Corona und Gewaltzunahme bei Banden des Organisierten Verbrechen

Hallo,


Zum Thema ein Aufsatz der Stiftung für Wissenschaft und Politik:
<Ein Paradies für Gangster?
Seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie erleben einige illegale Geschäftsfelder wie etwa der Handel mit gefälschten Medizinprodukten eine Hochkonjunktur. Andere typische Einkommensquellen der Organisierten Kriminalität (OK) brachen aufgrund von Lockdowns, Reisebeschränkungen und Grenzschließungen kurzzeitig eher ein. Mit den stetigen Veränderungen der Infektionslage und einer zunehmenden Fragmentierung der Gegenmaßnahmen ist die Lage auch für kriminelle Akteure unübersichtlicher geworden. Was die OK mittelfristig beeinflussen kann, sind vor allem die wirtschaftlichen, sozialen und politischen Folgen der Pandemie. Neben Verschiebungen auf illegalen (Drogen-)Märkten könnten sich das Potential für kriminelle Ausbeutung in der Folge der Gesundheitskrise erhöhen und der Einfluss krimineller Gruppen auf Staat und Gesellschaft verstärken.

Für viele Netzwerke und Banden war es auch schwieriger, Drogen an die Konsumentinnen und Konsumenten auszuliefern. Teilweise nutzten sie daher stärker den Postweg oder als »systemrelevant« getarnte Kuriere.
Die Auswirkungen der Pandemie auf den Drogenhandel sind aus zwei Gründen besonders relevant. Erstens ist das Drogengeschäft für die OK weltweit nach wie vor die lukrativste Einnahmequelle. Allein der Umsatz in Europa wird auf jährlich 30 Milliarden Euro geschätzt. Zweitens geht mit Kräfteverschiebungen an einzelnen Punkten der Lieferkette immer die Gefahr einher, dass über Jahre gewachsene Arrangements unter kriminellen Akteuren in Frage gestellt werden – mit möglichen negativen Folgen wie zunehmender Gewalt.>

Und das Ergebnis scheinen dann auch zunehmende Schießereien und Bandenkriege zu sein. Das deckt sich doch ziemlich genau mit der These des SPD-Innensenators zu den aktuellen Kämpfen innerhalb der Clan-Kriminalität in Berlin.

Berliner Abendschau bei 1:20 Minute zu diesem Thema:
https://www.rbb-online.de/abendschau/videos/archiv.html

Kann man noch die Augen davor verschließen, dass Corona diese Banditen scheinbar nicht schwächt, sondern sich lediglich Kräfteverschiebungen ergeben und somit praktisch die Konkurrenz das Geschäft (weiter) belebt ?
Inwieweit sind diese Machtkämpfe und die von der SWP vorhergesagten Absichten in Bezug auf eine Einfussnahme dieser kriminellen Elemente auf Staat und Gesellschaft mit ähnlichen Problemen während der Prohibition vergleichbar?

Bleibt gesund und guten Rutsch!
rakete

Hallo,
wie sich z.B. aus dem Presseportal der Dortmunder Polizei ergibt, hat die Corona-Pandemie auch den Kampf gegen die Clan-Kriminalität beeinflusst.
https://www.presseportal.de/blaulicht/pm/4971/4831327
<Bei all diesen Veränderungen ist für die Polizei jedoch eines auch 2020 gleich geblieben: der Fokus auf die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger und damit auf bestimmte Schwerpunktthemen. Zu diesen gehört seit Jahren die konsequente Bekämpfung der Clan-Kriminalität und der dahinter stehenden kriminellen Strukturen.Diese hat die Polizei Dortmund auch in Pandemie-Zeiten mit großen Anstrengungen weitergeführt - trotz personeller Herausforderungen und trotz geänderter Voraussetzungen, die sich zum Beispiel durch die pandemiebedingte Schließung von Shisha-Bars und ähnlichen Treffpunkten der Szene sowie Kontaktbeschränkungen ergeben haben.An 225 Kontrollorten - wie zum Beispiel Shisha-Bars, Wettbüros oder Spielhallen - und auch im öffentlichen (Verkehrs-)Raum waren die Beamtinnen und Beamten im vergangenen Jahr dienststellenübergreifend - vom Wach- und Wechseldienst über die zivilen Einsatztrupps und den Schwerpunktdienst Nord bis hin zu Bereitschaftspolizei und Verkehrsdienst - unterwegs. …
Im Kampf gegen die Drogenkriminalität griffen die Beamtinnen und Beamten zusätzlich immer wieder auf das wirksame Mittel der Bargeldsicherstellung zurück: 394 Mal in 2020. Die täglichen Einsätze gegen Drogenhändler stören den Geldtransfer von den Geschäften auf der Straße bis in die oberen Strukturen. Insgesamt wurden bei diesen Sicherstellungen im letzten Jahr knapp 300.000 Euro abgeschöpft.
>

Im Fernsehen sagte ein Sprecher der Polizei im Zusammenhang mit der Bekämpfung krmineller Clans: „Man muss auch Kämpfe angehen, die man nicht gewinnen kann“.
Alles deutet zumindest darauf hin, dass die Aktivität der Clan-Verbrecher coronabedingt tatsächlich nicht weniger geworden sind.

Beste Grüße
rakete

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