Coronavirus: Lockerung der Maßnahmen?

Hallo,
von ganz verschiedenen Seiten (am radikalsten von der AfD) wird eine Lockerung der Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus gefordert.

Ist das einfach Populismus oder gibt es dahinter eine Logik?

Für mich stellt sich die Situation wie folgt dar:

Am Anfang gab es wenig Infizierte und das Ansteckungsrisiko war relativ gering. Nachdem die Maßnahmen getroffen wurde stieg die Anzahl der Neuinfektionen zwar langsamer aber sie stieg weiter. Jetzt ist also das Infektionsrisiko viel höher als zum Zeitpunkt an dem die Maßnahmen beschlossen wurden - und jetzt wird von einigen eine Lockerung gefordert?

Für mich drängt sich der Vergleich mit einem Auto mit defekten Bremsen auf welches einen Berg hinunterrollt. Erst rollt man mit 5 km/h und jede Minute verdoppelt sich die Geschwindigkeit. Es wird gefordert, dass sich alle anschnallen und überflüssiges Gewicht aus dem Auto geworfen wird. Dann verdoppelt sich die Geschwindigkeit nur noch alle 2 Minuten aber das Auto rollt inzwischen mit 50 km/h den Berg hinunter - und dann fordert jemand sich wieder abzuschnallen?

Wer kann die Logik hinter den Forderungen erklären denn von einer Herdenimmunität ist Deutschland noch weit entfernt… und die Schnelltests in ausreichenden Mengen sowie die Impfstoffe lassen auch auf sich warten.

Gruß
Desperado

Es gibt aber auch schon eine Menge Leute, die inzwischen immun sind und die Krankheit nicht weiterverbreiten. Ewig kann man die Leute ja auch nicht einsperren. Warum gerade die AfD die Kontaktsperren um 20. April herum aufheben möchte, darf ich leider nicht schreiben.

Hallo,

Echt, von der AfD? Von der habe ich jetzt schon seit Monaten nichts mehr gehört. Die lautesten Schreier sind (bis heute Nachmittag) in meiner Wahrnehmung Herr Laschet und einige Medien gewesen.

Man stellt fest, dass wir weniger Infektionen haben, als wir vertragen könnten. Daher kann man einen kleinen Teil der Maßnahmen lockern. Dann schaut man auf die weitere Entwicklung. Und entscheidet dann wieder neu.

Das Problem ist aus meiner Sicht, dass manche Menschen so labil sind, dass diese Maßnahmen, die Krise, die Sorgen über Zukunft und demokratische Freiheit sie völlig aus der Bahn wirft. Selbst hier im Forum erkenne ich die Anspannung bei einigen Nutzern. Sie reagieren deutlich heftiger als noch vor einigen Monaten. Auch diese latent vorhandene gesellschaftliche Depression dürfte ein Grund für die sanfte Lockerung sein.

Bei der derzeitigen Ansteckungsrate würde das viele Jahre dauern. Und wir wissen noch nicht, ob man auf Dauer immun ist, wenn man die Krankheit überstanden hat.

Grüße
Pierre

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Hi

doch, doch, das blau-braune Volk arbeitet sehr gezielt im Hintergrund an dem, was es am besten kann - Falschinformationen verbreiten, Verschwörungstheorien pushen, Trump hypen, Verharmlosen der Erkrankung, weil „is ja nur ne Grippe“ , Pseudospezialisten interviewen (HNO, Internisten, Pathologen etc.) und die Videos davon verbreiten, Lügenpresse schreien, etc. nach Lockerung der Maßnahmen schreien um dann, wenn es
logischerweise wieder mehr Krankheitsfälle gibt, auch wieder klar Frau Merkel die Schuld zu geben :roll_eyes:

In der Öffentlichkeit sieht an sie eher weniger, das stimmt - wie auch, weil sie ja sachlich eher nichts beizutragen haben

Gruß hex

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Das Stichwort ist „hammer and dance“.
Es gilt, so wenige Infektionen zu bekommen, dass die Limits des Gesundheitssystems nicht überschritten werden, aber so viele Infektionen zuzulassen, wie das Gesundheitssystem managen kann.
Von daher ist eine Lockerung jetzt nur logisch.

Man muss die Alternative eines monatelangen lockdowns mit allen Konsequenzen fertig denken , dem ebenso Gewicht geben, wie den Folgen der Infektionen und wird dann davon aus verschiedenen Gründen Abstand nehmen müssen.

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Wenn man dies verfolgt hätte man aber den Lockdown gleich am Anfang weniger radikal machen können - und bei Bedarf ein wenig nachlegen. Genau so, dass das Gesundheitssystem z.B. immer 10% unter dem Überlastungslimit liegt. Anders herum, also jetzt zu lockern, macht hingegen keinen Sinn denn weil es viel mehr Infizierte gibt als anfangs.

Ich sage nicht, dass der Lockdown genau so bestehen bleiben muss denn man muss eben wie bei jeder Intervention immer wieder evaluieren und die Maßnahme anpassen. In einigen Gegenden soll es sogar verboten sein sich alleine auf eine Parkbank zu setzen, dies erschließt sich mir überhaupt nicht. Auch finde ich es nicht sinnvoll, dass Menschen in Quarantäne müssen wenn sie aus einem Land einreisen in dem es auch nicht mehr Fälle gibt als in D.

Dann gibt es aber wieder Dinge die ich ebensowenig verstehe, z.B. wieso der Netzausbau einfach weitergehen darf. Bei einem Bekannten kam ein Handwerker in die Wohnung um eine Glasfaserleitung zu legen. Die alte Leitung war nicht kaputt, es kommt also eine Person in verschiedene Wohnungen um etwas auszutauschen was auch in ein paar Monaten ausgetauscht werden könnte… weil Kinder nicht in die Kita oder Schule gehen können sind diese meist zuhause und je nach Alter verstehen diese die Abstandsregeln evtl. nicht - somit kann so ein Monteur eine Virenschleuder sein, ohne dass er irgendetwas systemrelevantes tut.

Die Ausbreitungsgeschwindigkeit kannte man zu Anfang noch nicht so genau, und die Maßnahmen wirken bekanntlich immer erst zwei Wochen Später. Deshalb hat die deutlich strengere Ausgangssperre in Spanien und Italien zunächst auch nichts mehr gebracht.

Genau das passiert doch gerade.

Die Begründung war, dass man sich nur für wichtige Dinge draussen aufhalten sollte. Sport gehörte dazu, Lesen oder einfach nur rumsitzen eben nicht. Inzwischen wurde die Regelung aber angepasst und es ist weder erlaubt.

Man kann die Ausbreitung an den Grenzen besser konrollieren.

Gerade jetzt brauchen doch Schüler und Leute im Homeoffice Internet und eine entsprechende Bandbreite.

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Ich habe mir das damit erklärt, dass es politisch nicht so schnell durchsetzbar war.
Epidemiologisch- habe ich auch gedacht- 2 Wochen früher wären erheblich besser gewesen.
Aber die Leute mussten erst Angst bekommen angesichts des exponentiellen Anstiegs.
Ohne diese Angst wäre die Akzeptanz gering gewesen.
Das ist meine persönliche Erklärung. Die Angstwelle jedenfalls war sehr deutlich zu spüren.

Aber eine erheblich größere Bereitschaft die Regeln zu befolgen und die Gewöhnung an diese.
In den vergangenen Wochen wurde Zeit gewonnen, um zu lernen.
Es ist nicht mehr die gleiche Ausgangssituation, wenn man jetzt wieder etwas lockerer wird.

Ausserdem:
Es bleibt bestehen die Abstandspflicht.
Würden sich ALLE konsequent daran halten, wäre noch weit mehr möglich…
Es ist so einfach, wie es klingt: Mit 2 Metern Abstand und Hände waschen und nie ins Gesicht fassen unterwegs lässt sich ein Infektionsrisiko nahezu vermeiden, und wenn es doch passiert, dann wegen Unachtsamkeiten.

Das ist die eigentlich relevante Regel. Alles andere haben wir nur bekommen, weil das nicht immer zu funktionieren scheint.

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Die politische Durchsetzbarkeit könnte wirklich die Ursache für das anfängliche lange Zögern und die dann überstürzte Umsetzung der Regeln sein. Hat mich an die Flüchtlingskrise 2015 erinnert - dort wurden auch erst die Maßnahmen gegen den Flüchtlingsansturm beschlossen nachdem man überall in Deutschland das Problem durch die Masse an Flüchtlingen erkannt hat.

Die jetztige teilweise Lockerung könnte auch kontraproduktiv wirken, nämlich als Signal, dass es ja jetzt nicht mehr so schlimm ist - obwohl genau das Gegenteil der Fall ist. Wenn die Pandemie als weniger schlimm erfahren wird neigen Menschen auch dazu, die Regeln ein wenig laxer auszulegen.

Die Umsetzung ist wirklich das Problem - und die Unkenntnis darüber, wie eine Tröpfcheninfektion verbreitet wird. Ich sehe ständig Menschen herumstehen die sich unterhalten - mit viel zu geringem Abstand. Also ob man sich mit ein wenig größeren Abstand nicht genauso unterhalten könnte. Andererseits haben Leute Angst auf dem Gehweg aneinander vorbeizulaufen. Solange man weder spricht noch hustet ist das ja kein Problem. Vermeiden ist natürlich besser denn es kann immer jemand plötzlich husten oder etwas sagen.

Man muss das Rad nicht immer neu erfinden, Daten zur Ausbreitung gab es aus anderen Ländern genug.

Den Netzausbau bekommt man nicht in ein paar Wochen hin, was man in den letzten Jahrzehnten versäumt hat kann man auch nach der Pandemie nachholen. Es ist eben schwer zu erklären wieso man nicht in den Baumarkt darf um nötige Reparaturen an Häusern durchzuführen aber Vodafone ihre Leute von Haushalt zu Haushalt schicken darf wegen einer derzeit nicht nötigen Sache.

Sinn gibt es trotzdem nicht, dass man sich nicht draußen aufhalten sollte. Die Regeln werden besser befolgt wenn diese einer wissenschaftlichen Legitimation folgen und es gibt keinen Grund nicht draußen zu sein. Auch ist es medizinisch überhaupt kein Problem draußen andere Leute zu treffen - wenn der Abstand eingehalten wird.

Grenzschließungen bzw. Quarantäne sehe ich ein, wenn es um besonders betroffene Länder geht - aber nicht bei anderen europäischen Ländern die nicht mehr betroffen sind als D. Man muss ja auch nicht in Quarantäne wenn man von Bayern nach Thüringen fährt - obwohl es zwischen diesen Ländern ein großes Gefälle bezüglich der Fallzahlen gibt.

Auf welche Länder und welchen Zeitpunkt beziehst du dich da?

Genau so sehe ich das auch.

Das Geheule war und ist ja trotzdem groß … wie viel größer wäre es gewesen, das ganze 14 Tag vorher zu verhängen?

am 23.3. startete das Kontaktverbot - da gab es bundesweit
=> ca. 29.000 sicher nachgewiesene Infektionen
=> und < 200 (nachgewiesene) Todesfälle

zwei Wochen vorher am 9. März gab es bundesweit
=> ca. 1.146 nachgewiesene Infektionen
=> und genau 0 Todesfälle

verteilt auf 82 Mio Gesamtbevölkerung …

Zum 9. März hätte nicht einmal ich ein Kontaktverbot für sinnvoll gehalten, und ich bin durchaus bereit sinnvollen Anweisungen zu folgen :wink:

Gruß hex

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Genau das war das Leid aller, die rechnen können und Epidemiologie verstehen. Es war sowas von klar, dass es genau so kommen würde, wie es kam.
Aber die Leute haben einen ausgelacht.
Nun, man wird sich in Zukunft vielleicht auf diesen Präzedenzfall berufen können.

Und- es ist ja auch nicht schlecht, wenn sich „das Volk“ langsam durchinfiziert.
Ich gebe zu, das ich mir keinesfalls sicher war, dass es hier nicht so, wie in Italien kommen würde. Und hatte den Eindruck, wenn ich an jene Tage Drosten in den Medien denke, dass er sich auch nicht sicher war. Der hatte auch Angst.
Nun kennen wir die Belastbarkeit des Systems.

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Hallo,
bei worldometers siehst Du, dass die taeglichen Neuinfektionen weniger wurden. Beachte neu nicht gesamt, das Diagramm mit „daily new cases in Germany“
https://www.worldometers.info/coronavirus/country/germany/

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beispielsweise in der U-Bahn
demnaechst demnaechst in den Schulbussen, die mein Kind vor Jahren als ueberfuellten Viehtransport bewertete, moeglicherweise wird es jetzt bald besser

Am 4.Mai öffnen wieder die Friseure :partying_face: :partying_face: :partying_face:

Dass die keine Maskenpflicht einführen kann einzig und allein daran liegen, dass sie keine zur Verfügung stellen können.
Anders bleibt es mir massiv unverständlich.

Es ist nicht die erste Pandemie… Dazu war Deutschland nicht als erstes Land vom C-Virus betroffen. Genug Datenmaterial ist also vorhanden.

Genau das ist der Punkt - die Ausbreitungsgeschwindigkeit verlangsamte sich zwar aber weil schon eine viel größere Masse infiziert war mußte trotzdem die Anzahl der Neuinfektionen in absoluten Zahlen ansteigen.

Genau: eine Pflicht ist mangels Verfügbarkeit kaum durchsetzbar und vor allem dann auch nicht sanktionierbar.