Coronavirus: Ist die ggw. Shutdown-Politik alternativlos gewesen?

Ein Problem ist nun aber, und das ist Realität, dass viele nicht bereit sind, ihn zu zahlen.
Ich habe mich anders entschieden, aber ich kann sie verstehen.

Es bestehen Abgründe zwischen den Welten, die einen feiern Parties und geniessen den ersten warmen Sonnenschein und machen weiter, Unis haben ja zu, andere wiederum bleiben konsequent zu Hause.Gestern sah ich 2 etwa 13-jährige, die sich mit Füße zusammentippen begrüßt haben.
Wow. Da sag ich danke!

Bei der aktuellen Infektionsrate werden wir recht schnell in den sechsstelligen Bereich kommen, was die Erkrankten angeht. 20% der Fälle sind in etwa schwer, 5% sehr schwer. Nehmen wir nur mal die 5%. In drei Wochen haben wir u.U. schon 5.000 schwere Fälle, die eine intensivmedizinische Behandlung benötigen. Wir haben 28.000 Intensivbetten in Deutschland, die im Schnitt zu 80% belegt sind, d.h. 5.600 sind frei. Sowohl Kranke als auch freie Betten sind nicht gleichmäßig verteilt, so daß wir schon viel früher an einem Punkt sein würden, an dem die Ärzte abwägen müssten, ob sie einen an Corona versterben lassen oder jemanden abweisen, der mit Herzinfarkt, Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma eingeliefert wird.

Genau das ist das Problem in Italien. Die Leute ersticken bei vollem Bewußtsein in den Fluren der Krankenhäuser, weil die Triage ergeben hat, daß sie so oder so kein Überlebenschance haben und die Beatmungsgeräte sinnvoller für andere verwendet werden sollten. Das kann man hinnehmen wollen, aber ich finde es ein bißchen schwierig, so eine Entwicklung zur Abmilderung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen der Eindämmungsmaßnehmen zu akzeptieren.

Hier um die Ecke in Heinsberg, aber auch lokal an anderen einzelnen Orten, kommt das Gesundheitssystem schon jetzt an seine Grenzen und die offiziellen Zahlen spiegeln die aktuelle Lage nicht einmal ansatzweise wieder. Zwischen Infektion und Tod liegen im Schnitt 17 Tage, d.h. in der Statistik tauchen heute die Toten auf, die sich Anfang März infiziert haben. Die Zahl der Infizierten ist die Zahl, derjenigen, die offiziell als infiziert gemeldet wurden. Zwischen Test und Meldung liegen bis zu acht Tage. Hinzu kommt die Dunkelziffer, die im Zweifel dramatisch ist (wegen der vielfach milden Verläufe, der langen Inkubationszeit und der hohen Übertragungsquoten bei Kindern).

Wenn wir nur die 10.000 Menschen nehmen, die heute offiziell infiziert sind, dann werden wir in zweieinhalb Wochen 100 Tote haben. Wenn die Zahl der Infektionen an einem Tag nur um 100 höher gelegen hat, dann macht das nach zwei Wochen etwa 3000 Kranke mehr und nach vier Wochen 120.000.

Da die Infektionsketten schon lange nicht mehr verfolgt werden können und praktisch niemand getestet wird, der nicht Kontakt zu einem positiv getesteten hatte oder in einem Risikogebiet war oder besonders schwer erkrankt ist, darf man getrost davon ausgehen, daß man aktuell nicht nur um 100, sondern eher um 10.000 falsch liegt. Das macht dann nach zwei Wochen 300.000 mehr Fälle und dann 17 Tage später 3000 zusätzliche Tote (wobei bspw. in Italien viele Tote getestet werden, während bei uns wohl jemand schon zu Lebzeiten Corona gehabt haben bzw. einen offensichtlichen Corona-Fall darstellen muß, um als Corona-Toter zu gelten; das und die geringer Zahl der Tests in Italien führt auch dazu, daß die Quote der Corona-Toten viel höher ist als bei uns) und 15.000 zusätzliche sehr schwere Verläufe. Das funktioniert nicht.

Und nein: die schweren Verläufe sind nicht auf Alte und Kranke beschränkt. Der Schwerpunkt liegt bei Alten und Kranken, aber es gibt auch jüngere und gesunde Menschen, die schwer erkranken und am Virus sterben.

Gruß
C.

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Sicher wäre das alles andere als einfach.
Die Shutdown-Lösung ist aber sicher auch nicht einfach, zumindest nicht, wenns mal über einige Wochen hinausgeht.

Wenn man davon ausgehen muss, dass 60-80% der Bevölkerung so oder so infiziert werden (von der Hoffnung auf Impfung abgesehen), dann ist diesse Gefahr der Infektion doch so oder so gegeben.
Es geht also „nur“ (was ganz viel ist, keine Frage) darum, diese Infektionswelle zeitlich so zu gestalten, dass das Gesundheitssystem damit einigermaßen klarkommt.

Verstehe ich völlig.
Ein langer und/oder wiederholter Shutdown scheint mir aber nicht realistisch zu sein, und ob der „Nutzen“ eines einmaligen Shutdowns über 4-8 Wochen dessen „Kosten“ überwiegen, scheint mir fraglich.
Rein medizinisch wäre natürlich eine möglichst langsame „Durchseuchung“ vermutlich am sinnvollsten.
Und aus politischer Logik ist eine Alternative zum Shutdown kaum denkbar, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt.
In ein paar Wochen kann ich mir aber gut vorstellen, dass politische Alternativen diskutiert werden.

Gruß
F.

Ja, aber die Italien-Alternative steht hier ja gar nicht im Raum.
Dort wurde über Wochen (weil die Gefahr nicht -in ihrem Ausmaß- erkannt wurde), mehr oder minder gar keine Maßnahme ergriffen.

Bei meiner Frage dagegen gehts quasi um die konkrete Ausgestaltung des Shutdowns, und darum, ob er nicht gruppenspezifischer sein sollte/müsste/könnte.
Das ist nicht die Italien-Situation.

Wir sollten es m.E. daher auch nicht schwarz-weiß diskutieren.

Das meint der Begriff „Risikogruppe“ ja.
Dort ist das Risiko erhöht, aber nicht ausschließlich.

Man wird diesen aktuellen generellen Shutdown sicherlich mind. bis Mitte/Ende April aufrecht erhalten. Finde ich persönlich auch richtig.
Bis dahin hat man wichtige Zeit gewonnen, das Gesundheitssystem konnte einige Vorkehrungen treffen, man hat bis dahin dann auch genug Fälle und Beobachtungszeit in D gehabt, um brauchbare Risiko- und Verlaufsmuster erstellen zu können.

Vielleicht kann man dann umstellen auf einen flexibleren und spezifischeren Shutdown.
So meine Hoffnung.

Ich fände es auch politisch sinnvoll, diesen Ausnahmezustand möglichst bald zeitlich klar zu begrenzen. Ist ja nicht so, dass danach gar keine Eindämmungsmaßnahmen mehr erfolgen sollen, aber das länger so unbegrenzt und offen zu halten wie bisher, wird die Bereitschaft der Menschen zum Durchhalten nicht gerade erhöhen. Ein fixes Datum 1. Mai beispielsweise dagegen schon.

Gruß
F.

Wie kommst Du darauf? Die Zahl der täglichen Neuansteckungen steigt, d.h. die Geschwindigkeit, mit der sich Leute neu anstecken, nimmt zu. Das ist es, was damit gemeint ist, daß das Wachstum noch exponentiell ist. Nachzulesen hier:


Das Original findest Du auf Youtube mit dem Suchwort RKI. Dort gibt’s werktäglich eine neue Fassung von „man darf die Gefahr nicht unterschätzen“.

Das ist die Entwicklung der letzten Tage; zweite Spalte Fallzahlen, dritte Spalte Zunahme der Erkrankungen ggü. Vortag:
12.03. 2369
13.03. 3062 693
14.03. 3795 733
15.03. 5426 1631
16.03. 7174 1748
17.03. 9257 2083

Wenn das auch nur mit der aktuellen Wachstumsrate weitergeht, sind wir am kommenden Sonntag bei den Fallzahlen, die Italien heute hat:

  1. Mrz 11.942 2.685
  2. Mrz 15.405 3.463
  3. Mrz 19.872 4.467
  4. Mrz 25.635 5.763
  5. Mrz 33.069 7.434
  6. Mrz 42.659 9.590

Bis die Schulschließungen wirken (und die am WE geschlossenen Schulen hatten bisher keine meßbaren Auswirkungen auf den Infektionsverlauf), gehen noch an die zwei Wochen ins Land (Diagnoseverzug und Meldeverzug 6-8 Tage zzgl. Inkubationszeit von 6-8 Tagen, max. 14 Tage).

Die italienischen Verhältnisse stehen also unmittelbar bevor - zumindest, was die Fallzahlen angeht. Unser Gesundheitssystem ist besser aufgestellt als in Italien, d.h. es gibt z.B. knapp dreimal so viele Intensivbetten gerechnet auf 100.000 Einwohner, aber das spielt irgendwann keine Rolle mehr. Ob nun für 15.000 Menschen kein Bett da ist oder für 5.000 ist im Ergebnis kein großer Unterschied.

Und was machst Du, wenn die Zahl der täglich neuen Fälle am 1. Mai zwar nicht mehr zunimmt, aber die Zahl der Infektionen immer noch steigt? Alle wieder zum Spielen vor die Tür und in die Schule? Dann dauert es zwei Wochen und die Zahl der täglich neuen Fälle nimmt wieder zu und die Leute sind umso enttäuschter, daß die in Sichtweite gekommene Freiheit wieder perdu ist.

Gruß
C.

Die geplante Vorgehensweise des Vereinigten Königreichs wäre Mord an Alten und chronisch Kranken gewesen. Es ist praktisch unmöglich eine riesige Gruppe Menschen für unbestimmte Zeit zu isolieren - und isolieren bedeutet im Fall von Corona nicht nur kein Kontakt mit Mitmenschen denn auch Gegenstände können das Virus übertragen.

Dazu kommt, dass Menschen meist soziale Kontakte in ihrer eigenen Altersklasse haben - d.h. die Immunität eines großen Teils der Bevölkerung hätte wenig genutzt wenn sich die älteren Leute nach der Isolation dann untereinander anstecken.

Auch wenn ich unsere Regierung oft kritisiere, in diesem Pandemiefall handelt sie m.E. richtig. Auf Zeit spielen ist die richtige Strategie wenn einerseits die Behandlungskapazitäten begrenzt sind und andererseits die Produktion von Testchemikalien, die Entwicklung von Impfstoffen und Arzneimitteln Zeit braucht.

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Deutschland wäre nicht das Deutschland, das wir uns demokratisch zurechtgewählt haben, wenn es nicht schon einen solchen Alternativvorschlag gäbe - veröffentlicht von einem deutschen Professor (okay, gebürtiger Schweizer) im Fachblatt für marktkonforme Gesundheitspolitik.
Da überrascht es dann auch nicht, dass der Professor nicht Mediziner (womöglich gar mit Fachgebiet Epidemiologie) ist, sondern Volkswirtschaftler. Bezeichnenderweise der medial präsenteste Lautsprecher der ‚Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft‘. Immerhin wird damit mal wieder deutlich, wie das mit dem ‚neu‘ eigentlich gemeint ist …

Wobei - hätte man letztes Jahr umgehend den Vorschlag der Bertelsmann-Stiftung umgesetzt und die Anzahl der Krankenhäuser in Deutschland von 1.400 auf 600 reduziert, bräuchte man heute gar nicht über solche Alternativen diskutieren. Dann hätte man schlicht keine …

Da versteht man dann auch, warum INSM und Bertelsmannstiftung als gemeinnützige Organisationen steuerbefreit sind - anders als etwa ATTAC oder die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes …

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OFFTOPIC

Geschieht mittels Triage zwar schon in Italien und anderswo bestens, ist aber „völlig jenseits des Diskutierbaren“???

HALLO!!! Aufwachen.

Googelt doch einfach mal nach Systemrelevanz. Was ich seit einer Woche aus Politik höre und im Geschäftsleben erfahre, da geht es ausschließlich um SR.

Angefangen bei 10 Mrd. Soforthilfe in Bayern, die über und von Banken verteilt werden dürfen.
Bis hin zu systemrelevanten Mitarbeiter, die „isoliert“ werden, um den Betrieb eines Unternehmens (Kommunikation) aufrecht halten zu können.

Und die Politik - warten wir mal wieder auf „Frau-wir schaffen das“ nachher um 19.30 Uhr - betont und unterstützt ganz klar die SR.

Um Menschenleben geht es nicht. So einfach ist das.

awM

sr.
Zu Home-Office verurteilt…

Hallo,
doch um Menschenleben geht es, und zwar in erster Linie und dann geht es um die Wirtschaft.
Ich bin auch der Auffassung, dass unsere Regierung bisher ein guten Job macht in dieser Krise.
Was aber passieren muss, wenn sich das Leben in Deutschland wieder normalisiert hat, dann muss das Gesundheitswesen umgestaltet werden. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung darf nicht länger unter Marktwirtschaftlichen Gesichtspunkten gesehen werden, d.h. Krankenhäuser (ausgenommen reine Privatkliniken) dürfen keine Gewinne mehr machen und müssen in ausreichender Menge, also flächendeckend vorhanden sein. Jegliches, medizinisch tätiges Personal (Krankenhaus,Niedergelassene Ärzte/ Fachärzte/Zahnärzte und deren Personal, ) werden nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Bereich der stationären Pflege. Es muss auch in einer Demokratie möglich sein, ein gut organisiertes, staatliches Gesundheitssystem einzurichten, das für alle Bürger/innen da ist.
Damit einhergehend wäre auch die Einführung einer „Bürgerversicherung“.
Gruss
Czauderna

Too late, aber immerhin.
Je restriktiver das jetzt umgesetzt wird, umso eher kann wieder Normalität einkehren. Das Niveau wird geringer sein, aber man kann halt keinen Vergleich hierzu ziehen.

Denke ich anders. Selbstverständlich muss das wirtschaftlich betrachtet werden, weil die Leistungsempfänger auch die Zahler sind. Nur in der Versorgung selbst darf man dann keine Unterschiede machen, beispielsweise privat/gesetzlich oder Triage. Alle zahlen ein, und alle erhalte genau die gleichen Leistungen. Aber das ist wie bei der Altersversorgung Beamte vs. Sonstige nur Wunschdenken.

awM

Hallo,
mir geht es nicht darum, dass alle die gleiche Leistung erhalten, das ist innerhalb der GKV schon heute so, auch für die dort versicherten Beamten, nein, mir geht es um eine so flächendeckende Versorgung, wo es keine Rolle spielen darf, ob ein Krankenhaus rentabel ist und Gewinne abwirft für die Betreiber, weil die Vertragskrankenhäuser und UNI-Kliniken, was den Haushalt betrifft so gestellt werden sollte wie es heute die GKV-Kassen sind - Investitionen und Rücklagen -ja - Gewinne, die in GMBHs. oder AG`s fliessen - nein, ob ein Arzt (gilt auch für Fachärzte und Zahnärzte) für seine Arbeit ausreichend bezahlt wird, und zwar nach Art der Leistung und nicht mit Fallpauschalen, dass die Beschäftigten ordentlich bezahlt werden, dass es keine gewinnbringende Gerätemedizin gibt ,sondern ausreichende und flächendeckend vorhandene ,
dass Pflegeheime, was die Finanzierung angeht den Krankenhäusern gleichgestellt werden, also nicht nur Bezahlung für die medizinische Leistung/Pflege sondern auch Übernahme der Unterkunft und Verpflegung,
die Liste könnte noch länger sein, aber ich belasse es bei dem Ansatz.
Dafür die Bürgerversicherung mit Pflicht zur Versicherung für alle, auch Beamte und Selbständige (wenn die Beihilfe nicht abgeschafft wird, dann eben nach dem Modell von Hamburg - Wahl durch Beamte - entweder Beihilfe und Beibehaltung PKV oder 100% Bürgerversicherung ohne Beihilfeanspruch).
Gruss
Czauderna

Ich wollte damit sagen, dass „gar keine Eindämmung“ hier gar nicht zu Debatte steht.

Die Infektionsfälle dürfen (sollen vielleicht sogar) zunehmen, solange das Gesundheitssystem damit umgehen kann. Mein Alternativvorschlag, ab Ende des generellen shutdowns gezielter die Risikogruppen zu isolieren, soll das auch leisten, falls das denn umsetzbar ist. Ob es das ist, weiß ich nicht, darum die Diskussion,

Es ist übrigens einerlei, ob die Menschen am 1. Mai enttäuscht sind, weil der shutdown verlängert wird, oder ob sie um diese Zeit die Bereitschaft, einen zeitoffenen shutdown mitzumachen, verloren haben.
Wer glaubt, die Menschen machen das, oder gar eine noch umfassendere Ausgangssperre, monatelang mit, der macht, glaub ich, die Rechnung ohne den Wirt.
Schon deshalb finde ich es wichtig, dass die Politik allmählich Alternativen durchdiskutiert. Durchhalteparolen allein sind ein bisschen dürftig.

Gruß
F.

Das Problem ist, daß man das nicht einfach entscheiden kann. Die Infektionen sind da und daraus resultieren Folgeinfektionen. Die Infektionsrate beschleunigt sich. Bliebe sie konstant, hätten wir inzwischen sogar schon am Samstag die Fallzahlen, wie sie Italien heute morgen hatte.

Man kann nicht einfach einen Hebel umlegen und sagen „so, nun sind es genug. Bitte keine weiteren Infektionen.“ Die Zahl der zukünftigen Infektionen wird durch die Zahl der aktuellen Infektionen bestimmt; das ist das Wesen des exponentiellen Wachstums. Das, was wir heute sehen, wird zwangsläufig das bestimmen, was wir in den nächsten Tagen sehen werden. Die Schulschließungen wirken sich frühestens nächste Woche aus, d.h. das, was wir als wirksame Maßnahme beschlossen, wird nicht verhindern können, daß wir 30.000 Fälle oder mehr haben werden.

Wir - werden - italienische - Verhältnisse - bekommen. Egal, was wir heute entscheiden: es wird nichts daran ändern. Und falls es doch nicht so kommt, liegt das nicht an unseren Entscheidungen, sondern an irgendetwas anderem. Am Virus, am Wetter, an einer schon viel weiteren Durchseuchung der Gesellschaft oder was auch immer.

Meine persönliche Beobachtung ist übrigens, daß sich das Verhalten der Menschen zwar ändert, aber nicht zum Wohle der Gesellschaft. Die Leute haben mangels Arbeit und Stau mehr Freizeit und treffen sich zum gemeinschaftlichen Abhängen und - ganz bizarr - Joggen. So gehen die Infektionszahlen nicht zurück, sondern so werden sie steigen.

Die Alternative ist zigtausendfacher Tod. Um das zu erkennen, muß man weder Virologe oder Epidemiologe sein, sondern nur die Grundlagen von Excel beherrschen. 1% Todesrate bei 10000 Fällen = 100 Tote. 1% Todesrate bei 100000 Fällen = 1000 Tote. Das RKI sprach heute von 10 Mio. Fällen --> 100.000 Tote. Das blöde ist, daß dieser Preis nicht von denen bezahlt werden wird, die sich asozial verhalten und im Park zum Grillen und Saufen treffen, sondern von den Leuten, die leise im Pflegeheim sterben.

Es ist eine Schande. Interessanterweise verstehen es die Kinder, nur die Eltern wollen es nicht begreifen. Hier fragte heute allen Ernstes die Mutter zweier Kinder mit Diabetes an, ob unser großes Kind nicht Zeit hätte. Wir haben es abgesagt.

Gruß
C.

Ich finde, eine sinnvolle Alternative wäre es gewesen, sich die Methoden von Südkorea und Taiwan abzugucken.

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Was soll die Polemik bei einem Thema, bei dem es offenbar keine gute Lösung gibt, sondern nur verschiedene Vorschläge für schlechte Lösungen?

Aber danke für den Link, der das breiter ausführt.

Straubhaar schreibt hier nicht viel anderes als das, was Johnson in GB von seinen Beratern vorgelegt wurde. Die sind Mediziner bzw. Epidemiologen.

Gruß
F.

Schwachsinn. Die Kreditprogramme der KFW richten sich an alle Unternehmen praktisch aller Größenordnungen. Die Programme beinhalten eine Haftungsfreistellung von 70-80% (mehr geht nicht wegen der Beihilferegelungen), d.h. die KFW trägt den Großteil des Risikos, damit die Banken die Kredite auch vergeben. Nutzen kann diese Programme jeder - vom Friseur über den Einzelhändler und Mittelständler bis hin zum Großunternehmen. Das Programm ist einen Tag alt, es wird angenommen und von den Kreditinstituten aktiv vertrieben. Es ist ein wirklich gelungenes Instrument, was den Staat am Ende im Zweifel Milliarden kosten wird, aber das bewirkt, was es bewirken soll, nämlich den Fortbestand von Unternehmen und die Absicherung von Selbständigen.

Ich bin systemrelevant - zumindest in NRW. Ich habe dadurch den Vorteil, daß meine Kinder in die Notbetreuung dürfen. Das verschafft mir den Vorteil, daß ich in meinem Homeoffice nicht ständig ein kleines Kind neben mir stehen habe, das etwas von mir will, sondern daß ich mich um meine Arbeit kümmern kann: um die Versorgung kleiner und mittelständischer Unternehmen mit dem lebenswichtigen Wirkstoff Liquidität. Ja, und ich verstehe, daß das jemand scheiße findet, der „nur“ im Einzelhandel arbeitet und nicht weiß, wohin er mit seinen Kindern soll. Aber vielleicht, nur vielleicht, ist die Versorgung der Wirtschaft mit Geld doch einen Hauch wichtiger als die Versorgung von Menschen mit Klamotten oder Rasenmähern im stationären Einzelhandel.

Und wie soll das geschehen können?
Das ist ja eben der Punkt, dass ein restriktiver Shutdown keinen Weg zur Normalität zeigt, es sei denn, es können bald gute Testverfahren und idealerweise ein Impfstoff zur Verfügung stehen.
Wenn die realistischerweise für, sagen wird, diesen Herbst einsatzbereit zu erwarten sind, dann bin ich auch für einen relativ restriktiven Shutdown als bester ‚schlechter Alternative‘. Wenn.

Gruß
F.

Die Zahl der künftigen Infektionen wird bestimmt durch a) die aktuellen Infektionen und b) die Eindämmungsmaßnahmen.

Und bei b) den Eindämmungsmaßnahmen sollte man überlegen, ob ein spezifisches Eindämmen (für Risikogruppen) ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht insgesamt die bessere Lösung als generelles Eindämmen (für alle Gruppen) ist.
Das ist die Frage, die ich mir stelle.

An Fallzahlen natürlich, ob das deutsche Gesundheitssystem so dermaßen überlastet wird, wird sich zeigen. Ich hoffe, es wird es nicht.

Ich sehe, dass ganz viele Menschen das social distancing ganz brauchbar mitmachen.
Vielleicht fällts auf dem Land, wo mehr Freiräume bestehen, schlicht leichter.

Manche nicht, klar.
In der Gaststätte meiner Ex-Frau (die ja noch bis 15 Uhr geöffnet sein darf) war heute ein Rentnerausflug bei dem schönen Wetter. Die Hochrisikogruppe unter sich.
Dafür sitzt meine fitte Ex, der Corona statistisch-wahrscheinlich fast nichts anhaben wird, sinnlos daheim und versucht mit 67% Kurzarbeitergeld über die Runden zu kommen.
Absurde Situation.

Der Punkt meines UP ist aber vor allem eben der, dass man akzeptieren muss, dass die Menschen nicht massenhaft mitmachen werden, wenn sich das über längere Zeit zieht. Darauf wette ich.
Und dann?
Masseninhaftierungen oder was?

Und entsprechend ist vielleicht eine Strategie, die von vorn herein nicht auf diese Illusion setzt, deutlich sinnvoller.

Und wie kann die restriktive Shutdown-Politik das verhindern?
Schafft man es realistischerweise damit, die Infektionszahlen bis zum Zurverfügungstehen eines Impfstoffs, entsprechend sehr niedrig zu halten?
Für mein Gefühl absolut nicht.

Mein Gott, wenn keiner grillt und säuft, werden wir doch trotzdem durchseucht.
Wenn uns die Grill- und Saufabstinenz davor wirklich schützen würde, würde ich dich ja verstehen. Aber so erscheint mit dieser Vorwurf ganz schön überzogen.

Die Kinder leiden sehr in diesen Tagen.
Nur mal, weil du die gerade erwähnst.
Gerade die Kinder brauchen möglichst bald wieder Normalität.

Gruß
F.

Sagt das irgendwer, dass man das könne?
Ich habe nur gehört, dass man im Erfolgsfalle verhindern könne, dass da am Ende mehr Patienten mit akuter Atemnot als Beatmungsgeräte vorhanden sein könnten.

Ein zugelassener Impfstoff wird, wenn es ganz schnell geht, in ca. einem Jahr vorhanden sein, habe ich heute im Radio gehört. Also, so lange kann man das nicht aufhalten, und so lange kann man auch die Isolation nicht aufrechterhalten.

Ich dachte, der stationäre Einzelhandel versorgt die Leute zur Zeit hauptsächlich mit Lebensmitteln und Drogeriewaren.