Hallo Ralf,
dass ich Dich nicht kenne, spielt hier keine Rolle! Das ist das Prinzip von wer-weiß-was. Und ich finde es nur fair, dass, wenn man selber mal Fragen hat und diese beantwortet bekommt, man sich die Zeit nimmt, Anderen genauso behilflich zu sein!
Ich bin etwas neidisch, dass Du Berufsmusiker bist. Ich hab mich vor einigen Jahren gezwungenermaén dagegen entschieden. Wollte eigentlich Tontechnik studieren, was aber leider nicht geklappt hat. Nun ist die Musik und gerade die Tontechnik ein tolles Hobby neben dem Job. Ich arbeite als Logistiker, was also mit dem Thema nichts zu tun hat. Aber ich mache seit mittlerweile auch über 20 Jahren Musik und seit etwa 10 Jahren arbeite ich mit Cubase.
Wer Dir erzählt Mono und Stereo sei dasselbe, scheint irgendetwas falsch verstanden zu haben. Letztendlich kann man alles in Mono aufnehmen und auch mischen. Dadurch geht aber das räumliche Gefüge verloren. Bei der Auswahl der richtigen Kanalkonfiguration ist vor allem die Signalquelle entscheidend. Ein Beispiel: Wenn Du eine Gitarre aufnimmst, hast Du ein Mono-Signal. Du könntest das auch Stereo aufnehmen, aber es bringt Dir nichts, weil auf beiden Kanälen der Stereo-Spur das Gleiche ankommen würde. Voraussetzung für eine Gitarre in Mono ist natürlich auch hier das Setup. Wenn Du mit der Gitarre direkt in dein Interface gehst und dann zB die Effekte nachträglich hinzufügst, reicht ein Mono-Signal. Du nutzt ja, wenn Du mit der Gitarre in einen Amp gehst auch nur ein Mono-Kabel und kein Stereo. Möchtest Du aber mit der Gitarre einen Stereo-Sound aufnehmen, kannst du entweder einen Stereo- oder zwei Mono-Kanäle nutzen. Wenn Du zB ein Stereo-Delay erzeugen möchtest und dazu zwei Boxen oder Speaker nutzt, aus denen nicht das Gleiche rauskommt, stellst du jeweils vor beide Boxen ein Mikro und kannst dann entweder eine Stereo-Spur oder eben zwei Mono-Spuren erzeugen, die das Signal aufnehmen. Grundsätzlich würde ich bei einer solchen Konstellation zu zwei Mono-Spuren raten, aus folgendem Grund: mehr Kontrolle. Bei einer Stereo-Spur in Cubase lassen sich Insert-Effekte, EQ und Mixer-Einstellungen nur für beide Kanäle der Stereo-SPur (links und rechts) gleichzeitig bearbeiten. Die Effekteinstellungen greifen also gleichermaßen auf beide Kanäle zu. Wenn Du bei dem Stereo-Delay aber für die Klangbearbeitung ein wenig experimentieren möchtest, zB indem Du links mehr Höhen und rechts vielleicht mehr Bässe haben möchtest, lässt sich das einfacher mit Mono-Spuren erzeugen. Für den Mix, der selbstverständlich im Regelfall in Stereo gemacht wird, bedeutet das, dass Du eine Spur im Panorama nach links und die andere pur nach rechts legst. Ein kleiner Hinweis, bei Mono spricht man von Panorama, weil man die Spur an eine bestimmte Stelle in das Gesamtpanorama des Songs einordnet. Bei Stereo hast Du die Möglichkeit die Balance zwischen links und rechts zu regeln. Damit bestimmst Du aber nur die Lautstärkeverhältnisse zwischen links und rechts. Ich persönlich nutze Stereo-Spuren eigentlich nur bei Instrumenten, die ein, sagen wir mal perfektes, Stereosignal ausgeben. Ein Digitalpiano zum Beispiel. Wenn ich aus einem Yamaha Motif einen Grand Piano Sound aufnehme, mach ich das in Stereo, denn zum einen wird ein Klaivier im Mix eigentlich immer in der Mitte platziert, zum anderen ist das Signal schon „perfekt“. Das heißt, ich muss da an dem Verhältnis zwischen links und rechts nichts mehr ändern. Wenn ich jetzt aber einen Flügel aufnehmen möchte und dafür zwei Mikros nutzen möchte, um anschließend einen Stereo-Sound zu erzeugen, würde ich zu zwei Mono-Kanälen greifen. Aus dem einfachen Grund, dass Du mehr Kontrolle hast. Es kann ja durchaus sein, dass das linke Mikro, was auf die tiefen Oktaven gerichtet ist, sehr viel Bass aufnimmt, während das rechte Mikro mehr Höhen abbekommt. Um das Verhältnis auszugleichen, ist es einfacher zwei Mono-Spuren zu verwenden. Links wird dann im Mix nach links in Panorama gedreht und rechts nach rechts. Wenn Du jetzt merkst, dass im Verhältnis der Bassanteil des Klavieres sehr hoch ist, kannst Du den linken Kanal einfach etwas runter drehen. Hättest Du das in Stereo aufgenommen, wäre es sehr viel aufwändiger dieses Ergebnis zu erzielen. Ich hoffe, Dir ist einigermaßen klar, was ich Dir sagen möchte 
Ein Bus ist übrigens nichts anderes als ein Übertragungsweg. Ich vermute dieser Begriff wird genutzt, um den Unterschied zu einem Kanal (channel) deutlich zu machen. In Cubase ist der Bus der Weg mit dem das Signal zu einem Kanal geleitet wird. Dieser wiederum zeichnet das Signal erst auf, spielt es dann ab und lässt die Bearbeitung zu. Der Bus ist also lediglich der physikalische Übertragungsweg, während der Kanal zur Signalver- und bearbeitung dient.
Grüße aus Goch,
Martin