'Correct pronouncing' in Radio/TV

In diesem unseren Lande ist viel von „Deutscher Leitkultur“ die Rede. Ich will hier nicht näher auf diesen Begriff und mögliche Inhalte eingehen - das wurde in anderen Brettern ausführlich diskutiert, oder besser: daran vorbeigeredet. Ich will nur eine Besonderheit des eher Nicht-Vorhandenseins deutscher (Leit-) Sprachkultur heraus greifen: Aussprache. Dass Wörter wie Kids, Teens, Events, Highlights, Features, Freecall, Facility Manager (Hausmeister) usw. in unsere Sprache Eingang gefunden haben, weiss jeder, stört die Meisten offensichtlich nicht (mehr). Was ich allerdings merkwürdig finde, ist ein in letzter Zeit besonderer Hang zur „sehr korrekten Aussprache“ englischer Wörter/Sätze im Fernsehen und Radio.
Da wird nicht nur besonderer Wert auf ein „correct pronouncing“ des berühmt-berüchtigten „th“ gelegt, auch das „double-u“ wird besonders korrekt ausgesprochen - also nicht etwa wie unser „w“. Denkt nur an Wörter wie z.B. „Software“. Die Beispiele ließen sich fortführen. Manchmal gerät das schon ins ausgesprochen (Dumm-) Komische.
Da hätte ich doch gern mal einige Meinungen dazu.
Stucki

Holla

Nicht nur englisch! Wer erinnert sich noch an die Wochenlange Diskussion um die korrekte Aussprache von Lech Walesa oder Peking
Ist mir aber ehrlich gesagt egal :smile:

Gruss, Lutz

Hallo, Stucki!

Ich freue mich immer wieder, wenn Radio- und Fernsehprogramme aller Couleur unser Ländle zu „Rheinland-Falz“ machen. Klingt wirklich klasse :wink:!

Außerdem kann ich mich sehr daran ergötzen, wenn der ARD-Vorsitzende Peter Voß seinen eigenen Laden immer Ei-RD nennt, ausgesprochen Eierdee. Echt prima, müsst ihr mal drauf achten. Allerdings hört man den natürlich nur als Redner, aber immerhin hat er ja mal das Heute-Journal moderiert.

Ansonsten kann ich die „tagesschau“ nur sehr loben, die weitgehend Anglizismen vermeidet und wenn denn unbedingt Lech Walesa oder Jolo in die Schlagzeilen geraten, auch weitestgehend korrekt aussprechen.

Was mir auch immer wieder ein schwieriges Thema zu sein scheint ist die Frage, ob man die britische Hauptstadt „London“ oder „Londen“ (mit leicht englischem Akzent) aussprechen sollte bzw. ob der portugiesische Präsident in „Lissabon“ oder „Lisboa“ residiert. Hier erkennt man oft eine gewisse Inkonsequenz, denn ich meine, dass man entweder alle Städte/Plätze/Berge in Landes-(Aus)sprache oder (wenn vorhanden) in deutscher „Version“ wiedergeben sollte. Solch ein Mischmasch wie er manchmal entsteht, gefällt mir gar nicht.

Gruß!
Chris

P.S.: Achtet beim nächsten Mal Fassenacht bitte auf die Nachrichtensprecher und -moderatoren, die sich bewusst Mühe geben, „Rio de Janeiro“ korrekt auszusprechen. Köstlich!

Ergänzung und Antwort
Hallo,
ich will hier auf keinen Fall als „Deutschtümler“ oder Oberlehrer auftreten - liegt mir wirklich fern. Wie Lutz könnte ich auch fast sagen: „Ist mir egal“. Nur da gibt’s häufig das „Dumm-Komische“, wie ich schon sagte. Einige Beispiele:

  • „Software“ wird nicht mit „w“, sondern mit einem „correctly pronounced double-u“ gesprochen, also etwa „ssoftuuär“. Man hört richtig, wie sich die/der SprecherIn den Mund verbiegt. Ich halte nix davon, „Software“ ganz deutsch auszusprechen, aber den englischen „double-u“-Laut gibt’s nun mal nicht im Deutschen. Gleiches gilt für „Hauuaii“ (Hawai) und viele andere Wörter.
  • Eine Radio-Sprecherin sagte: " … Königin Elisab… (1/2 sek Pause) … Queen Elisabeth … " - correctly pronounced !
  • Ein anderes Mal: " … IWF-Präsident … (2 sek Pause) … Camdessus … ", deutsch gesprochen! Ich habe mich gefreut, dass nicht „Cämdähssiss“ kam, der Mann ist bekanntlich Franzose.
  • Da gab’s mal ein „Excerpt from a Teenage Opera“, ein seinerzeit sehr populärer Schlager nach der Oper „Hänsel und Gretel“ von Engelbert Humperdinck, geboren in Siegburg, gelebt und gelehrt meist in Berlin. Im Radio hieß er immer nur „Engelböörd Hampedink“
  • Die berühmte Pianistin Martha Argerich, die Frau ist meines Wissens Deutsche, wird meist aber „Martha Aargeritsch“ ausgesprochen.
  • Im ZDF wird die Homepage-Adresse als „zätt-dee-äff ämm-äss-änn-bii-ssii de-ee“, also halb deutsch, halb englisch gesprochen, nicht etwa korrekterweise „sätt-dii-äff ämm-äss-änn-bii-ssii dii-ii“.
    Usw. usw.
    Bleiben wir auf dem Boden und sagen „San Franzisko“ und nicht „Sän Fränssisco“, „Nu York“ und nicht „New York“ (deutsch gesprochen), schreiben wir „Flair“ und nicht „Flär“ (mit letzterem „wird dem Wörtchen Flair jeder Flair genommen“ sagte mal einer). Keinem Amerikaner würde einfallen „München“ zu sagen, er sagt natürlich „Mjunik“ (Munich).
    Gruss, Stucki

‚Süschaa‘ *lachanfall*
Hi, ihr „Sprachpuristen“ *lol*

Hallo,
ich will hier auf keinen Fall als „Deutschtümler“ oder
Oberlehrer auftreten - liegt mir wirklich fern. Wie Lutz
könnte ich auch fast sagen: „Ist mir egal“. Nur da gibt’s
häufig das „Dumm-Komische“, wie ich schon sagte. Einige
Beispiele:

  • „Software“ wird nicht mit „w“, sondern mit einem „correctly
    pronounced double-u“ gesprochen, also etwa „ssoftuuär“. Man
    hört richtig, wie sich die/der SprecherIn den Mund verbiegt.

Nur wenn sie kein ordentliches Englisch gelernt haben!

Ich halte nix davon, „Software“ ganz deutsch auszusprechen,
aber den englischen „double-u“-Laut gibt’s nun mal nicht im
Deutschen. Gleiches gilt für „Hauuaii“ (Hawai) und viele
andere Wörter.

  • Eine Radio-Sprecherin sagte: " … Königin Elisab… (1/2
    sek Pause) … Queen Elisabeth … " - correctly pronounced !
  • Ein anderes Mal: " … IWF-Präsident … (2 sek Pause) …
    Camdessus … ", deutsch gesprochen! Ich habe mich gefreut,
    dass nicht „Cämdähssiss“ kam, der Mann ist bekanntlich
    Franzose.

Eigennamen sollten immer so gesprochen werden wie dort, wo sie herstammen. Sie werden z.B. auf Wegweisern ja auch so geschrieben.

  • Da gab’s mal ein „Excerpt from a Teenage Opera“, ein
    seinerzeit sehr populärer Schlager nach der Oper „Hänsel und
    Gretel“ von Engelbert Humperdinck, geboren in Siegburg, gelebt
    und gelehrt meist in Berlin. Im Radio hieß er immer nur
    „Engelböörd Hampedink“

Ja, schrecklich. Aber das beweist nur die Unkenntnis der Radiosprecher.

  • Die berühmte Pianistin Martha Argerich, die Frau ist meines
    Wissens Deutsche, wird meist aber „Martha Aargeritsch“
    ausgesprochen.

Tut mir leid (nein, eigentlich nicht), aber sie ist Argentinierin. Richtig ausgesprochen „Archeritsch“

Bleiben wir auf dem Boden und sagen „San Franzisko“ und nicht
„Sän Fränssisco“, „Nu York“ und nicht „New York“ (deutsch
gesprochen), schreiben wir „Flair“ und nicht „Flär“ (mit
letzterem „wird dem Wörtchen Flair jeder Flair genommen“ sagte
mal einer).

Also hier bist Du nicht konsequent …

Keinem Amerikaner würde einfallen „München“ zu
sagen, er sagt natürlich „Mjunik“ (Munich).

Wer Austria mit Australia verwechselt, darf auch Mjunik sagen. Das spricht aber nicht für Deine Theorie, sondern gegen die Amerikaner.

Kannst Du mir erklären, warum die Deutschen „Kohlgatte“ zur Zahnpasta sagen und „Tuperwahre“ zum Plastikglump, und „Michelin“ wie einen kleinen Michel aussprechen (mich schmerzen die Ohren, wenn ich das nur schreibe!), aber „Süschaa“ zur Schokolade, die aus Vorarlberg (Österreich!) kommt ???

Greetinx
mic

1 Like

Da hätte ich doch gern mal einige Meinungen dazu.
Stucki

Das ist doch alles MEHR laecherlich eher alles peinlich: Wer Wortanreihungen (Wortschoepfungen) nutzt, wovon er kaum weiß, was sie eigentlich beinhalten, geschweige denn diese alten Taetigkeiten zuzuordnen weiß.
Schaut euch mal die „Wortanreihungen“ in Stellenanzeigen an, da hilft nicht mal ein Woerterbuch zum Entraetseln der Titelzeile…

Aber vielleicht „hebt“ das einen Menschen empor, wenn er mal NICHT als Hausmesta betitelt wird… wohl eher ist es dem selben zuwider.

Der wahre Spezialist weiß sich kaum darin zu erkennen!

Häää???
Und welcher Sorte muß ich Dich zurechnen?

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

  • Die berühmte Pianistin Martha Argerich, die Frau ist meines
    Wissens Deutsche, wird meist aber „Martha Aargeritsch“
    ausgesprochen.

Da irrst Du Dich, die gute Frau ist Argentinierin (zugegeben mit deutschen Vorfahren), dort ist der Name gar nicht so ungebräuchlich, es gibt sogar ein Krankenhaus (Hospital Argerich). Der Name wird in Buenos Aires „Archeritsch“ gesprochen, mit der Betonung auf der letzten Silbe.
Ich habe aber auch meine Mühe mit meinem Namen: in Argentinien häufig Arbéi gesprochen, hier schon mal Hafay, Harfey, Harway genannt - was solls.

Gruß

J.

Hallo, liebe Leute!

Jetzt fühle ich mich aber in meiner Berufsehre herausgefordert!
Als einer, der „es" jeden Tag machen muß und „es" auch gerne tut (Rundfunksprecher beim hr seit 21 Jahren), laßt mich zum Thema Aussprache auch mal was sagen.
Das geht ja bunt durcheinander bei Euch. Natürlich: Die lächerlichen Fehlaussprachen, die in Euren postings beschrieben werden, passieren tatsächlich jeden Tag und in jedem Sender. Wenn ich sowas höre, platze ich regelmäßig vor dem Radio über den Dilettantenstadl am Mikrofon. Aber ich gestatte mir auch zu platzen, wenn Ihr undifferenziert über „DIE Radiosprecher“ lästert. Zugegeben: Mittlerweile gibt es an den Mikrofonen einen ungeheuren Wildwuchs. Fast jeder, der weiß, wo im Funkhaus die Kantine ist, darf moderieren oder ansagen. Da kommt es natürlich zu „Älben Börg“, (Alban Berg) „Zieodor Fontäin“ (Theodor Fontane) oder „Vadda“ für „El Fatah“ (so gehört von einer sonst recht charmanten neuen ZDF-Heute-Moderatorin).
Innerhalb der ARD gibt es aber noch die Dinosaurier „Rundfunksprecher“. Das sind Leute, die eine abgeschlossene Sprechausbildung haben und speziell dafür geschult sind, Nachrichten zu sprechen (zu „lesen") oder E-Musik-Ansagen zu machen. Und genau DIE haben auch einen echten „Ehren-Kodex“ bei der Recherche nach der korrekten Aussprache. Und: Sie wissen auch, wann man ein Wort besser eindeutschen sollte (London, Paris etc.) und wann es in der Originallautung der Fremdsprache gesprochen werden sollte („San Francisco", „Miami" - oder gibt’s jemanden, der „Mih- ah - mih" besser findet???). Wirklich gute Sprecherinen und Sprecher können auch fremdsprachliche Begriffe so artikulieren, daß die fremden Städte- oder Personennamen im deutschen Sprachfluß nicht aufgesetzt oder gar lächerlich klingen (so verstehe ich Eure Kritik).
Beispiel Lech Walesa. Als der das erste Mal auftauchte (ca. 1979), war der „Ehrenkodex“ innerhalb der Funkhäuser noch: „Sprechen wir ihn so aus, daß man den Namen in der Zeitung wiedererkennt“. Also einigten wir uns ARD-intern auf die „deutsche“ Aussprache „Wallessa“. Dann meldeten sich die politisch Korrekten und wiesen uns (obwohl wir es natürlich wußten) darauf hin, daß Walesa Pole sei und bitte auch in der Landessprache ausgesprochen werden solle. Also sprachen wir ihn korrekt Wa-ue-sa (mit gerundetem w zu Beginn der 2. Silbe und anschließendem nasalierten e). Für Profis kein Problem. Viele andere aber am Mikrofon, die versuchten, sich unserer Aussprache anzupassen, stolperten über die für deutsche Zungen ungewohnte Phonemfolge. Ein bunter Mix aus Wallennnsa, Uawässa und Ualemsa ging über den Sender.
So passiert es leider immer wieder, daß die gut recherchierten Vorgaben der Profi-Sprecher durch Halb-Laien am Mikrofon unfreiwillig komisch werden. (übrigens auch bei Leuten am Mikrofon, die einen übersteigerten Anspruch an die Aussprache haben - die sind dann leider auf halbem Wege in der Sprech-Ausbildung stehen geblieben!)
Die Sprech-Norm des Profisprechers gibt vorallem der Ausspracheduden vor, der gerade wieder neu aufgelegt wurde (Jan. 2000).
Fremde Aussprachen recherchieren wir bei den internationalen Rundfunkanstalten und natürlich in den jeweiligen Aussprache-Lexika der betreffenden Sprachgebiete.
Und ganz aktuelle Aussprachen werden von einer in der ARD installierten Ausspracheabteilung (adb = Aussprachedatenbank) recherchiert (über Botschaften, Selbstauskünfte und die Fachbereiche deutscher und internationaler Universitäten). Wir können auch auf Profi-Ebene naturlich nicht garantieren, daß jeder Name i m m e r korrekt artikuliert wird, aber wir streben diesen Idealfall immerhin an.
Was dann allerdings auf nichtprofessioneller Ebene aus unseren Vorgaben gemacht wird, das können wir leider nicht beeinflussen. Und wenn es manchmal sogar lächerlich wirkt, wie ich den Meinungen in euren postings entnehmen kann, dann werde ich fast traurig und depressiv, weil ich mich dann frage, warum wir uns auf professioneller Ebene überhaupt diese ganze Arbeit in Recherche und Umsetzung am Mikrofon machen, wenn die Mehrheit der „Quasselstrippen" in den Sendern eh’ darauf pfeift.
So. Das mußte mal gesagt sein.
Ich freue mich auf viele weitere Meinungen zum Thema.
Euer Jürgen Kolb.

Ich fühle mit Dir, Jürgen :smile:

Wirklich gute Sprecherinnen und Sprecher können auch fremdsprachliche Begriffe so artikulieren, daß die fremden Städte- oder Personennamen im deutschen Sprachfluß nicht aufgesetzt oder gar lächerlich klingen

Genau das ist’s!
Ich bin mit der Übersetzung und Aufnahme von Spachansagen für Telefon-Dialogsysteme beschäftigt und kann ein ziemlich wehmütiges Lied zu diesem Thema singen!

„Nehmen Sie mal Frau XY aus der Werbeabteilung, die kann gut Französisch, machen Sie mit der mal die Aufnahmen.“
Klar - die Frau ist billiger als eine Profi-Sprecherin. Nur dauerte die Prozedur mit Frau XY eben fast zwei Studiotage und das Ergebnis war eine Lachnummer bei den Franzosen.
Die zweite Aufnahme mit einer professionellen Sprecherin war dann innerhalb von drei Stunden im Kasten, kaum etwas nachzuschneiden und saß perfekt. - im Endeffekt trotz Honorar noch wesentlich billiger!

Ich meine auch nicht, dass man jeden fremdsprachlichen Ausdruck eindeutschen muß, oder ihn perfekt ausländisch sprechen sollte, es muß eben „natürlich“ klingen - und genau das ist die Kunst der Profi-Sprechers.
Grüße.
Eckard.

Ach, das ist doch Balsam für meine kraterübersäte Sprecherseele.

Dankeschön. Dieses „Dann nehmen se doch mal die Frau XY“ - dieses Phänomen geistert eben auch durch die Funkhäuser: „Sprechen hat mir die Muddi beigebracht, das muß man doch nicht lernen!“ Und so klingt’s dann eben durch Hain und Flur…
Chapeau, Eckard!

Und welcher Sorte muß ich Dich zurechnen?

Du, ich würde jeweils eine nähere Erläuterung (Übersetzung/Äquivalent) zum Begriff geben, wenn ich ein ungewöhliches Wort benutze. Somit erreiche ich besser die anvisierte Zielgruppe.
Schlimm…?

Hallo, liebe Leute!

Jetzt fühle ich mich aber in meiner Berufsehre
herausgefordert!
Als einer, der „es" jeden Tag machen muß und „es" auch gerne
tut (Rundfunksprecher beim hr seit 21 Jahren), laßt mich zum
Thema Aussprache auch mal was sagen.

Hi Jürgen,

Dein Beitrag macht mir wirklich Freude!
Es gibt sie also noch, die Sprecher, die wirklich sprechen können und auch wissen, was sie da lesen …

Aber in Abwandlung eines Politikerwitzes muß ich festhalten:
90 % der Radiosprecher machen den Ruf der anderen 10 % kaputt!

Und das ist in Österreich leider ganz genauso.

Ich frage mich: Ist es den Zuhörern und -innen wirklich wurscht, oder passen sie sowieso nicht auf? Zumindest in Ö zahlen wir horrende Gebühren und haben eigentlich auch eine ordentliche Gegenleistung verdient. Aber statt Entschuldigungen und besserer Sprecher gibt’s dann "Unterhaltungs"sendungen à la „Hoppala“, was ja wirklich das Allerletzte ist.

Greetinx
mic

Hallo Jürgen,
es liegt mir natürlich völlig fern, „die Radio-/TV-Sprecher“ pauschal zu kritisieren, hast Du wohl auch nicht so verstanden, denke ich. Auch haben sich die Antworten - wie häufig hier im w-w-w so üblich - von meinem Anfangs-Posting entfernt. Was ich meinte, war keine Generalkritik an der Aussprache fremdsprachiger Namen, sondern der in letzter Zeit zu beobachtende Versuch einer überkorrekten Aussprache dieser, natürlich unter Übernahme fremdsprachiger Phoneme, die es dann im Deutschen nicht gibt, die dann auch ein geschulter Sprecher nur schwer wiedergeben kann und was dann teilweise äußerst komisch, ja zum Lachen klingt.
Du nanntest das Beispiel „Walesa“ mit der Maßgabe, „daß man den Namen in der Zeitung wiedererkennt“. Das finde ich gut, denn Polnisch können die Wenigsten, und „Wa-ue-sa“ würden die meisten wohl als jemand anders als Walesa registrieren. Ich nannte „Software“, das die meisten (und ich stamme aus dem „Software-Milieu“!) „Softwähr“ (deutsches „w“) aussprechen und nicht „Soft-uähr“, nicht „Softwahre“ (mit deutschen „a“ und „e“ am Ende). Software steht hier nur für zahllose andere Beispiele.
Ich bin 100% Deiner Meinung, dass man einen Mittelweg finden muss, „New York“ oder „Giscard d’ Estaing“ deutsch auszusprechen, würde schlicht lächerlich klingen. Zur Erheiterung: Ich hab’ mal einen Sketch im Radio gehört (ist schon eine Weile her), in dem jemand (in einer deutschen Stadt) nach der „Njuten-Strasse“ fragte. Er traf auf einige, die damit nichts anfangen konnten, bis er den geschriebenen Namen zeigte. „Ach Sie meinen die Newton-Strasse“ (deutsch ausgesprochen). Den Nächsten fragte er nach der Newton-Str., der verstand ihn aber nicht … usw.
Das Problem liegt wohl in der „Überkorrektheit“, die den Deutschen - wohl schon immer - eigen ist, einer Unsicherheit gegenüber fremden Dingen, und in letzter Zeit einem Sparzwang, der bei allen gesellschaftlichen Institutionen zu finden ist - Eckard hat ein treffendes Beispiel genannt, ich kenne es aus der Industrie.
Zum Schluss: Ein dickes Lob für Deinen Beitrag, fand ich sehr gut und hilfreich!
Gruss, Stucki

Du nanntest das Beispiel „Walesa“ mit der Maßgabe, „daß man
den Namen in der Zeitung wiedererkennt“. Das finde ich gut,
denn Polnisch können die Wenigsten, und „Wa-ue-sa“ würden die
meisten wohl als jemand anders als Walesa registrieren.

  1. meine ich, dass jeder Mensch einen Anspruch auf seinen Namen
    hat (und nicht auf das, was ein anderer dafür hält)
  2. bietet doch gerade das Fernsehen die Chance (bayrisch:
    Schaase), dadurch bildend zu wirken, dass gleichzeitig zur
    korrekten Aussprache auch die korrekte Schreibweise (im Insert)
    und das korrekte Bild (was leider auch nicht immer klappt)
    übermittelt werden können.

Zur
Erheiterung: Ich hab’ mal einen Sketch im Radio gehört (ist
schon eine Weile her), in dem jemand (in einer deutschen
Stadt) nach der „Njuten-Strasse“ fragte.

Ich kann da noch ein Beispiel aus eigenem Erleben beisteuern: In
München gibt es die Claude-Lorrain-Straße, in der auch eine
gleichnamige Straßenbahnhaltestelle ist. Normalerweise wird sie
von den Fahrern „Glaude-Lorrrrain-Schtroß“ ausgerufen. Nur gab es
mal einen gebildeten studentischen Aushilfs-Fahrer, der korrekt
„Klohd-Lorrä(ng)-Straße“ sagte. Es gab einen Sturm der Entrüstung
in der Tram, gipfelnd in dem schlagenden Argument eines Rentners:
„Jetz wohn i do scho fuchzg Johr, und des hod no oiwai
Glaude-Lorrrrain-Schtroß ghoaßa …“ Sprach’s und verließ
zornentbrannt die Elektrische. An der Glaude-Lorrrrain-Schtroß.

Das Problem liegt wohl in der „Überkorrektheit“, die den
Deutschen - wohl schon immer - eigen ist,

Und erst recht den Österreichern. Bei denen heißt es nicht:
Fitze-Kanzler, sondern Wihze-Kanzler, nicht Bill-Jard, sondern
Bi-Jahr.
Gruß
R.B.

Hallo Jürgen,
es liegt mir natürlich völlig fern, „die Radio-/TV-Sprecher“
pauschal zu kritisieren, hast Du wohl auch nicht so
verstanden, denke ich.

Nein, Stucki, hab’ ich auch nicht…

Auch haben sich die Antworten - wie

häufig hier im w-w-w so üblich - von meinem Anfangs-Posting
entfernt.

Phänomen ist bekannt :wink:

In den Beiträgen zu dieser sehr interessanten Diskussion, die - soweit ich das verfolgen kann - ja DU angestoßen hast (danke!),
tauchen mittlerweile auch noch die herrlichen Beispiele der Straßennamen auf, egal ob das jetzt München, Wien oder Frankfurt ist.
Zu meiner Anfängerzeit 1979 wollte ich am Mikrofon auch immer alles besonders korrekt aussprechen - so habe ich die „Coulinstraße“ in Wiesbaden französisch ausgesprochen, obwohl die Gasse tatsächlich schon immer „Kuhlihn“ heißt. Es gibt aber immer wieder ganz besonders krasse Zeitgenossen, die das zum Anlaß nehmen, den Menschen am Mikrofon zum Generalknalldeppen zu stempeln nach dem Motto „Sie müssen doch wissen, wie die Straße heißt,
i c h wohne da schließlich seit 30 Jahren…“. Ein schlimmer Fall ist die Aussprache der Stadt Alsfeld in Hessen. Jeder Nicht-Alsfelder sagt „Aaaalsfeld“. Jeder Alsfelder sagt „Allsfeld“. Wehe, wenn der Hessische Rundfunk mal das lange aaa spricht - du glaubst nicht, was da am Hörertelefon los ist.
Abschließend noch die Bemerkung: Es ist ja auch sehr gut und ein Beweis dafür, daß wir nicht ins Leere senden, wenn die Hörer auf Fehler reagieren. Nur sollte es konstruktiv bleiben.
Beste Grüße
Jürgen

Hi, Mic,

Und das ist in Österreich leider ganz genauso.
Ich frage mich: Ist es den Zuhörern und -innen wirklich
wurscht, oder passen sie sowieso nicht auf?

Ja, das ist natürlich ein riesiges Problem.
Du darfst nicht vergessen, daß die meisten Zuhörerinnen und Zuhörer Begriffe, Namen, Ortsbezeichnungen in fremden Ländern usw. vielleicht gerade mal aus der Zeitung kennen und dann erwarten, daß das Radio oder das Fernsehen ihnen sagt, wie sie ausgesprochen werden. Und „was das Radio sagt“, das stimmt, egal wie falsch es ist… Die Mittel, das Interesse und die Energie nachzuforschen, ob die Aussprache wirklich korrekt ist, haben 90% der Hörer nicht. Die übrigen treffen sich bei „Wer-weiss-was“!!!
Es grüßt Dich herzlich der Jürgen

Tut mir leid José, dass ich Martha Argerich „eingedeutscht“ habe. Jedenfalls aber keine englische Aussprache wie bei „Engelbörd Hampedink“.
Gruss, Stucki

‚Sprachpuristen‘, ‚Spaßvögel‘

Hi, ihr „Sprachpuristen" *lol*

Nein, nicht „Sprachpuristen“, „Spaßvögel“ wäre besser. Mich ärgert’s nicht, mich belustigt die Sache. Mir rutschen oft genug Anglizismen raus, da ich lange in USA gearbeitet habe …

Eigennamen sollten immer so gesprochen werden
wie dort, wo sie herstammen. Sie werden z.B.
auf Wegweisern ja auch so geschrieben.

Bedingt, ich nannte das Beispiel „San Francisco“, kein Mensch würde hier „Sän Fränssisco“ sagen, ich auch nicht. Die Amerikaner sagen „Lowenbrau“, weil es ein richtiges „ö“ und „äu“ da nicht gibt.
Wegweiser? War mal in Antwerpen/Belgien, wollte auf der Autobahn nach Aachen. Hat 'ne Weile gedauert, bis ich begriffen hatte, dass ich nach Aken fahren muss, liegt aber wohl an meiner Begriffsstutzigkeit … :wink:)

Tut mir leid (nein, eigentlich nicht),
aber sie ist Argentinierin. Richtig
ausgesprochen „Archeritsch"

Danke, hätte vorher mal im Brett Klassik nachfragen sollen.

Also, nicht so ernst nehmen, was ich sagte, nur mal hinhören, vielleicht findet Ihr’s dann auch einfach komisch-lustig.
Gruss, stucki

Wo du schon Alsfeld als Beispiel annführst, möchte ich mein schönstes Erlebnis dann doch nicht zurückhalten…
So brachte es eine Sprecherin des WDR immerhin fertig, die 4tgrösste Stadt NRWs, Duisburg, nicht korrekt Düsburg sondern wörtlich Du-ihsburg auszusprechen.
Da blieb mir dann auch die Spucke weg.
Was ausländische Namen angeht finde ich Deinen Standpunkt richtig. Verstädnlichkeit geht vor. Was nutzt es mir zu hören, dass der polnische Staatspräsident Wauesa -wie auch immer- was gemacht hat, wenn ich doch in der Zeitung stehts nur von Walesa lese?