… Als Laie würde ich davon ausgehen, dass alle Balken
aus einem Holzschlag (?) kommen und damit alle etwa gleich
feucht sind …
Bei den meisten Balken wird es auch so sein, aber eine Bauholzliste wird nicht im Wald bestellt, sondern im Sägewerk. Auf dem Rundholzplatz nicht darauf geachtet, aus welchem Schlag das Holz stammt, es geht dort nur um Länge und Durchmesser. Im Verlauf der Produktion kann es noch an vielen Stellen anders laufen, als ein Laie sich das vorstellt.
Am Ende hat gerade dieser Balken seinen Platz in Deinem Dach gefunden, und nach meiner Überzeugung soll er die nächsten 100 Jahre auch dort bleiben.
Es ist ein raues Holz, das in der Hauptsache eine Last tragen soll, das tut es. Trockenrisse dieser Größe sind im Dachbereich bei relativ kurzen Spannweiten unbedenklich. Bei gehobelten Sichtkonstruktionen würde man den optischen Qualitätsmaßstab natürlich höher anlegen.
Bedenke auch, dass die Entscheidung des Zimmermeisters, einen „nicht 100% normgerechten“ Sparren einzubauen mit der Praxis am Bau zu tun hat. Zum einen wurde das Holz passend nach Länge und Anzahl zur Konstruktion bestellt, es war wahrscheinlich kein Alternativbalken zum sofortigen Austausch verfügbar. Zum anderen wird nicht jeder einzelne Balken vor dem Verzimmern mit Feuchtemesser und Schieblehre auf die Übereinstimmung mit der Norm geprüft. Vieles wird im Handwerk „nach gutem Augenmaß“ und unter Zeitdruck entschieden.
Ingenieure, Juristen und Sachverständige, die noch nie einen Balken auf der Schulter getragen, ihn angerissen, gesägt, gefräst und gebohrt haben, mögen anderer Auffassung sein. (warum wohl!?)
Es liegt an Dir, mit diesem „nicht perfekten Sparren“ zu leben, oder Zeit, Geld und Nerven in eine Normgerechtheit zu investieren.
Meine Entscheidung wäre die erstgenannte.