Corona App

Ich kenne die aktuellen Regeln für Busfahrten nicht, aber es ist ein Leichtes, die Kontaktdaten der Reisenden zu erfassen. Damit ist ein Tracing durch die Gesundheitsbehörden einfach und sicher möglich. Vor allem ist man dabei nicht darauf angewiesen, dass die infizierte Person und alle Mitfahrenden in den angrenzenden Sitzreihen die App aktiviert haben und bei Infektion und Alarm auch entsprechend reagieren.

Ich schrieb ausdrücklich von Abstand und MNS.

Man hat die App, zurecht, datenschutzmäßig wasserdicht gemacht und offenbar übersehen, dass ihr Nutzen dadurch gegen Null tendiert. Die App hilft nur, wenn jeder aktiv wird, der gewarnt wird. Die Bereitschaft bei einem Alarm zum Arzt zu gehen und sich in Quarantäne zu begeben, wird sich aber in Grenzen halten, wenn die Leute realisieren, dass man bei einem Alarm nicht weiss, ob es um einen Kontakt im Freien geht, mit einem Infizierten, der einen MNS trug, oder um einen Kontakt in feuchtfröhlicher Runde in einer gutgefüllten Bar.

Die Bereitschaft die App überhaupt zu nutzen wird auch deswegen nicht besonders hoch sein, weil man davon ausgehen kann, dass bei typischen Superspreader-Events das Publikum überwiegend zu den App-Verweigerern bzw. Nichtnutzern aus Unwissenheit, Unfähigkeit oder Wurstigkeit gehört.

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Das ist ein wichtiger Gedanke, aber habe ich das falsch verstanden: Wenn man die Nachricht bekommt, mit jemandem nah gewesen zu sein, der nun positiv getestet worden ist, dann ist man doch immer noch frei in der Entscheidung, sich selber auch testen zu lassen oder eben abzuwarten und natürlich weitere Kontakte zu vermeiden?

Das schreibst Du ja auch weiter unten sinngemäß.
Aber, wenn ich mich nicht irre, waren apps in anderen Ländern durchaus hilfreich. Was ist dort anders?

Das und das:

-Markierung durch mich-
Widerspricht sich.

Wenn es so wäre, dann wären die Zahlen noch ganz andere.

Passiert aber nicht. Bus fahre ich kaum, aber Straßenbahn und U-Bahn ab und zu. Da wird nix erfasst. In der Gastronomie musste ich letzthin meine Kontaktdaten mit Uhrzeit und Datum eintragen, in den Öffis aber nicht.

Richtig.

Die App gibt in einem solchen Fall Ratschläge zum weiteren Verhalten, aber es besteht kein Zwang, denen zu folgen.

Es geht um die Leute, die sich infiziert haben könnten und selbst noch nicht getestet wurden. Genauer gesagt, geht es genau darum: Leute zu informieren, die sich infiziert haben könnten, und diese aufzufordern sich testen zu lassen. Es gibt genug Leute, die im gesamten Krankheitsverlauf keine oder kaum Symptome zeigen. Auch diese sind aber infektiös. Und es dauert ein paar Tage, bis man überhaupt Symptome zeigt und auch in der Zeit kann man schon infektiös sein.

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Es ist mir ein Rätsel, wie man nach über drei Monaten immer noch so uninformiert sein kann.

Fangen wir also wieder ganz vorne an: es gibt drei Wege sich zu infizieren:
a) Kontaktinfektion, d.h. Infektion über kontaminierte Oberflächen (Türgriffe, Geld, Hände). Dagegen helfen weniger Berührungen, Hände waschen oder ggfs. desinfizieren. Der Anteil der Kontaktinfektionen am bisherigen Infektionsgeschehen liegt bei 5-10%
b) Tröpfcheninfektion, d.h. über beim Sprechen, Singen, Schreien, Husten, Niesen und Atmen ausgeschiedene Speicheltröpfchen, die Virus enthalten und eingeatmet werden oder die man direkt in den Mund/die Nase gehustet, geniest usw. bekommt. Die Infektionsgefahr wird durch die Mund-/Nasen-Bedeckungen und Abstand deutlich reduziert (aber nicht auf 0!!!). Anteil am Infektionsgeschehen um die 40%.
c) Infektion durch Aerosole, d.h. durch feinste Tröpfchen, die über einen längeren Zeitraum in der Luft schweben können und dann eingeatmet werden. Die Infektionsgefahr wird durch die Mund-/Nasen-Bedeckung nicht reduziert, sondern möglicherweise sogar erhöht, weil sich die Tröpfchen (siehe b) beim Auftreffen auf den Maskenstoff u.U. so verfeinern, daß sie das Gewebe passieren und so als Aerosole in die Luft kommen. Die Infektionsgefahr reduziert man nur dadurch, daß man geschlossene Räume bzw. den längeren Aufenthalt (betrifft insbesondere Kirchen, Restaurants, Büroräume mit mehreren Personen, Fitnessstudios, Bars, Schulen, Kindergärten, Sammelunterkünfte, Schlachthöfe) darin vermeidet.

Niemand kommt automatisch in Quarantäne, nur weil die App anzeigt, daß man Kontakt zu einem Infizierten hatte. Und erst recht niemanden, der Abstand gehalten hat, weil er dann gar nicht als Kontakt gilt.

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Wie soll das gehen? 10 Leute an jeder Haltestelle bitten, sich mit Adresse, Name, Telefonnummer und Zeitpunkt des Ein- und Ausstiegs in Listen einzutragen? Das kostet an jeder Haltestelle wenigstens 10 Minuten. Mal abgesehen davon, daß dann zig Leute den gleichen Stift anfassen und wahrscheinlich die Hälfte eh falsche Angaben macht.

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Also, wenn ich so eine Nachricht erhalten würde, ich würde einen Teufel tun, das offiziell werden zu lassen und den sehr unangenehmen Abstrich über mich ergehen zu lassen.
Ich würde zu Hause bleiben, aber immerhin noch ganz alleine raus und in die Natur gehen. Auch würde ich mit Handschuhen und FFP einkaufen gehen.
Und kenne wenige nur, die das nicht ebenso machen würden.
An dieser Stelle würde die app in eine Sackgasse kommen.

Aus meiner Sicht nur zur Hälfte. Denn allein nur auf Grund des Verdachtes, dass Du infiziert sein könntest, begibst Du Dich ja schon freiwillig in eine Quarantäne. Damit ist das Potential, dass Du jemanden infizierst, deutlich verringert.

Der Kreis der Informierten ist doch sehr klein: das medizinische Personal, das den Abstrich nimmt.

Wattestäbchen an Schleimhaut im Mund und an der Nase?! Als so unangenehm würde ich das nicht empfinden, wenn ich dafür die Gewissheit hätte, entweder nicht infiziert zu sein, oder jetzt auf jedes Symptom zu achten und mich zurück zu ziehen.

Ich hätte doch das Stadium zu diesem Zeitpunkt, wo ich jemanden anstecken könnte schon weitgehend hinter mir. Nun gut, meine Kontakte sind dieser Tage überschaubar und ich würde es den Leuten sagen können.
Und die app ist sicherlich nicht für vorsichtige Menschen, wie mich und mein Umfeld gemacht.

Aber Quarantäne heisst: Gar nicht mehr raus, nicht mal Müll runter bringen, geschweige denn, in die Natur gehen.

Das in der Nase ist höchst unangenehm, ich habe es mit angesehen und von den Ärzten auch bestätigt bekommen.

Du scheinst Insider-Informationen über die Performance der App zu haben, die mir leider nicht zur Verfügung stehen. Ich habe mir mit meinem bisschen technischen Verständnis zusammengereimt, dass eine App, die Kontakte in bis zu zwei Meter Entfernung einigermassen zuverlässig detektiert, auch mal bei drei Metern Abstand einen Kontakt registriert, wenn beide Beteilgte das Smartphone vor der Brust halten, einander zugewandt sind und kein Hindernis dazwischen ist.

Ja, das ist ein guter Punkt, da habe ich wieder was dazu gelernt. Bisher konnte ich mir nicht vorstellen, dass jemand mit dem Linienbus von Dortmund nach Münster fährt. Ich hätte da den Zug genommen. Bin aber die Strecke noch nie gefahren.

Ja klar, das ist so. Ich befürchte halt, dass die meisten Leute genau gar nichts unternehmen, weil sie zwischen einem echten Alarm und einem Alarm, bei dem laut App zwar der Mindestabstand für längere Zeit unterschritten war, aber die sonstigen Umstände nicht für ein Infektionsrisiko sprechen, nicht unterscheiden können. Auch der Zeitpunkt ist unbekannt. Manch einer will auch nicht wegen einem Kontakt der möglicherweise vor 14 Tagen stattfand jetzt 14 Tage Quarantäne riskieren

HAllo,
da muss man schon sehr empfindlich sein um diese Prozedur als unangenehm zu empfinden. Offenbar sind die Kinder, die bisher getestet wurde nicht so empfindlich, jedenfalls habe ich darüber nichts gelesen, dass das unangenehm wäre. Ich selbst kann es nicht beurteilen weil ich noch nicht getestet wurde.
Gruss
Czauderna

Naja, stelle Dir vor, wir beide begegnen uns heute. Wir diskutieren eine Stunde lang im Restaurant über w-w-w. Morgen fühle ich mich sehr unwohl und lasse mich testen. Am Montag bekomme ich die Nachricht über den positiven Test und trage das in meine App ein. Dein Smartphone empfängt das im Laufe des Montagnachmittags und Du entscheidest Dich, Deine Kontakte noch weiter zu beschränken.

Dann wurdest hättest Du Dich erfolgreich zurück gezogen, bevor Du wahrscheinlich selbst andere anstecken könntest -> perfekt.

Da der Verlauf aber unspezifisch ist, kann es auch passieren, dass ich mich erst nächstes Wochenende wirklich schlecht fühle und mich testen lasse, während Du schon mit Wasser in der Lunge im Krankenhaus liegst -> gar nicht gut.

Ja, die Anwendung der App wird von viel Hoffnung und Wünschen getragen. Daher sollte man sie auch nur als einen Baustein betrachten und nicht als das Allheilmittel.

Aber das Ergebnis des Tests bedeutet auch: Sicherheit haben. Kann ich weiter arbeiten gehen, einkaufen, in den Wald und ins Restaurant? Oder muss ich jetzt extrem auf Veränderungen meiner Befindlichkeiten achten, um rechtzeitig ins Krankenhaus zu gehen.

Ich kann nicht nachvollziehen, warum so viele Menschen Panik bei dem Gedanken schieben, die Wohnung für 14 Tage nicht verlassen zu dürfen. Ich habe meinen Militärdienst abgeleistet, da durfte ich tagelang nicht meinen Bunker verlassen. Da gab es kein Sonnenlicht, nur zwei Programme im Fernseher, kein Internet, Essen wurde mir vorgesetzt (ohne Auswahl), Kontakt mit den Angehörigen via Telefon war untersagt …

… dagegen wäre für mich heute 14 Tage Quarantäne wie Urlaub. Im Grunde genommen verlief mein Urlaub im März ganz genau so.

Potentiell tödliche Krankheiten erleiden und verteilen oder zwei Sekunden unangenehmes Gefühl in der Nase? Meine Wahl wäre sehr einfach…

Hier für alle interessierten ein Bericht der c’t über die Funktionsweise der App. Geschrieben, wenige Tage vor deren Erscheinen. Da werden sowohl der Informationsfluss als auch die Abstufungen der Warnungen erläutert. Ich hoffe, mit diesem Bericht muss man hier etwas weniger im Nebel stochern.

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Und selbst wenn: niemand muß in Quarantäne, nur weil über die App der Kontakt mit einer positiv getesteten Person gemeldet wird.

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Wenn du damit meinst, dass man bei Kontaktalarm nicht gezwungen ist, sich irgendwo zu melden, dann ist das genau das, worauf ich mich beziehe.

Wenn du damit meinst, dass jemandem, bei dem die App Kontaktalarm schlägt, und der sich bei Arzt/Gesundheitsamt meldet, keinerlei Einschrankungen auferlegt werden, dann verstehe ich den Sinn der App nicht.

Zur Erklärung; Zeitablauf:

  • Ich bekomme eine Meldung, dass es eine große Wahrscheinlichkeit gibt, dass ich mich angesteckt haben könnte
  • ich begebe mich freiwillig zu einer der Stationen, die auf SARS CoV-2 testen, zum Beispiel das Krankenhaus bei mir um die Ecke
  • der Test ist positiv -> das Gesundheitsamt wird eine Absonderung im häuslichen Umfeld anordnen (Quarantäne)
  • man kann freiwillig in seine App das positive Ergebnis eintragen und der Vorgang vollzieht sich auch für Begegnungen mit anderen Nutzern der App

Nur, weil die App eine potentielle Gefährdung meldet, gibt es keine Quarantäne-Anordung. Diese erfolgt erst bei einem positiven Test.

Sinn und Zweck der App ist es, die persönliche Gefährdung etwas genauer abschätzen zu können.

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Zum Unangenehmen beim Abstrich: Wurde bei mir und meiner Frau vor ein paar Wochen gemacht, durch den Mund. Fanden wir beide völlig harmlos. Ich gehe mal davon aus, dass es dort im Krankenhaus richtig gemacht wurde.
Karl

Ergänzung/Korrektur:
Natürlich verlässt sich das Gesundheitsamt nicht nur auf die App, wenn ein Mensch positiv getestet wurde, werden seine sozialen Kontakte nachverfolgt. Wenn sich dabei eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Ansteckung ergibt, wird für diese Personen ebenfalls eine Quarantäne angeordnet (z.B. Kollegen, Gäste eines Restaurants, Mitglieder eines Chors, Familienmitglieder …)

Aber nochmals: nur weil der Algorithmus in der App ein hohes Risiko errechnet hat, wird das Gesundheitsamt nicht aktiv. Wie auch? Es kennt ja den einzelnen Anwender der App nicht.