Dach-Sparren war verdreht und ist nun rissig

Hallo,

ich habe ein Problem mit einem Dach-Sparren.
Der war bei der Hausübergabe total verdreht. Ich hab ihn daher bemängelt. Er wurde seitlich durch zwei starke Bretter mit dem gegenüberliegenden Sparren verschraubt und damit aufgerichtet.
Jetzt (etwa ein 3/4 Jahr später) habe ich gesehen, dass dieser Balken auf der ganzen länge seitlich total rissig ist. Alle anderen Balken haben keine oder nur ein paar ganz kleine Risse, aber dieser hat total viele, relativ große Risse (Länge der Risse bis zu 30 cm, Tiefe bis zu 3 cm).
Ich vermute, dass durch das ‚gewaltsame‘ aufrichten des Balkens dieser nun quasi unter Spannung steht und daher an der Seite aufreisst. Kann das sein? Wie viele und wie große Risse darf so ein Balken eigentlich haben, damit die Statik noch passt?

Danke, Lutz

Hallo,

ich tippe,daß der Sparren nicht Kernfrei gesägt wurde.
Kannst ja mal nachschauen am unteren Abschnitt des Sparrens,ob Du den Kern im Holz siehst.
Sparren mit Kern neigen dazu stärker zu reißen,oder sich zu drehen.
Da Ich kein Statiker bin,den Sparrenquerschnitt und den Sparrenabstand nicht weiß,und den Sparren auch nicht sehen kann,kann Ich dir leider nichts dazu sagen,ob du Bedenken haben müsstest.

Vielleicht kannst Du mir ja noch genaueres mitteilen.

Gruß,Jak

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Hallo Jak,

vielen Dank für deine Antwort.
Bzgl. dem Kern kann ich mal schauen ob ich das was sehen kann, allerdings kann ich nicht auf die Stirnseiten sehen, die sind verbaut. Sparrenquerschnitt und -abstand werde ich messen und bescheid geben.
Vorab kann ich schon mal mit ein paar Fotos dienen, vielleicht hilft das auch schon weiter:
Vorher: http://www.bauexpertenforum.de/imagehosting/790946e6…
Nach dem Aufrichten:
http://www.bauexpertenforum.de/imagehosting/790946e6…
Die Risse:
http://www.bauexpertenforum.de/imagehosting/790946e6…
http://www.bauexpertenforum.de/imagehosting/790946e6…
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Gruß, Lutz

Die risse scheinen ganz normal zu sein, an der oberflaeche, ich wuerde mih kaum darueber kuemmern. Der grund ist wohl der heisse sommer. Das holz war nicht ausgetrocknet wenn montiert.

Hallo Lutz,
der von dir im pic abgebildete Sparren ist einwandfrei aus einem drehwüchsigen Baum geschnitten.
Es ist im Allgemeinen nicht üblich diese Bäume zu Bauholz zu verarbeiten aber wenn’s doch geschieht ist es nur vom Fachmann, d.h der es auch „sehen möchte“,im noch feuchtem Zustand des Bauholzes, zu erkennen.
Innerhalb der Austrocknungsphase wird das Bauholz dann rissig und dreht sich in Wuchsrichtung des Stammes und es klafft im Endzustand dann teilweise bis 2 cm in der Längsfaser auseinander.
Lutz, dieser Sparren ist ein einwandfreier und bei der Abnahme noch versteckter Baumangel, der im Rahmen der Gewährleistungspflicht als Mangel ausgetauscht werden muß.
Die auf dem Bild sichtbaren Sparren haben wohl eine Stärke von 8/16 cm oder 7/14 cm und ein Austausch des einen Sparrens ist ohne weiteres, allerdings mit Kosten verbunden, möglich.
Die Gesamttragfähigkeit des Dachstuhles ist wohl nicht gefährdet, gleichwohl ist es ein einklagbarer Baumangel.
Ich denke der ausführende Zimmermann wird sich deiner Mängelfeststellung und Bitte um Austausch sicherlich nicht widersetzen.
Erstaunlich und für mich nicht nachvollziehbar ist die Art wie der Handwerker nachträglich, mittels beidseitig angeschraubten Knaggen im Firstbereich, versucht hat, den Schaden zu retuschieren.
So watt hab’ ich in meiner langjährigen Praxis noch nicht gesehen.
Gruß Jukaido

Die risse scheinen ganz normal zu sein, an der oberflaeche,
ich wuerde mih kaum darueber kuemmern. Der grund ist wohl der
heisse sommer. Das holz war nicht ausgetrocknet wenn montiert.

Hi,

komischerweise hat nur dieser Balken Risse, die anderen haben fast keine, nur ganz kleine.

Hallo Jukaido,

vielen Dank, das hilft mir wirklich weiter.

Gruß, Lutz

Hallo,

ich würde mir um diesen Sparren keine Sorgen machen.
Dieser Sparren hält das gleiche wie die anderen.
Das mit dem Drehwuchs kann schon stimmen!
Sie können ja mal nachfragen bei der Zimmerei wie es aussieht mit dem Austausch,allerdings wie Ich auf dem Foto sehe,müsste dann die komplette Sparrenlänge auf die Breite von 2 Sparrenfelder ausgedeckt,die Latten über 2 Sparrenfelder entfernt,und die Folie aufgeschnitten werden.Im Vordachbereich sind die Sparren noch verkleidet (wie Sie geschrieben haben,daß die Stirnseite nicht sichtbar ist).Da müsste einiges zurückgebaut werden um an den Sparren heranzukommen.
Ich würde sagen das ist sehr viel Aufwand für einen Sparren, den man eigentlich nicht sieht.
Wie Ich nicht erkennen kann ist,ob zwischen den Sparren noch gedämmt wird.Denn dann siehst Du den Sparren sowieso nicht mehr.Falls Du eine Aufdachdämmung hast,ist es alles andere als einfach den Sparren auszuwechseln.
Das mit den Zangen im Firstbereich ist zumindest eine Lösung damit sich der Sparren nicht weiter dreht.

Frag deinen Zimmerer,was er dazu meint!

Gruß,Jak

Hallo Jak,

vielen Dank für deine Antwort.

Die Dämmung ist direkt auf der Obergeschossdecke, mir geht es aber nicht um die Schönheit (ist eh’ nur ein Speicher) sondern um die Stabilität. Das scheint wohl aber kein Problem zu sein, das beruhigt mich erst mal.
Ich habe schon befürchtet, dass dies ziemlich aufwendig ist. Mal sehen was der Zimmerer sagt.

Gruß, Lutz

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Die Dämmung ist direkt auf der Obergeschossdecke, mir geht es
aber nicht um die Schönheit (ist eh’ nur ein Speicher) sondern
um die Stabilität. Das scheint wohl aber kein Problem zu sein,
das beruhigt mich erst mal.
Ich habe schon befürchtet, dass dies ziemlich aufwendig ist.
Mal sehen was der Zimmerer sagt.

Gruß, Lutz

Hallo Lutz,
nun für die Trag- und Standfestigkeit der Dachkonstruktion ist der „Mangel“ dieses einen Sparrens bedeutungslos sie ist nach wie vor gewährleistet und er wird wohl inzwischen nach dem Trocknen den Endzustand seiner Drehung erreicht haben, die Schwindrisse werden sich nicht mehr vergrößern.
Es ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass Jak den Austausch des Sparrens schon richtig in Punkto Aufwand, eingeschätzt hat. Auf den Austausch zu bestehen
ist m. E. unverhältnismässig, zumal dir durch den Verbleib der „Missgeburt“ kein materieller Schaden entstanden ist und wohl auch weiterhin nicht entsteht.
Der Zimmerer wird wohl sagen, er hätte es zu spät bemerkt und er hätte durch die Anbringung der Knaggen bereits ein Schritt zur Schadensminimierung getan.
Wie bereits gesagt, ein kostenintensiver Austausch kann wohl von dir nicht verlangt werden.
Gruß Jukaido

Danke. Gruß, Lutz

Hallo Lutz,

lass Dich nicht bange machen.
Der Sparren wurde in zu feuchtem Zustand eingebaut und hat deshalb ein paar kleine Risse bekommen. Der Drehwuchs ist natürlich auch nicht normgerecht, das Holz hätte nicht eingebaut werden sollen.
Ich habe vor 30 Jahren den Beruf des Zimmerers gelernt. Damals wurde viel frisches feuchtes Holz (manchmal bis zu 60-80% Holzfeuchte)in Dachstühle eingebaut. Heute verbaut man ca. 15-18% Holzfeuchte.
Ich kann Dir versichern, dass ich schon wesentlich größere Trockenrisse in Sparren gesehen habe, und die Dachstühle sehen trotz Wind und Schnee immer noch gerade. Bevor Du den Sparren austauschen lässt, bedenke, dass viele Sparren nach der erforderlichen Dämmdicke eingebaut werden, und statisch oft überbemessen sind. Es kommt halt darauf an, in welchem statischen System er sich befindet. Darüber geben Deine Detailfotos leider keinen Aufschluss.

Sollte sich wider Erwarten dennoch herausstellen, dass die Statik nicht ausreicht, wäre keineswegs an Abriss und Austausch zu denken. Lege einen 2. Sparren neben den gerissenen, der übernimmt dann die Lasten.

p.s.: Wer ein Dach aus Holz bauen lässt, um später auf Risssuche und Reklamationstour zu gehen, der sollte besser unter einem Stahldach wohnen.

Hallo Gottlieb,

danke für deine Antwort.
Was mich eben irritiert ist, dass nur dieser Balken solche Risse hat. Als Laie würde ich davon ausgehen, dass alle Balken aus einem Holzschlag (?) kommen und damit alle etwa gleich feucht sind. Wenn das so ist, müssten aber alle Balken Risse haben…

Gruß, Lutz

… Als Laie würde ich davon ausgehen, dass alle Balken
aus einem Holzschlag (?) kommen und damit alle etwa gleich
feucht sind …

Bei den meisten Balken wird es auch so sein, aber eine Bauholzliste wird nicht im Wald bestellt, sondern im Sägewerk. Auf dem Rundholzplatz nicht darauf geachtet, aus welchem Schlag das Holz stammt, es geht dort nur um Länge und Durchmesser. Im Verlauf der Produktion kann es noch an vielen Stellen anders laufen, als ein Laie sich das vorstellt.

Am Ende hat gerade dieser Balken seinen Platz in Deinem Dach gefunden, und nach meiner Überzeugung soll er die nächsten 100 Jahre auch dort bleiben.

Es ist ein raues Holz, das in der Hauptsache eine Last tragen soll, das tut es. Trockenrisse dieser Größe sind im Dachbereich bei relativ kurzen Spannweiten unbedenklich. Bei gehobelten Sichtkonstruktionen würde man den optischen Qualitätsmaßstab natürlich höher anlegen.

Bedenke auch, dass die Entscheidung des Zimmermeisters, einen „nicht 100% normgerechten“ Sparren einzubauen mit der Praxis am Bau zu tun hat. Zum einen wurde das Holz passend nach Länge und Anzahl zur Konstruktion bestellt, es war wahrscheinlich kein Alternativbalken zum sofortigen Austausch verfügbar. Zum anderen wird nicht jeder einzelne Balken vor dem Verzimmern mit Feuchtemesser und Schieblehre auf die Übereinstimmung mit der Norm geprüft. Vieles wird im Handwerk „nach gutem Augenmaß“ und unter Zeitdruck entschieden.

Ingenieure, Juristen und Sachverständige, die noch nie einen Balken auf der Schulter getragen, ihn angerissen, gesägt, gefräst und gebohrt haben, mögen anderer Auffassung sein. (warum wohl!?)

Es liegt an Dir, mit diesem „nicht perfekten Sparren“ zu leben, oder Zeit, Geld und Nerven in eine Normgerechtheit zu investieren.
Meine Entscheidung wäre die erstgenannte.

Hallo Gottlieb,

danke.
Mir geht es ja auch nicht um Perfektionismus, sondern darum, dass der Balken „in 100 Jahren“ noch hält. Ich will nur vermeiden, dass das Teil (kurz) nach Ende der Gewährleistungsfrist zusammenfällt, nur weil ich dem vorher nicht nachgegangen bin. (Sowas ähnliches ist mir schon einmal passiert…)
Alle Antworten besagen aber, dass dies nicht passieren wird. Daher hilft mir dies sehr weiter. Danke noch mal an alle.

Gruß, Lutz