüre der Niederländischen Regierung zum Thema Drogen eine Antwort auf Deine Frage zu finden, die Du unter http://www.minbuza.nl/default.asp?CMS_ITEM=MBZ300602 herunterladen kannst. Leider nur auf Englisch, aber man kann sie wohl auch auf Deutsch bestellen.
Gruß
Peter
Hallo,
ich finde es wichtig, mal klar zu stellen, der Besitz von Haschisch auch in den Niederlanden nach wie vor verboten ist!
Allerdings wird der Besitz bis 30g nicht strafrechtlich verfolgt. Das Opportunitätsprinzip hast du - Burkhard - hervorragend erklärt.
Kommerzieller Anbau, Grosshandel sowie Ein- und Ausfuhr von Cannabis werden nach wie vor verfolgt und können zu Gefängnisstrafen führen.
Zur Frage woher die Coffeeshops Ihren Stoff beziehen:
Lt. einem Bericht der US Regierung kommen ca. 50% des Zeugs über Frankreich in die Niederlande.
Der „heimische Anbau“ ist - da illegal - oftmals in kriminellen Händen.
Daran wird sich auch so schnell nichts ändern, da die Regierung dort nur eine Lösung im Einkland mit den anderen EU Staaten wagen würde.
Über Sinn und Unsinn von Drogenverboten möchte ich aber bitte jetzt keine Diskussion haben, da diese an der Lage hier eh nichts ändert.
Gruß Ivo
Hi Ivo,
vielen Dank für Deine Ausführungen. (Sternchen)
Kommerzieller Anbau, Grosshandel sowie Ein- und Ausfuhr von
Cannabis werden nach wie vor verfolgt und können zu
Gefängnisstrafen führen.
Ich weiß nicht, inwieweit das verfolgt wird. Wenn ich mir den Markt in den Coffeeshops in Amsterdam bspw. so ansehe, dann habe ich zumindest den Eindruck, dass der größte Teil des Nederweed von einigen großen Anbietern kommt (Sensi Seeds, Dutch Passion, Greenhouse, Magus Genetics, Serious, Flying Dutchman etc.) Ob gegen die vorgegangen wird, entzieht sich meiner Kenntnis.
Der „heimische Anbau“ ist - da illegal - oftmals in
kriminellen Händen.
Das ist allerdings jetzt redundant, da illegales Handeln per definitionem kriminell ist )
Soweit ich weiß, drücken übringens die USA auf strengeres Vorgehen gegen den Cannabiskonsum in den Niederlanden, da sie sich den weltweiten Kampf gegen Drogen auf die Fahnen geschrieben haben.
Liebe Grüße
Burkhard