Dach aus Wein

Hallo!

Ich habe vor, einen (?) Weinstock zu pflanzen. Wir haben einen gepflasterten Platz im Garten, den ich mit Wein zu einem Schattenplätzchen machen möchte.
Bisher ist da noch dieser gemeine und unglaublich stark wuchernde „Knöterich“ mit diesen weißen Blüten. Da dieser jedes Wochenende endlos viel Arbeit macht (schneiden & kehren), soll er durch Wein ersetzt werden.

Kann der Wein erst zwei Meter in die Höhe und dann weiter zur Seite zu einem Dach zusammen wachsen?

Reichen ihm feste, glatte Nylon Schnüre? An denen soll der Wein entlang wachsen, um ein Dach zu bilden.

Gibt es Sorten, die zu bevorzugen sind? Ich werde keinen Wein daraus machen, nur vielleicht die Weintrauben essen. :o)

Was ist sonst noch beim Weinanbau zu beachten?

Vielen Dank für die Antworten im Vorraus,

Gruß
Julian

Hallo, Julian!

Kann der Wein erst zwei Meter in die Höhe und dann weiter zur
Seite zu einem Dach zusammen wachsen?

ja, macht er bei mir auch. Du musst ihn nur passend schneiden. Warum nur einen Stock?

Reichen ihm feste, glatte Nylon Schnüre? An denen soll der
Wein entlang wachsen, um ein Dach zu bilden.

Weiß ich nicht. Ich hab vom Schmied Bögen aus Flacheisen an Gartenzaunsäulen schweißen lassen und diese an der Hauswand verankert (Bogendurchmesser ca. 2 m)

Gibt es Sorten, die zu bevorzugen sind?

Nimm auf jeden Fall Mehlau-resistente Sorten, sonst machst Du Dich unglücklich mit dem nötigen mehrmaligen Giftspritzen. Lass Dich wegen der für die Bodenbeschaffenheit und das Klima passenden Sorten gut beraten.
Zum Essen solltest Du nach „Tafeltrauben“ fragen.

Was ist sonst noch beim Weinanbau zu beachten?

Ich halte es für günstig, die Weinstöcke so zu pflanzen, dass sie vom Wind durchlüftet sind; das vermindert Schädlingsbefall.

Wahrscheinlich lachen jetzt alle aus den Weinbaugegenden über ddas Geposte eines Menschen, der dort lebt, wo das Bier wächst; aber das ist so meine Erfahrung. Vielleicht ist sie Dir hilfreich,
wünscht
H.

hi julian, das mit den nylonbändeln kannste vergessen, entweder verzinkter stahldraht, oder plastikummnateltes stahlseil 3 mm grundstärke, auch verzinkt oder v2a.
oder verzinktes stahlrohr so 1/2 zoll dürfte reichen. in 6 m länge, sollte auch nich mehr wie 3 m frei hängen
lg dp

Servus Julian,

für den Kammerz (gehört mehr ins Dialektbrett, so heißen am Haus geführte Weinstöcke im deutschen Süden) ist es wichtig, dass Du keine Hochertrags-, sondern eine ziemlich vitale Sorte hast.

Dafür kommen in erster Linie frei aufwachsende, etwa am Spalier oder sonst wo Vögel sitzen, vorgefundene Sämlinge in Frage, weil sie viel vitaler sind als alles, was auf Ertrag selektiert ist. Nachteil: (1) ihr Anbau ist nicht erlaubt und (2) sie bringen keine besonders großen Trauben, eher für Deko und/oder Gelee geeignet. Vorteil: (1) Sie machen innert kurzer Zeit große Flächen zu, sind wüchsig und robust und kommen in der Regel gut mit Mehltau, Botrytis etc. klar. (2) sie stellen keine besonderen Ansprüche an Schnittechnik.

Handelsübliche Sorten, die nicht weit von diesen Eigenschaften sind, sind (rot) Portugieser und Trollinger, falls Du der Erhaltung einer fast ausgestorbenen Rebe was Gutes tun willst, auch Tauberschwarz (wenn genug Kalk im Boden); außerdem (weiß) Gutedel und Elbling, ferner einige Tafeltrauben, die nicht so für die Weingewinnung geeignet sind - Sorten such ich Dir auf Wunsch raus, kann aber dauern (Ablage = Katastrophe, hat vor einiger Zeit was in „Obst und Garten“ dazu gestanden).

Wegen des Gerüstes: Denk daran, dass die (jährlich auf Zapfen zurückgeschnittene) Grundstruktur etwa dreißig Jahre alt wird. Das sollte der Draht auch abkönnen, also Minimum 1mm verzinkt. Kann an einem vorhandenen oder leicht zu bauenden Holzgerüst mit vermessingten oder verzinkten Winkeln + Ösen geführt werden. Die Nylon-Rankhilfen, von denen Du sprichst, haben eigentlich bloß im Hopfenbau etwas zu suchen, wo sie auch herkommen: Da bringen sie erhebliche Ersparnis an Arbeitskraftstunden beim Nachanleiten abtrünniger Triebe (weil rauh) und beim Nachschärfen der Messer am Häcksler der Pflückmaschine (weil weich). In allen Liebhaberanwendungen sind die Dinger wertlos.

Standort: Keine besonderen Ansprüche, Wein macht sehr tiefe Wurzeln und saugt sich das Wasser wo immer er es bekommen kann. Bloß die ersten zwei oder drei Jahre für ein Substrat mit gutem Wasserhaltevermögen (Kompost) sorgen und ordentlich wässern.

Schöne Grüße

MM
nach vier Jahren Standzeit etwa 20m² mit einem Wildling berankt und in diesem Jahr erstmals überlegend, was ich mit den (sehr kleinen) Träubelein machen will

Nylon
Hallo Julian,

vergiss das mit den Nylonschnüren. Ich habe das auch mal versucht an einer
Pergola, um Kletterrosen Rankhilfen zu geben: Die Schnüre reißen alle im Winter,
sie halten die Spannung bei der Kälte nicht aus.

Gruß
Bolo2L

Nachfrage
Hi,
(…)

Dafür kommen in erster Linie frei aufwachsende, etwa am
Spalier oder sonst wo Vögel sitzen, vorgefundene Sämlinge in
Frage, weil sie viel vitaler sind als alles, was auf Ertrag
selektiert ist. Nachteil: (1) ihr Anbau ist nicht erlaubt.

Anbau nicht erlaubt?
Wieso denn das?

Gruss,

Hallo,

sie halten die Spannung bei der Kälte nicht aus.

die Kälte ist nur das Finale. Die eigentliche Ursache liegt in der mangelnden UV-Beständigkeit, die das Material verspröden lässt.

Gruß, Niels

Hi Helge,

Dafür kommen in erster Linie frei aufwachsende, etwa am
Spalier oder sonst wo Vögel sitzen, vorgefundene Sämlinge in
Frage, weil sie viel vitaler sind als alles, was auf Ertrag
selektiert ist. Nachteil: (1) ihr Anbau ist nicht erlaubt.

Anbau nicht erlaubt?
Wieso denn das?

weil alle wurzelechten europäischen Weinreben anfällig für die Reblaus sind, die im 19. Jahrhundert den Weinbau fast zu Grund richtete - bis die Winzer ihre Reben auf wilde Arten aus Amerika propften, die gegen Reblausbefall resistent sind.

viele Grüße
geli

… mit Sämling einer Uralt-Weinrebe im Garten, und unsicher, was nun mit dem Baby tun.

Hallo Geli, hallo Helge,

habe ein bissel nachgekruschtelt und gefunden, dass die entsprechende Verordnung aus dem Jahr 1937 wohl sang- und klanglos den Weg allen Papieres gegangen ist. Im Kontext Reblaus ist heute bloß noch deren Auftreten anzeigepflichtig, aber potentielle Reblausträger dürfen angepflanzt werden, soweit kein Wein daraus gewonnen wird.

Es gilt im vorliegenden Zusammenhang hauptsächlich noch das Saatgutverkehrsgesetz, welches das Inverkehrbringen von nicht vom Bundessortenamt zugelassenen Rebsorten untersagt - auch hier mit Erleichterungen für „Zierreben“. Ferner die weinrechtlichen Normen auf Länderebene, die sich aber bloß auf Reben beziehen, von denen Wein gewonnen wird.

Für die Sämlinge ist also Entwarnung gegeben.

Schöne Grüße

MM

Und hier als Nachtrag die Reblausverordnung, die im Vergleich zum Reblausgesetz (bis 1988 gültig) ein wenig liberaler ist:

http://www.stadtentwicklung.berlin.de/pflanzenschutz…

Der Anbau von nicht resistenten Sorten ist bloß auf behördliche Anordnung hin untersagt, außerdem grundsätzlich in Gemeinden mit amtlich festgestelltem Reblausbefall (das sind z.B. in Rheinland-Pfalz alle, in denen Wein angebaut wird, außer dem Gebiet Untermosel).

Schöne Grüße

MM

Hi,

danke für die vielen, guten Antworten!

Sagt mir jetzt noch bitte jemand, zu welcher Jahreszeit man Wein am besten anpflanzt?

Danke!
Gruß,
Julian