Dampfbremse und undichtes Dach?

Haus & Garten Handwerk allgemein
#1

Hallo!

Ich habe eine ehemalige, grössere Garage zu einem Büro ungebaut.
Das Dach ab ich im Sommer neu gedeckt, mit Bitumenschindeln.
Ich hab das sehr sorgfältig gemacht, ist auch völlig dicht.

Innen ist eine Paneele-Decke dran,
darüber ist noch einiges an Platz bis zum Dach.
Das muss irgendwann mal raus, und ordentlich wärmegedämmt werden.
Sowas macht normal ein Freund, der ist selbstständiger Zimmerermeister.
Der ist aber sowas von penibel, der baut da immer mit chirurgischer Präzision Dampfbremsfolien ein. Den Sinn davon verstehe ich, und ich weiss auch, dass der das ordentlich macht.

Ich hab blos bischen Angst,
weil ich meine, so ein Dach kann ja immer mal undicht werden.
So wie es jetzt ist, würde ich das ja sofort merken,
wenn es irgendwo zwischen den Paneelen rauströpfelt.

Bei einer Wärmedämmung mit Dampfbremse hab ich bischen Angst,
das saugt sich doch bestimmt alles voll Wasser, ohne dass ich davon etwas mitbekomme ?

Sind meine Befürchtungen berechtigt?

Grüße, Steffen!

#2

Ja, Du ueberlegst das richtig. Bei Wasser von oben hast Du zuerst mal einen durchfeuchteten Schwamm. Dagegen verbaut man unter den Schindeln oft erst eine dichte Folie.
Nun zum Sinn der Dampfsperre. Du hast innen feuchte warme Luft und oben ein kaelteres Dach. Die Luftfeuchte schlaegt sich nieder und kondensiert zu Wassertropfen. Das wuerde ohne Dampfsperre irgendwo in der Dicke der wolligen Isolierung geschehen und diese durchfeuchten. Die Dampfsperre kommt innenseitig davor. Dann kann die Feuchte nicht soweit in die Isolierung, bis sie kondensiert. Meist kondensiert sie gar nicht, und wenn dann auf der inneren Oberflaeche, wo ein Abtrocknen nach kurzer Zeit meist gewaehrleistet ist.
Gruss Helmut

#3

Hallo

Nun zum Sinn der Dampfsperre usw.

Den Sinn der Dampfsperre hat Steffen schon verstanden, schreibt er ja.

Zwei Fragen an Steffen:

Würdest du auf den notwendigen Tank am Auto verzichten, weil der unter ungünstigen Umständen explodieren kann?

Und analog: Würdest du auf die notwendige Dampfsperre verzichten, weil die unter Umständen dazu führt, dass man eine Dachundichtigkeit später bemerkt?

Eben.

Es gibt übrigens Dampfsperren, die zwar wasserdampfdicht, nicht aber wasserdicht sind. Alufolienbahnen zum Beispiel. Absolut dicht verklebt werden müssen nur Luftdichtheitsebenen.

Gruß
smalbop

#4

Hallo!
Ein normaler Dachaufbau sieht folgendermaßen aus (von Außen nach Innen):

  • Ziegel (in Deinem Fall Bitumenschindeln) als Witterungsschutz und gegen normalen Regen. Eigentlich sollte kein Wasser durch diese äußere Lage gelangen.
  • eine stabile Folie als 2. Schutzlage, falls doch einmal etwas Wasser durch die Ziegel gelangt (Wind, Tauwasser von Schnee). Die Folienbahnen überlappen von oben nach unten, sind aber nicht dicht verklebt. Luft kann also durch die Überlappung gelangen.
  • Aufsparrendämmung und/oder Zwischensparrendämmung
  • Dampfbremse. Diese besteht aus dicht verklebter PE-Folie, es darf keine Löcher oder Öffnungen geben. Die Dampfbremse sorgt dafür, dass die Menge an Wasserdampf, die aus dem Innenraum in die Dämmung diffundiert stark reduziert wird (metallkaschierte Folien sind - meines Wissens nach - 100% dampfdicht, das ist dann eine Dampfsperre). Somit kann sich innerhalb der Dämmung kein Kondenswasser bilden, welches die Dämmung durchfeuchtet.
    Wenn Du’s so machst ist das vernünftig und wird auf lange Zeit (aber nicht unendlich) halten.

Gruß, Martin

P.S.: Solange Du noch keine Dämmung angebracht hast, solltest Du keine Dampfbremse anbringen (macht ja auch keinen Sinn, wenn man die Dämmung noch einbauen muß), sonst tropft es innen von Decke.

#5

Hallo!

Es gibt übrigens Dampfsperren, die zwar wasserdampfdicht,
nicht aber wasserdicht sind. Alufolienbahnen zum Beispiel.
Absolut dicht verklebt werden müssen nur Luftdichtheitsebenen.

Das ist so nicht ganz richtig: Abgesehen davon, dass eine „absolute Verklebung“ nicht machbar ist, muss man davon ausgehen, dass die Luftdichtung (und deren möglichst genaue Abklebung) die entscheidende Schicht ist und erst in zweiter Linie die Dampfbremse (die aus nachfolgendem Grund aber genauso sorgfältig verklebt werden muss).

Warum diese Präzisionsfummelei? Weil durch Konvektion (strömende Luft) vielhundertfach mehr an Wasserdampf transportiert wird als durch Dampfdiffusion. Bautechnisch ist also die Luftdichtung entscheidend - jedoch kann diese Luftdichtung natürlich (unter Umständen notwendigerweise) gleichzeitig auch Dampfbremse oder -„Sperre“ sein.