Dämmung aus Flachs oder Hanf

Liebe/-r Experte/-in,

wir wollen das Dach unseres Neubaus mit Flachs oder Hanf dämmen. Unser Architekt hat bei seiner Energieberechnung in den Bauantrag die WLG 0,035 bei 18 cm Dämmstärke angegeben. Nun wollen wir aber gerne Hanf oder Flachs verwenden, die lt. verschiedener Hersteller eine WLG von 0,040 haben.

Außerdem haben wir ca. 95m2 Dachfläche, wo nur 18cm reinpassen (Sichtsparren) und ca. 79m2, wo bis zu 24cm reinpassen.

Gibt es eine Art Mittelwert-Rechnung oder so, womit man die 18cm á WLG 0,040 mit der anderen, wesentlich dickeren Dämmung der anderen Dachhälfte ausgleichen kann?

…ohne eine Klage gegen die EnEV-Verordnung anzustrengen oder unseren Architekten zu bemühen…

Vielen Dank im Voraus

Hallo Nadine,

du solltest schon deinen Architekten bemühen, denn für Hanf und Flachs sollte es keinen Dämmwert mit 035 geben hier ist immer 040 bis 046 angesagt.
entsprechend der eingesetzten dämmstoffe sollte geprüft werden, ob die mindestwerte der enev bei 18 cm und wlg 040…046 noch eingehalten sind.
beachte bitte, dass der angegebene wärmeleitwert nicht immer dem berechnungswert entspricht. hier sollte in der entsprechenden zulassung nachgesehen werden.

alternativ gib einfach deine werte bei www.u-wert.net ein und berechne den einzelnen aufbau selber

viele grüße jürgen
architekt

Ein schönes Tool zur Berechnung des U-Wertes liegt unter http://www.u-wert.net. Dort sind auch Werte für Baustoffe, z.B. Hanf, hinterlegt. Bei der Eingabe darauf achten, dass ein Dach ein inhomogenes Bauteil ist, d.h. die Sparren (Holz) nicht vergessen werden dürfen.
Bei der Dämmung nicht nur auf die EnEV achten (http://www.bmvbs.de/cae/servlet/contentblob/34854/pu…, Anlage 3 Tabelle 1), sondern die Anforderungen der KfW-Förderung im Auge behalten: http://www.kfw.de/kfw/de/I/II/Download_Center/Foerde… Tabelle auf Seite 8. Alternativ können Sie das gesamte Gebäude als Effizienzhaus nachweisen lassen, dann sind die Einzelanforderungen nach Tabelle S. 8 nicht mehr relevant.

Libe Nadine,

selbstverständlich kann man nach Mittelwert verfahren, sonst käme man auch bei der Aussenwand mit seinen Kältebrücken rechnerisch kaum zurecht.
Ob Sie jetzt Hanf, Flachs oder auch konventionelle Dämmungen mit WLG 035 oder auch WLG 040 verwenden, so erhalten Sie, bei nicht ausreichender Durchlüftung eine sogenante Kerndämmung der Dachhaut. Wenn Sie geringe Dämmstärken und sichtbare Sparren wünschen, so sind Sie bei der neuen „VIP“ (vakuumierte Paneele ) besser beraten. Hier erhalten Sie bei WLG 004 bis WLG 008 die erforderliche Effizienz zur Berechnung und ausreichend Platz für Ihre Sparren. Sollten Sie weitere Dämmungen in Hanf oder Flachs wünschen, die zur besseren Raumatmosphäre beitragen werden, so sind diese nach Innen anzuordnen. Wichtig bei jeder Innendämmung ist allerdings auch die korrekte „Dampfbremse“, die leider immer wieder nur als „Dapfsperre“ ausgebildet wird. Ich darf Ihnen hier leider nur Tips geben, aber Sie erhalten auch unter Ebay entsprechende Hinweise zur Vakuumdämmung, die sich Ihr Architekt auch gerne ansehen sollte.

Alles Gute, Ihr Energieexperte

Liebe Nadine,

unabhängig vom gewählten Material kann man bei der Abweichung von der Wärmeleitgruppe oder der Dämmstärke ein arithmetisches Mittel über die Fläche bilden:

(1) U-Wert bei 95 m² Dachfläche mit 18 cm Dämmung der WLG040
(2) U-Wert bei 79 m² Dachfläche mit 24 cm Dämmung der WLG040

Mittelwert = (U-Wert1 * 95m² + U-Wert2 * 79m²) / 174m² Gesamtfläche

Das Ergebnis wird vermutlich schlechter ausfallen, als bei einer kompletten Dämmung mit WLG035. Wenn Sie bei dem Material bleiben wollen, müssten Sie prüfen, ob die Dämmstärke nicht doch erhöht werden kann, oder ob an einer anderen Stelle die Dämmung verbessert werden kann.

Sonnige Grüße

Hallo Nadine,
grundsätzlich scheint hier eine unrichtige Vorstellung zur WLG vorzuliegen. Der kleinere Wert also WLG 0,035 dämmt bei gleicher Dämmstoffdicke mehr als die WLG 0,040 - immer der kleinere Wert ist die bessere Dämmung.

Grundsätzlich kann man bei gleicher WLG die Fläche des dickeren Dämmstoffes mit der Fläche des dünneren prozentual anteilig mitteln wenn das gesamte Dach als ein Bauteil mit anteiligen Flächen gerechnet wird.

Aber wieso die Aussage Sichtsparren und gleichzeitig Dämmung zwischen den Sparren ??? - verstehe ich nicht so richtig ! Oder sollen die Sparren nicht in voller Höhe sichtbar bleiben und eine Ausfachung zwischen die Sparren gesetzt werden ?

Warum wird denn nicht eine Aufsparrendämmung vollflächig über die Sparren gebaut ? - dabei ist doch die Fachtiefe dann unerheblich - oder wird es ein Pultdachhaus ?

Warum wird Flachs oder Hanf bei einem Sichtsparrendach verwendet ? Beide Dämmungen haben eine Kappilarsogeigenschaft die an den Sparrenflanken Nachteile ergibt, wenn von unten keine Dampfbremse eingebaut wird - und diese auch 30 Jahre lang wirksam bleibt ?

Wenn du magst schreib mir doch mal die PLZ - wenn es in meiner Nähe ist könnten wir das Vorhaben mal besichtigen und gemeinsam diskutieren - natürlich kostenlos wie immer hier :smile:

Beste Grüße
Wolfgang F. Jäcker
[email protected]