'Coup de coeur' bei Hachette?

Liebe Jünger des Dionysos,

anlässlich der Erprobung einer neuen Wein-Connection in die Ardèche frage ich mich (Dilettant in Wein, daher in objektiven Maßstäben ziemlich unbeleckt), wie man die Auszeichnung „coup de coeur“ von Hachette werten kann. Ist der Hachette eher eine volkstümliche Angelegenheit mit nicht so sehr hohen Ansprüchen, oder darf man den Hachette als Referenz und damit den „coup de coeur“ bereits als etwas werten, was nicht so ohne weiteres zu kriegen ist?

Zum gleichen Keller noch eine technische Frage: Ich entsinne mich, dass mir vor sehr langer Zeit anlässlich eines Besuches mit der Berufsschulklasse in Möglingen erklärt wurde, Glyzerinbögen beim leichten Schwenken des Glases seien ein Anzeichen für Extraktreichtum und damit Qualitätsmerkmal, welches nicht „fälschbar“ sei, weil Glycerin nur beim Vergären eines Mostes mit einigen Öchsle entstünde und nicht oder wenig bei chaptalisiertem Wein zu finden sei. Chemisch will mir das nicht recht einleuchten, andererseits finde ich bei dem einfachsten Landwein aus der aufgetanen Quelle nicht bloß die bezeichneten Glyzerinbögen, sondern subjektiv einen sehr erfreulichen Roten (zu den „besseren“ cuvées aus dem Keller hab ich mich noch nicht vorgetastet).

Der Brockhaus sagt mir zwar, dass Glyzerin ein Gärungsprodukt bei der Vinifizierung ist, und ganz allgemein als „Qualitätsmerkmal“ wirds von allen möglichen Leuten erwähnt, aber was genau (wenn überhaupt etwas) kann man an reichen, hochviskosen Glyzerinbögen erkennen?

Schönen Dank - schöne Grüße

MM

Hallo Martin,

der „Guide Hachette de la Vin“ ist einer der renomiertesten Weinführer für französische Weine. Selbstverständlich werden da auch Auszeichnungen verliehen und der „Coup de Coeur“ ist eine solche.
Nicht ganz einfach zu bekommen und somit schon ein gewisses Qualitätsmerkmal, sofern man mit den Bewertungskriterien und der Bewertungsgeschickte des Hachette etwas anfangen kann.

Zu Deiner Frage nach dem Glycerin kann ich Dir leider keine erschöpfende Auskunft geben. Wie Du ja selbst schon schreibst, ist Glycerin ein Gärnebenprodukt. Auch hört man oft, daß die Kirchenfenster im wesentlichen auf Glycerin im Wein zurückzuführen seien. Hierzu empfehle ich Dir:
http://www.wein-plus.de/glossar/Kirchenfenster.htm
Tischelmeyer schreibt hier, daß das wohl nicht so sei.

Viele Grüße

mhg

http://www.ich-brauche-keine-homepage.de

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kirchenfenster
hallo martin,

vielen dank für deine interessanten erläuterungen.
soviel ich weiß, treten doch die kirchenfenster nur bei speziellen weinen auf, oder?
demzufolge dürften sehr leichte frische weißweine solche grundsätzlich nicht ziehen?
wären die, so meine annahme richtig sei, dann qualitativ minderwertig?

strubbel
&:open_mouth:)

Hallo Strubbel,

Diese Kirchenfenster gibt es, in der einen oder anderen Form, bei allen Weinen. Nur fallen sie bei bestimmten Weinen mehr auf, als bei anderen.
Wenn ich mal unterstelle, daß Tischelmeyer mit seinen Ausführungen recht hat, dann ist bei, wie Du schreibst, leichten und frischen Weinen zum einen der Alkoholgrad nicht hoch genug, als daß sich nennenswerte Kirchenfenster ausprägen klönnten. Wenn man genauer hinsieht, erkannt man schon sowas ähnliches, da der Wein ja auch vom Glasrand wieder abläuft. Nur eben nicht so ausgeprägt, wie beispielsweise bei einem alten Port…
Von einer qualitativen Minderwertigkeit möchte ich in diesem Zusammenhang aber nicht sprechen. Schließlich hast Du an einen, sagen wir mal, Riesling Kabinett andere Anforderungen. Würde ein solcher Wein dick, ölig und stabil vom Glasrand rinnen, könnte man ihn wohl kaum als typisch für die Kennzeichnung „Riesling Kabinett“ bezeichnen.
Insofern denke ich, daß Kirchenfenster als fester Parameter einer Qualitätsbestimmung wohl eher ungeeignet sind.
Es ist ziemlich vertrackt :wink:

Viele Grüße

mhg

http://www.ich-brauche-keine-homepage.de

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