Coronakrise: Botendienste durch Risikopatienten zulässig?

Hallo,
ich arbeite in einer Apotheke, und wie so viele, bieten auch wir einen Lieferservice an. Unser Fahrer ist ein 69 Jahre rüstiger Herr, der sich noch ein bisschen die Rente bei uns aufstockt. aufstockt. Allerdings hat der Herr einige Vorerkrankungen (u. a Herz), die ihn aber in seiner Arbeit bei uns normal nicht einschränken.
Das Corona Virus hingegen verunsichert und ängstigt ihn nun doch etwas, da er zur Risikogruppe gehört. Er sprach mich darauf an und ich legte ihm nahe, dass mit der Filialleitung oder gar dem Chef zu besprechen. Das tat er nun, und die Reaktion verwunderte mich doch etwas sehr.
Er bekam gesagt, dass das sein Job sei, den er weiterhin auszuführen hat. Desweiteren wurde das Liefergebiet vergrößert und der Lieferservice erweitert. Viele Kunden rufen an weil sie aufgrund der selben Argumente nicht vor die Tür wollen, unser Fahrer soll aber.Ich habe versucht das Ganze intern anzusprechen und hab mir damit keine Freunde gemacht.
Auch wir haben einen deutlichen Rückgang des Kundenverkehrs, was für meinen Chef natürlich finanzielle Einbußen bedeutet.

Empfinde es nur ich so, dass das Verhalten meines Chefes verantwortungslos ist? Was ist, wenn sich unser Fahrer ansteckt? Laut eigener Aussage, verlässt er das Haus nur für die Tätigkeit bei uns. Maske und Handschuhe hat er selbstverständlich von uns gestellt bekommen um das Ansteckungsrisiko zu minimieren.

Bin gespannt auf eure Meinung

#coronavirus

[Überschrift editiert, verschlagwortet vom www Team]

Hallo,

wie ist denn die Übergabe beim Kunden geregelt? Gerade heute bekam ich wieder eine E-Mail eines großen Versenders, dass dessen Fahrer die Ware vor der Tür abstellen, klingeln und dann so weit wie möglich von der Tür zurück treten. Damit soll der „Sicherheitsabstand“ von 1,5 bis 2 m eingehalten werden.

Kunden, die jeglichen Kontakt vermeiden wollen oder müssen, sollen dies hinter der verschlossenen Tür laut genug sagen. Dann würde der Lieferant die Tüten stehen lassen und gehen.

Würde er keine Meldung bekommen, würde sie die Tür nicht öffnen, würde er die Tüten wieder mitnehmen.

Somit wäre aus hygienischen Aspekten alles getan, um eine Infektion so weit wie möglich zu senken - auf ein Maß, bei dem sie nahezu ausgeschlossen erscheint.

Grüße
Pierre

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Das hat gestern DPD bei uns auch gemacht. :smiley: Ich habe mich gewundert, dass sie überhaupt geklingelt hat, denn normalerweise haben wir auch mit denen einen „Ablagevertrag“, und ich hätte erwartet, dass sie das gerade jetzt voll ausnutzen, aber nö. Allerdings musste ich auch nicht unterschreiben, sonst wäre das mit dem Abstand auch nix mehr gewesen.

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Hast Du nicht vorgeschlagen, dass Du den Lieferdienst übernimmst und der bisherige Fahrer beurlaubt wird ? In der Apotheke ist ja weniger zu tun, also brauchen da nicht 2 oder 3 PTA/PKA rumstehen.

MfG
duck313

Das ist unterschiedlich. Mal findet nur eine Übergabe statt, oftmals muss aber kassiert werden bzw. bei Auslieferung eines Betäubungsmittels vom Kunden auch die Übergabe per Unterschrift bestätigt werden.

Also duck, es ist zwar gaaanz selten aber dann frage ich mich, so wie jetzt, was bei dieser Aussage eigentlich in Deinem Kopf vor sich geht!
Dir scheint völlig entgangen zu sein, dass es dem Apoinhaber obliegt sein Personal zu schützen und nicht die PTA/PKAs Lieferdienste übernehmen müssen. Mit nahezu 100%iger Wahrscheinlichkeit kommt dieses Tätigkeitsfeld in deren Arbeitsverträgen garnicht vor!
Man sollte lieber dem Fahrer empfehlen sich suf unbestimmte Zeit krank schreiben zu lassen oder den Fahrer beurlauben und die Lieferdienste aussetzen oder Ersatzfahrer/in besorgen und damit meine ich keine PTA/PKAs. ramses90

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Bei uns hampeln da noch viel mehr rum. Wir haben zwar weniger Kunden, aber noch genug die es nicht begriffen haben und wegen jedem unnötigen Scheiss kommen.

Mein Chef hat letztens ne „rührende“ Ansprache gehalten, noch vor der Ausgangssperre. Arbeit ja, Sozialleben nein. Wer angesteckt wird, hat nicht richtig aufgepasst und bringt seine Existenz in Gefahr. Für die Zeit der Quarantäne reduziert er das Gehalt.
Dass das alles im Zweifel nicht greift ist klar, macht aber seine Einstellung deutlich. Ihm geht es nicht um unsere Gesundheit, nur um sein Geschäft.

Und der Ersatzfahrer wäre weniger gefährdet oder gefährdet selbst die häuslichen Kunden ?
Und hat der Apo nicht auch eine Fürsorgepflicht für die Patienten denen er Medikamente liefern muss (weil die nicht zu ihm kommen können) ?

Aber Du hasst recht, wenn sich der Fahrer nicht wohl dabei fühlt, dann sollte er eben sagen, ich will zuhause bleiben.
Der Apo muss dann sehen wer die Touren macht, vor allem wo er so schnell Ersatz findet.
Taxi ? Da sitzt dann womöglich auch ein Rentner drin der sich was dazu verdient.

Unser Ersatzfahrer/Urlaubs- und Krankheitsvertretung ist noch älter. In dieser Situation wen zu finden wird schwer.
Hätte ja DIE Idee: Chef fährt selber. Aber der muss sich ja zu Hause vor einer Ansteckung schützen und lässt sich wenig bis gar nicht in seinen zwei Apotheken blicken

Hallo Susi,

mal ganz ehrlich: da haste ja einen „sehr netten Chef“ am Hacken.
Ich arbeite als MFA in einer kleineren neurologisch-psychiatrisch-psychotherapeutischen Facharztpraxis. Meine Chefin hat meine Kollegin zunächst erstmal für zwei Wochen beurlaubt, weil sie aufgrund ihrer Vorerkrankungen zur Risikogruppe gehört. Wir haben unsere Praxistätigkeit auf „Sparflamme“ gedrosselt und sind nur noch für akute Notfälle da. Chefin selbst sagt vielen Patienten am Telefon ab und bespricht mit unseren Patienten deren Bedürfnisse per Telefon. Außerdem habe ich die Order nur max. zwei Patienten reinzulassen. Bislang funktioniert unsere Maßnahme ganz gut. Aber und jetzt kommt das „große Aber“: wir haben auch öfters mit Patienten zu tun, wobei wir annehmen, dass diese, diesen Ausnahmezustand gar nicht so ernst nehmen, sodass wir (meine Chefin und ich) schon mal klare Ansagen machen bzw. verbal energisch durchgreifen müssen. Manche Menschen haben diese Ausnahmesituation wohl leider immer noch nicht verstanden und dazu gehört wohl (leider) auch dein Chef. Ein Apotheker-Bote der zur
Risikogruppe gehört, sollte mit seinem Hintern zu Hause bleiben, finanzielle Einbußen hin oder her. Wir haben es mit einem Ausnahmezustand zu tun, da geht die Gesundheit nun mal vor.
LG
SonjaT

Vielen Dank für deine Meinung, genau so sehe ich das auch.
Meinem Chef ist das Risiko schon bewusst, trifft alle Vorkehrungen die nur möglich sind, aber man verzichtet auf keinen Fall auf einen Kunden. Und wenn das heißt hinfahren, dann wird hingefahren.
Hab schon länger das Gefühl, dass mein Chef um die Existenz kämpft, auch ohne Corona. Aber das er dabei die Gesundheit eines alten Herrn aufs Spiel setzt, geht eindeutig zu weit.
Hab mich weit aus dem Fenster gelehnt und unserem Herrn E. gestern nahegelegt, sich übers Wochenende mal Gedanken zu machen ob’s ihm das wirklich wert ist oder ob es nicht besser wäre sich krankschreiben zu lassen.