Da Hilft keiner

Moin,

meine Tochter, >40, hat sich bei der Geburt die Nabelschnur um den Hals gewickelt.

War gar nicht gut. Sie hat halt ab und zu einen epileptischen Anfall.

So auch jetzt wieder. Auf der Strtasse. Ganz normale gut freqentierte Großstadtstrasse.

Folge : grosser Schmiß rechte Wange. Mußte geneht werden.

Hat auch nur einer - ein einziger - ihr geholfen? Oder zumindest mal gefragt.

Nixe.

Können die heute nur noch KI?

D,

1 „Gefällt mir“

Neulich in einer mittelmäßig belebten Fußgängerzone. Ein älterer Mann stürzt und verletzt sich leicht am Kopf. 100% der Passanten (in den Fall fünf Personen) laufen zu ihm. Als erstes am Ort des Geschehens zwei junge Männer, erkennbar Mitarbeiter einer Dönerbude. Einer kümmert sich um den Mann, der andere greift zum Handy und ruft einen Rettungswagen. Die beiden eskortieren den Mann zu einem Sitzplatz vor der Dönerbude (und bleiben bei ihm bis zum Eintreffen des Rettungswagens), während andere Passanten den Rollator des Herrn bergen und mit Taschentüchern die Wunde versorgen bzw. ihm das bisschen Blut von der Schläfe tupfen.

Wat nu?

2 „Gefällt mir“

Vor zwei Jahren, glaub ich. So um die Weihnachtszeit. War gerade am Weg zu meiner Mutter. Da liegt einer auf dem Gehsteig. Dreckiges Tshirt, allgemein bisserl verwahrlost. Und Plastiksackerl in der Hand. Ich schaute, ob er ansprechbar ist. Die Leute gingen um ihn herrum oder einfach drüber. Er ist nur hingefallen und kam nicht mehr auf. Mir Fliegengewicht war er zu schwer. Ich brüllte rüber zur Busstation, wo viele Leute standen.

Alle hatten plötzlich etwas wichtiges am Handy zum herumwischen oder schauten verlegen auf die Uhr, wann denn der Bus käme. Ich seh zwei junge Burschen, die in die Seitengasse einbogen. Ich holte sie ein: ”geh, helft’s mir mal kurz, da liegt jemand!”.

Gemeinsam haben wir ihn auf die Bank gewuchtet, ich hob noch sein Sackerl auf.

Drinnen war nur ein Adventkranz, keine Schnapsflasche.

Es werden nie Alle helfen, wichtig ist, dass man selber der Eine ist. Die Anderen können sich schämen.

9 „Gefällt mir“

Die Erfahrung zu machen, dass einem bei einem medizinischen Akutfall oder generell in Notsituationen nicht geholfen wird, ist nicht schön. Je nachdem, wie dringend und groß der Hilfsbedarf ist, wirkt ein solches Erlebnis auch noch nach.

Pauschal kann man sicher nicht sagen, dass Menschen ncht hilfsbereit sind. Es hängt im Zweifel von vielen Faktoren ab. Eine Rolle spielt dabei nicht nur, wie das eingeordnet wird, was man wahrnimmt, sondern auch, ob man Angst hat, etwas falsch zu machen.

Diabetiker haben zum Beispiel das Problem, dass der Atem bei Unterzuckerung häufig mit einer Alkoholfahne verwechselt wird. Das hält dann viele davon ab, zu helfen. Beim epileptischen Anfall ist das Problem, dass der sehr furchteinflößend aussieht, für jemanden, der das nicht kennt. Einen Notfallausweis hat deine Tochter dabei? Wie geht es ihr denn jetzt nach der Erfahrung?

Zur Aufklärung mal ein kleines Video. Natürlich nicht für dich, aber für diejenigen, die mitlesen.

4 „Gefällt mir“

Und wenn man sich nicht alleine traut oder das zu viel für einen ist, andere direkt ansprechen. Was du auch beschreibst. Das ist genau der Impuls, den viele brauchen. Die helfen dann auch.

2 „Gefällt mir“

Zu wenig Zucker in den Zellen, viel zu viel im Blut.

Das nennt man - weil der Zucker im Blut gemessen wird - Überzuckerung.

Aber auch die häufigere Unterzuckerung wird gerne mit Alkoholmissbrauch verwechselt, da es zu ähnlichen Störungen wie Lallen und Bewustseinstrübung führt. Zudem: Wer als Diabetiker Alkohol trinkt, hält seine Leber von der Glukoseherstellung ab und senkt so den Blutzuckerspiegel.

Bei einer alkoholisierten Person nicht den BZ zu messen, bevor man ihn zur vermeintlichen Ausnüchterung bringt, ist grob fahrlässig.

5 „Gefällt mir“

Völlig richtig. Lapsus von mir. Danke für die Korrektur. Das war eine Art doppelte Verneinung im Kopf.

Ist übrigens auch, dass kollektives Wegsehen oft schon von einem beherzt zupackendem Helfer aufgelöst werden kann.

Und auch, dass unterlassene Hilfeleistung mir als eine vollkommen absurde, abartige, egoistische, menschenunwürdige Tat unverständlich ist. Genau wie die manchmal zu sehende Rudelbildung mit gezückten Smartphones im Anschlag.

Ich habe es selber noch nie beobachten müssen, dass Leute Notfälle und offensichtliche Hilfsbedürftigkeit ignorierten.

Vielleicht liegt es daran, dass wir hier etwas ländlicher wohnen? Stimmt wohl das Vorurteil, dass man hier bei sowas direkt ans Anpacken denkt und in der Großstadt das “da soll’ sich halt jemand anders kümmern” gedacht wird?

2 „Gefällt mir“

Weiß ich nicht. Mein heftigstes Erlebnis ist ein paar Jahre her. RLP an einer Bundesstraße. Nicht Großstadt. Radfahrerin wird von LKW im Vorbeifahren ins Schleudern gebracht und knallt gegen eine Mauer. Kopfverletzung. LKW fährt weiter. Ich bin dahinter, halte an. Blöderweise zwar Auto noch als Puffer abgestellt, dann aber Verbandszeug nicht direkt mitgenommen. Handy hatte ich. Notruf abgesetzt. Soweit so gut. Es vergingen fast 15Minuten, bis die Rettungskräfte kamen 15Minuten, in denen ich alleine war und keiner hat angehalten, bzw erst recht kurz bevor der Rettungswagen kam. Die Leute haben gehupt! Mehrere!

Ich verstehe es einfach nicht.

Das sind keine Menschen. Menschen haben Empathie.

2 „Gefällt mir“

Das ist der s. g. Zuschauereffekt und der ist (leider) normal. Je mehr Leute anwesend sind, umso geringer die Wahrscheinlichkeit, dass jemand hilft.

Und genau so wirkt man dem Effekt entgegen. Durch persönliche Ansprache „reißt“ man die Person aus der anonymen Menge. Sie „wacht auf“ und merkt, da hilft ja keiner. „Kann ja jemand anderes machen“ ist dann nicht mehr.

Genau deswegen hat das rüberbrüllen in die Menge nichts geholfen. Immer direkt ansprechen und - soweit man selbst genug Überblick hat - eine konkrete Aufgabe verteilen.

2 „Gefällt mir“

und diese ist mit dem ganz typischen Azetongeruch (ab etwa 250 mg/dl) deutlich zu erkennen.

Unvergessen die Midwest-Amerikanerin im Schnellzug Paris - Frankfurt, deren heftig überzuckerter Gatte halb weggetreten in den Seilen hing, der ich grade erklärte, dass man da erstmal gar nichts machen könnte, dass der Chef de train den Rettungsdienst zum nächsten Halt rufen würde und dass ich solange auf Puls und Atmung aufpassen würde, als eine eine paar Wagen weiter aufgetriebene Ärztin grade in dem Moment dazu kam, als die fürsorgliche Gattin meinte, sie würde jetzt doch lieber schauen, ob sie nicht im Bordrestaurant eine Cola für den Mann auftreiben könnte. Die Ärztin, völlig entgeistert, dass man unter Eheleuten so ahnungslos in Sachen Diabetes sein könnte: „NOOOON! Voulez-vous le tuer?“

In diiesem Sinne

MM

1 „Gefällt mir“

Servus,

wer sind „die“?

Als mich in der Woche vor Pfingsten ein mit ichweißnichtwas bedopter Blechritter aus dem Sattel geschubst (und dabei das Hinterrad meines geliebten Patria regelrecht zusammengefaltet) hatte und ich zunächst bewegungsunfähig neben dem Patria auf der Straße lag, war sofort ein Mitt- bis Enddreißiger (offenbar mit irgendeiner Art von San-Ausbildung, aber nicht etwa im Dienst) zur Stelle, prüfte, ob mein Rücken und mein Becken in Ordnung war und half mir dann von der (vielbefahrenen Innenstadt-)Straße, bis der von anderen Passanten gerufene Rettungsdienst da war. Andere kümmerten sich um mein Fahrrad.

Als meine Gattin einige Wochen später nach einem recht unglücklichen Fahrradsturz mit gebrochenem Oberschenkel und grausigen Schmerzen auf der Straße lag, waren sofort ein paar Leute da, die sich um sie kümmerten, die das Fahrrad von der Straße holten und abschlossen, nachdem die gerufene Polizistin sich davon überzeugt hatte, dass kein Unfallgegner im Spiel war.

Das Beste daran: Einige Tage später am Spätnachmittag, als ich nach Hause kam, ein Anruf. Nach dem üblichen „Bin ich hier richtig bei NNN?“ (wir haben beide die Geburtsnamen behalten) dann: Soundso mein Name, ich bin die Polizistin, die am letzten Mittwoch anwesend war, als Ihre Frau mit dem Rad gestürzt war - ich wollte mich nur mal erkundigen, wie es ihr geht."

Ohne irgendeinen dienstlichen Anlass oder Zusammenhang - ich war richtig baff.

Moral:

Hüte Dich vor selektiver Wahrnehmung.

Schöne Grüße

MM

1 „Gefällt mir“

Ich denke, dieses pauschale Behauptung ist schon durch meinen Verweis auf den Zuschauereffekt widerlegt. Es ist ein psychologisches Grundprinzip.

Immerhin gibt es auch Untersuchungen aus den 1950ern dazu. Und auch in meiner Jugend gab es Berichte in den Nachrichten über größere Unfälle, bei denen trotz zig Schaulustiger keiner oder nur ein paar Einzelpersonen geholfen haben.

1 „Gefällt mir“

In diesem speziellen Zusammenhang: Ja.

In benachbarten, ähnlichen Zusammenhängen, etwa dem Eindruck, dass „die“ von ihrer eigenen, imaginären Existenz in irgendwelchen Sauschell-Neddwögs so weit beeindruckt und beeinflusst sind, dass sie sich im wirklichen Leben überhaupt nicht mehr als mit Artgenossen zusammen lebende, mithin sozial organisierte Lebewesen verstehen und damit Grundregeln dieses Zusammenlebens weder respektieren noch überhaupt kennen, ist es freilich schon nötig, dass man sich mal vor Augen führt, wie überragend groß die Mehrheit ist, die man eben deswegen, weil sie sich ganz „normal“ gebärdet, im Vergleich zu den einzelnen, eben auffallenden Outlaws kaum wahrnimmt, egal wie bedeutend sie ist. Daher mein Hinweis auf das Risiko selektiver Wahrnehmung und meine und auch die anderen Berichte von Notlagen und Unfällen, in denen sich andere ganz schlicht wie Menschen verhalten haben: Man merkt sich „normales“ Verhalten viel weniger, weil es nicht auffällt.

Schöne Grüße

MM

Wenn wer psychologische Effekte als Begründung nutzt, um es sich einfach zu machen, ist es natürlich menschlich fragwürdig. Dass sowas gemacht wird, ist leider gegeben. Das Wissen um solche Effekte sollte immer dazu dienen, sich selbst besser zu reflektieren.

Mir geht es eher darum, dass mit solche pauschalisieten Falsch-Behauptungen bestimmte Menschengruppen diffamiert werden und derjenige der es ausspricht, es sich auf Kosten dieser Menschen viel zu einfach macht und sich „schöner“ aussehen lassen möchte.

Der OP handelt für mich hier am Ende schlimmer als jene, die er kritisiert.

Nun ist aber auch selektiv, wenn man sich nur positive Fälle rauspickt. Und jemand, der (direkt oder indirekt als Angehöriger) mitbekommen hat, wie schlimm es ist, wenn nicht geholfen wurde, ist im Sinne des Wortes nicht dadurch geholfen, dass man ihm / ihr vorwirft, die Sichtweise sei falsch, denn ich weiß ein, zwei, drei Beispiele, wo Tante Erna und Onkel Jupp und dem Hausmeister Krause geholfen wurde.

Diese unterlassene Hilfe hat, ganz egal ob bei einem Unfall oder einer Straftat oder einem anderen tragischen Ereigniss, durch das man in hilflose und gesundheitlich ernste Situation gerät, auf die Psyche große Auswirkungen. Positov, wie negativ. Kommt Hilfe, wird das als Schitzfunktion erlebt und solche Ereignisse werden mit größerer Wahrscheinlichkeit gut verarbeitet. Unterbleibt die Hilfe, dann fehlt nicht nur diese Schutzfunktion, sie kehrt sich ins Gegenteil. Das Gefühl, im Stich gelassen worden zu sein, hat dann nicht selten auch Auswirkungen auf spätere Situationen.

Von daher ist es nicht nur unnötig, sondern schädlich, so jemandem ein Stückweit nachzutreten und die Sichtweise zu kritisieren. Hier ist nicht geholfen worden und das ist ein alles andere als schönes Erlebnis.

Auffällig, wie wenig Empathie in diesem Punkt hier bei einigen vorhanden ist!

Studien zeigen, dass jenach Notlage die Hälfte bis Zweidrittel nicht helfen, u.U. sogar mehr.

Und dein Beispiel übersteigert das noch. Das wird schon aggressives Victim Blaiming. Wenn überhaupt der OP eine Gruppe ausmacht, dann ist die dadurch definiert, dass das die Menschen sind, die nicht geholfen haben. Wenn du nicht zu dieser Gruppe gehörst, warum so aggressiv? Du bist doch gar nicht angesprochen…

Welches Beispiel?

Da ist nichts aggressiv. Du hast nur den Kontext verloren. Es ging bei meiner Aussage ausschließlich um die Aussage „Können die heute nur noch KI?“

Und was sollt das mit dem „nicht angesprochen“? Darf man keine Haltung zu einem Thema haben, wenn man nicht angesprochen ist?

Dein Kommentar als Beispiel für Reaktionen auf den OP.

Selbstverständlich ist das aggressiv:

Ein verletzter Mensch liegt auf der Straße und Leute gehen vorbei und helfen nicht! Und du sagst ernsthaft, dass der OP schlimmer handelt, als diese Menschen? Du behauptest, dass der OP

Da ist jemand offensichtlich sehr frustriert, sehr mitgenommen darüber, dass ein Angehöriger in der Öffentlichkeit in eine medizinische Notlage kommt und niemand hilft. Und u.a. du zeigen dafür keinerlei Empathie, stattdessen wird auf die Goldwaage gelegt, dass dort “die” als pauschale Ansprache für eine Gruppe steht, die offensichtlich nicht geholfen hat?

Es ist wieder einmal bezeichnend für dieses Forum, wie sehr hier bei Fragestellern jeder Buchstabe auf die Goldwaage gelegt wird in der Verteidigung einer Gruppe, … s.o., die überhaupt nicht spezifiziert ist.

Umgekehrt wird aber reichlich rüpelhaft argumentiert und die Wortwahl spielt offensichtlich keine Rolle gegen eine konkrete Person, die wahrscheinlich gar nicht mehr mitliest, nachdem die Reaktionen so brüsk sind.

Ist es nicht interessant? Wir waren in der Diskussion eigentlich schon konstruktiv. Auch du mit deiner ersten Antwort. Bis Aprilfisch mal wieder Schwanks aus dem Leben illustriert hat. Er ist es doch gewesen, der “die” verteidigt hat. Die waren die, die nicht geholfen haben, ganz eindeutig. Mit seiner hübsch ausgemalten Erzählung wird aber konkret “die, die nicht geholfen haben” übermalt. Und du springst auf diese Missinterpretation an.

Abgesehen davon, dass du Aprilfischs missgünstige Interpretation von “die” übernimmst, dreht sofort die Sprache. Angeklagter, Ihre Behauptungen sind “widerlegt”! Und gleich im nächsten Beitrag verhöhnt Aprilfisch munter weiter, wenn er von seinem

salbadert. Völlig respektlos angesichts der Erfahrung, die hier gemacht wurde. Wie wäre es, wenn Aprilfischs Frau nicht diese positive Erfahrung gemacht hätte, sondern stattdessen liegengelassen worden wäre und er hätte sich den Frust runter geschrieben. Wie hübsch wäre es dann, auch davon zu schreiben, dass so eine Erfahrung mit der eigenen Angehörigen verhöhnt werden als

und diejenigen, die weggeguckt haben, und damit auch das Erlebnis selbst, als

negiert wird. Und der Hinweis mit der selektiven Wahrnehmung an der Stelle ist nur unverschämtes Gesabbel, der nichts weiter als Effekt hat, als das zu bagatellisieren. Das ist hier keine Theorie, der Vorfall ist passiert. Und das Ergebnis ist falsch! Tendenziell hilft die Mehrheit eben NICHT.

Du springst darauf auf.

Die Bedeutung geht hier deutlich über das Forum hinaus. Wenn wir über traumatisierte Menschen reden, dann ist eine Reaktion, wie hier gezeigt, Risikofaktor dafür, dass Menschen psychische Folgeprobleme entwickeln. Das ist keine Küchenpsychologie, sondern medizinische Tatsache.

Zu deiner letzten Frage noch: Darauf hat sich das gar nicht bezogen. Du verteidigst hier “die”, obwohl du überhaupt nicht gemeint bist. Du hast hier, wie Aprilfisch auch, leidenschaftlich jene verteidigt, die eine hilflose Person liegengelassen haben: “Die”!

1 „Gefällt mir“